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Zum Fest Mariä Namen

Am 12. September feiert die Kirche nach dem überlieferten Kalender das Fest Mariä Namen. Der Festgedanke war an einzelnen Orten der Kirche schon vor dem 17. Jahrhundert lebendig. Als weltweites Fest wurde Mariä Namen jedoch erst 1685 von Papst Innozenz XI. eingeführt - als Zeichen der Dankbarkeit für die glücklich gewonnene Schlacht am Kahlenberg vom 11./12. September 1683. Gerade so wie hundert Jahre vorher das Rosenkranzfest zum Dank für den Sieg in der Seeschlacht von Lepanto, mit der ein halbes Jahrtausend islamischer Piraterie und Sklavenjagd im Mittelmeer zu Ende gegangen waren.

Drei Monate lang hatten 1683 die türkischen Armeen auf Befehl von Sultan Mehmed IV. unter dem Kommando von Kara Mustafa Pascha die Residenzstadt der römisch-deutschen Kaiser belagert. Zuvor hatten sie in einem blutigen Feldzug durch den Balkan das Land verwüstet und Hunderttausende seiner Bewohner ermordet oder versklavt. In Mödling, keine 10 km vor den Stadtmauern, hatten die Horden des Sultans am 11. Juli die Kirche mitsamt allen, die dort Zuflucht gesucht hatten, in Brand gesteckt. Am 14. Juli plünderten und verbrannten sie Stift Heiligenkreuz. Auch Wien schien im September sturmreif zu sein, die zur Verteidigung aufgebotenen Truppen des Reiches, der Republik Venedig und des Kirchenstaates waren den an die 100 000 Mann starken moslemischen Heeren nicht gewachsen, zumal Frankreich, auf Schwächung des Reiches bedacht, vornehm abseits stand. Doch in einem überraschenden Manöver gelang es dem polnischen König Jan Sobieski, sein soeben herangeführtes Entsatzheer in Schlachtordnung zu bringen und das Hauptlager der Invasionstruppen zu stürmen. Gemeinsam mit den Truppen Eugens von Savoyen wurden die Türken niedergekämpft und mussten stark dezimiert den Rückzug antreten. Der geschlagene Oberkommandierende Mustafa Pascha wurde in Belgrad auf Befehl des Sultans mit der berüchtigten Seidenschnur erdrosselt. Sein Kopf wurde abgeschnitten und präpariert an den erlauchten Herrscher der hohen Pforte gesandt.

Es gab eben damals noch kein Internet, und die Kavallerie ist inzwischen motorisiert, aber sonst hat sich wie es scheint in der Welt unter dem Halbmond nicht viel geändert.

 

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Einem Artikel zum Thema, den heute David Berger auf seinem Blog Philosophia Perennis veröffentlicht, entnehmen wir, daß das in den nachkonziliaren Wirren aus dem Generalkalender der Kirche gestrichene Fest dort seit dem Jahre 2002 wieder aufgeführt ist. Seine Feier ist also nicht nur quasi Privatveranstaltung einiger Orte in Deutschland und Österreich, die es stets beibehalten hatten, sondern wird der ganzen bedrohten Kirche anempfohlen.

Weihe und Krönung des Königs

Heute ist nach dem überlieferten Kalender der Gedenktag des hl. Königs Stephan von Ungarn - eines der wenigen Könige des Mittelalters, die von der Kirche zur Ehre der Altäre erhoben wurden. Spontan fallen ein Kaiser Heinrich II., Ludwig IX. von Frankreich, Ferdinand III. von Kastilien, Kasimir IV. von Polen - dann wird es schon eng. Die Zahl der heiligen Königinnen ist übrigens erheblich größer - aber die mussten ja auch nicht regieren.

Der seltene Feiertag eines hl. Königs ist uns Anlass zu einem Blick in die traditionelle Form des Pontificale Romanum, wie sie unter Benedikt XIV. erarbeitet wurde und bis 1961 in Geltung war - freilich in vielem längst außer Gebrauch. Dieses Pontifikale, dessen Vorgängerversionen bis ins 10. Jahrhundert zurückreichen, enthält unter anderem auch detaillierte Vorgaben für die liturgische Form der Einsegnung und Krönung eines Königs - sie steht im Rang übrigens hinter der Jungfrauenweihe, die den Abschnitt über die Angehörigen der geistlichen Stände abschließt.

Das Pontifikale legt großen Wert darauf, die freilich schon zur Zeit seiner Kodifizierung nur noch fiktive Unterordnung der weltlichen unter die mit der göttlichen gleichgesetzte kirchliche Gewalt zu betonen. Das beginnt mit der Vorgabe, der Thron dürfe nicht höher stehen als die obere Stufe des Altars - auf der der Bischofssitz seinen Platz hatte, und äußert sich dann in einer Vielzahl von Bestimmungen, die alle zum Ausdruck bringen, daß der König sein Amt von Gott erhält, und die Kirche ihm in Vertretung Gottes gegenübertritt.

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Aufnahme Mariens in den Himmel II

Der Dichter Rainer Maria Rilke (1875 - 1926) gilt den Literaturwissenschaftlern je nach Geschmack als narzisstischer Atheist oder als tief religiöse Persönlichkeit - da wollen wir uns nicht einmischen. Tatsache ist, daß Rilke im Herbst 1911 in 15 Gedichten einen Zyklus zum „Marienleben“ verfasst hat, für den er den Fundus an Erinnerungen, Erzählungen und Legenden nutzte, den P. Denis Wiseman O.P. in seinem gestern hier zitierten Artikel zur Entstehung des Dogmas von Mariä Aufnahme in den Himmel angeführt hat. Sicher hat er sich nicht mit diesen Quellen selbst beschäftigt, sondern eher auf eine der populären Darstellungen zurückgegriffen, wie sie z.B. im „Großen Leben Christ“ von Martin von Cochem zu finden sind. Dabei entstand eine Dichtung von großer emotionaler Kraft und Eindringlichkeit, die auch und gerade da, wo sie mehr sagt, als die Lehre der Kirche weiß, unsere Aufmerksamkeit an sich ziehen muss. Wir übernehmen aus dem „Marienleben“ hier die drei letzten Gedichte des Zyklus von Dormitio und Assumptio der Gottesmutter. Dabei klingt der erste Teil wie eine Beschreibung der oben gezeigten Ikone.

Vom Tode Mariae (I)

Derselbe große Engel, welcher einst
ihr der Gebärung Botschaft niederbrachte,
stand da, abwartend daß sie ihn beachte,
und sprach: Jetzt wird es Zeit, daß du erscheinst.
Und sie erschrak wie damals und erwies
sich wieder als die Magd, ihn tief bejahend.
Er aber strahlte und, unendlich nahend,
schwand er wie in ihr Angesicht - und hieß
die weithin ausgegangenen Bekehrer
zusammenkommen in das Haus am Hang,
das Haus des Abendmahls. Sie kamen schwerer
und traten bange ein: Da lag, entlang
die schmale Bettstatt, die in Untergang
und Auserwählung rätselhaft Getauchte,
ganz unversehrt, wie eine Ungebrauchte,
und achtete auf englischen Gesang.
Nun da sie alle hinter ihren Kerzen
abwarten sah, riß sie vom Übermaß
der Stimmen sich und schenkte noch von Herzen
die beiden Kleider fort, die sie besaß,
und hob ihr Antlitz auf zu dem und dem...
(O Ursprung namenloser Tränen-Bäche).

Sie aber legte sich in ihre Schwäche
und zog die Himmel an Jerusalem
so nah heran, daß ihre Seele nur,
austretend, sich ein wenig strecken mußte:
schon hob er sie, der alles von ihr wußte,
hinein in ihre göttliche Natur.

Zu den Teilen II und III

Aufnahme Mariens in den Himmel

Am 1. November 1950 verkündete Papst Pius XII. das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Er bekräftigte damit eine Tradition, die in der Kirche seit den frühesten Zeiten lebendig ist. Im Osten wird das Fest der „Entschlafung Mariens“ seit dem 6. Jahrhundert begangen; im Westen wurde das Fest ein Jahrhundert später durch Papst Theodorus (642-649) eingeführt.

Der amerikanische Dominikaner Denis Vincent Wiseman hat die Geschichte des Glaubens an die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel in einem ausführlichen Artikel dargestellt, der den Bogen von Bischof Epiphanius von Salamis (gest. 402) bis zu Karl Rahner und Edward Shillebeeckx spannt. Wir zitieren daraus einen Abschnitt, der das Verhältnis zwischen Tradition und Lehramt thematisiert:

Bevor Pius XII das Dogma der Aufnahme Mariens in den Himmel definierte, bemühte er sich darum, zu erfahren, ob diese Lehre dem universal geltenden Glauben der Kirche entspricht. Am 1. Mai 1946 sandte Pius an alle Bischöfe einen Brief, in dem er sie bat, zu einer möglichen Dogmatisierung der Aufnahme Mariens in den Himmel Stellung zu nehmen. Bis zum August 1950 antworteten 1169 von 1181 Diözesanbischöfe positiv, sechs waren sich nicht sicher über die offenbarte Natur der Aufnahme Mariens in den Himmel, die anderen hatten Bedenken daran, ob der Zeitpunkt günstig wäre.

Beim Definieren der Aufnahme Mariens in den Himmel fragt Pius XII nicht danach, ob die Doktrin aus der Heiligen Schrift oder durch die Überlieferung begründet wird, sondern er blickt auf das kirchliche Lehramt und den Glauben der Glieder der Kirche: „der Heilige Geist ist den Nachfolgern Petri nicht versprochen, damit sie auf seine Offenbarung hin eine neue Lehre verkünden, sondern damit sie unter seinem Beistand die durch die Apostel überlieferte Offenbarung, d.h. den Glaubensinhalt, gewissenhaft bewahren und treu auslegen.“

Der Papst berief sich auf die ordentliche Lehre der Kirche: „Daher kann der allgemeinen Übereinstimmung des ordentlichen kirchlichen Lehramtes ein sicherer und unanfechtbarer Beweis entnommen werden, dass die leibliche Aufnahme der Allerseligsten Jungfrau Maria in den Himmel eine von Gott geoffenbarte Wahrheit ist ... Darum ist sie von allen Kindern der Kirche fest und treu zu glauben.“

Der Papst berief sich auch auf das Vorhandensein des Festes in der Liturgie:

Ist doch die heilige Liturgie auch ein dem kirchlichen Lehramt unterstelltes Bekenntnis der übernatürlichen Wahrheiten und kann daher Beweise und Zeugnisse liefern, die von nicht geringem Wert sind, wenn es sich darum handelt, über einen bestimmten Punkt der kirchlichen Lehre zu urteilen.

Den ganzen Artikel haben wir hier gespiegelt, weil die Originalseite in den letzten Tagen schwer erreichbar war. Außerdem verweisen wir auf den Artikel „Das Breviarium Romanum zur Aufnahme Mariens in den Himmel“ auf Summorum Pontificum 2012.

Unsere Liebe Frau von der Atombombe - bitte für uns

Völlig davon in Anspruch genommen, im nahen Osten und Irak die Folgen der letzten Kriege zur Verteidigung westlicher Werte in den Griff zu bekommen oder anderswo die nächsten vorzubereiten, hatten Regenten und Medien der Wertegemeinschaft in diesem Jahr keine Zeit für einen Rückblick auf die ersten und bis jetzt einzigen militärischen Einsätze von Nuklearwaffen.

Am 9. August 1945 verbrannte Nagasaki im Blitz der Atombombe. Um 11.05 Uhr sofort wurden etwa 75 000 Menschenleben ausgelöscht, weitere etwa 150 000 Personen auch aus der weiteren Umgebung starben in den nächsten Jahren an den Folgen der Verstrahlung. Von den ca 13000 Mitgliedern der katholischen Gemeinde, die größtenteils im besonders betroffenen Stadtteil Urakami lebten, kamen etwa 9 000 zu Tode.

Mit zerstört wurde die 500 m neben dem Explosionszentrum gelegene Urakami-Kathedrale, die erst 20 Jahre zuvor nach 30-jähriger Bauzeit eingeweiht worden war. Zum Zeitpunkt des Bombenabwurfs befanden sich mehrere Priester und einige Dutzend Gläubige in der Kirche, um sich mit der Beichte auf das bevorstehende Fest Mariä Himmelfahrt vorzubereiten. Von ihnen überlebte keiner die Explosion und den anschließenden Brand. Als der japanische Trappistenmönch Kaemon Noguchi nach seiner Demobilisierung im Oktober 1945 in seine Heimatstadt Nagasaki zurückkam, durchsuchte er die Trümmer der Kathedrale und fand dabei den halb verbrannten Kopf der Statue der Immaculata, die früher auf dem Aufbau des Hochaltares gestanden hattte. Die Statue war in den 20er Jahren in Italien nach der Vorlage des Gemäldes der Immaculata von Murillo gefertigt worden.

Ein Bild von dem Geborgenen Kopf der Statue sowie des Hochaltars, zu dessen Kreuzigungsgruppe sie früher gehörte, brachte Summorum-Pontificum bereits im vergangenen Jahr.

Als Noguchi später in sein in Nordjapan gelegenes Kloster zurückkehrte, nahm er den Kopf mit und bewahrte ihn bis Mitte der 70er Jahre heimlich auf. Erst danach brachte er den Fund nach Nagasaki zurück, wo er heute in einer Seitenkapelle der wiederaufgebauten Kathedrale ausgestellt ist und von japanischen Katholiken wie eine Reliquie verehrt wird.

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  • Stationskirchen

    Die römischen Stationskirchen

    Kupferstich von Giusepppe Lauro aus dem Jahr 1599

    In der Fastenzeit 2013 haben wir zu jedem Tag die entsprechende Stationskirche kurz vorgestellt. Damit sind zwar alle gegenwärtigen Stationskirchen erfasst, aber nicht alle Tage mit einer Statio, von denen es auch etliche außerhalb der Fastenzeit gibt.

    Bei der Vorstellung der Stationskirchen orientierten wir uns im wesentlichen an „Die Stationskirchen des Missale Romanum“ von Johann Peter Kirch, Freiburg 1926. Zu Ergänzungen haben wir Hartmann Grisar „Das Missale im Licht römischer Stadtgeschichte“, Freiburg 1925, und Anton de Waals „Roma Sacra - Die ewige Stadt“ von 1905 in der Überarbeitung Johann Peter Kirchs von 1925 (Regensburg 1933) herangezogen. Daneben haben wir auch auf Informationen aus Internetquellen zurückgegriffen. Die Illustrationen stammen, soweit nicht anders angegeben, von eigenen Aufnahmen.

    Wie der gegenwertige Nachfolger de Waals und Kirchs als Direktor des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Prof. Msgr. Stefan Heid, uns mitteilte ist diese älter Literatur insbesondere in Sachen der Datierungen vielfach überholt. Nach seinen Untersuchungen geht die Institution der Stationes nicht wesentlich vor die Zeit Gregors d. Großen zurück. Was natürlich nicht bedeutet, daß die Stationskirchen bzw. deren Vorgängerbauten nicht wesentlich älter sein können.

Zusätzliche Informationen