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Aufgefahren in den Himmel

Zum Fest der Himmelfahrt Christi heute ein Hymnus des spätantiken Autors Magnus Felix Ennodius († 521). Ennodius genoss eine Erziehung im Geist der klassischen Antike und führte zunächst auch ein weltliches Leben, bevor er als junger Erwachsener Christ wurde. Er war dann im Auftrag von Papst und Ortsbischöfen viele Jahre lang in einer Art diplomatischer Dienst tätig; aus dieser Zeit sind zahlreiche Briefe und Reden erhalten. Seit 513 war Ennodius Bischof von Pavia, vermutlich in dieser Zeit entstand sein Hymnus auf den in den Himmel aufgefahrenen Erlöser, den Renè Strasser für das Hymnarium übersetzt hat.

Ähnlich wie bei den Hymnen des Prudentius, der freilich ein volles Jahrhundert vorher gelebt hatte, klingt bei Ennodius immer wieder die Sprache der klassischen lateinischen Dichtung durch, ergänz durch reichlichen Gebrauch des aus der griechischen Philosophie überkommenen Stilmittels des Paradoxons, mit dem er den Zeilen seiner Strophen unerhörte Eindringlichkeit verleiht:

Schon stieg Christus zum Himmel auf,
vor dem Begräbnis hat er (den Tod) getötet,
der Begrabene hat den Tod vertrieben, der Tod
ist durch die Kraft des Todes überwunden.

Besingt dieses Ereignis, Jahrhunderte,
der Tod hat die Unterwelt überwältigt,
der Getötete hat den Tod besiegt;
da trauert der bleiche Tod,

da er zuvor die Freude genossen. Durch das
Essen wurde der Verschlinger gefangen, der
Räuber aller ist selbst Beute geworden, schon
wird er, durch ein Netz gefesselt, weggeführt,

Die Kette liegt in Fesseln,
die Schlange verschlingt ihr Gift,
die Sanftmut zerschmettert den Stolz,
das Lamm hat den Löwen ausgeweidet.

Dies alles ist mehr an Macht, Christus,
als du in unserer Natur annimmst,
und im Sklavengewand verborgen
führst du uns zum Triumph,

wenn du auch von den funkelnden Sitzen
durch deinen Blitz die Schuldigen erschreckst.
Gott zeigt sich in allen Dingen,
durch keinen Schleier verhüllt.

Wenn er die Gefallenen aufrichtet,
geruht er zu sein, was wir sind,
er selbst hat sein Recht zurückgekauft,
er hat das verlorene Schaf

in die Obhut des Hirten zurückgeführt.
Öffnet die Tore, ihr Engel,
eintreten möge der furchterregende Richter,
grösser als die Trophäen von den Feinden.

Das Rabbula-Evangeliar, dem wir das Bild (Wikimedia, gemeinfrei) entnehmen, entstand im Jahr 568 in Syrien. Es ist also nur wenige Jahre jünger als der Hymnus des Ennodius.

Zum 1. Mai: Gegenseitige Bereicherung

Jahrhunderte lang war der 1. Mai der Festtag insbesondere der heiligen Apostel Philippus und Jakobus. Das vorreformierte Martyrologium weiß über Philipp zu berichten, daß er, nachdem er das ganze Skythenland zu Christus bekehrt habe zu Hierapolis (die Ruinen des Ortes liegen in der heutigen Osttürkei) gekreuzigt und gesteinigt worden sei. Jakobus habe man von der Zinne des Tempels gestürzt und dem mit gebrochenen Beinen daliegenden dann mit Knüppeln das Rückgrat gebrochen. Weitere Heiligengedächtnisse des Tages galten Papst Pius V., dem Propheten Jeremias und König Sigismund von Burgund. 

In England war das Fest der beiden Apostel zum Maianfang (Pip'n'jim on May Morning) hoch populär und wurde gerade, aber nicht nur, in Oxford mit vielerlei Begängnissen gefeiert, die - wie uns Fr. Hunwicke versichert, heute bei weitem nicht mehr sind, was sie in der guten alten Zeit einmal waren. Besonders bedauert er natürlich, daß auch im katholischen Bereich die Kalenderreform die beiden Apostel vom Maianfang vertrieben hat - und gibt als listiger Vertreter oxforder Gelehrsamkeit 'tongue in cheek'  auch gleich ein Rezept, wie man den Reformatoren ein Schnippchen schlagen könne. In seinem Blog Mutual Enrichment schreibt er:

Es beginnt ein langes ZitatDer römische Ritus hat sich an der Abschaffung der traditionellen Feiern für Philippus und Jakobus  zum Maianfang mitbeteiligt und die beiden herumgestoßen, so wie die Polizei Landstreicher ohne festen Wohnsitz auf Trab hält. Dabei war das einer der paarundreißig gebotenen  Feiertage des Jahres, an denen die Gemeinde zur Messe zusammenkam, bis die Segnungen der Aufklärung und der gierige Wunsch, die Arbeiterschaft in der Tretmühle zu halten, die meisten dieser Tage zu nicht-gebotenen Festen herabstufte. Da waren die Gläubigen dann nur noch dringend gebeten, die Messe zu besuchen, und davon ist heute natürlich so gut wie nichts mehr übrig geblieben Es war Pius XII, der Philippus und Jakobus den 1. Mai nahm, um ihn dem hl. Joseph dem Werkmann zu übergeben und damit den sozialistischen Festtag der Arbeiter für die Kirche zurück zu gewinnen. In der Theorie ist das zugegebenermaßen keine schlechte Idee - aber es hat nicht funktioniert. Man kann nicht einfach per Dekret ein kulturell verwurzeltes und weithin bekanntes Fest schaffen.

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Ankunft im Paradies

Der vorhergehende Beitrag berichtete von der Befreiung der Gerechten des Alten Bundes durch den Auferstandenen und ihren Aufbruch ins Paradies, beschrieben im apokryphen Nikodemus-Evangelium. Vom weiteren Weg, den der Erlöser mit den Freigekauften nahm, weiß die Apokryphe nichts zu berichten: Dieser Weg ist den Sterblichen unbekannt. Doch kaum hat die Prozession der Auferstandenen das Tor zum Paradies durchschritten, finden die Verfasser in der heiligen Schrift wieder Anhaltspunkte für eine lebhafte Ausmalung der Geschehnisse:

Als sie nun durch das Tor des Paradieses einzogen, kamen ihnen zwei Greise entgegen. Die heiligen Väter fragten sie: Wer seid ihr, daß ihr den Tod nicht gesehen habt und in den Hades nicht hinabgestiegen seid, sondern mit Leib und Seele im Paradiese wohnet?

Einer von ihnen antwortete: Ich bin Enoch, der Gottes Wohlgefallen erwarb und von ihm hierhin entrückt wurde. Und dieser ist der Thesbiter Elias. Wir sollen leben bis zur Vollendung der Welt. Dann aber sollen wir von Gott entsandt werden, damit wir dem Antichrist entgegentreten und von ihm getötet werden. Und nach drei Tagen sollen wir wieder auferstehen und auf Wolken dem Herrn entgegen entrafft werden.

Während sie so miteinander sprachen, kam ein anderer, ein unscheinbarer Mensch, der auf seiner Schulter auch ein Kreuz trug.

Ihn fragten die heiligen Väter: Wer bist du, der du das Aussehen eines Räubers hast, und was ist das für ein Kreuz, das du auf der Schulter trägst?

Er antwortete: Ich war, wie ihr sagt, ein Räuber und Dieb in der Welt, und deshalb ergriffen mich die Juden und überlieferten mich dem Kreuzestode zugleich mit unserem Herrn Jesus Christus. Als er nun am Kreuz hing, schaute ich die Zeichen, die geschahen, und glaubte so an ihn. Und ich rief ihn an und sprach:

Herr, wenn du herrschen wirst, dann vergiß mich nicht!

Und sogleich sprach er zu mir: Wahrlich, wahrlich, heute, sage ich dir, wirst du mit mir im Paradiese sein (Lk 23,43).

Mein Kreuz tragend, kam ich also zum Paradiese, fand den Erzengel Michael und sagte zu ihm: Unser Herr Jesus, der Gekreuzigte, hat mich hergeschickt. Führe mich also zum Tor des Gartens Eden! Und da das flammende Schwert das Zeichen des Kreuzes sah, öffnete er mir, und ich ging hinein. Dann sprach der Erzengel zu mir: Warte ein Weilchen! Denn da kommt auch der Urvater des Menschengeschlechts Adam mit den Gerechten, damit auch sie hier eintreten. Und da ich euch jetzt sah, ging ich euch entgegen.

Als die Heiligen das hörten, riefen sie alle mit lauter Stimme: Groß ist unser Herr, und groß ist seine Kraft!“

Bemerkenswert an dieser Erzählung sind – unter anderem – zwei Namen. Den einen, den sie benennt: Phlogine rhomphaia, das flammende Schwert: Das Attribut des Erzengels Michael wird ganz in der antiken Redeweise zu seinem Namen. Und dann der Name, der zwar nicht an dieser Stelle, aber im 10. Kapitel des Textes genannt wird: Dysmas, der gute Schächer. In den Evangelien erscheint er (ohne Namensnennung) nur bei Lukas. Ein weiteres Mal taucht er übrigens im sog. „syrischen Kindheitsevangelium“ aus dem 6. Jahrhundert auf, in dessen Mittelpunkt die mit zahllosen Wundergeschichten ausgeschmückte Flucht der heiligen Familie nach Ägypten steht. Ernstzunehmende Informationen sind diesem Text nicht zu entnehmen – er gibt allenfalls Zeugnis von dem frommen Wunsch der einfachen Leute in den christlichen Gemeinden, mehr vom Leben Jesu zu erfahren, als die Evangelien authentisch überliefern.

Eine dieser Geschichten ist unschwer als die in eine Romanze umgestrickte Novelle vom Goldenen Esel des Apuleius identifizierbar. Und eine andere läßt zwei Räuber auftreten, von denen der eine – dort Titus genannt – den Flüchtlingen Barmherzigkeit erweisen will, wogegen sich der andere sträubt und von Titus/Dismas nur durch ein Bestechungsgeld von 40 Drachmen ruhiggestellt werden kann. Der kleine Jesus aber weissagt seiner Mutter:

In 30 Jahren, meine Mutter, werden die Juden mich in Jerusalem kreuzigen, und diese beiden werden mit mir gekreuzigt werden, Titus zu meiner Rechten und Dumachus zu meiner Linken, und nach diesem Tag wird Titus mir ins Paradies vorausgehen. Maria aber antwortete: Da sei Gott vor, mein Sohn.

Dem frommen Sinn der Gläubigen war es - und da lagen sie ja auch nicht ganz falsch - unvorstellbar, daß einer sein ganzes Leben hindurch ein Übeltäter gewesen wäre, und dann doch gerettet würde. Da mußte es doch einen guten Kern geben - von dem wir freilich nicht das geringste wissen. So halten wir uns also für den guten Schächer am besten an diese Kurzbiographie, die alles enthält, was sicher zu sagen ist: Er war ein Mörder und ein Dieb, aber zuletzt griff er sich das Himmelreich. Sein Feiertag in einigen Kirchen des Ostens wurde der 23. März.

Aufbruch aus der Hölle

Wo sich heute unser Blick an Ostern vor allem auf das leere Grab und den Auferstandenen in seiner Glorie richtet, stand den Gläubigen im Mittelalter mindestens ebenso deutlichein anderes und vielleicht noch stärkeres Bild vor Augen. „Hinabgestiegen in die Hölle“ sprengt der Auferstandene die Pforten der Vorhölle, in der die Gerechten des Alten Bundes auf die ihnen verheißene Erlösung warteten. Zahllose Buchmalereien vor allem aus dem angelsächsischen Raum geben ein plastisches Bild davon, wie Christus den Rachen der Unterwelt aufreißt um die Seelen der Gerechten als Siegesbeute mit sich in das Paradies zu führen. In den Kirchen des Ostens wird das Motiv auch in der Ausmalung von Kirchen verwandt, im Western eher selten.

Die Evangelien berichten – wenn überhaupt – nichts Eindeutiges von dieser Höllenfahrt. Hauptquelle sind bis in das zweite Jahrhundert zurückreichende Teile der apokryphen Pilatusakten, die bei aller späteren romanhaften Ausschmückung wertvolle Informationen zu den allerfrühesten Überlieferungen enthalten und als solche auch von den Kirchenvätern anerkannt und genutzt wurden. Das „descendit ad inferos“ des apostolischen Glaubensbekenntnisses, in modernen Übersetzungen durchaus vertretbar wiedergegeben mit „hinabgestiegen in das Reich des Todes", gehört deshalb unbestreitbar zu den frühesten Glaubensaussagen der Christenheit.

Die „Pilatusakten“ bzw. deren spätere (aus dem frühen 4. Jahrhundert stammende erweiterte) Version, das „Nikodemus-Evangelium“, bieten von dieser Höllenfahrt einen über 350 Zeilen langen hochdramatischen Bericht (hier in Griechisch mit deutscher Übersetzung im Netz) in dessen Zentrum der Dialog zwischen Satan, dem „Erben der Finsternis“, und seinem unterirdischen Statthalter Hades steht.

Das Erbeben, das den Tod Jesu am Kreuz begleitet, ist auch in der Unterwelt vernommen worden. Hades zeigt sich erschüttert und fürchtet um den Bestand seiner (geliehenen) Macht. Satan macht ihm Mut:

Allesverschlingender und unersättlicher Hades, du bist in solche Angst geraten, da du von unserem gemeinsamen Feind hörtest? Ich hatte keine Angst vor ihm, sondern wirkte auf die Juden ein, und diese kreuzigten Ihn und gaben ihm zu trinken Galle mit Essig. Sei also bereit, nun, wenn er kommt, dich sicher seiner zu bemächtigen.“

Damit kann er aber den Hades, dem erst kurz zuvor auf unerhörte Weise ein gewisser Lazarus entrissen worden war - das dünkt ihm ein übles Vorzeichen - nicht recht überzeugen. So streiten und beratschlagen sie lange hin und her. Doch dann ertönt von draußen der Ruf:

Öffnet, ihr Herrscher, eure Tore, gehet auf ewige Pforten! Einziehen wird der König der Herrlichkeit.“(Ps 23,7)

Daraufhin so läßt Hades die Pforten der Hölle für den Sturm befestigen. Aber die von ihm gefangen gehaltenen Vorväter halten ihm die Schrift vor, in der dazu seit David und Jesaia vorhergesagt ist:

Die Toten werden auferstehen, und die in den Gräbern werden auferweckt werden, freuen werden sich die unter der Erde (Ps 26,19). Tod, wo ist dein Stachel, Wo ist, Hades, dein Sieg?“

So fragt schließlich Hades: Wer ist dieser, der König der Herrlichkeit? Und der Einlass verlangende Engel des Herrn vor dem Tor erwidert:

Der Herr, gewaltig und mächtig, der Herr, mächtig im Krieg! (Ps 24).Und zugleich mit diesem Bescheid wurden die ehernen Tore zerschlagen und die eisernen Querbalken zerbrochen und die gefesselten Toten alle von ihren Banden gelöst und wir mit ihnen.Und es kam herein der König der Herrlichkeit wie ein Mensch, und alle dunklen Winkel des Hades wurden licht.“

Der Auferstandene läßt sich dann nicht in lange Dialoge verwickeln, sondern packt alsgleich den Satan am Hals und läßt ihn von seinen Engeln mit Eisenketten an Händen und Füßen fesseln. Darauf kommt es zu einer uns Heutigen eher unerwarteten, in der Antike aber unmittelbar einleuchtenden Wendung:

Dann übergab er ihn Hades und sprach: Nimm Ihn und halte Ihn fest bis zu meiner zweiten Ankunft! Und Hades nahm Satan in Empfang und sprach zu ihm: Beelzebul, Erbe des Feuers und der Pein, Feind der Heiligen, was zwang dich, den Kreuzestod des Königs der Herrlichkeit ins Werk zu setzen, so daß er hierhin kam und uns entmachtete? Wende dich um und schaue, daß kein Toter bei mir zurückgeblieben ist und daß du alles, was du durch das Holz der Erkenntnis gewonnen, durch das Holz des Kreuzes verloren hast!

Christus aber nimmt den Urvater Adam bei der Hand und führt ihn zusammen mit den anderen Vorvätern, Propheten, Märtyrern und Urmüttern aus der Hölle hinaus. Dabei singen die Erlösten Psalm 118: Gesegnet, der da kommt im Namen des Herrn, Alleluja. Ihm gebührt die Herrlichkeit von allen Heiligen.

(Eine Fortsetzung „Ankunft im Paradies“ folgt)

... abgestiegen zu der Hölle...

Wo sich heute unser Blick an Ostern vor allem auf das leere Grab und den Auferstandenen in seiner Glorie richtet, stand den Gläubigen im Mittelalter mindestens ebenso deutlichein anderes und vielleicht noch stärkeres Bild vor Augen. „Hinabgestiegen in die Hölle“ sprengt der Auferstehende die Pforten der Vorhölle, in der die Gerechten des Alten Bundes auf die ihnen verheißene Erlösung warteten. Der Auferstehende - da das menschliche Denken dazu neigt, jedes Ereignis an einem bestimmten Punkt in Raum und Zeit zu verorten, wird für die Befreiung der Vorväter die Zeit zwischen Kreuzestod und Auferstehung angenommen.

Zahllose Buchmalereien vor allem aus dem angelsächsischen Raum geben ein plastisches Bild davon, wie Christus den Rachen der Unterwelt aufreißt um die Seelen der Gerechten als Siegesbeute mit sich in das Paradies zu führen. In den Kirchen des Ostens wird das Motiv auch in der Ausmalung von Kirchen verwandt, im Western eher selten.

Die Evangelien berichten – wenn überhaupt – nichts Eindeutiges von diesem Abstieg in die Unterwelt. Hauptquelle sind bis in das zweite Jahrhundert zurückreichende Teile der apokryphen Pilatusakten, die bei aller späteren romanhaften Ausschmückung wertvolle Informationen zu den allerfrühesten Überlieferungen enthalten und als solche auch von den Kirchenvätern anerkannt und genutzt wurden. Das „descendit ad inferos“ des apostolischen Glaubensbekenntnisses, in modernen Übersetzungen durchaus vertretbar wiedergegeben mit „hinabgestiegen in das Reich des Todes", gehört deshalb unbestreitbar zu den frühesten Glaubensaussagen der Christenheit.

Die „Pilatusakten“ bzw. deren spätere (aus dem frühen 4. Jahrhundert stammende erweiterte) Version, das sog. „Nikodemus-Evangelium“, bieten von dieser Höllenfahrt einen über 350 Zeilen langen hochdramatischen Bericht (hier in Griechisch mit deutscher Übersetzung im Netz) in dessen Zentrum der Dialog zwischen Satan, dem „Erben der Finsternis“, und seinem unterirdischen Statthalter Hades steht.

Das Erdbeben, das den Tod Jesu am Kreuz begleitet, ist auch in der Unterwelt vernommen worden. Hades zeigt sich erschüttert und fürchtet um den Bestand seiner (geliehenen) Macht. Satan macht ihm Mut:

Allesverschlingender und unersättlicher Hades, du bist in solche Angst geraten, da du von unserem gemeinsamen Feind hörtest? Ich hatte keine Angst vor ihm, sondern wirkte auf die Juden ein, und diese kreuzigten Ihn und gaben ihm zu trinken Galle mit Essig. Sei also bereit, nun, wenn er kommt, dich sicher seiner zu bemächtigen.“

Damit kann er aber den Hades, dem erst kurz zuvor auf unerhörte Weise ein gewisser Lazarus entrissen worden war - das dünkt ihm ein übles Vorzeichen - nicht recht überzeugen. So streiten und beratschlagen sie lange hin und her. Doch dann ertönt von draußen der Ruf:

Öffnet, ihr Herrscher, eure Tore, gehet auf ewige Pforten! Einziehen wird der König der Herrlichkeit.“(Ps 23,7)

Daraufhin läßt Hades die Pforten der Hölle für den Sturm befestigen. Aber die von ihm gefangen gehaltenen Vorväter halten ihm die Schrift vor, in der dazu seit David und Jesaia vorhergesagt ist:

Die Toten werden auferstehen, und die in den Gräbern werden auferweckt werden, freuen werden sich die unter der Erde (Ps 26,19). Tod, wo ist dein Stachel, Wo ist, Hades, dein Sieg?“

So fragt schließlich Hades: Wer ist dieser, der König der Herrlichkeit? Und der Einlass verlangende Engel des Herrn vor dem Tor erwidert:

Der Herr, gewaltig und mächtig, der Herr, mächtig im Krieg! (Ps 24).Und zugleich mit diesem Bescheid wurden die ehernen Tore zerschlagen und die eisernen Querbalken zerbrochen und die gefesselten Toten alle von ihren Banden gelöst und wir mit ihnen. Und es kam herein der König der Herrlichkeit wie ein Mensch, und alle dunklen Winkel des Hades wurden licht.“

Der Auferstandene läßt sich dann nicht in lange Dialoge verwickeln, sondern packt alsgleich den Satan am Hals und läßt ihn von seinen Engeln mit Eisenketten an Händen und Füßen fesseln. Darauf kommt es zu einer uns Heutigen eher unerwarteten, in der Antike aber unmittelbar einleuchtenden Wendung:

Dann übergab er ihn Hades und sprach: Nimm Ihn und halte Ihn fest bis zu meiner zweiten Ankunft! Und Hades nahm Satan in Empfang und sprach zu ihm: Beelzebul, Erbe des Feuers und der Pein, Feind der Heiligen, was zwang dich, den Kreuzestod des Königs der Herrlichkeit ins Werk zu setzen, so daß er hierhin kam und uns entmachtete? Wende dich um und schaue, daß kein Toter bei mir zurückgeblieben ist und daß du alles, was du durch das Holz der Erkenntnis gewonnen, durch das Holz des Kreuzes verloren hast!

Christus aber nimmt den Urvater Adam bei der Hand und führt ihn zusammen mit den anderen Vorvätern, Propheten, Märtyrern und Urmüttern aus der Hölle hinaus. Dabei singen die Erlösten Psalm 118: Gesegnet, der da kommt im Namen des Herrn, Alleluja. Ihm gebührt die Herrlichkeit von allen Heiligen.

Und so kann es Ostern werden.

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  • Stationskirchen

    Die römischen Stationskirchen

    Kupferstich von Giusepppe Lauro aus dem Jahr 1599

    In der Fastenzeit 2013 haben wir zu jedem Tag die entsprechende Stationskirche kurz vorgestellt. Damit sind zwar alle gegenwärtigen Stationskirchen erfasst, aber nicht alle Tage mit einer Statio, von denen es auch etliche außerhalb der Fastenzeit gibt.

    Bei der Vorstellung der Stationskirchen orientierten wir uns im wesentlichen an „Die Stationskirchen des Missale Romanum“ von Johann Peter Kirch, Freiburg 1926. Zu Ergänzungen haben wir Hartmann Grisar „Das Missale im Licht römischer Stadtgeschichte“, Freiburg 1925, und Anton de Waals „Roma Sacra - Die ewige Stadt“ von 1905 in der Überarbeitung Johann Peter Kirchs von 1925 (Regensburg 1933) herangezogen. Daneben haben wir auch auf Informationen aus Internetquellen zurückgegriffen. Die Illustrationen stammen, soweit nicht anders angegeben, von eigenen Aufnahmen.

    Wie der gegenwertige Nachfolger de Waals und Kirchs als Direktor des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Prof. Msgr. Stefan Heid, uns mitteilte ist diese älter Literatur insbesondere in Sachen der Datierungen vielfach überholt. Nach seinen Untersuchungen geht die Institution der Stationes nicht wesentlich vor die Zeit Gregors d. Großen zurück. Was natürlich nicht bedeutet, daß die Stationskirchen bzw. deren Vorgängerbauten nicht wesentlich älter sein können.

Zusätzliche Informationen