„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
Themen und Meldungen:
Die wunderbare Ölvermehrung
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- 14. März 2023
Nach dem Montag in der dritten Fastenwoche bringt auch der Dienstag eine der Erzählungen um Elisäus, und zwar aus dem 4. Kapitel des IV. Buches der Könige, das eine kleine Sammlung von Wundergeschichten um den Propheten enthält. Man muß sich das Leben solcher Propheten – zumindest, solange sie nicht die Gunst eines Fürsten erlangt hatten und an dessen Hof berufen worden waren – wie das eines Einsiedlers oder auch Wanderpredigers vorstellen, der nach seiner Berufung eine kleine Gemeinde um sich versammelte, von deren Gaben, und erforderlichenfalls auch unter deren Schutz, er lebte. Ähnlichkeiten mit dem, was wir über die Lebensumstände des Vorläufers Johannes ( Joh. 1, 21) oder von Jesus selbst (Joh. 1, 23), wissen, sind keinesfalls zufällig und durchaus erwünscht. Zu einem solchen Propheten mit Namen Elisäus kam also eines Tages die Witwe eines Mannes aus der Gemeinde, der seiner Frau nichts als Schulden hinterlassen hatte und dessen Gläubiger nun drohte, die beiden Söhne der Frau in die Schuldknechtschaft zu verkaufen. Eine Witwe ohne Söhne – das bedeutete ein schweres Schicksal. Grund also für Elisäus – der der Frau möglicherweise nie zuvor begegnet war, denn Propheten waren Männersache – sich der Frau zu erbarmen und auf Hilfe zu sinnen.
Aber wie? Geld hatte er nicht – niemand vom einfachen Volk hatte damals nennenswert Geld, es war schon schwer genug, die in Münze zu errichtende Steuer aufzutreiben. Und Elisäus war, wie aus der vorhergehenden Perikope zu erfahren war, allen irdischen Reichtümern abgeeneigt.
Die Heilung des Aussätzigen
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- 13. März 2023
Die dritte Fastenwoche bietet ein bemerkenswertes Programm von Lesungen aus dem Alten Testament, die – mit einer Ausnahme vielleicht am Mittwoch – alle um das Thema kreisen: Wem gewährt Gott seine Gnade und Rettung – und wer hat sie verwirkt, so daß er vergebens darauf hoffen muß. An den meisten Tagen stützt auch das Evangelium den Gedanken der Lesung – oder eher ist umgekehrt: Erst im Wort und Geist des Evangeliums wird das, was die Propheten gesagt haben, in seinem ganzen Umfang verständlich. Wir wollen versuchen, dem hier an jedem Tag der Woche etwas näher zu kommen.
Der Montag bringt die Perikope aus dem 4. Buch der Könige (5, 1-15) von der Heilung des Naaman, General des Königs von Syrien. Dieser Naaman war vom Aussatz befallen – was ihn anders als bei den Israeliten nicht daran hinderte, ein hohes Amt zu bekleiden, aber doch empfindlich beeinträchtigte. Im Haushalt des Naaman gab es eine jüdische Sklavin, die von den Wundertaten der Propheten Israels berichtete, so daß Naaman beschloss, schwer beladen mit Silber und Gold nach Israel zu reisen. Das war der erste Irrtum des Naaman – als ob man Gottes Gnade mit Geld kaufen könnte. In Israel angekommen wandte er sich an den König – offenbar in der Meinung, der König, den er wohl nach syrisch/heidnischer Vorstellung als Gottkönig ansah, sei für solche Heilungen zuständig. Das war der zweite Irrtum des Naaman. König Joram fasst das Ansinnen Naamans nachgerade als Beleidigung auf, denn sein Amtsverständnis ist ein ganz anderes: „Bin ich denn Gott? Kann ich töten und wieder lebendig machen?“
Letztlich gelangt Naaman zum Propheten Elisäus, und der läßt ihm ausrichten: „Bade dich siebenmal im Jordan, dann wird Dein Leib wieder gesund.“
Realität von Tod und Teufel
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- 12. März 2023
Am 3. Fastensonntag liest die Kirche seit Alters her als Evangelium den Bericht des Hl. Lukas (11, 14-28) über die Austreibung des „stummen“ Teufels, der damit endet, daß der böse Geist, wenn man ihm nicht auch innerlich und von ganzer Seele abschwört, zurückkommt mit sieben anderen Geistern, die noch schlimmer sind als er, „und die letzten Dinge dieses Menschen werden ärger sein sein als die ersten“. Die zu Unrecht für ihren vorgetäuschten Reichtum gelobte „neue Leseordnung“ hat diese überaus bedenkenswerte Perikope in stark gekürztem Umfang auf den Donnerstag der 3. Fastenwoche verschoben – da wird sie nun unter faktischem Ausschluß der Öffentlichkeit vorgetragen und tut keinem weh.
Weit entfernt von dieser Rücksicht auf die zarten Gemüter seiner Leser – das Biedermeier war noch lange nicht überall vorbei – nimmt Dom Gueranger in seiner enzyklopädisachen Abhandlung zum Kirchenjahr (Bd 5, S. 273 ff) das Evangelium dieses Sonntags zum Anlaß für eine umfangreiche Darstellung des Wirkens des Teufels in der Welt. Sein Ausgangspunkt ist die bereits damals weitverbreitete Ansicht, wonach Teufel und Hölle nur Ausdruck unaufgeklärten Aberglaubens seien und der Teufel – wenn überhaupt – lediglich eine „abstrakte Idee (sei), welche man im Lauf der Zeit zu einer Person umgewandelt habe“. Dem stellt er eine Aufzählung von vielen Stellen aus der hl. Schrift gegenüber, die den Teufel, die Teufel, sehr wohl als Person zeigen, erfüllt von Bosheit und abgrundtiefem Haß gegen den Herrn und seine Schöpfung, vor allem aber gegen den zur Gemeinschaft mit Gott berufenen Menschen. Und allzu oft ist der Teufel mit seinen Verlockungen erfolgreich darin, die Menschen von dieser Berufung und diesem Ziel abzuziehen.
Die Fastenzeit, so Gueranger dann weiter, gibt den Menschen Ansporn und Gelegenheit zur Umkehr:
In diesen Tagen bietet uns die Kirche ihre ganzen Mittel, um über ihn zu triumphieren: Das Fasten im Verein mit Gebet und Almosen. Ihr werdet euch bis zum Frieden durchringen und euer gereinigtes Herz wird wiederum der Tempel Gottes werden. Aber glaubt deshalb nicht, daß ihr auch euren Feind vernichtet habt. Er ist geschlagen, die Buße hat ihn schmählich vom Throne seiner Herrschaft in euch vertrieben, aber er hat geschworen, alles aufzubieten, um diesen Thron wieder einzunehmen. Fürchtet, daß ihr wiederum in eine Todsünde zurückfallt, und um in euch diese heilsame Furcht zu stärken, so erwägt aufmerksam die Worte des heutigen Evangeliums. (…) Die letzten Dinge, fügt der Heiland bei, werden schlimmer sein als die ersten.
Begreifen wir den Wink, den uns die heilige Kirche gibt, wenn sie uns heute diese furchtbare Stelle des Evangeliums lesen läßt. Allenthalben kehr man zu Gott zurück, nach hundert Millionen zählen die Seelen, die sich mit Gott aussöhnen und Gott ist im Verzeihen ganz unerschöpflich. Aber werden auch alle in dieser Versöhnung verharren? Wenn wiederum nach einem Jahr die Fastenzeit die Christen zur Buße aufruft, haben dann wohl alle jene, welche in diesen Tagen gefühlt, wie ihgre Seele der Gewalt Satans entrissen wurde, dieselbe von dem früheren Joche frei gehalten? Eine traurige Erfahrung läßt die Kirche leider sich nicht einer solchen Hoffnung hingeben. Gar viele werden wieder, wenn sie kaum befreit sind, in die Bande der Sünde zurückfallen. O, Wenn sie in einem solchen Zustande durch die Gerechtigkeit Gottes ergriffen würden? Und sicher trifft einige, vielleicht viele, dieses Los. Fürchten wir daher den Rückfall, harren wir aus, denn ohne dieses Ausharren würde es uns wenig nützen, wenn wir einige Tage im Zustand der Gnade gelebt hätten; verteidigen wir die Zugänge zu unserer Seele, zeigen wir uns zum Kampfe gerüstet, und der Feind wird davon gehen um seine Schmach und seine Wut anderswo hinzutragen.“
Kirchenmusik ist mehr als Musik
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- 11. März 2023
Erzbischof Salvatore Cordileone von San Francisco hat im Gespräch mit der katholischen Journalistin Charlotte Allen über sein (und der Kirche) Verhältnis zur Kunst, insbesondere zur Kirchenmusik, gesprochen - nicht ohne einen gelegentlichen Seitenblick auf andere Problemstellen. Das Interview wurde am 8. März in Vorbereitung eines kirchenmusikalischen Gebetsgottesdienstes auf New Liturguical Movement veröfentlicht. Hier unsere Übersetzung:
Charlotte Allen: Sie und Papst Benedikt haben beide eine große Liebe zur Musik, und sie beide haben auch als Amateure ein Instrument gespielt: Benedikt Klavier, und sie Yazz mit dem Alt-Saxophon. Aber nach ihrer Biographie ist ihr akademischer Hintergrund das kanonische Recht, und sie haben in den späten 80ern und dann bis in die 90er Jahre in einem Kirchengericht amtiert. Wie kamen sie vom Kirchenrecht zur Musik und der Kunst?
Erzbischof Cordileone: Tatsächlich war es eher andersherum. Als Kind und als Teenager hatte ich zwei miteinander konkurrierende Wunschvorstellungen: Die Offizierslaufbahn in der Marine oder professioneller Jazz-Musiker. Das sind nun zwei sehr verschiedene Berufswege! Das verrät, daß ich auch immer eine Vorliebe dafür hatte, unterschiedliche und sogar widersprüchliche Interessen, Ziele und Mentalitäten miteinander zu vereinbaren. Ich bin in San Diego aufgewachsen, eine ziemliche Marinestadt, und ich habe viel Zeit mit meinem Vater am Hafen verbracht, der beruflich in der Fischerei tätig war – und so hat sich bei mir die Vorstellung von einem Leben im Dienst meines Landes und dem Abenteuer, die Welt zu sehen, entwickelt.
Aber sie haben auch völlig zu recht meine Liebe zum Jazz angesprochen – ich fühlte mich schon in sehr jungem Alter instinktiv von dieser Musik angezogen. Die High School, auf der ich war, hatte ein umfangreiches Musik-Programm, und einige unserer Absolventen haben sehr erfolgreiche Karrieren als Berufsmusiker gemacht. Ich wußte aber, daß das meine Fähigkeiten überstieg, und deshalb orientierte ich mich mehr auf die Laufbahn beim Militär. Ich war gut in Mathematik und hatte auch Spaß daran, und deshalb wollte ich in dieser Richtung einen Abschluß machen. Musik und Mathematik hängen bekanntlich von den Gehirnfunktionen her recht eng miteinander zusammen.
Doch letzten Endes hatte unser Herr andere Pläne – und so ging ich ins Priesterseminar und wurde dann auch geweiht.
Sakrale Musik - klassisch und modern
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- 10. März 2023
Zu diesem Thema hat Erzbischof Cordileone von San Franzisko, der in seiner Diözese die Kirchenmusik sehr fördert, gestern auf New Liturgical Movement ein langes und sehr inhaltsreiches Interview gegeben. Dessen Text werden wir erst morgen (Samstag) fertig übersetzt haben und hier veröffentlichen können. Anlaß des Interviews ist eine von der Diözese veranstaltete Fastenandacht mit klassischer und moderner Kirchenmusik, die bereits morgen in San Franzisko stattfinden wird. Für einen Flug reicht die Zeit nicht mehr - aber man kann (nach Anmeldung) auch per Internet mit dabei sein. Hier der entsprechende Hinweis aus dem Artikel auf NLM:
Am 11. März werde ich um 11. Uhr Pazifische Zeit (das wäre in Deutschland 20 Uhr) in der Basilika der Mission Dolores in San Franzisko einen Andachtsgottesdienst zur Fastenzeit leiten, bei dem Werke der Klassiker (Palestrina, Victoria, di Lasso) mit neuen Werken zu den gleichen Texten von 4 lebenden Komponisten (Frank LaRocca, Daniel Knaggs, Mark Nowakowski und Jeffreiy Quick) aufgeführt werden.. Der Gottesdienst bringt drei Weltpremieren von Stücken, die vom Benedikt XVI. - Institut für Sakralmusik und Liturgie in Auftrag gegeben worden sind. Dr. Alfred Calabres kommt erstmals mit seiner 20-stimmigen „Band of Voices“ an die Westküste. Wir mußten diese Feier wegen Covid drei Jahre lang vor uns herschieben, und ich freue mich sehr darauf, diese Sakrale Musik als einen gemeinsamen Gottessdienst mitfeiern zu können.
Zur persönlichen Teilnahme oder zum Erhalt des Links für die Internetübertrageung kann man sich hier anmelden: https://www.eventbrite.com/e/miserere-a-lenten-service-with-abp-cordileone-new-works-of-sacred-music-tickets-491821690917
Rechtliches zu „Traditionis Custodes“
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- 08. März 2023
Die gröbsten rechtlichen Fehlleistungen der Autoren von Traditionis Custodes, die die Wirksamkeit des Erlasses empfindlich eingeschränkt hatten, sind durch das „Reskript“ vom Februar repariert worden. Ursprünglich hatte TC die Zuständigkeit der Bischöfe für die Ordnung der Liturgie bekräftigt – in der Erwartung, die Mehrheit der Bischöfe brenne darauf, die von Benedikt eröffneten Freiheiten für die Feier der überlieferten Liturgie wieder zurückzunehmen. Nachdem sich das als Fehlspekulation erwies, hat das Reskript die Rechtslage kurzerhand umgekehrt und alle Entscheidungen, die mit der überlieferten Liturgie zusammenhängen, den Bischöfen entzogen und in die Kompetenz des Diskasteriums und letztlich des Papstes verwiesen. Von daher hat sich einen Teil der primär juristisch argumentierenden Kritik an TC, die Fr. Réginald-Marie Rivoire Ende letzten Jahres im von Peter Kwasniewski gegründeten Verlag Os Justi veröffentlichte, erledigt. Aber das betrifft nur einen kleinen Teil der knapp 100 Seiten starken Broschüre.
Die zentralen Aussagen der Kritik Rivoires an den ideologischen Grundlagen und historischen Fehldarstellunge von TC sind nach wie vor gültig – und diese Gültigkeit läßt sich auch nicht durch eine juristische Manipulation wie die mit dem Reskript vorgenommene beseitigen. Der Papst mag sich als an kein übergeordnetes Recht gebundene souveräne oberste Gesetzgeber der Kirche sehen, der geltendes Recht jederzeit willkürlich ändern oder aufheben kann. Geschichte und Tradition der Kirche selbst kann er nicht ändern, auch nicht die Dokumente und Beschlüsse des II. Vatikanischen Konzils, gegen die er und seine Mitstreiter immer öfter verstoßen, wo sie ihren Machtansprüchen im Weg stehen.
In den entsprechenden Kapiteln des Buches entwickelt der Autor auch für künftige Diskussionen wichtige Argumente dafür, daß der Papst als oberster Gesetzgeber nicht völlig frei in seinen Entscheidungen ist, sondern in jedem Fall an die Tradition der Kirche gebunden bleibt.