„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
Themen und Meldungen:
Lesungen der zweiten Fastenwoche
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- 06. März 2023
Die Lesungen der 2. Fastenwoche sind verschiedenen Büchern des Alten Testaments entnommen und zeigen auf den ersten Blick keinen offensichtlichen Zusammenhang. Dieser wird erst bei genaueren Hinschauen erkennbar: Überwölbendes Thema ist die Beziehung Gottes zu seinem an Kindes statt angenommenen Volk Israel, erläutert und ausgebreitet an Beispielen aus der Geschichte Israels, die einen reichen Fundus von Geschichten über Väter und Söhne, vom Erben und Enterben, vom bis zu Mord und Totschlag gehenden Wettstreit der Söhne um die Gunst des Vaters, bietet. Und – schließlich sind wir in der Fastenzeit – von der Gnade, die der Herr den Bußwilligen zuwendet, wenn sie ihre Sünden aufrichtig bereuen.
Der Montag reißt das Thema an mit dem Gebet des Propheten Daniel (Daniel 9, 15-19), der den Herrn um Erbarmen bittet für Sein Volk, das er um dessen Sünden willen verstoßen und zum Gespött der Heidenvölker gemacht hat: Dein Name sei über Deine Stadt und Dein Volk angerufen, Herr unser Gott. Wer aufrichtig bereut, wird beim väterlich handelnden Gott Gnade finden
Der Dienstag bietet ein Beispiel für diese Verstoßung, diese Aufkündigung der Vaterschaft, das jedem frommen Juden das Herz zerrissen haben mag: In einer Hungersnot sucht und findet der Prophet Elias durch Gottes wunderbares Eingreifen Hilfe nicht etwa im Volk Israel selbst – sondern bei der Witwe im heidnischen Sarepta, die dafür durch Wundertaten Gottes reich belohnt wird. (3. Könige 17, 8-16) Die Kirche liest diese Erzählung von alters her und im Anschluß an Lukas 4, 26 als Hinweis darauf, daß Gott sich von seinem untreuen und ungläubigen Söhnen im Volk Israel ab- und den Heidenvölkern zugewandt habe.
Quatember und Priestertum
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- 03. März 2023
Auch Fr. Hunwicke hat sich in dieser Woche mit einer Reihe Beiträge dem Thema der Quatembertage gewidmet. Wir haben den letzten davon abgewartet und bringen nun eine Übersetzung des Ganzen – wobei wir dankbar in Teilen auf eine quasi „realtime“ erschienene Folge von Übersetzungen beim Beiboot Petri zurückgreifen.
Diese erste volle Fastenwoche ist also eine Quatember-Woche! Aber was bedeutet das?
Ursprünglich gab es nur drei Bußfasten-Zeiten: um Pfingsten, im September , im Dezember. Sie sind (vermute ich immer noch) aus den alten heidnischen Römischen Erntefesten entstanden. bzw. der Ernte von Korn, von Wein und von Öl. Es gab innerhalb dieser drei Wochen spezielle Messen an den Mittwochen, Freitagen und Samstagen Aber anders als bei zu neueren Erntefesten waren das höchst ernste Angelegenheiten. Die Gemeinde fastete!
Das Fasten scheint der Grund dafür gewesen zu sein, daß man die Weihen mit den Quatember-Wochen verbunden hat, denn es ist angemessen, sich dem Weihesakrament mit Gebet und Selbstverleugnung und sogar Exorzismen zu nähern. Die eigentlichen Weihen erfolgten dabei während der ganznächtlichen Vigil zwischen Samstag und Sonntag. Erst die niederen, und dann die höheren Weihen wurden nacheinander in den Pausen zwischen den Lesungen gespendet.
Wie kommt es also, daß wir jetzt in dieser Zeit des Jahres eine Quatember-Woche haben? Wie sind aus den Tria Tempora die Quattuor Tempera geworden? Immerhin sind der Februar und der März in unserer nördlichen Hemisphäre keine Monate, in denen man unwillkürlich an die Ernte denkt.
Mittwoch der Fastenquatember
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- 01. März 2023
Heute beginnen die Quatembertage der Fastenzeit. Das kann sogleich die Frage aufwerfen: Wozu braucht man noch besondere Buß- und Fasttage, wenn wir uns ohnehin schon in der Buß- und Fastenzeit befinden? Der Versuch, die Frage zu beantworten, gibt zunächst Aufschluß darüber, daß „organische Entwicklung der Liturgie“ nicht von vornherein gleichzusetzen ist mit „logisch“ oder „linear“. Durchaus nicht. „Organische Entwicklung heißt, daß eines „irgendwie“ aus dem anderen hervorgeht oder sich dazu in Bezug setzt – das muß aber nicht quasi mathematisch folgerichtig sein (wie z.B. bei der Termin des 25. März für das Fest der Verkündigung Mariens) – das kann auch auf einer Analogiebildung beruhen, auf einer frommen Gewohnheit – und manchmal vielleicht sogar auf einem Irrtum. Nur: Ohne Zusammenhang geht es nicht.
Die ältesten römischen Hinweise zu den „jahreszeitgebundenen Fasttagen“ im Liber Pontificalis kennen jedenfalls nur drei solcher Fastenzyklen, die – wohl in ungefährer Entsprechung zu den jüdischen Hochfesten – im 4., 7. und 10. Monat stattfanden. Das wären dann wohl „Tritember“ gewesen. Diese Fasttage wurden dann später ziemlich willkürlich mit den jahreszeitlichen Bitt- und Dankfesten nach vorchristlicher Gewohnheit „synchronisiert“ – und dann wares plötzlich vier. Erste Belege dafür gibt es aus dem späten 5. Jahrhundert. Die neuen Fastentage des Frühlingsanfangs mußten notgedrungen in vielen Jahren mit dem Beginn der Quadragesima zusamenfallen und so zu einem zweifachen Fasten-Motriv führen. Woran niemand Anstoß nahm – im Gegenteil. Durch Dekret Gregors VII. wurde die bis dahin meist unabhängig vom Beginn der Fastenzeit in der ersten Märzwoche begangene Frühjahrsquatember ausdrücjklich in die erste Fastenwoche verlegt und damit erst zur eigentlichen Fastenquatember. Das Messformalar gerade des heutigen Mittwoch ist mit seinen beiden Lesungen aus dem alten Testament geradezu als eine Bekräftigung des Beginns der 40-tägigen Fastenzeit zu verstehen. Die eine Lesung behandelt die 40-tägige Vorbereitungszeit des Mose auf den Empfang der Gesetze am Sinai, die zweite den ebenfalls fastend zurückgelegten 40-tägigen Weg des Propheten Elias zum Berg Horeb.
Das hört sich an wie ein dritter Auftakt zur Quadragesima nach deren „klassischem“ Anfang mit dem 1. Fastensonntag und dem „vorgezogenen“ Anfang am Aschermittwoch. Das ist, als ob die Kirche ihren Gläubigen einschärfen wollte, für wie wichtig sie diese Zeit der Buße und der Reinigung hält. Dom Gueranger unterstreicht das mit seinem heute vielleicht etwas merkwürdig anmutenden Appell „Haben wir also besondere Ehrfurcht vor diesen drei Tagen und bedenken wir, daß wir uns einer doppelten Sünde schuldig machen, wenn wir an denselben das Fasten- oder Abstinenzgebot brechen“. (Bd 5, S. 171) Guéranger begründet diese Strenge in einer Klage über die Zeitläufte, die heute überaus aktuell erscheint:
Warum haben denn (die Klugen dieser Welt) immer noch so sehr viel Mühe, irgendwo ein katholisches Element zu entdecken (und in ihrer Politik zu berücksichtigen)? Die Katholiken haben eben vonihrer Kirche und deren heiligen Uebungen Abstand genommen, von Jahr zu Jahr wird der Gottesdienst weniger besucht, man empfängt immer seltener die heiligen Sakramente und Fasten steht nur noch im Kalender. (…) Wo ist die Glaubensinnigkeit unserer Vorfahren? Wo können unsere frommen Uebungen einen Vergleich mit der ihrigen aushalten? Erst wenn wir darauf zurückkommen, erst dann wird sich der Herr des ungläubigen Volkes erbarmen wegen der Gerechten, die in seiner Mitte wandeln. Das Apostolat des Beispiels wird seine Früchte tragen und wenn ein schwaches Häuflein Gläubiger für das ungeheure römische Reicht der Sauerteig war, von dem der Heiland sagt, daß er Ales in Gährung bringe, dann wird mitten in einer Gesellschaft, welche noch viel mehr katholische elemente in sich birgt, als sie selbst glaubt, unser Eifer in Bekenntniß und Uebung der Pflichteneiner christlichen Heerschaar wahrlich nicht ohne Folgen bleiben.“ (Bd 5, S. 176, 7)
Der liturgische Geist der Fastenzeit
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- 28. Februar 2023
Dom Prosper Gueranger (1805 – 1875), den man mit guten Argumenten als den Begründer der modernen liturgischen Bewegung bezeichnen kann, hat in seiner Erklärung des Kirchenjahres alleine der Einleitung des Bandes über die Fastenzeit (Bd. 5) über 120 Seiten gewidmet. Einiges davon ist noch sehr dem Geist des 18. Jahrhunderts verpflichtet, an den Guéranger nach dem Toben der französischen Revolution und den Erschütterungen des napoleonischen Zeitalters anknüpfen wollte. Anderes, der größere Teil, ist auch heute noch mit Gewinn zu lesen, weil es Ausdruck dessen ist, weil es das Wesen des Katholischen über alle Moden und Reformanfälle hinweg zum Ausdruck bringt. Dazu hier einige Abschnitte aus dem zweiten Kapitel der Einleitung mit der Überschrift: Die Mystik der Fastenzeit.
Selbstverständlich ist eine so heilige Zeit, wie die des österlichen Fastens, auch voll tiefer religiöser Geheimnisse. Die Kirche, welche diese Zeit als Vorbereitung auf das höchste ihrer Feste angeordnet, wollte, daß diese Periode der Sammlung und Buße dazu angetan sei, in ganz besonderer Weise den Glauben zu erweckenund die Beharrlichkeit im jährlichen Sühnewerk zu erhalten.
In der Zeit Septuagesima begegnen wir der Zahl Siebenzig. Dieselbe erinnert uns an die siebenzigjährige Gefangenschaft in Babylon, nach welcher das Volk Gottes, von seinem Götzendienste gereinigt, Jersualem wiedersehen und dort Ostern feiern sollte. Jetzt stellt uns die Kirche die strenge Zahl vierzig vor das Auge, nach dem heiligen Hieronymus allezeit die Zahl der Strafe und der Trübsal.
Denken wir an diesen vierzig Tage und vierzig Nächte dauernden Regen, der damals dem Zorn Gottes entströmte, als es ihn gereute, den Menschen geschaffen zu haben, als er das Menschengeschlecht, eine einzige Familie ausgenommen, in den Fluthen zu Grunde gehen ließ. Denken wir an die Israeliten, die vierzig Jahre durch die Wüste irrten, ehe sie in das gelobte Land kamen, als Strafe ihres Undankes. Hören wir den Herrn, der seinem Propheten Ezechiel befiehlt, vierzig Tage auf seiner rechten Seite zu schlafen, um damit die Dauer einer Belagerung anzudeuten, deren Ende die Einnahme Jerusalems war.
Lang: Ritus Romanus - Besprechung komplett
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- 28. Februar 2023
Die sehr umfangreiche und informative Vorstellung des Buches von P. Uwe Michael Lang zum Ritus Romanus, auf deren ersten Teil wir bereits hier hingewiesen hatten, ist nun abgeschlossen und erscheint auf kathnews.de. Da Texte dieses Umfanges und mit reichlich Anmerkungen im Webformat nur schwer lesbar sind, bieten wir beide Teile zum Download als PDF:
- Der Römische Messritus in Entstehung und Ausbreitung bis zum Status von 1570 - Besprechung von C.V. Oldendorf Teil I
- Der Römische Messritus in Entstehung und Ausbreitung bis zum Status von 1570 - Besprechung von C.V. Oldendorf Teil II
Zum Beginn der Fastenzeit
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- 25. Februar 2023
Zum Beginn der Fastenzeit hielt Dom Jean Pateau, Abt des Benediktinerklosters von Fontgombault, am Aschermittwoch eine Predigt, die wir - in unserer Übersetzung nach der englischen Version auf Rorate Caeli - hier im vollen Wortlaut wiedergeben.
Miserere mei, Deus - Ps. 56, 2
Liebe Brüder und Schwestern, meine lieben Söhne.
Der moralische Niedergang der Menschheit und der daraus folgende schwindende Respekt vor jedem menschlichen Leben; endlose Skandale, die die respektabelsten Institutionen erschüttern; die Viren und Seuchen – all das verursacht ein unbestimmtes, aber dennoch tiefgehendes Gefühl von Unruhe und Verzweiflung. Gibt es in der heutigen Situation der Menschheit noch irgendetwas Beneidenswertes? Kann man die Menschheit lieben? Kann der Mensch sich selbst lieben? Oder besteht der einzige Ausweg darin, sich denen anzuschließen, deren Religion alleine in der Bewahrung der Natur und dem Schutz aller Tiere bis zu deren natürlichem Tode besteht? Kann man den Menschen immer noch lieben?
Diese Frage ist es wert, zum Beginn der Fasten- und Bußzeit gestellt zu werden. Diese Zeit beginnt mit der zeichenhaften Zeremonie der Auflegung des Aschenkreuzes unter der Formel: „Bedenke Mensch, daß du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“. Ist der Staub liebenswert? Die Asche wird in fast allen alten Religionen mit dem Staub zusammen gedacht – so bezeugt es auch die griechische Übersetzung der Bibel aus dem Hebräischen, die Septuaginta, so genannt, weil sie von 72 Schriftgelehrten fast drei Jahrhunderte vor der Geburt Christi ausgeführt wurde. Im Hebräischen klingen die Worte ‘âphâr, “Staub”, und ’éphèr, “Asche”, sehr ähnlich. Das entspricht dem Genius der hebräischen Sprache, die gerne ein- und denselben Gedanken mit zwei in der Bedeutung sehr nahestehenden Worten ausdrückt – und das umso lieber, je ähnlicher sie klingen.
Die Asche ist ein Symbol für die Sünden des Menschen und seiner Schwäche.