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Lebendige Erinnerung

Gemälde im Besitz des Historischen Museums WienHeute ist der 333. Jahrestag der Schlacht vor Wien am 12. September 1683, mit der auch die zweite türkische Belagerung Wiens durch die vereinigten Armeen des Christlichen Europa abgewehrt wurde. Zum Dank für diese Errettung aus höchster Gefahr wurde das in Spanien bereits zuvor gefeierte Fest Marä Namen von Papst Innozenz XI. auf die ganze Kirche ausgedehnt: heute wird es in Österreich und einigen italienischen Diözesen zumeist an dem dem 12. September vorausgehenden Sonntag gefeiert.

Aus diesem Anlaß hat der Wiener Kardinal Schönborn gestern bei seiner Predigt im Stephansdom einige bemerkenswerte Aussagen getroffen - hier wiedergegeben nach dem Bericht über die Predigt auf der Website der Erzdiözese Wien.

Wird es eine islamische Eroberung Europas geben? Viele Muslime wünschen das, und sagen: Europa ist am Ende", gab der Kardinal zu bedenken und verwies darauf, dass "Europa drauf und dran ist, sein christliches Erbe zu verspielen". Schon jetzt könne man diesen Verlust spüren, "nicht nur wirtschaftlich, sondern vor allem menschlich und religiös".

Vor diesem ernsten Hintergrund solle der Mensch zuerst auf das Erbarmen und die Barmherzigkeit Gottes vertrauen, so der Kardinal unter Bezugnahme auf die biblischen Texte des Gottesdienstes. "Gott hab Erbarmen mit Europa und mit deinem Volk, das in Gefahr ist das christliche Erbe zu verspielen," sagte der Kardinal am Ende seiner Predigt.

Nun kann man verschiedener Meinung darüber sein, ob überhaupt noch ein Erbe vorhanden ist, das verspielt werden könnte, und man muß den Wiener Kardinal auch nicht für den überzeugendsten Sachwalter dessen halten, was da vielleicht noch übrig sein sollte. Aber eines muß man ihm zugestehen und dankbar zur Kenntnis nehmen: Das historische Gedächtnis seiner Heimatstadt befähigt den Wiener Kardinal zur Wahrnehmung von Dingen, die seinem ebenso geschichtsblinden wie parteiergebenen Kollegen aus Köln offenbar ganz und gar unbegreiflich sind.

 

Alle heiligen Patriarchen und Propheten...

Fresco im Gratsanitsa-Kloster im Kosovo - http://www.srpskoblago.org/Archives/Gracanica/Die erste Septemberwoche hat gleich zwei Feiertage, die Heiligen aus der Zeit des alten Testaments gewidmet sind: Heute, am 6. der Prophet Zacharias, Vater des hl. Johannes des Täufers, und am 4. der heilige Moses, von dem das Martyrologium zu melden weiß: Auf dem Berg Nebo im Lande Moab, der hl. Moses, Gesetzgeber und Prophet. Für den 21. September verzeichnet das Martyrologium überdies den Propheten Jonas aus dem Lande Saar.

Neben diesen dreien sind noch zu nennen die ebenso wie Moses herausragenden Gestalt der hl. Propheten Elias (20. Juli) und Iesaias (6. Juli) , dann Hiob aus dem Lande Hus (10. Mai) und Daniel, Prophet in Babylon. (21. Juli). Auch die Propheten Joel und Esdras sind im Martyrologium aufgeführt (gemeinsam am 13. Juli), ebenso Habakuk und Michas, ebenfalls gemeinsam am 15. Januar. Andere als Heilige verehrte Gestalten sind Noah, Judith oder Esther, die zwar im Martyrologium von 1922 nicht aufzufinden waren, aber dennoch allgemein als Heilige gelten und nach dem „Ökumenischen Heiligenlexikon“ auch katholischerseits eigene Feiertage haben.

Die Verehrung der alttestamentarischen Heiligen war in der Westkirche immer eher schwach ausgeprägt – im Unterschied zum Osten, wo sie auch gerne als Patrone von Kirchen und Klöstern angerufen werden. Neben vereinzelten lokalen Gedächtnissen waren sie jedoch auch im Westen stets „in toto“ präsent in der traditionellen Allerheiligenlitanei: Omnes Sancti Patriarchae et Prophetae – orate pro nobis - allerdings ohne Einzelne zu nennen. In der gegenwärtig gebräuchlichen Fassung der Litanei werden immerhin zwei von ihnen namentlich aufgeführt: Abraham und Moses. Spürbare Auswirkungen auf das Glaubensbewusstsein sind davon allerdings bisher noch nicht ausgegangen.

Ein Handkuss für den Sultan

Der Wojwode von Siebenbürgen und spätere ungarische König Johan Zapolya kam in unserem kleinen Beitrag zur Schlacht von Mohacs eher am Rande vor. Dabei ist er eine wichtige Figur in der Entwicklung, die den Osmanen den Weg ins Herz Mitteleuropas öffnete - und ein gutes Beispiel für die zahlreichen Kollaborateure, die sich zur Förderung ihrer persönlichen Machtinteressen dem Sultan andienten. Um seine Ansprüche auf den ungarischen Königsthron zu untermauern, hatte Zapolya 1527 Kontakt zu Sultan Suleyman aufgenommen und anscheinend auch dessen persönliches Wohlwollen erlangt. Im folgenden Jahr unterstellte er sich (und damit auch Siebenbürgen) offiziell dem „Schutz“ und der Oberhoheit des Sultans, und als Suleyman 1529 seinen Kriegszug gegen das Reich startete, besuchte ihn Johan in seinem Heerlager um ihm durch den Handkuss feierlich als Oberherrn zu huldigen. Tatsächlich gelang es ihm auf diese Weise, für sich und später seinen Sohn eine zeitlang die Herrschaft über Siebenbürgen und den Südostteil Ungarns zu sichern.

Eine andere überaus zwielichtige Gestalt in diesem Zusammenhang ist der Bischof von Großwardein und Berater Johans, Georg Utjeshenovic, der mal mit dem Sultan und mal mit dem kaiserlichen Hof in Wien konspirierte, um die Interessen seines königlichen Freundes (und später dessen Sohns) zu befördern. Er wurde 1551 von Papst Julius III. zum Lohn für seine Bemühungen zum Erzbischof von Esztergom ernannt und zum Kardinal erhoben. Dann verspekulierte er sich in seiner Schaukelpolitik, sandte eine Botschaft zu viel an den Sultan und wurde im gleichen Jahr auf Schloss Winzendorf im heutigen Rumänien von Parteigängern der Habsburger ermordet.

Die Schlacht von Mohacs

Der Islam gegen Europa I

Bild: WikimediaHeute ist der 490. Jahrestag der Schlacht von Mohacs (29. 8. 1526), in der Sultan Suleiman König Ludwig II. von Ungarn und Böhmen vernichtend schlug. Mit dem Tod Ludwigs in der Schlacht endete die Herrschaft der Jagiellonen-Dynastie in Ungarn und es begann die Zeit der Türkenkriege, die Europa für mehr als 250 Jahre in Atem hielten. Die enorme Schwächung Ungarns im Ergebnis dieser Schlacht erlaubte es den Kämpfern der islamischen Macht, ihren Vormarsch ins Herz des Reiches weiter zu beschleunigen. Bereits drei Jahre später begann die erste Belagerung Wiens.

Der Fall von Mohacs war nicht die erste Niederlage der Europäer im Abwehrkampf gegen die Osmanen, die bereits vor dem Fall Konstantinopels (1453) die Oberherrschaft über weite Teile des Balkans an sich gerissen hatten. 1463 wurde Bosnien türkisch besetzt, 1483 die Herzegowina. 1521 marschierte das Heer des Sultans in dem zuvor zum Königreich Ungarin gehörenden Belgrad ein. Im Hochgefühl seiner Triumphe forderte Suleiman Ungarn ultimativ zur Unterwerfung und Zahlung von Tributen auf und setzte 1526 ein starkes Heer in Richtung auf das strategisch wichtige Mohacs in Marsch. Bei seiner Expansionspolitik konnte sich der Sultan in allen bereits unterworfenen oder erst bedrohten Länder immer wieder auch auf Kollaborateure aus Adel und Volk stützen, die glaubten, durch ein Paktieren mit den islamischen Eroberern eigene Interessen fördern zu können. Für viele von ihnen erwies sich das freilich als eine todbringende Fehlkalkulation.

Der Verlauf der Schlacht von Mohacs, in der auch Uneinigkeit und mangelhafte Vorbereitung der Verteidiger eine Rolle spielten, ist heute nur noch von geringem Interesse, was zählt, ist der Ausgang: Die Türken schlugen das auch zahlenmäßig unterlegene Heer der Ungarn vernichtend. Etwa die Hälfte der unter Ungarns Fahne kämpfenden Soldaten fielen in der Schlacht, weitere etwa 12000 in Gefangenschaft geratene Angehörige des Heeres wurden in den folgenden Tagen enthauptet, ebenso die Bauern von Mohacs und den umliegenden Dörfern. Die Botschaft war klar und eindeutig: Wer sich den Kämpfern des Islam widersetzt, ist des Todes.

Nach dem Sieg von Mohacs führte Suleiman sein Heer mordend und plündernd westlich der Donau weiter nach Norden und erreichte am 10. September Buda – etwa 200 km vor Wien. Wegen des starken Schutzes der Stadt durch die Burg von Buda und wohl auch wegen logistischer Probleme nach dem schnellen Vorstoß zog sich das türkische Heer dann jedoch zunächst zurück. Dabei führte es eine große Zahl von gefangenen Angehörigen der Bauernbevölkerung – oft wird die Zahl 100 000 genannt – in die Sklaverei ab. Raubzüge und Versklavung, Kolonisierung und Ausbeutung unterworfener Völkerschaften waren im osmanischen Reich ebenso wie in den anderen islamischen Staaten stets die wesentliche wirtschaftliche Grundlage der heute von vielen verklärend betrachteten „Hochkultur“.

Drei Jahre nach Mohacs gelang es Suleiman in einem diplomatischen und militärischen Doppelerfolg, den Wojwoden von Siebenbürgen, Johan Zapolya, der sich bereits früher in seinem Bestreben zur Erlangung der ungarischen Königskrone mit den Osmanen verbündet und Suleiman Treue geschworen hatte, als König von Sultans Gnaden im nun ohne Kampf besetzten Buda zu installieren. Damit war für die Türken der Weg nach Wien offen. Am 27. September 1529 schloss das osmanische Expeditionsheer den ersten Belagerungsring um die Kaiserstadt Wien.

Das Marienleben des Dichters

Zu Assumptio Mariæ, V

Der hier mehrfach erwähnte und zitierte Transitus Mariæ ist nicht die einzige antike Schrift, die versucht, die Heilige Schrift, die zu diesem Thema nur wenig zu sagen hat, zu „ergänzen“. Frühzeitig entwickelte sich eine umfangreiche Leben-Mariä-Literatur, die nicht nur das Leben der Gottesmutter, sondern auch das ihrer Eltern in umfangreichen Einzelheiten ausbreitete. Diese Schriften geben keine verläßliche Auskunft über das historische Geschehen, instruktiver sind sie hinsichtlich dessen, was in frühester Zeit im frommen Volk, auch in den gebildeten Kreisen, geglaubt worden ist. Dabei stehen die Inhalte dieses Glaubens in der Regel nicht im Widerspruch zu tatsächlichen Glaubenswahrheiten, und sie haben auch viel Plausibilität als Erzählungen über das Leben frommer Juden in der Zeit um oder kurz nach der Zeitenwende. Sie sind deshalb keinesfalls wertlos, aber als historische Quellen kann man sie nicht oder höchstens sehr eingeschränkt betrachten. Sie sind Literatur.

Zum Tod Mariens stimmen die frühen Schriften, das wurde hier bereits erwähnt, darin überein, daß Maria wie alle Menschen gestorben sei. Ihr Tod habe jedoch nichts von Schmerz und Not an sich gehabt, sondern sie sei in der sehnsüchtigen Gewissheit, endlich wieder den geliebten Sohn in die Arme schließen zu dürfen, entschlafen und Christus habe ihre Seele unmittelbar aufgenommen. Zur ersten Schicht der frommen Überlieferungen gehört, daß ein Engel Maria mitgeteilt habe, daß ihr Wunsch, Jesus wieder zu sehen, bald erfüllt werde. Daraufhin hätten sich die Apostel von nah und fern in ihr Haus begeben, um Abschied zu nehmen. Später kam dann noch die Ausschmückung dazu, alle Apostel seien bei ihrem Dahingang anwesend gewesen, außer jenem Thomas, der schon die erste Begegnung des Auferstandenen mit seinen Jüngern verpasst hatte. Dieser sei verspätet hinzugekommen, und als auf seinen Wunsch das Grab noch einmal geöffnet worden wäre, habe man nichts als Blumen vorgefunden. Auch von einem Testament wird dann gesprochen, das ein letzter Ausdruck der fürsorglichen Liebe der Gottesmutter für die Christengemeinde gewesen sei. Eine weitere Schicht, die man angesichts der Saulus/Paulus-Überlieferung nicht als „frühen christlichen Antisemitismus“ abtun kann, sondern als Ausfluß realer Lebenswirklichkeiten anerkennen muß, berichtet von der Bestrafung und wunderbaren Heilung eines jüdischen Würdenträgers, der sich am Trauerzug vergangen hatte. Erst später kamen dann auch die Ausschmückungen der „Himmelfahrt“ hinzu, deren barocke Spätform wir bei Martin von Kochem lesen können.

Alles in allem also ein Thema, bei dem sich das aufgeklärte westliche Bewußtsein mit Grausen abwendet und das breite kirchliche Kreise, erfüllt von Scham über und Abscheu vor dem, was frühere Jahrhunderten hoch und heilig war, seit langem unüberhörbar beschweigen.

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  • Stationskirchen

    Die römischen Stationskirchen

    Kupferstich von Giusepppe Lauro aus dem Jahr 1599

    In der Fastenzeit 2013 haben wir zu jedem Tag die entsprechende Stationskirche kurz vorgestellt. Damit sind zwar alle gegenwärtigen Stationskirchen erfasst, aber nicht alle Tage mit einer Statio, von denen es auch etliche außerhalb der Fastenzeit gibt.

    Bei der Vorstellung der Stationskirchen orientierten wir uns im wesentlichen an „Die Stationskirchen des Missale Romanum“ von Johann Peter Kirch, Freiburg 1926. Zu Ergänzungen haben wir Hartmann Grisar „Das Missale im Licht römischer Stadtgeschichte“, Freiburg 1925, und Anton de Waals „Roma Sacra - Die ewige Stadt“ von 1905 in der Überarbeitung Johann Peter Kirchs von 1925 (Regensburg 1933) herangezogen. Daneben haben wir auch auf Informationen aus Internetquellen zurückgegriffen. Die Illustrationen stammen, soweit nicht anders angegeben, von eigenen Aufnahmen.

    Wie der gegenwertige Nachfolger de Waals und Kirchs als Direktor des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Prof. Msgr. Stefan Heid, uns mitteilte ist diese älter Literatur insbesondere in Sachen der Datierungen vielfach überholt. Nach seinen Untersuchungen geht die Institution der Stationes nicht wesentlich vor die Zeit Gregors d. Großen zurück. Was natürlich nicht bedeutet, daß die Stationskirchen bzw. deren Vorgängerbauten nicht wesentlich älter sein können.

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