„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Der Alte Bund lebt in der alten Liturgie
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- 06. Februar 2023
Die drängenden Notwendigkeiten, sich der im aktuellen Pontifikat zum Programm gemachten Zerstörung der liturgischen Tradition der Kirche zu widersetzen, dürfen und können uns nicht davon abhalten, die Schätze dieser Tradition auch zu genießen und wie die vorhergehenden Generationen zum Heil der Seelen zu nutzen. Das in der vergangenen Woche gefeierte Fest der „Reinigung Mariens“, populär „Mariä Lichtmeß“, gibt dazu ganz besonderen Anlaß, der weit über den in der neuzeitlichen Theologie und Liturgie der Kirche betonten Charakter eines Marienfestes hinausgeht.
Eigentliche Mittelpunkt dieses Festes ist nicht der Reinigungsritus - der in dieser Form und Tiefe auch gar nicht ins Christentum übernommen worden ist - sondern die liebevolle Begegnung zwischen dem zum Sterben müden Frommen des Alten und dem soeben als Mensch erschienenen Heiland des Neuen Bundes auf den Stufen des Tempels. Die nach dem mosaischen Gesetz erforderliche Reinigungszeremonie der Mutter samt dem rituellen „Freikauf“ des Erstgeborenen durch ein blutiges Opfer werden hier ein letztes Mal verbindlich praktiziert.
Wenn die an diesem Tag verlesene Perikope aus dem Lukasevangelium die Begegnung des greisen Simeon mit dem Kinde Jesus ins Zentrum stellt, ist das von höchster symbolischer Aussagekraft: Nun lässest Du Herr, Deinen uralten Knecht, Stamm und Volk Israel, wie Du vorhergesagt hast, in Frieden gehen, denn meine Augen haben das neue Heil gesehen, das Du für alle Völker der Welt vorgesehen hast. Der Fortgang des Liedes läßt erkennen, daß diese Begegnung zwar für den Verlust der einzigartigen Stellung des auserwählten Volkes steht, nicht jedoch für seine Verwerfung: Der neue Bund ist das Licht zur Erleuchtung aller Völker – und bleibender Ruhm für Sein Volk Israel.
Die überlieferte Liturgie hat diese Verquickung des neuen Bundes mit dem alten in den fünf Weiheorationen für die Kerzenweihe zum Ausdruck gebracht, von denen jede einen zentralen Gedanken aus den fünf Büchern Moses aufgreift. Gregory Dipippo hat das in einem gestern auf New Liturgical Movement erschienenen Artikel sehr schön dargestellt – wir bringen eine Übersetzung:
Mehr als nur Gerüchte - Neues aus dem Sumpf
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- 04. Februar 2023
Unsere römische Quelle hat sich mit neuen Informationen und Präzisierungen über die erwartete Apostolische Konstitution zur Herausdrängung der überlieferten Lehre und ihres Ritus aus dem Leben der Kirche zu Wort gemeldet.
Danach steht im Mittelpunkt des Dokuments das ausdrückliche Verbot der Spendung der Sakramente und Sakramentalien nach der überlieferten Form, wie sie im traditionellen Rituale Romanum bzw. dem Pontificale geregelt war. Taufe, Eheschließung, Firmung – nur noch im neuen Ritus und in lateinischer Sprache nur noch insoweit, wie sie innerhalb einer Messfeier des NO in lateinischer Sprache vorgenommen werden. Inwieweit zu letzterem wie bereits jetzt schon in einigen US-Diözesen eine besondere Genehmigung erforderlich ist, konnte unsere Quelle nicht sagen.
Dieses Verbot betrifft auch ausdrücklich die Weihen zum Diakon und zum Priester – sie dürfen auch in den traditionstreuen Gemeinschaften künftig nur noch nach der Reformliturgie erfolgen. Die Spendung der traditionell als „niedere Weihen“ bezeichneten Sakramentalien – für die es keinen neuen Ritus gibt - wird untersagt.
Die „Freiheit“ der Priester der traditionstreuen Gemeinschaften, die hl. Messe ohne besondere Genehmigung nach dem überlieferten Missale zu feiern, wird auf die Verwendung innerhalb der „kanonisch errichteten“ Häuser dieser Gemeinschaften begrenzt.
Auch diese aktuellen Informationen, die offenbar über den Status von bloßen Gerüchten hinausgehen, nennen als Veröffentlichungstermin des Dokuments die Karwoche – also wohl den Jahrestag der Konstitution Missale Romanum von Paul VI. am 3. April.
Die Katze ist aus dem Sack!
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- 02. Februar 2023
Der erst im vergangenen Jahr von Franziskus zum Kardinal gemachte Bischof McElroy von San Diego hat in einem in den USA vielbeachteten Artikel im Zentralorgan der US-Jesuiten America seine Erwartungen und Wünsche an die Weltsynode zur Synodalität zum Ausdruck gebracht: Eucharistie jederzeit und für alle Getauften, Priesterweihe für (fast) alle, Aufhebung von Sexualmoral und Keuschheitsgeboten... Der amerikanische Priester und Publizist de Souza hat dem im National Catholic Register eine scharfe Antwort entgegengestellt und dabei nicht nur McElroy, sondern auch die wie dieser von Franziskus ernannten Synoden-Regisseure und -manipulateure Grech und Hollerich angesprochen. Das Thema hat Sprengkraft: Offiziell läßt Franziskus den synodalen Weg in Deutschland kritisieren - hinter dem Vorhang hat er schon längst dafür gesorgt, daß Figuren wie Grech und Hollerich, die ganz ähnliche Vorstellungen wie MacElroy und die Deutschsynodalen verfolgen, alles in der Hand haben. Doch hier der ungekürzte Text von Fr. DeSouza aus dem NCR.
Der jüngste Brief an die Bischöfe der Welt von Kardinal Mario Grech, Chef des Vatikanischen Synodensekretariats, und Kardinal Jean-Claude Hollerich, Generalrelator der Synode über Synodalität, zeigt, daß das Management einer Synode auch nicht mehr so einfach ist wie früher.
Die früheren Synoden unter Papst Franziskus waren relativ leicht zu steuern gegenüber dem aktuellen Synodalen Prozess zur Synodalität für eine synodale Kirche. Damals konnten die Manager der Synode, nachdem sie alle angehört hatten, einfach alles in die Zwischen- oder Endberichte schreiben, was sie wollten.
Die Ursprünge der Synodensynode
So hatte auch der synodale Prozess zur Synodalität für eine synodale Kirche angefangen. Sie wird ihre Höhepunkte mit nicht nur einem, sondern gleich zwei planetarischen synodalen Zusammenkünften in Rom erreichen – einer in diesem Herbst, einer zweiten dann im Oktober 2024.
Kein Gehorsam gegen die Tradition!
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- 01. Februar 2023
Der amerikanische katholische Journalist und Autor Taylor Marshall und sein in Rom stationierter Kollege Matt Gaspers haben in einem etwa einstündigen Gespräch auf Gaspers' Youtube-Kanal den aktuellen Stand der erstmals hier am 13. 1. publik gemachten Pläne zur Verschärfung von Traditionis Traditores diskutiert. Sie gehen davon aus, daß die am 13. noch unter Vorbehalt weitergegebenen Vorhaben, die seitdem mehrfach von anderer Seite aufgegriffen und bestätigt worden sind, den Inhalt des zu erwartenden Dokuments im Großen und Ganzen zutreffend beschreiben. Und sie haben aufgrund der in Rom kursierenden Informationen einen höchst wahrscheinlichen Veröffentlichungstermin genannt: Den 3. April (Montag in der Karwoche); 53. Jahrestag der Apostolischen Konstitution „Missale Romanum“, mit der Paul VI. sein (noch gar nicht fertiggestelltes) Reformmessbuch zum Gesetz für die Kirche erklärte und für dessen Inkrafttreten den 30. November (1. Adventssonntag) bestimmte.
Den wesentlichen Inhalt des Gesprächs, das insbesondere die rechtliche Situation um die überlieferte Liturgie eingehend beleuchtet, hat Matt Gaspers auf seiner Website CatholicFamilyNews in 5 Punkten zusammengefasst, die wir hier in deutscher Übersetzung wiedergeben:
- Das Konzil von Trient: Wenn jemand behauptet, daß die überlieferten und zugelassenen Riten der katholischen Kirchen, die gewöhnlich bei der feierlichen Spendung der Sakramente verwandt werden von den Spendern nach eigenem Wohldünken frei missbilligt oder verkürzt oder von irgendeinem Hirten der Kirche zu neuen Riten verändert werden könnten, so sei dieser ausgestoßen (anathema). Quelle: Konzil von Trient, Session VII, 3. März 1547, can 13, Denzinger-Hünermann Nr.1613.
- Papst Pius IV.: Ich stehe fest zu den apostolichen Traditionen der Kirche und all ihren Gesetzen und Gebräuchen. Ich bekenne mich dazu, daß es nach dem Neuen Gesetz wahrhaft und tatsächlich sieben Sakramente gibt, die der Herr Jesus Christus eingesetzt hat und die für die Rettung des Menschengeschlechtes notwendig sind. Außerdem bekenne ich mich zu den Riten, die die Kirche empfangen und zur feierlichen Anwendung der genannten Sakramente verbindlich gemacht hat. Quelle: Bulle Iniunctum Nobis vom 13. Nov. 1564, Tridentinisches Glaubensbekenntnis, (D.H. 1863-1864)
- Papst Pius IX.: Ich erkenne und halte unerschütterlich die apostolischen Traditionen der Kirche und alle ihre anderen Gebräuche und Gesetze. Ich erkenne an, daß es nach dem neuen Gesetz sieben Sakramente gibt, die man zu Recht so bezeichnet, die der Herr Jesus Christus selbst als zur Erlösung notwendig eingesetzt hat. Ebenso bekenne ich mich zu den Riten, die die Kirche empfangen und zur feierlichen Anwendung der genannten Sakramente verbindlich gemacht hat. (I. Vatikan. Konzil, Session II, 6. Januar 1870, Professio Fidei)
- Hl. Thomas v. Aquin: „Wenn der Glaube in Gefahr wäre, sollte auch ein gewöhnlicher Gläubiger seinen vorgesetzten Seelsorger öffentlich zurechtweisen. Auch Paulus, der dem Petrus untergeordnet war, wies ihn öffentlich zurecht, als eine unmittelbare Gefahr für den Glauben drohte, und wie eine Anmerkung von Augustinus zum Galaterbrief 2, 11, ausführt, „Gab Petrus damit den Oberen ein Beispiel, daß sie, falls sie irgendwann einmal vom rechten Weg abwichen, eine Zurechtweisung durch ihre Untergebenen bereitwillig annehmen sollten. (Summa Theologiae II-II, q. 33, a. 4, ad 2, hier englisch)
- Hl. Robert Bellarmin: „so, wie es gerechtfertigt wäre, einem Papst bei einem körperlichen Angriff Widerstand zu leisten, so ist es auch zulässig, ihm Widerstand zu leisten, wenn er die Seelen angreift oder einen Staat in Aufruhr versetzt, und das gilt noch viel mehr, wenn er daran gehen sollte, die Kirche zu zerstören. Ich sage, es ist zulässig, ihm Widerstand zu leisten, indem man seine Anordnungen nicht ausführt und ihn zurückweist. Aber es ist nicht zulässig, ihn zu verurteilen, zu bestrafen oder gar abzusetzen, denn er ist und bleibt ein Vorgesetzter. (On the Roman Pontiff (trans. Ryan Grant), Book II, Ch. 29; bei Mediatrix Press, 2016)
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Soviel von Gaspers Website. Das hier angesprochene Thema des Gehorsams zum Papst und den von ihn eingesetzten Oberhirten der Kirche wird eines der entscheidenden Kampffelder der kommenden Jahre sein. Immer mehr dieser Oberhirten widersprechen öffentlich zentralen Aussagen des überlieferten Glaubens, und immer öfter weckt auch der Papst selbst Zweifel an seiner Treue zu diesen Aussagen – entweder durch Sachaussagen wie in der berüchtigten Fußnote zum Kommunionempfang für „wiederverheiratete Geschiedene“ oder durch unverständliche Personalentscheidungen wie die Ernennung von Kardinal Hollerich zum Verantwortlichen für die römische Bischofssynode. Während Franziskus die deutsche Synode selbst kritisiert oder durch seine Spitzenbeamten teilweise scharf kritisieren läßt, ist Hollerich mehrfach öffentlich als Befürworter der dort diskutierten (und noch weitergehender Vorhaben) aufgetreten.
Wie könnte man einem Papst gehorsam sein, der die Ampeln gleichzeitig auf rot und auf grün setzen läßt?
Alte Formen für die neue Liturgie?
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- 31. Januar 2023
Die neue Liturgie ist gültig und gnadenvermittelnd – wenn sie in würdiger Form gefeiert wird. Dem stimmen fast alle zu – aber was bedeutet „würdige Form“? Eine Zeit lang verstand man darunter die Verwendung möglichst vieler Kennzeichen der alten Form, beginnend mit Gewändern, Weihrauch und Altarschmuck bis hin zur Körpersprache des Zelebranten, nach Möglichkeit ergänzt durch die Zelebrationsrichtung „ad Dominum“, gregorianischen Gesang und „möglichst viel Latein“.
Die Vertreter dieses Ansatzes – beispielhaft vorgeführt etwa in Heiligenkreuz und im Brompton-Oratory von London – konnten sich für den Versuch zur Beibehaltung möglichst vieler äußeren Merkmale der überlieferten Form auf die mehrfachen Aussagen Pauls VI. stützen, wonach sich am Inhalt der Liturgie durch die Reform nichts ändern solle. Warum dann also die alten Formen generell verwerfen? Dabei sahen sie sich aber mit dem Widerspruch konfrontiert, daß der gleiche Paul VI. z.B. in seinen Predigten zum Inkrafttreten seines Missales hervorgehoben hatte, man müsse viele Formen und Schätze der Vergangenheit aufgeben, darunter auch die Gregorianik, um den vollen Reichtum seines Reformwerkes zu erschließen.
Die Liturgiekongrgation hat dann später den von ihr als Mißstand betrachteten Versuch der Beibehaltung einiger alter Formen und Gebeten, die nicht ausdrücklich „abgeschafft“ worden waren, zurückgewiesen: Nur das sei erlaubt, was tatsächlich in den Rubriken des neuen Missales positiv erwähnt werde – alles andere sei endgültig Vergangenheit. Nachdem inzwischen der gegenwärtig glücklos herrschende Papst die überlieferte Liturgie für unvereinbar mit dem erneuerten Kirchenverständnis des II. Vatikanums erklärt hat, ist damit jede Grundlage für diesen Versöhnungsversuch entfallen.
Was sonst noch geschah (KW 4)
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- 28. Januar 2023
Der Aufreger der Woche war die Zuspitzung im Streit zwischen Rom und Limburg (samt umliegenden Ortschaften) um die vom Synodalen Weg auf eben diesen gebrachte Einbindung und Unterordnung der Bischöfe in „demokratische Strukturen nach westlichem Verständnis“. Dieser Streit hat eine bislang zwischen – angeblich – papsttreuen Bischöfen und der Zentrale unerhörte Schärfe erreicht. Es sind nicht mehr nur die Berufslaien – als musterhafter Lebenslauf dieser Sorte mag die in Wikipedia geschilderte Funktionärslaufbahn von Stetter-Karp gelten – die hier voll gegen Lehre und Tradition der Kirche anrennen, sondern eine Mehrheit der Bischöfe ist mit dabei. Die Apostasie wird öffentlich. Das hat auch zahlreiche fast ausnahmslos höchst kritische Stellungnahmen in katholischen Medien in aller Welt ausgelöst.
Am Konflikt selbst ist wenig überraschendes – man muß wohl ein Möchtegern-Powerplayer wie Bätzing sein, um jetzt mit naivem Augenaufschlag festzustellen, daß auch der Papst die deutschen Pläne ablehnt. Natürlich hat Bätzing recht, wenn er Franziskus jetzt vorwirft, in der Vergangenheit verwirrende und teilweise sogar in entgegengesetzte Richtung weisende Signale gesetzt zu haben. Daran ist doch nichts Überraschendes – das ist Franziskus Regierungsstil. Er läßt Chaos wuchern, solange es in eine ihm genehme Richtung zu gehen scheint, wobei das „ihm genehme“ weniger von theologischen Inhalten, als von kirchen(macht)politischen Erwägungen abhängt. Und wenn er im Chaos irgendeine Herausforderung seiner Machtansprüche wittert, schlägt er zu. So einfach ist das.
Womit noch lange nicht gesagt ist, daß Franziskus auch übermorgen bei dieser als „hart“ wahrgenommenen Haltung bleibt. Wenn sich das Umfeld wandelt, wandelt sich ein Bergoglio mit.