„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
Themen und Meldungen:
Prophetische Lektionen im Missale Romanum
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- 19. April 2023
In der dritten Fastenwoche – beginnend mit dem 13. März – hatten wir einen etwas näheren Blick auf die in diesen Tagen gelesenen Perikopen aus dem Alten Testament geworfen. Nicht, um zu versuchen, den ganzen Reichtum dieser Schriftstellen auszuloten, sondern um darauf aufmerksam zu machen, daß dieses Alte Testament in gar keiner Weise veraltet ist – auch und gerade da nicht, wo es den Christen des beginnenden 3. Jahrtausends manchmal eher peinlich sein mag. Mit ähnlicher Zielsetzung hat sich Gregory Dipippo am letzten Tag der Osterwoche mit zwei Prophetien aus der Liturgie des Karsamstags (heute: Vigil von Ostern) beschäftigt, die bereits 1955 aus der offiziellen Liturgie getilgt worden sind. Hier die Übersetzung der dieses Thema betreffenden Passagen aus seinem Artikel in New Liturgical Movement vom 15. April:
Unter den vielen Brüchen, die die Reform der Heiligen Woche im Jahr 1955 in den römischen Ritus einführte, waren zwei ganz besonders gewaltsam: die Verringerung der Zahl der Prophetien für die Ostervigil auf vier und die vollständige Eliminierung des gesamten Taufrituals aus der Feier der Pfingstvigil, darunter auch die Wiederholung von sechs dieser ursprünglich zwölf Prophetien. Damit sind aus der Römischen Liturgie auch zwei alttestamentarische Texte vollständig verschwunden, die von den Kirchenvätern vielfach im Zusammenhang mit dem Ostergeheimnis zitiert worden sind.
Die erste ist Genesis 22, 1-18 – also jene Erzählung, die etwas unzutreffend als die Opferung Isaaks bezeichnet wird, der freilich letzten Endes nicht wirklich geopfert wird. (Die jüdische Tradition spricht daher von der „Fesselung Isaacs“). Die älteste überhaupt bekannte Osterpredigt (vom hl. Melito von Sardes, etwa um 170) deutet diese Geschichte dementsprechend als die Vorgestalt der Opferung eines anderen Sohnes:
Der längste Tag der Weltgeschichte
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- 17. April 2023
Der Römische Canon weist für die Osterwoche eine liturgisch-kalendarische Besonderheit auf: Vom Ostersonntag bis zum Samstag nach Ostern besingt die Präfation „diesen hochheiligen Tag“ der Auferstehung – sieben Tage lang. Das ist mehr als nur eine gewöhnliche Oktav. Jeder Tag der Osterwoche ist ein Hochfest, ist DAS Hochfest der kosmischen Wende der Heilsgeschichte – als ob die Kirche für diese Tage den Kalender anhalten, die Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge übergehen wollte, um diesen Angelpunkt der Heilsgeschichte allen in seiner vollen Bedeutung vor Augen zu stellen.
Vor Augen zu stellen – das heißt: Die Kirche ordnet nicht an, das Osterfest sieben Tage lang zu feiern, und sie bestimmt nicht aus eigener Machtvollkommenheit über den Kalender, sondern sie findet in der Realität des Heilsgeschehens diesen Knoten- und Wendepunkt vor, dem sie in ihrer spirituellen Zeit dadurch Ausdruck verleiht, daß sie die gewöhnliche Zeit für sieben Auf- und Untergänge der Sonne quasi anhält. Sie ist dazu bevollmächtigt, denn Gott ist der Herr der Zeit. Indem der Allmächtige das Universum mit Sonne und Erde geschaffen hat, schuf er die Zeit. Das ist die eigentliche Aussage des mosaischen Schöpfungsberichtes, der eben nicht – wie z.B. die moderne Einheitsübersetzung – vom „ersten Tag“ spricht, sondern von „EIN Tag“ – denn bis zu diesem Schöpfungsakt gab es nichts, das man hätte zählen können. Das Zählen beginnt erst mit dem zweiten Tag.
Das Übernatürliche steht jedoch für die Kirche keinesfalls getrennt vom Natürlichen – es ist durch die Schöpfung und dann erneuert in der Inkarnation unauflöslich mit dem Kreatürlichen verbunden. Auch das findet in der liturgischen Ordnung des Osterfestes seinen Ausdruck, und zwar in der dem Vorbild des Alten Testamentes folgenden Bindung des Osterfestes an den ersten Frühlingsvollmond. Auch das ist letztlich ein Verweis auf die kosmische Bedeutung der Auferstehung, nur daß hier nicht die natürliche Ordnung des Tagesablaufes der übernatürlichen Ordnung angepasst wird, sondern der Termin des Festes – also eines der spirituellen Sphäre zugeordneten Ereignisses – einer natürlichen, besser gesagt: einer im sinnlich wahrnehmbaren Kosmos vorgegebenen Ordnung folgt. Dieses Paradox steht also nicht im Gegensatz zu der Ausweitung des spirituellen Ostertages auf sieben Auf- und Untergänge des Sonne. Die Dinge sind miteinander verschränkt, der Zusammenhang ist gegenseitig.
Soviel Ineinandergreifen von natürlicher und übernatürlicher Ordnung war schon für die Verfasser des Paulinischen Messbuchs von 1969 unverständlich oder unerträglich: Ihre drei mehr oder weniger phantasievoll aus alten Versatzstücken zusammengebastelten neuen Präfationen kennen den sieben Tage währenden Ostertag bereits nicht mehr. Und im Zusammenhang mit dem 2025 bevorstehenden 1700-jährigen Jubiläum des Konzils von Nicaea ist auch wieder die Rede von einem „einheitlichen Ostertermin“ der den astronomischen Zusammenhang aufgeben könnte. Das wäre dann ganz nach dem Geschmack, mit dem der Geist der Moderne die Gedenktage der Vergangenheit begeht: Indem er es aus purem Trotz und Übermut gerade anders macht, als die Vorväter es seinerzeit gesehen und geordnet haben.
Gesegnete Ostern!
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- 09. April 2023
Seht des Tags beglücktes Licht:
Dunkel weicht der klaren Sicht
Und der Tod dem Auferstehn.
Freude, scheuch das alte Leid:
Heller strahlt die Herrlichkeit,
Als Verwüstung einst geschehn;
Klarheit löst des Schattens Nacht,
Neuheit bricht verjährte Macht,
Tröstung läßt den Schmerz vergehn.
Beginn der sechsten Ostersequenz des Adam von St. Viktor, geschrieben vor 900 Jahren und heute so aktuell wie damals. Das lateinische Original und die anderen Strophen finden sie auf dem Hymnarium.
Allen Lesern und Besuchern von summorum-pontificum.de ein gesegnetes Osterfest!
Wen nichts unerwartetes geschieht, werden uns nach der Osterwoche – also am Montag nach dem Weißen Sonntag – wieder mit aktuellen Meldungen und Kommentaren zurückmelden.
Doch kein neues Dokument?
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- 06. April 2023
Nachdem sie unseren Artikel (4. 4. 23) zum in Rom gerüchteten Dokument über geplante Einschränkungen für die Priesterseminare der traditionstreuen Gemeinschaften gelesen hat, ist unsere amerikanische Kollegin Maike Hickson an umfangreiche Recherche-Arbeiten gegangen. Als Mitarbeiterin von Lifesitenews hat sie dazu Möglichkeiten, von denen unsereins noch nicht einmal träumen kann. Wenn sie eine Anfrag an ein Dikasterium richtet, kann sie damit rechnen, innerhalb weniger Stunden eine Antwort vom Chef selbst oder aus dessen unmittelbarer Umgebung zu erhalten. So war es auch im aktuellen Fall – und dieses Mal hat sie vom direkt angesprochenen Präfekten des Ordensdikasteriums Braz de Aviz ein knallhartes Dementi erhalten: Ihm sei nichts davon bekannt, daß ein entsprechendes Dokument in Vorbereitung sei. Auch von anderen angesprochenen Stellen, darunter auch Vertretern der Ex-Ecclesia-Dei-Gemeinschaften, bekam Hickson entsprechende Auskünfte.
Wenn wir nicht annehmen wollen, daß die Auskunft von Braz de Aviz komplett gelogen ist, müssen wir also davon ausgehen, daß die uns mitgeteilten Informationen entweder einen veralteten Sachstand darstellen oder sich auf weiter in der Zukunft liegende Planungen beziehen. Aktuell – also innerhalb weniger Tage oder Wochen, wie wir geschrieben hatten – ist jedenfalls mit entsprechenden Einschränkungen nicht zu rechnen. Das nehmen wir durchaus mit Erleichterung zur Kenntnis – wir gehören nicht zu der Sorte Propheten, die sich wie seinerzeit Jonah (Jon 4, 10ff) betrogen fühlen, wenn das von ihnen vorausgesagte Unglück ausbleibt. Zumal wir es mit der Erleichterung auch nicht übertreiben wollen. Unser römischer Informant hat bisher inhaltlich zumeist richtig gelegen – weniger bei den Zeitplänen, die freilich in jeder politischen Bürokratie ständiger Änderung unterliegen.
LifeSiteNes schließt den Artikel, dessen Lektüre wir jedem empfehlen, der den aktuellen Stand der Dinge kennenlernen will, mit der nüchternen Feststellung: „Jetzt ist die Frage, ob die Erklärung von Kardinal Braz de Aviz von der Wirklichkeit bestätigt wird oder nicht. Eine beträchtliche Zahl von zuverlässigen Quellen hat unabhängig voneinander darüber berichtet, daß neue Einschränkungen zu erwarten sind, und als Termin dafür haben sie den 3. April genannt. Daher ist es merkwürdig, daß bis jetzt noch nichts aus dem Vatikan verlautbart worden ist. Die Zeit wird alles ans Licht bringen.“
Korrektur:
Der verlinkte Artikel auf LifeSiteNews ist nicht von Maike Hickson, sondern von ihrem Redaktionskollegen Michael Haynes geschrieben worden. Wir bitten, unser Versehen zu entschuldigen.
Von Gerüchten zu Fakten: Das Dokument kommt!
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- 04. April 2023
Zum befürchteten Termin des 3. April ist kein neues römisches Dokument mit weiteren Einschränkungen zur überlieferten Liturgie erschienen. Das bedeutet nach Mitteilung unseres Gewährsmannes in Rom jedoch keinesfalls, daß keine entsprechenden Regelungen erlassen werden. Vielleicht hat der Krankenhausaufenthalt von Franziskus den ursprünglichen Zeitplan durcheinandergebracht, vielleicht haben sich in letzter Minute Änderungen ergeben – doch das seit Januar gerüchteweise bereits bekannt gewordene Dokument ist jetzt offenbar fertig und seine Veröffentlichung ist in wenigen Tagen bestenfalls Wochen, zu erwarten.
Das neue Dokument, das vermutlich nicht die Form einer Apostolischen Konstitution haben wird, soll von der Oberbehörde für die Orden und geistlichen Gemeinschaften (frühere Ordenskongregation) herausgegeben werden und sich in erster Linie mit den Seminaren der Gemeinschaften der überlieferten Lehre und Liturgie beschäftigen. Es wird die Feststellung enthalten, daß diese Seminare und Ausbildungsstätten weder in Bezug auf die an ihnen gelehrten Theologie noch hinsichtlich ihrer didaktischen Gepflogenheiten und disziplinarischen Ordnung „den Anforderungen der Gegenwart, so wie sie das II. Vatikanische Konzil erkannt hat“ entsprechen und daher umfassend erneuert werden müsen.
Als Maßstab der Reformen gelten dabei die Gepflogenheiten der in den jeweiligen Ländern eingerichteten diözesanen und überdiözesanen Seminare und Hochschulen. Schwerpunkt der liturgischen Ausbildung soll wie an den allgemeinen Seminaren die „erneuerte Liturgie des hl. Papstes Paul IV.“ als die „einzige Lex Orandi“ des römischen Ritus sein. Welchen Stellenwert dabei „historische Formen der römischern Liturgie“ haben können, ist den hier vorliegenden Informationen nicht zu entnehmen. Besonderen Wert legt das Dokument darauf, daß größere Teile des Studiums an staatlichen Hochschulen absolviert werden, die den aktuellen Stand der Wissenschaft repräsentieren.
Bis die Studiengänge, Lehrpläne und Disziplinarordnungen der Seminare der Gemeinschaften den neuen Anforderungen entsprechen, wird jede weitere Ausbildung untersagt. Die Wiederaufnahme des Seminarbetriebes bedarf einer besonderen römischen Genehmigung. Dozenten oder Seminaristen, die mit der angeordneten Neuordnung derAusbildung nicht einverstanden sind, wird in kaum verschlüsselten Worten nahegelegt, sich um Mitgliedschaft oder Studienplätze bei der Piusbruderschaft zu bewerben.
Den Versuch einer eingehenden Kommentierung wollen wir uns bis zum offiziellen Vorliegen des neuen Dokumentes ersparen. Größere Überraschungen gegenüber dem, was wir bereits in unserer Berichterstattung zu den Entwicklungen in Frejus-Toulon oder den Recherchen von Diane Montagna gemeldet bzw. vermutet haben, scheint es nicht zu geben. Aber auch das in diesem Monat zu erwartende Dokument muß ja nicht der letzte in der Reihe der Versuche des Bergoglio-Pontifikats sein, die Kirche des 21. Jahrhunderts von ihren apostolischen und römischen Grundlagen abzuschneiden.
Nachklang zum Palmsonntag
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- 03. April 2023
Das folgende Gedicht von G.K. Chesterton (1874 - 1936) fanden wir heute auf The Catholic Thing:
The Donkey
When fishes flew and forests walked
And figs grew upon thorn,
Some moment when the moon was blood
Then surely I was born.
With monstrous head and sickening cry
And ears like errant wings,
The devil’s walking parody
On all four-footed things.
The tattered outlaw of the earth,
Of ancient crooked will;
Starve, scourge, deride me: I am dumb,
I keep my secret still.
Fools! For I also had my hour;
One far fierce hour and sweet:
There was a shout about my ears,
And palms before my feet.