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Die Hohe Woche in Jerusalem - II

Karte nach dem Kenntnisstand um 1900Hier zunächst der Bericht der Egeria über die Liturgie des Palmsonntags:

Es beginnt ein langes ZitatAm Sonntag, mit dem man in die Osterwoche eintritt, die hier die „große Woche“ genannt wird, feiert man zunächst vom Hahnenschrei bis zum Morgen (das Morgenlob), so immer in der Anastasis oder am Kreuz und zieht dann in die große Kirche, das Martyrium. Sie heißt eben deshalb Martyrium, weil sie auf Golgota steht, hinter dem Kreuz, wo der Herr gelitten hat.

Nach der Feier in der großen Kirche teilt der Erzdiakon vor der Entlassung zunächst mit, daß in dieser Woche alle täglich zur Non im Martyrium zusammen kommen, dann verkündet er: „Heute wollen wir uns alle um die siebte Stunde in der Eleona versammeln.“

Nach der Entlassung aus der Martyriumskirche geleitet man den Bischof unter Hymnnegesang zur Anastasis, und dort verfährt man so wie immer an Sonntagen nach der Entlassung. (Aus anderen Passagen des Berichtes ist zu erschließen, daß es sich dabei um Danksagungsgebete nach dem Kommunionempfang handelt) Dann geht jeder nach Hause, um schnell zu essen, damit er zur siebten Stunde wieder in der Eleonakirche sein kann, nämlich in der Kirche am Ölberg bei der Höhle, in der der Herr gelehrt hat.

Zur Fortsetzung des Berichtes und erläuternden Anmerkungen

Die Hohe Woche in Jerusalem - I

In der Karwoche dieses Jahres wollen wir versuchen, die Liturgien nachzuzeichnen, die die gallische Pilgerin Egeria um das Jahr 380 bei ihrem Aufenthalt in Jerusalem erlebt und mitgefeiert hat. Einleitend heute einige Informationen zum Stand der christlichen Gemeinde und zu den kirchlichen Bauten dieser Zeit.

Der jüdische Krieg mit der Eroberung Jerusalems und Zerstörung des Tempels im Jahr 70 hatte das jüdische und damit wohl auch jedes christliche Leben im heiligen Land schwer beeinträchtigt. Die Fortsetzungen des Krieges im zweiten Jahrhundert brachten es wohl ganz zum Erliegen. Der von Kaiser Hadrian (reg. 117 – 138) betriebene Wiederaufbau von Jerusalem als „Aelia Capitolina“ war mit eindeutig antijüdischer und antichristlicher Stoßrichtung erfolgt. Die Errichtung eines Jupitertempels auf dem Tempelberg wurde132 zum Auslöser des Bar-Kochbar-Aufstandes, der noch gewalttätiger und letzten Endes verheerender verlief als der große Jüdische Krieg des ersten Jahrhunderts. Die Juden Jerusalems und Judäas wurden in die Sklaverei verkauft, Juden war das Betreten der Stadt bei Todesstrafe verboten. In Jerusalem und Umland wurden Bundesgenossen und Veteranen aus verschiedenen Völkerschaften angesiedelt.

Bei der hadrianischen Stadtplanung wurde der vorher außerhalb gelegene Golgotha-Hügel in die römische Stadt einbezogen, dort entstand ein Tempelbezirk mit Heiligtümern für Jupiter, Juno und Minerva sowie Venus/Aphrodite. Von einem christlichen Leben in der Stadt – unter den Veteranen waren sicher auch Christen – ist aus dieser Zeit nichts überliefert.

Erste Spuren christlichen Lebens in Jerusalem

Am Samstag der Passionswoche

Die Samstage waren in der römischen Liturgie lange - bis ins 9. Jahrhundert - aliturgische Tage, zumindest, was die Messfeier betrifft. Ein Grund war, daß man in der frühen Zeit ohnehin noch keine tägliche Liturgie feierte, ein weiterer, daß der praktische Sinn der Römer den Samstag, an dem bereits mit der abendlichen Vesper und der nächtlichen Vigil früh der Sonntag begann, doch zum Teil auch für profanere Aktivitäten verwandte. Am Samstag vor dem Palmsonntag gab es sogar bis ins 12. Jahrhundert keinen eigenen Stationsgottesdienst - das ist noch heute am Messformular erkennbar, das im wesentlichen die Texte vom Freitag wiederholt, während das eigentlich hierhin gehörende Evangelium mit den Ereignissen des 6. Tages vor dem Karfreitag erst am kommenden Montag verlesen wird. Dom Prosper Guéranger schreibt dazu (Kirchenjahr, Bd 6, S. 192/193):

Es beginnt ein langes Zitat Der Papst gönnte sich einen Tag der Ruhe vor den Strapazen der Charwoche, welche von morgen ab beginnen. Aber gleichwohl hatte er an diesem Tage zwei althergebrachte Vorschriften zu erfüllen, welche in den liturgischen Gebräuchen der römischen Kirche ihre wichtige Stelle einnehmen.

Das ganze Jahr hinduch war der Papst gewöhnt, jeden Sonntag einen Theil der von ihm consekrierten heiligen Hostie jedem Priester an den Pfarrkirchen der Stadt Rom zu übersenden. Diese Übersendung oder vielmehr diese Austheilung fand heute für die ganze heilige Woche statt, vielleicht weil die lange Dauer der morgigen Feierlichkeiten dies für morgen nicht gestattete. Die alten liturgischen Denkmale Roms lehren uns, daß die Verteilung der heiligen Hostie im Consistoriensaal des Lateran stattfand (...)

Der andere Gebrauch dieses Tages bestand in einem allgemeinen Almosen, welches unter Aufsicht des Papstes ausgeteilt wurde; durch seine reichliche Fülle sollte es wohl an Stelle der Almosen für die ganze heilige Woche treten, denn man war in derselben zu sehr mit gottesdienstlichen Verrichtungen und dergleichen beschäftigt. Weil nun darunter die Armen nicht Not leiden durften, so sorgte man vorher für sie. Die Liturgisten des Mittelalters weisen gerne darauf hin, daß zwischen dem römischen Papst, welcher persönlich Werke der Barmherzigkeit an den Armen that, und Maria Magdalena, welche selbst die Füße des Heilandes mit wohlriechendem Öle heute salbte, eine leicht erkennbare Beziehung besteht.“

Sieben Schmerzen Mariens

Seit dem hohen Mittelalter gedenkt die Kirche am Freitag der Woche nach dem Passionssonntag der Sieben Schmerzen Mariens: Des ersten Blutvergießens Jesu bei der Beschneidung, der Flucht nach Ägypten, der Suche nach dem im Tempel zurückgebliebenen Jungen, der Begegnung bei der Kreuztragung, der Kreuzigung, der Kreuzabnahme und der Grablegung. Sieben Tage vor dem Karfreitag erscheint dieses Gedenken überaus angemessen. Im Brevier hat dieses Gedenken den ursprünglichen Charakter des Tages schon früh überlagert. Im Missale blieb er in der Reihe der Berichte über die Ereignisse, die schließlich zur Kreuzigung führten, noch lange unbeeinträchtigt erhalten. Erst im 18. Jahrhundert wurde „Sieben Schmerzen“ für die ganze Kirche vorgeschrieben, ohne die altüberlieferte Messe des Freitags in der Passionswoche jemals ganz zu verdrängen.

In der Volksfrömmigkeit entfaltete das Bild von der leidenden Mutter, deren Herz das siebenfache Schwert durchdringt, eine besonders tiefgehende Wirkung. Unter seinem Einfluss entstanden zahllose Bildwerke und Dichtungen. Die bekannteste davon ist sicher das Iacobus Tudertinus aus dem 13. Jahrhundert zugeschriebene Stabat Mater, das als Sequenz in der Liturgie des Tagesdächtnisses übernommen wurde. Die erste Hälfte wird auch als Hymnus in der Vesper des traditionellen Stundengebets gesungen:

Christi Mutter stand mit Schmerzen
bei dem Kreuz und weint von Herzen,
als ihr lieber Sohn da hing.
Durch die Seele voller Trauer,
scheidend unter Todesschauer,
jetzt das Schwert des Leidens ging.

Welch ein Schmerz der Auserkornen,
da sie sah den Eingebornen,
wie er mit dem Tode rang.
Angst und Jammer, Qual und Bangen,
alles Leid hielt sie umfangen,
das nur je ein Herz durchdrang.

Ist ein Mensch auf aller Erden,
der nicht muss erweichet werden,
wenn er Christi Mutter denkt,
wie sie, ganz von Weh zerschlagen,
bleich da steht, ohn alles Klagen,
nur ins Leid des Sohns versenkt?

Ach, für seiner Brüder Schulden
sah sie ihn die Marter dulden,
Geißeln, Dornen, Spott und Hohn;
sah ihn trostlos und verlassen
an dem blutgen Kreuz erblassen,
ihren lieben einzgen Sohn.

O du Mutter, Brunn der Liebe,
mich erfüll mit gleichem Triebe,
dass ich fühl die Schmerzen dein;
dass mein Herz, im Leid entzündet,
sich mit deiner Lieb verbindet,
um zu lieben Gott allein.

Den vollständigen Text samt der lateinischen Fassung, bei der es sich vermutlich um eine Rückübersetzung aus der frühitalienischen Volkssprache handelt, finden Sie auf dem Hymnarium.

Statio in S. Pudenziana

Zur Mitte der Fastenzeit scheint es angebracht, noch einmal auf unsere Stationskirchenserie des vergangen Jahres zu verweisen - und natürlich auch darauf, daß in diesem Jahr New Liturgical Movement eine Serie über die Stationskirchen bringt, die zahlreiche Photos von den dort aktuell stattfindenden Stationsgottesdiensten präsentiert. Inzwischen ist die Serie bei der 7. Folge angekommen.

Am Dienstag dieser Woche war statio in S. Pudenziana. Diese Kirche wurde wohl bereits im 2. Jahrhundert in ein römisches Badehaus eingebaut - keine von den großen Thermen wie S. Maria degli Angeli, sondern wohl eher eine private Anlage, und als solche dann doch wieder von ungewöhnlicher Größe. Berühmt ist S. Pudenziana wegen des Apsis-Mosaiks. Es stammt in der Grundanlage aus dem 4. Jahrhundert und zeigt den in kaiserlichen Ornat gewandeten Christus Pantokrator, umgeben von seinen Aposteln, als Weltenrichter. Es gilt als das älteste erhaltene Mosaik einer römischen Kirche überhaupt, wurde allerdings bei zahlreichen Renovierungen und baulichen Veränderungen in seiner langen Geschichte heftig verändert und durch Einbauten verstümmelt. Hier mehr Informationen und Bilder zur Baugeschichte der Kirche.

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  • Stationskirchen

    Die römischen Stationskirchen

    Kupferstich von Giusepppe Lauro aus dem Jahr 1599

    In der Fastenzeit 2013 haben wir zu jedem Tag die entsprechende Stationskirche kurz vorgestellt. Damit sind zwar alle gegenwärtigen Stationskirchen erfasst, aber nicht alle Tage mit einer Statio, von denen es auch etliche außerhalb der Fastenzeit gibt.

    Bei der Vorstellung der Stationskirchen orientierten wir uns im wesentlichen an „Die Stationskirchen des Missale Romanum“ von Johann Peter Kirch, Freiburg 1926. Zu Ergänzungen haben wir Hartmann Grisar „Das Missale im Licht römischer Stadtgeschichte“, Freiburg 1925, und Anton de Waals „Roma Sacra - Die ewige Stadt“ von 1905 in der Überarbeitung Johann Peter Kirchs von 1925 (Regensburg 1933) herangezogen. Daneben haben wir auch auf Informationen aus Internetquellen zurückgegriffen. Die Illustrationen stammen, soweit nicht anders angegeben, von eigenen Aufnahmen.

    Wie der gegenwertige Nachfolger de Waals und Kirchs als Direktor des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Prof. Msgr. Stefan Heid, uns mitteilte ist diese älter Literatur insbesondere in Sachen der Datierungen vielfach überholt. Nach seinen Untersuchungen geht die Institution der Stationes nicht wesentlich vor die Zeit Gregors d. Großen zurück. Was natürlich nicht bedeutet, daß die Stationskirchen bzw. deren Vorgängerbauten nicht wesentlich älter sein können.

Zusätzliche Informationen