„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
Themen und Meldungen:
Zur Predigt von Bischof Meier
- Details
- 12. Juni 2023
Wann haben wir das zum letzten Mal in Deutschland gesehen: Zehn Kandidaten zur Priesterweihe, als Weihespender den Ortsbischof, kaum zählbare Kleriker im Chorgestühl und die große Kirche gefüllt bis auf die letzte Bankreihe. Dabei sind es nicht nur diese Zahlen und Mengen, die der Weihe in Ottobeuren am vergangenen Samstag ihre besondere Bedeutung verleihen. Noch bedeutender ist das Thema, das Bischof Meier von Augsburg in den Mittelpunkt seiner Predigt stellte und über das wir in den letzten Jahren und Jahrzehnten in deutschen Kirchen nur wenig gehört haben: Die Heiligkeit als primäres Ziel jedes Christenlebens und besondere Verpflichtung für die Priester.
„Vielleicht haben wir es zu lange verschwiegen – oder haben uns sogar dafür geschämt: Was zählt ist Heiligkeit.“ Mit dieser durchaus selbstkritischen Bemerkung gleich zu Beginn seiner Predigt stellte der Bischof einen unübersehbaren Bezug zur aktuellen Krisensituation der Kirche her. Er verwies die neu zu weihenden Priester auf ihre Verpflichtung zum ständigen Gebet und auf das große Geschenk der Eucharistie: „Täglich dürfen und sollen Sie nun das hl. Messopfer feiern.“ Im Anschluß an einen entsprechenden Hinweis von Papst Johannes-Paul II. betonte er dann die Aufgabe der Priester als Mittler zu Christus, die sie im Leben der Kirche spielen sollen: „Wenn Sie sich mit Christus am Altar verbinden und in seiner Person (in persona Christi) handeln, dann sollen Sie stets Geschichten und Gesichter im Herzen tragen, die für all jene stehen, die Sie durch Christus im Heiligen Geist zum Vater bringen: Per Ipsum et cum Ipso et in Ipso …“ Und er fuhr fort: „Ja, am Altar zelebrieren wir unter freiem, offenem Himmel. Über dem Altar tut sich der Himmel auf – nicht nur für Sie selbst, liebe Weihekandidaten, sondern für alle, die Ihrer Seelsorge anvertraut werden. Sie sollen ihnen heilsame Dienste erweisen. Das ist für viele heute schwer verständlich. Denn immer weniger Menschen wollen etwas von Gott wissen.“
Hoffen wir nur, daß sich möglichst viele Bischöfe bereit finden, diesem Verständnis zu folgen und den neugeweihten Priestern die ihnen entsprechenden Aufgaben in der Seelsorge auch tatsächlich übertragen.
Warum das für ihn trotz Traditionis Custodes möglich ist, erklärte Bischof Meier in Gesprächen am Rande der Weihe gegenüber den Priestern der FSSP so: „(Es ist) – analog zu Ordensgemeinschaften – meine Pflicht, mit ihnen eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, Besuche zu machen und von Fall zu Fall auch Weihen zu spenden. Wenngleich die theologische und liturgische Ausrichtung der Petrusbruderschaft durchaus eine etwas andere Schwerpunktsetzung hat als ich es als ‚Kind des II. Vatikanischen Konzils‘ gewohnt bin, ist es mir ein Anliegen, Brücken zu bauen und die Petrusbrüder ins Leben der Ortskirche von Augsburg einzubinden. Meine diesbezüglich bisher gemachten Erfahrungen stimmen mich hoffnungsfroh. Auch die Beziehung, die sich zwischen der Gebetsstätte Wigratzbad mit dem Seminar der Petrusbrüder inzwischen entwickelt hat, bestätigt diese Einschätzung. Ich hege die Hoffnung, dass dieser Weg des Vertrauens weitergeht.“ (Quelle)
Für das Protokoll: Wo Roms Behördenchef Roche meint, die überlieferte Liturgie im Ergebnis des II. Vatikanums nicht mehr als Ausdruck der lex orandi der römischen Kirche anerkennen zu können, spricht Bischof Meier von „einer etwas anderen Schwerpunktsetzung“.
Wenn es dabei bleibt: Damit können wir leben.
*
Eine umfangreiche Bildersammlung gibt es auf der Blog-Seite des Wigratzbader Seminars. Der vollständige Text der Predigt von Bischof Meier findet sich zum Download hier.
Priesterweihe in Ottobeuren
- Details
- 10. Juni 2023
Heute erhalten in der Basilika des Benediktinerklosters Ottobeuren 10 Diakone der Petrusbruderschaft die Priesterweihe. Grund zu großer Dankbarkeit gegenüber dem Herrn, der ihnen diesen Weg geöffnet hat, aber auch gegenüber den jungen Männern, die ihrer Berufung gefolgt sind. Ihnen gilt unser herzlicher Glückwunsch – denn ein wenig Glück werden sie neben der Gnade Gottes schon brauchen, um in dieser schwierigen und unübersichtlichen Zeit als „Priester nach der Ordnung des Melchisedech“ wirken und bestehen zu können.
Dank auch Bischof Bertram Meier von Augsburg, in dessen Diözese das Seminar der Bruderschaft in Wigratzbad angesiedelt ist. Denn was eigentlich selbstverständlich sein sollte – daß der Ortsbischof den Priesterkandidaten in seinem Bistum das Weihesakrament spendet – ist derzeit ganz und gar nicht selbstverständlich. Wie man hört, mußten in Rom einige Hebel bewegt und Räder in Bewegung gesetzt werden, um diese Selbstverständlichkeit gegen die Modernisten und Traditionsfeinde auch tatsächlich zur Geltung zu bringen. Von Normalität ist die Situation der Priester und Gemeinschaften, die sich zur überlieferten Lehre der Kirche bekennen und deren Liturgie pflegen, weit entfernt.
„Normal“ wäre es, wenn der Ortsbischof nach einer solchen Weihe im Einvenehmen mit der Bruderschaft den einen oder anderen Neupriester zur Seelsorge in seinem Bistum einsetzen könnte – am besten natürlich als Leiter einer Personalpfarrei oder als Kaplan in einem einem „Meßzentrum“ in der Bischofsstadt selbst. Aber auch viele andere Formen des pastoralen Einsatzes sind denkbar, und jede davon wäre bei sich verschärfendem Priestermangel ein Gewinn für die Seelsorge.
Lauda sion salvatorem
- Details
- 08. Juni 2023
Fronleichnam 2023
Deinem Heiland, deinem Lehrer,
Deinem Hirten und Ernährer,
Sion, stimm ein Loblied an.
Preis nach Kräften seine Würde,
da kein Lobspruch, keine Zierde
seinem Ruhm genügen kann.
Dieses Brot sollst du erheben,
welches lebt und gibt das Leben,
das man heut‘ den Christen weist.
Dieses Brot, mit dem im Saale
Christus bei dem Abendmahle
die zwölf Jünger hat gespeist.
Laut soll unser Lob erschallen
und das Herz in Freude wallen,
denn der Tag hat sich genaht,
Da der Herr zum Tisch der Gnaden
uns zum ersten Mal geladen
und dies Mahl gestiftet hat.
Bischöfe im Dilemma
- Details
- 07. Juni 2023
In dem von ihr gewohnten unverschämten Ton hat die Vorsitzende des Politbüros des Zentralkommittess der Deutschen Katholiken-Funktionäre die leider immer noch über die Finanzvollmacht verfügenden Bistumsleiter wissen lassen, sie hätten jetzt aber sofort ein paar Millionen Euro lockerzumachen für den Synodalen Ausschuss. (Quelle) Das ist jener gegen Kirchenrecht und römische Weisung gebildete Rat der Hauptberuflichen, mit dem der stramm ins Schisma marschierende Synodale Weg „auf Dauer gestellt“ und zur einer gegenüber den Bischöfen weisungsberechtigten Räteregierung für das, was von der katholischen Kirche in Deutschland noch übrig ist, weiterentwickelt werden soll. Die Presse wird dann schon dafür sorgen, daß keiner von der Parteilinie abweicht.
Peter Winnenmöller hat in seinem „Montagskick“ dieser Woche auf Kath.net darauf aufmerksam gemacht, daß die Finanzierung dieses obersten Rates, der natürlich überwiegend aus Berufsfunktionären bestehen soll, trotz der Mehrheitsverhältnisse bei den Bischöfen, die zum größten Teil den Weg ins Schisma mitgehen oder vorantreiben, nocht nicht in trockenen Tüchern ist: Die Einrichtung einer solchen Dauer-Kostenstelle erfordert Einstimmigkeit, und damit wäre es jedem aus der Handvoll Bischöfe, die bei den Abstimmungen des Synweges nicht wie brave Parteisoldaten alle Zumutungen abgenickt haben, möglich, durch sein Veto die weitere Umwandlung des Kirchenrestes in eine Räterepublik der Hauptamtlichen zu blockieren. Eine Körperschaft, die sich – Winnenmöller bringt Beispiele – längst vom meisten verabschiedet hat, was katholisch ist, und nur noch darauf aus ist, mit den anderen NGOs ihren Platz am Trog der staatlichen Futterstellen zu behaupten.
Fr Hunwicke zum Kirchenkauf
- Details
- 04. Juni 2023
Nicht, daß Fr. Hunwicke sich konkret zu unseren Überlegungen zum Erwerb von Kirchen für die „sichere“ Zelebration der überlieferten Liturgie geäußert hätte. Aber in England gibt es offenbar ähnliche Überlegungen – und historische Vorbilder und Anregungen dazu. Und so schreibt Fr. Hunwicke am 2. Juni:
Anscheinend gibt es da irgend ein dummes Gerücht, daß der katholische Bischof von East Anglia die Feier der Messe im authentischen Ritus in der Wallfahrtskirche von Walsingham verboten haben könnte. Ich kan keine verläßliche Quelle finden, was da geschehen ist – wenn überhaupt etwas geschehen sein sollte. Wahrscheinlich ist gar nichts passiert! Das hoffe ich jedenfalls! Und deshalb meide ich im Folgenden auch mit größter Sorgfalt alles, was irgendwie kritisch gegenüber seiner Exzellenz erscheinen und die aktuelle Lage am Ende nicht korrekt wiedergeben könnte. Vivat Episcopus!
Um ehrlich zu sein, habe ich die „Versöhnungskirche“ außerhalb von Walsingham nie besonders gemocht, und die dazu gehörende „Sandalenkapelle“ war schließlich nie dazu gedacht, als Wallfahrtskirche genutzt zu werden. Gesetzt den Fall, wir Anhänger der authentischen Form des römischen Ritus würden tatsächlich vom Gebrauch dieser Anlage ausgeschlossen, würde das mich persönlich nur sehr wenig berühren.
Wir kennen – in einem allgemeineren Sinne gesprochen – das alles doch schon seit langem. Nichts wiederholt sich in der Geschichte auf genau die gleiche Weise, aber ich muß unwillkürlich daran denken, wie einst der (anglikanische) Bischof von Norwich vom damaligen Pfarrer von Walsingham, Hope Patten (1885 – 1958), verlangte, die Statue zu entfernen und den Wallfahrtsbetrieb einzustellen, die dieser in seiner (anglikanischen) Kirche eingeführt hatte. Hochwürden befolgte diese Anordnung, aber Stil und Art der „Entfernung“ verliefen möglicherweise nicht genau so, wie das gute Strohköpfchen Bischof Pollock (1863 – 1943) sich vorgestellt hatte:
Eine Prozession von über 1000 Gläubigen, alle mit einer brennenden Kerze, viele Frauen in blauen Schleiern, kleine Kinder in weiß, die Blumen streuten, Ordenschwestern und Mönche im dunklen Habit, über hundert Priester in Chorkleidung, der Abt von Pershore und Bischof O’Rorke mit Mitra voran. Dahinter viele hundert Menschen, die Marienlieder sangen, und in der Mitte der Menge hoch auf einem Tragegestell auf den Schulern von vier Klerikern in Dalmatik und überragt von einem blau-goldenen Baldachin, die Statue der hoch verehrte Lieben Frau, gekleidet in golddurchwirkten Stoff und mit der Silbernen Krone von Oxford gekrönt.
Pfarrer Patten hatte im Ort eine Replik des mittelalterlichen „Heiligen Hauses“ bauen lassen, und dort wurde die „entfernte“ Statue feierlich in einer Nische über dem Altar aufgestellt…“
Was also wäre zu tun, wenn – was Gott verhüten möge – jemals der Versuch unternommen werden sollte, den Gebrauch der authentischen Form in der Wallfahrtskirche zu untersagen? Die alte Anglo-Katholische Lösung, wie sie von der pro-römischen Generation von Fynes Clyton (1875 – 1959) durchgesetzt worden wäre, hätte vermutlich darin bestanden, im Ort eine bescheidene private Einrichtung mit ein oder zwei Altären zu schaffen, die vor dem Zugriff des Bischofs sicher gewesen wäre. Priester könnten dann in besagter Einrichtung einen Termin für die Feier der Authentischen römischen Liturgie vereinbaren und im Übrigen entweder die anglikanische Kirche oder die Ruinen des alten Klosters für zusätzliche Andachten oder Veranstaltungen nutzen.
Aber wahrscheinlich entspräche das denn doch ein wenig zu sehr dem zupackenden und lebendigen Geist der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts.
*
Anmerkung:
Wallfahrtskirchen (shrine) erfüllen in England und den USA eine etwas andere Funktion und haben eine offiziellere Stellung als in Mitteleuropa. Und die „Sandalenkapelle“ liegt eine Meile vor der nach der englischen Reformation zerstörten eigentlichen Wallfahrtskirche unserer Lieben Frau von Walsingham und hat ihren Namen davon, daß die mittelalterlichen Pilger dort ihre Wanderschuhe auszugen und das letzte Stück des Weges barfuß oder eben in Sandalen zurücklegten. Eine lesenswerte Einführung in Die Geschichte von Walsingham bietet John Sonnen im Liturgical Arts Journal. Dort fanden wir auch das oben gezeigte Photo.
Zur Pfingstquatember
- Details
- 02. Juni 2023
Mittwoch, Freitag und Samstag dieser Woche sind die Tage der Pfingstquatember – der einzigen Quatember in der Oktav eines hohen Festes. Dieser Umstand prägt die Liturgie dieser Tage auf besondere Weise. Die Tagesgebete machen wie an den anderen Wochentagen der Oktav ausdrücklich den Heiligen Geist zu ihrem Thema, und die Schriftlesungen – zwei am Mittwoch, eine am Freitag und gleich fünf am Samstag – schlagen zunächst eine Brücke zurück von den Berichten über die Ausgießung des Geistes an die Jünger im Obergemach von Jerusalem zu den alttestamentlichen Prophetien über den Gottesgeist bei Joel. Von dort springen sie anscheinend unvermittelt zu Lesungen aus den Büchern Moses, die die traditionell am Quatembersamstag gespendeten niederen und höheren Weihen der Kleriker begleiten.
Die bei näherer Betrachtung sichtbar werdende Verbindung zum Heiligen Geist läuft über gleich zwei Stränge: Zum einen ist die Spendung der Sakramentalien und des Sakramentes der Weihe vorrangig eine Aktivität des Geistes. Zum zweiten enthalten die Prophetien Joels neben den Hinweisen auf die spirituellen Wirkungen des Geistes auch Aussagen zu dessen Rolle als dauernder Erhalter und Befruchter der Schöpfung – und genau da setzen die Lesungen aus Moses ein. Sie handeln von den Gott geweihten Erstlingen aller Schöpfung und verweisen damit zunächst auf die im Tempel dargebrachten Opfergaben aus der neuen Ernte. Die Quatembertage folgen ursprünglich dem Gang der Jahreszeiten und der Landwirtschaft, die freilich im Mittelmeerraum einem anderen Rhytmus folgen als im kühlen Nordeuropa. Weiterhin verweisen diese Lesungen auch die Priesterschaft „nach der Ordnung des Melchisedech“ selbst, die diese Gaben entgegen nimmt und auf dem Altar des Alten und später des Neuen Bundes darbringt. Auch sie sind in persona Christi „Erstlinge der Schöpfung“.
Das verweist auf eine weitere bedeutsame Linie der Kontinuität zwischen dem Alten und dem Neuen Bund.