„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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„Der Ritus authenticus lebt!“
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- 22. Mai 2023
Am vergangenen Samstag (20. 5.) hat Gerhard Kardinal Müller in der Pfarrkirche der Petrusbruderschaft in Rom, Ss.ma Trinità dei Pellegrini, 15 Kindern und Erwachsenen das hl. Sakrament der Firmung gespendet. Einen kleinen Bildbericht mit kurzem Video fanden wir auf der Website von Fr. Zuhlsdorf - von dort auch unser Bild. Fr. Zuhlsdorf vermeidet es, den Namen der Kirche zu nennen – vielleicht befürchtet er, schlafende Hunde aus der Rotte derer zu wecken, die die Zelebration im Ritus authenticus aus Pfarrkirchen verbannen und die Spendung der Sakramente in der überlieferten Form ganz verbieten wollen. Nun, der Kardinal hat schon öfter erkennen lassen, daß er sich vom Gekläff besagter Rotte nicht sehr beeindrucken läßt.
Ebenfalls am vergangenen Samstag hat im Priesterseminar der Petrusbruderschaft in Wigratzbad eine Weihe von Diakonen (hier auch Bilder) stattgefunden. Spender der ersten Stufe des Sakraments der Weihe war hier Erzbischof Haas Bischof aus dem nahezu – wären nur die Voralpen nicht – in Sichtweite gelegenen Liechtenstein. Rom hat dem Erzbischof zwar schon mehrfach bedeutet, er möge sich bei Weihen auf den Bedarf seines Sprengels beschränken, das scheint ihn aber nur mäßig zu beeindrucken: Er wird im August 75 und muß dann seinen Rücktritt einreichen, der vermutlich umgehend angenommen werden wird. Nun warten alle auf die Ernennung eines Nachfolgers. Im Gespräch sind eine ganze Reihe von Kandidaten, darunter auch Erzbischof Gänswein. Er würde sicher recht gut in das Fürstentum passen, aber Papst Franziskus in seiner unemeßlichen Vatergüte könnte den nach dem Tod von Benedikt XVI. praktisch beschäftigungslosen Prälaten auch noch etwas länger zappeln lassen – Strafe muß sein, und man gönnt sich ja sonst nichts.
Als dritter Punkt, der gut in diese Reihe passt, sei hier dann noch ein schon etwas länger zurückliegendes Ereignis angeführt: Vor Ostern dieses Jahres war auch bei der Piusbruderschaft die Weihe des Chrisams fällig. In den vergangenen Jahren wurde dieser wichtige Akt stets von einem der Weihbischöfe der Bruderschaft vorgenommen. In diesem Jahr hat der emeritierte Bischof von Chur, Vitus Huonder, der seit 2019 seinen Alterssitz in einem Haus der Piusbruderschaft in Wangs bei St. Gallen hat, diese Aufgabe übernommen.
Der Kahlschlag geht weiter
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- 20. Mai 2023
Nun hat auch der Erzbischof von Detroit, Allen Vigneron, angekündigt, daß entsprechend dem Befehl aus Rom die überlieferte Liturgie in den Pfarrkirchen seines Bistums keinen Platz mehr haben darf: Sie muß in „Nicht-Pfarrkirchen“ ausweichen. Gleichzeitig hat der Bischof seinen Klerus daran erinnert, daß zur weiteren Zelebration nach dem Missale der hl. Päpste Pius V. und Johannes XXIII eine Audnahmegenehmigung in Rom erbeten werden muß.
Erzbischof Vigneron gehört zu der verhältnismäßig großen Zahl amerikanischer Bischöfe, die als traditionsfreundlich gelten. Bis jetzt gab es in seiner Diözese 14 Orte mit einer regelmäßigen Sonntagsmesse im überlieferten Ritus und 14 (weitere?) Orte, an denen eine solche Messe werktags öffentlich gefeiert wurde. Der Bischof hat auch wissen lassen, daß er alles in seiner Kraft stehende tun will, um die weitere Zelebration der überlieferten Liturgie in seinem Verantwortungsbereich zu unterstützen. Er will die Gemeinde bei der Suche nach „Ersatzkirchen“ unterstützen – die Voraussetzungen dafür sind relativ günstig, weil es in seinem von starken katholischen Traditionen geprägten Bistum viele geeignete Gotteshäuser gibt, die keine Pfarrkirchen sind. Für Gebiete, in denen das nicht so schnell möglich ist, will der Erzbischof zumindest einer Kirche eine weitere Fristverlängereung von zwei Jahren einräumen. Überdies hat er angekündigt, Diözesanpriestern erforderlichenfalls eine Binationserlaubnis zu geben, damit sie an einem Tag sowohl im alten als auch im neuen Ritus zelebrieren können.
Mehr kann Bischof Vigneron unter den obwaltenden Umständen wohl wirklich nicht tun, und man wird sehen, ob ihn seine römischen Vorgesetzten und insbesondere der stets nach Fleißkärtchen gierende Abteilungsleiter Roche damit durchkommen lassen.
Besonders schwierig dürfte sich der Fall der St. Josephs-Pfarrei am Bischofssitz Detroit selbst gestalten, die seitens der Diözese dem Institut Christus König und Hoher Priester zur Seelsorge anvertraut worden ist.
Christi Himmelfahrt 2023
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- 18. Mai 2023
Das heutige Festgeheimnis erschließt sich nicht leicht in einer Zeit die bestenfalls noch zugestehen will, daß ein gewisser Jesus von Nazareth vor zweitausend Jahren als Wanderprediger durch Israel zog und dort Lehren verkündete, über die wir Heutigen freilich längst hinaus gewachsen sind. Greifen wir also zu ersten Information über das, was zum Fest zu sagen wäre, in den Schatz der Tradition – konkret und an erster Stelle zum kleinen grünen Schulkatechismus von 1955. Hier der Erklärteil, der in weiteren Abschnitten den Bezug auf andere Passagen des Neue Testament und zur Relevanz für die „Lebenswirklichkeit“ ergänzt wird:
Am 40. Tage nach seiner Auferstehung ist Christus aus eigener Kraft in den Himmel aufgefahren. Er verließ „die Seinigen, die in der Welt waren“ (Joh. 13,1) und ging zu seinem Vater in die himmlische Herrlichkeit. Von dort wird er wiederkommen, um die Erlösung zu vollenden. Die Himmelfahrt Jesu war ein Triumphzug. Siegreich erhob er sich über all seine Feinde. Im Triumph führte er die Scharen der Erlösten mit sich, die er aus der Vorhölle befreit hatte.
Im Himmel bestieg Jesus den Thron zur Rechten des Vaters. Er nahm jetzt auch als Mensch Besitz von der Macht und Herrlichkeit, die er als Sohn des Vaters von Ewigkeit her besitzt. - Jesus war König von Geburt an, weil er der Sohn Gottes ist. Er hat sich sein Königtum aber auch verdient, indem er sein Leben für uns dahin gab. Jesus ist uns in den Himmel vorausgegangen. Er sagte: „Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten; dann komme ich wieder und nehme euch zu mir, damit auch ihr seid, wo ich bin“ (vgl. Joh. 14, 2 3)
Soweit der grüne Katechismus. Das war wohl auch schon in den 50er Jahren anspruchsvoll und wurde, wie die spätere Entwicklung erkennen läßt, nicht mehr wirklich gläubigen Herzens mitgeteilt und aufgenommen. Doch das ist weniger die Schuld des Textes als das Versäumnis der Katechese.
Brot oder Steine
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- 16. Mai 2023
Seit unvordenklichen Zeiten werden die drei Tage vor der Feier der Himmelfahrt des Herrn als Bittage begangen, in der die Kirche mit ihren Gläubigen den Schutz des Herrn auch für die Zeit nach dem Ende seiner irdischen Wandels erfleht – seine Präsenz bleibt ja auch danach in der allerheiligsten Eucharistie erhalten. Der Novus Ordo hat diese Traditiion zwar nicht formell abgeschafft, sie aber weitgehend „vergessen“ – der „Schott online“ weiß nichts mehr von ihr.
Zu historischen Hintergründen und einzelnen liturgischen Elementen haben wir hier bereits mehrfach geschrieben. Aber erst in diesem Jahr ist uns der Bezug aufgefallen, den das Evangelium des Bittamtes nach dem Ordo authenticus zu einer Zeit hat, in der Papst und die Hirten der Kirche den Gläubigen das Brot jener Liturgie verweigern, die die Generationen vor ihnen im Glauben genährt und auf dem Weg zur Heiligung gestärkt hat.
Das Tagesevangelium bringt die Perikope nach Lukas 11, 5 – 13 mit dem Gleichnis vom Bittsteller, der seinen Nachbar mitten in der Nacht aus dem Bett scheucht, um ihn wegen eines unerwarteten Besuchers um Brot zu bitten, und es schließt mit den Worten:
Wenn einer von euch seinen Vater um Brot bittet, wird er ihm einen Stein geben? Oder um einen Fisch – wird er ihm stattdessen eine Schlange geben? Oder wenn er ihn um ein Ei bittet – wird er ihm einen Skorpion reichen? Wenn nun Ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wißt, wieviel mehr wird euer Vater den guten Geist denen vom Himmel geben, die ihn darum bitten?
Nun – der von uns assoziierte Vergleich der „Reformliturgie“ mit Schlange oder Skorpion stößt an Grenzen – nicht jede Sonntagsmesse in einer gewöhnlichen Pfarrei ist so durch liturgischen Mißbrauch oder häretische Predigt vergiftet, daß man diesen (Kurz-)Schluß ziehen dürfte. Der Vergleich von Brot und Stein paßt da schon besser: Nach 60-jähriger Erfahrung mit der Bugnini-Liturgie muß man schon total ideologisch verblendet sein, um nicht zu sehen, daß die übergroße Mehrheit derer, denen diese Liturgie den Zugang zu Gott erleichtern sollte, darin keine Nahrung ihres Glaubens erkennen kann und wegbleibt. Aber wenn der Herr selbst denen, „die ihr böse seid“, zugesteht, ihren Kindern nahrhaftes Brot zu reichen – was wird er dann erst von denen sagen, die ihnen unerbittlich abverlangen, mit Steinen vorlieb zu nehmen?
Mit „Traditionis Custodes“ in die nächste Runde
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- 15. Mai 2023
Der Kampf des Vatikans gegen die Feier der authentischen römischen Liturgie (nicht nur) in Pfarrkirchen geht in eine neue Runde. Nachdem Franziskus in Traditionis Custodes die überlieferte Liturgie in Pfarrkirchen in einer Weise eingeschränkt hatte, die von gutwilligen Bischöfen unter Verweis aus „pastorale Erwägungen“ umgangen werden konnte, hatte sein Liturgie-Aufseher Roche die Beurteilung der örtlichen pastoralen Situation in dieser Sache den Bischöfen entzogen und die Entscheidung nach Rom verlagert. Gleichzeitig hatte er den Bischöfen, die darum nachsuchten, eine auf zwei Jahre befristete Dispense erteilt. Solange könnten in begründeten und geprüften Fällen ausnahmsweise auch weiterhin Messen im alten Ritus auch in den Pfarrkirchen der Kirche des neuen Ritus stattfinden.
Diese zwei Jahre – gerechnet von der Veröffentlichung von Traditionis Custodes – gehen nun zu Ende, und Roche hat damit begonnen, den Ortsbischöfen die Umsetzung des ursprünglich erteilten Auftrages zu befehlen. Sowohl Erzbischof Paul S. Coakley von Oklahoma als auch Kardinal Schönborn von Wien erhielten dieser Tage Mitteilung aus dem Vatikan, sie hätten die bisher in den Pfarrkirchen St. Monica in Edmond, Oklahoma und St. Rochus in Wien allsonntäglich gefeierten Messen im überlieferten Ritus einzustellen bzw. in eine Kirche oder Kapelle zu verlagern, die keine Pfarrkirche ist. Die Absicht ist klar: Die Gemeinden der überlieferten Liturgie, die in vielen Pfarreien einen besonders lebendigen Teil des Gemeindelebens gebildet haben, sollen an den Rand und womöglich darüber hinaus geschoben werden.
In Deutschland und Mitteleuropa ist das daraus entstehende Problem derzeit in vielen Fällen mit mäßigem Aufwand zu lösen:
Was ist eigentlich Indietrismus?
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- 12. Mai 2023
Nur für den Fall, daß Sie auf einer Insel der Seligen leben und noch nicht mitgekriegt haben, was Indietrismus ist: Das soll soviel wie Rückwärtsgewandheit oder Restaurationismus bedeuten. Mit diesem von ihm höchstselbst erfundenen Ausdruck bezeichnet unser hl. Stiefvater alle Katholiken, die an der Apostolischen Tradition und kirchlichen Überlieferung auch da festhalten, wo es ihm nicht in den jesuitischen Kram passt – und das ist ziemlich viel. Wenn Sie, lieber Leser, also nicht zum ersten Mal „Summorum Pontificum“ besuchen, sondern – alleine oder mit anderen, mehrmals oder gar gewohnheitsmäßig – dann müssen Sie nur in den Spiegel schauen und blicken in das Gesicht eines Indietristen. Dann gehören Sie nach Meinung von Franziskus zur größten Gefahr, die die „heutige Kirche“ bedroht: zu den finsteren Kräften, die „sich der Moderne widersetzen“. Oder in unserer Lesart: Sie sind einer von denen, die trotz aller Widrigkeiten den richtigen Kurs halten oder sich zumindest die größte Mühe geben.
Die „Moderne“ – wie auch immer Hegel oder Marx den Fortschritt im Detail gesehen haben mögen – als Orientierungspunkt oder Leitstern der Kirche und Widerstand dagegen als Hauptsünde – auf die Idee muß man erst einmal kommen. Das verwirft nicht nur die anderthalb Jahrtausende messende Tradition der römischen Liturgie, das stellt die ganze Lehre in Frage, die Christus seinen Aposteln anvertraut hat, und deren wesentlicher Inhalt immer darin bestanden hat, das „Gesetz nicht zu verwerfen, sondern es „zu erfüllen“ und dem „Fürsten dieser Welt“ – heute gerne als „Zeitgeist“ verharmlost – zu widersagen.