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Zu Geist und Form der Liturgie

Bild: Gefunden auf pinterest unter #repetitionMartin Mosebach hat einen neuen Beitrag auf First Things  veröffentlicht, der sich mit einer grundlegenden Frage der Liturgie beschäftigt. Die Überschrift geht das Thema frontal an: Holy Routine – the Mystery of Repetition. Oder in der ebenfalls auf First Things gebotenen deutschen Fassung: Heilige Gewohnheit - Das Geheimnis der Wiederholung. Dem frommen Sinn mag es widerstreben, Liturgie und Routine in einem Atemzug zu benennen – aber der Zusammenhang ist unübersehbar: Liturgie ist einerseits Einbruchsstelle des Übernatürlichen in die Welt. Dennoch braucht sie Selbstverständlichkeit, braucht tiefe Verwurzelung in Lebenswelt und Lebenstätigkeit, muß sich ereignen können, ohne ständig reflektiert, erläutert, angeleitet und kommentiert zu werden. Wiederholung in Gesten und Aktionen, Gebeten, Worten und Tonen sind daher Wesensmerkmale und Erkennungszeichen jeder uns bekannten und historisch zugänglichen Liturgie.

Die Erklärung der Liturgiekonstitution des Konzils, die Riten sollten von „edler Einfachheit“ gekennzeichnet sein, steht soweit von vornherein in einem gewissen Spannungsverhältnis zueinem wesentlichen Element von Liturgie. Das gilt auch dann, wenn gerade diese Forderung, wie Mosebach ausführt, sich auf Gedanken des bedeutenden Kunsthistorikers Winckelmann stützen könnte. Das Spannungsverhältnis wird zum Widerspruch, wenn die Liturgiekonstitution vorgibt, die Liturgie von „unnötigen Wiederholungen“ zu reinigen (Art. 34): Was ist „unnötig“? kann es in der Liturgie überhaupt „unnötige Wiederholungen“ geben, ohne die Liturgie und damit das Metaphysische dem Urteil der Alltäglichkeit zu unterwerfen.

„Wiederholung“ ist denn auch das Schlüsselwort des Artikels von Mosebach – es kommt genau 38 mal darin vor, wie durch die Segnungen der modernen Internettechnik mühelos fetstellbar ist. Es ist daher weder möglich noch wäre es sinnvoll, die reichhaltige Argumentation auch nur ansatzweise nachzuzeichnen. Sie behandelt, von der Liturgie ausgehend, zahlreiche Fragen der Ästhetik und der Kunsttheorie, die in der Tradition der Kirche eine große Rolle spielen, seit dem Konzil und der danach durchgesetzten Liturgiedestruktion jedoch aus dem Bewußtsein gedrängt worden sind. Formlosigkeit und Häresie, das ist immer deutlicher zu erkennen, sind eng miteinander verwandt. Formlosigkeit ist Häresie, denn Gottes Schöpfung hat eine bestimmte Gestalt, die Lehre der Kirche hat eine feste Form, und ihre Liturgie hat ein historisch ausgebildetes Wesen, das weder dem Hochmut eines Papstes noch dem Opportunismus von Bischofskonferenzen ausgeliefert werden kann. Gerade in so chaotischen Zeiten wie denen, die wir in diesen Jahren erleben, sind Mosebachs Erinnerungen an das, was wirklich wichtig und richtig ist, überaus begrüßens- und empfehlenswert. Hier noch einmal der Link zur deutschen Version.

Der Vorrang gebührt Gott

Bild: dpa/picture alliance - Michael KappelerAus Anlaß der Vorstellung des 11. Bandes der Sämtlichen Schriften Joseph Ratzingers in russischer Sprache am 25. September im Moskauer Patriarchat hat auch das in dieser Ausgabe enthaltene Vorwort des ehemaligen Papstes neue Aufmerksamkeit gefunden. Neue Aufmerksamkeit deshalb, weil es bereits vor über zwei Jahren verfasst wurde und auch schon seit längerer Zeit im vollen Wortlaut bekannt ist. Hier noch einmal unsere Übersetzung aus dem Englischen, die wir zuerst im April dieses Jahres präsentiert hatten:

Nihil Operi Dei praeponitur“ - nichts soll dem Gottesdienst vorgezogen werden. Mit diesen Worten hat der hl. Benedikt in seiner Regel (43,3) dem Gottesdienst den absoluten Vorrang gegenüber allen anderen Pflichten des monastischen Lebens zugewiesen. Das ist selbst für das Klosterleben keine Selbstverständlichkeit, weil für die Mönche die Arbeit in der Landwirtschaft und in der Wissenschaft ebenfalls höchste Bedeutung hatte.

In der Landwirtschaft, aber auch im Handwerk und in der Ausbildung können zeitweise Notfälle auftreten, die wichtiger als die Liturgie erscheinen mögen. Demgegenüber weist Benedikt mt seiner Priorität für die Liturgie auf unmißverständliche Weise Gott die Priorität in unserem Leben zu. „Wenn die Zeit für das Offizium gekommen ist, sollen die Brüder, sobald sie das Glockenzeichen vernehmen, alles aus der Hand legen und mit der größten Eile herbeikommen“.

Im Bewußtsein der heutigen Menschen erscheinen die Göttlichen Angelegenheiten und damit auch die Liturgie nicht wirklich dringlich. Alles mögliche mag dringlich erscheinen, aber niemals die Angelegenheiten Gottes. Nun, man könnte mit einigem Recht einwenden, daß das monastische Leben sich in vielem vom Leben der Menschen in der Welt unterscheidet. Aber dennoch gilt die Priorität für Gott, die wir vergessen haben, für alle. Wenn Gott nicht mehr wichtig ist, dann verändern sich die Kriterien für das, was wichtig ist. Indem der Mensch Gott beiseite rückt, unterwirft er sich selbst Begrenzungen, die ihn zum Sklaven materieller Kräfte machen und so seiner Würde widersprechen.

In den Jahren nach dem 2. Vatikanischen Konzil kam mir die Priorität Gottes und der göttlichen Liturgie wieder neu zu Bewußtsein. Das falsche Verständnis von der Liturgiereform, das sich in der Katholischen Kirche weithin verbreitet hatte, ließ die Aspekte der Lehrvermittlung, der eigenen Tätigkeit und Kreativität immer stärker an die erste Stelle rücken. Das menschliche Handeln führte fast dazu, die Gegenwart Gottes zu vergessen. In dieser Situation wird immer deutlicher, daß die Existenz der Kirche auf der rechten Feier der Liturgie beruht und daß die Kirche in Gefahr gerät, wenn die Vorrangstellung Gottes in der Liturgie – und damit im Leben – nicht mehr sichtbar wird. Die tiefste Ursache der Krise, die die Kirche untergraben hat, besteht darin, daß die Vorrangstellung Gottes in der Liturgie unsichtbar geworden ist. Das alles hat mich dazu geführt, nicht dem Thema Liturgie noch stärker als in der Vergangenheit zuzuwenden weil ich erkannte, , daß eine wirkliche Erneuerung der Liturgie die unabdingbare Voraussetzung für eine Erneuerung der Kirche ist. Die in diesem 11. Band der „Sämtlichen Schriften“ gesammelten Studien beruhen auf dieser Überzeugung. Letzten Endes ist das Wesen der Liturgie im Osten und im Westen trotz aller Unterschiede ein und dasselbe. Und daher hoffe ich, daß dieses Buch auch den Christen Rußlands dabei behilflich ist, das große Geschenk der Heiligen Liturgie auf neue und bessere Weise zu verstehen.

Vatikanstadt, am Fest des hl. Benedikt, 11. Juli 2015.

Die englische Vorlage für unsere Übersetzung fanden wir auf Rorate Cæli, der offizielle italienische Text, der seinerseits wohl eine Übersetzung aus dem Deutschen darstellt, kann hier als PDF heruntergeladen werden.

Mit Rotstift im Evangelium

Bild:  Gemeinde St. Ludgerus Borken, http://www.st-ludgerus.de/?p=7951Die Überlegungen von Kardinal Sarah zu einer möglichen Zusammenführung der reformierten und der überlieferten Liturgie haben auch der Diskussion über die neue Leseordnung des Messbuchs von 1970 neuen Auftrieb gegeben. Obwohl ein mehrjähriger Lesezyklus in der Tradition der Kirche keinerlei Vorbild hat und obwohl eine vielzahl der neu aufgenommenen Lesungen aus dem alten Testament für normale Gläubige so unverständlich ist, als ob sie in Hebräisch vorgetragen würden, hält sich hartnäckig die Vorstellung, das neue Evangeliar sei, da umfangreicher, auch reichhaltiger. Das stimmt gleich in zweifacher Hinsicht nicht. Einmal, weil Masse noch nie als Ausweis von Qualität angesehen werden konnte, vor allem aber deshalb nicht, weil bei der Zusammenstellung der neuen Lesungen vielfach entscheidende Aussagen weggelassen worden sind. Teils durch direkte Streichungen im Text, teils dadurch, daß man sie „zwischen den Sonntagen“ im Ungesagten verschwinden ließ. Hazells Index Lectionum hat das bis ins I-tüpfelchen präzise nachgezeichnet - auf 220 Seiten. 

Die Sache selbst wurde aber bereits unmittelbar nach Inkraftsetzung des Schrumpf-Lektionars erkannt und kritisiert. Wir präsentieren dazu einen ursprünglich unter dem Titel „Bibel mit Rotstift“ erschienen Text des österreichischen Priesters, Professors und Publizisten Eduard Kamenicky aus dem Jahr 1971, dem die Entrüstung über diese für undenkbar gehaltene Manipulation deutlich anzumerken ist.

Es beginnt ein langes ZitatDas Ärgernis ist zu groß, als daß man darauf verzichten dürfte, es anzuprangern: das allsonntägliche Argernis der verstümmelten Schrift. Es scheint, als hätte nur dem Heiligen Geist, nicht aber den Reformgremien gefallen, was geschrieben steht. Man kann nicht ignorieren, daß es sich bei den zahllosen willkürlichen Textkontraktioneri, welche die neue Leseordnung befiehlt, um eine faktische Irreführung des hörenden Volkes handelt. Diesem werden ja keine Verszahlen genannt, noch sonst Verweise auf das Eliminierte geboten, sondern die frei aneinandergefügten Teile eben fürs Ganze vorgesetzt. Was hier nicht vorkommt, gehört nun einmal für das Volk nicht zu dem betreffenden Schrifttext. Die Sache ist also nichts weniger als harmlos. Ein Vergleich der gestrichenen Partien macht sehr bald klar, was hier vor sich geht: es ist Textfrisur in ihrer primitivsten Form, die sich verantwortliche Sachwalter der Liturgiegestaltung hier offiziell leisten: nämlich die mit dem Rotstift.

Wer wollte dem Plan seine Sympathie versagen, den Tisch des Wortes reicher zu decken, wie man das nennt, und eifriger zu schöpfen aus den Schätzen der Bibel? Doch weiß der Zeitgenosse, vielfach gewitzigt, daß eine Parole und das, was unter ihr betrieben wird, sehr leicht zweierlei sind. Die Chance, bei sich bietender Gelegenheit zu retouchieren, wie es dem eigenen Geschmack entspricht, ist gar verlockend. Was machte auch in einer Zeit, in der Intendanten Shakespeare und Schiller bis zur Unkenntlichkeit zusammenzustreichen belieben, ein Liturgieregisseur für eine Figur, der in archaischer Pietät noch zögern wollte, an das Gotteswort Hand anzulegen? Und offenbart hierin nicht erst Kühnheit das wahre Genie? So hat man wohl den Tisch des Wortes mit zahlreicheren Platten beschickt, den Christen dabei aber unmerklich auf Diät gesetzt. Mancher Eingriff läßt an eine Art Entwöhnungskur denken. Gewisse Speisen kommen nicht vor, charakteristische Ingredienzien der Schriftnahrung finden keine Verwendung mehr. So behagt beispielsweise alles Kultische offensichtlich nicht sehr dem Gaumen der liturgischen Speisemeister. Engel, Dämonen und drohende Strafen sind im Grunde verpönt und werden tunlichst gemieden. Die häufigste und eindringlichste Warnung des Neuen Testamentes, nämlich die vor Irrlehrern, ist sehr selten geworden. (Vermutlich mangelt ihr jegliche Aktualität.) Aber auch Züge handgreiflicher Geschichtlichkeit werden gerne getilgt. Seltsam, nicht wahr?

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Unumkehrbarer Revolution?

Bild: Internet-Archiv des SpectatorAuf einer Veranstaltung zur 68. Liturgischen Woche Italiens hat Papst Franziskus gestern zur Bedeutung der Liturgiereform des Jahres 1970 gesprochen. Zwei Sätze seiner Rede haben besondere Beachtung gefunden und sollen auch hier kurz kommentiert werden.

Zunächst skizzierte Franziskus den Weg der Liturgiereform des vergangenen Jahrhunderts um dann zu schließen:

Nach diesem Lehramt, nach diesem langen Wege können wir mit Sicherheit und mit lehramtlicher Autorität bekräftigen, daß die Liturgiereform unumkehrbar ist.

Das klingt, wie sofort ins Auge fällt, recht ähnlich wie die Festlegung der Bulle Quo Primum von Papst Pius V., in der er die Unveränderlichkeit des nach Trient festgesetzten Missales für alle Zeiten beschwor – und auf dessen völlige Abschaffung die Energien der 1970 siegreichen Revolutionäre gerichtet war. Aller Revolutionäre der Moderne haben versucht, ihre Errungenschaften als unumkehrbar hinzustellen – und das umso mehr, je mehr sie selbst deren drohenden Überwindung befürchten mußten. Diese Befürchtungen haben sich dann auch in jedem Fall eher früher als später bewahrheitet Es kam dann zu weiteren Neuentwicklungen, die vielfach an vermeintlich überwundene ältere Elemente anknüpften, ohne freilich jemals vollständig ein früheres Stadium zu restaurieren.

So geht Geschichte, und der Versuch, lehramtliche Autorität dazu zu bemühen, historische Entwicklungsgesetze außer Kraft zu setzen, erscheint schon geradezu mitleiderregend. Zumal aus dem Munde des Repräsentanten eines Pontifikats, das in immer mehr theologischen Kernaussagen die lehramtliche Autorität bisheriger Päpste in Frage stellt.
Soviel zum formalen Teil, zum von Bergoglio verkündeten Geltungsanspruch der Liturgiereformen seiner Vorgänger – unter denen er Benedikt XVI. mit keiner Silbe und keinem Zitat erwähnte.

In inhaltlicher Hinsicht ist es Franziskus bzw. dem Verfasser seiner Rede gelungen, den Kern des modernistischen Liturgieverständnisses in einer prägnanten Kurzformel zum Ausdruck zu bringen.

Ihrem Wesen nach ist die Liturgie eine Sache des Volkes und nicht des Klerus, sie ist, wie schon die Etymologie anzeigt, eine Aktion für das Volk und durch das Volk.

Diese Beschreibung muß alle verwundern, die die Liturgie bisher für das Handeln der Kirche hielten, einer Kirche, die zwischen „Volk“ und Klerus keinen Gegensatz konstruiert, sondern in der den verschiedenen Abteilungen Gottes jeweils ihre je eigenen Aufgaben und Pflichten zukommen. Kann sich der Verfasser der Papstrede – es ist schließlich nicht von irgendeiner Liturgie, sondern von der „Reform“ des Missales die Rede – eine Messfeier ohne Klerus, ohne geweihte Priester und Bischöfe, vorstellen? Soll der Weg der Kirche durch zwei Jahrtausende umgekehrt und das Ergebnis dann für „unumkehrbar“ erklärt werden?

In aller Liebe und aufrichtiger Hoffnung und im Gebet für die Umkehr der Verirrten: Das ist nicht mehr ernst zu nehmen.

Die Ketten abschütteln?

Bild: wkimedia, Rabax63, CC-BY-SADas heutige Datum kann einige der Probleme beleuchten, die sich mit der von Kardinal Sarah (beileibe nicht als erstem) ins Gespräch gebrachten Zusammenführung des überlieferten und des reformierten Kalendariums der Kirche verbinden. Im überlieferten Kalender ist der 1. August der Tag von Petri Kettenfeier – also der Tag der Erinnerung an die in der Apostelgeschichte (12, 5-10) mitgeteilte wunderbare Befreiung des hl. Petrus aus dem Gefängnis Herodes‘. Bis 1960 hatte dieses Fest den Rang eines „gebotenen Gedenktages“, der in der Liturgie zumindest durch Kommemoration zu berücksichtigen war, falls er durch ein höherrangiges Fest in die zweite Reihe gedrängt wurde. Im heutigen Kalender der deutschkatholischen Kirche ist es nicht mehr enthalten und wurde durch das gebotene Gedenken an den hl. Alfons von Liguori ersetzt. Wunderberichte wie die von Petri Befreiung aus dem Kerker sind den Heutigen peinlich, und daß in der römischen Kirche San Pietro in Vinculi dem hl. Petrus zugeschriebene Ketten als Reliquien aufbewahrt und bis auf den heutigen Tag verehrt werden, macht die Sache nicht besser.

Mit genau dieser Kirche in Rom hat es allerdings zu tun, daß der 1. August auch als Feiertag der sieben „makkabäischen Brüder“ begangen wurde, von deren durch das Martyrium besiegelten Treue zum Gott Israels im 2. Buch der Makkabäer des alten Testaments berichtet wird. In San Pietri in Vinculi wird seit ältesten Zeiten ein Schrein mit Reliquien aufbewahrt, die Gebeine dieser Märtyrer enthalten sollen, und daher wurde der Weihetag dieser Kirche auch zum Gedenktag dieser alttestamentlichen Gotteszeugen. Allerdings gibt es auch in der Kölner Kirche St. Andreas einen Makkabäerschrein, was freilich bei dem im hohen Mittelalter üblichen Umgang mit den Gebeinen der Heiligen weder gegen die kölner noch gegen die römische Abteilung sprechen muß.

Auch sonst ist die Sache mit den „makkabäischen Brüdern“ nicht wirklich klar – wie so vieles aus dem alten Testament. Schon die Zuweisung der vier Makkabäer-Bücher zum Kanon ist durchaus umstritten. Die römische Kirche betrachtet die Bücher 1 und 2 als kanonisch, die russische Orthodoxie heute nur noch das 4.; die Juden betrachten sie sämtlich als apokryph. Auch über die gemeinten Personen gibt es Unklarheiten: Die Kirche sieht in ihnen die Söhne der in Makk. 2 erwähnten „makkabäischen Mutter“ - die heutigen Juden denken bei „makkabäische Brüder“ an die Träger des Volksaufstandes der Hasmonäer gegen die Syrer, und es ist keinesfalls ausgemacht, daß damit die gleichen gemeint sind. Außerdem gibt es jüdischerseits die üblichen Empfindlichkeiten: Wie kommen die Römer dazu, unsere Leute als ihre Heiligen zu vereinnahmen.

All diesen Problemen kann man auf einfache Weise entgehen, indem man einen Gedenktag wie den von Petri Kettenfeier und den damit verknüpften der Sieben makkabäischen Brüder stillschweigend aus dem Kalender fallen läßt und sich so von den Ketten der Vergangenheit befreit. Freilich hat derartiger Umgang mit Gedenktagen seine Tücken: Der Gedanke, statt deren den hl Alfons v. Liguori zu feiern, mag in den 50er/60er Jahren noch nahegelegen haben – inzwischen ist absehbar, daß der gestrenge Moraltheologe des 18. Jahrhunderts den Neukirchlern bald mindestens ebenso peinlich sein dürfte wie die gesprungenen Ketten des hl. Petrus – von den politisch heiklen Makkabäern ganz zu schweigen.

Immer auf der Höhe der Zeit zu sein erfordert Bereitschaft zu ständiger anpassender Veränderung in jeder Hinsicht, Inhalte nicht ausgenommen. Und genau das steht jeder formalen Zusammenführung mit der überlieferten Lehre und Liturgie entgegen.

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