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Heilige Päpste

Von den bislang 79 als Heilige verehrten Päpsten lebten 74 im ersten Jahrtausend, und diese wiederum größtenteils in dessen ersten Jahrhunderten: Als Martyrer, die in den Christenverfolgungen bis zu Julian dem Abtrünnigen umgebracht worden waren, erfüllten die Päpste der ersten drei Jahrhunderte ausnahmslos das damals einzige Kriterium für die Rechnung unter die Zahl der Heiligen. Bei einigen ist tatsächlich das Martyrium das einzige, was man einigermaßen sicher über ihr Leben weiß.

Auch die Päpste der Völkerwanderungszeit gelten größtenteils als Heilige - manche von ihnen wohl hauptsächlich deshalb, weil die Bevölkerung der schwer geprüften alten Reichshauptstadt in ihnen immer wieder Stadtoberhäupter fand, die jeweils Schlimmeres abwenden konnten. Letzter in der Reihe der hl. Päpste des ersten Jahrtausends ist der 885 gestorbene Hadrian III. aus dem Hause der Colonna - da waren Kirche und Papsttum schon voll auf dem Weg in die große Krise des Papsttums, das dann im hohen Mittelalter zum Spielball der römischen Adelsfamilien werden sollte.

Auf Hadrian III. folgten bis auf den heutigen Tag dann nur noch Leo IX, ( 1054), Gregor VII. (der von Canossa, 1085), der unglückliche Coelestin V. ( 1294), Pius V. (Umsetzer des Konzils von Trient und Sieger von Lepanto, ( 1572) sowie Pius X. ( 1914).

Im ersten Jahrtausend war die „Heiligerklärung“ nicht nur von Päpsten zumeist durch Akklamation des römischen Volkes oder eines Ortsbischofs erfolgt, nicht selten im Streit gegensätzlicher Interessen zwischen Kaiser, Königen und mächtigen Bischöfen. Das geregelte Verfahren, mit dessen Einführung sich die Zahl heiliggesprochener Päpste so bemerkenswert veringerte, entstand zu Beginn des zweiten Jahrtausends und wurde erst zu Beginn des dritten praktisch außer Gebrauch gesetzt.

Bis dahin dauerte es oft viele Jahrhunderte, bis ein Papst offiziell als Heiliger verehrt wurde. Gregor der Große, 604, wurde 1295 kanonisiert - 7 Jahrhunderte nach seinem Tod. Leo III, der im Jahr 800 Kaiser Karl gekrönt hatte, erst 1673. Pius V. musste „nur“ noch 140 Jahre warten. Mit der Moderne des 20. Jahrhunderts - Pius X. wurde 40 Jahre nach seinem Tode kanonisiert - setzte dann die große Beschleunigung ein, wie wir sie gegenwärtig erleben.

Rückblick: Ostern in Jerusalem

Der Bericht der Egeria über die Liturgie im Jerusalem des späten 4. Jahrhunderts enthält so gut wie nichts von dem, was ein späteres Verständnis von Liturgie manchmal in den Vordergrund zu stellen geneigt ist: Zahl und Ordnung der Teilnehmer, Aufstellung und Reihenfolge bei Prozessionen, Ablauf der rituellen Handlungen im Einzelnen. Bestimmendes Element dieser Liturgie ist die Tatsache, daß sie an den Originalschauplätzen des Erlösungswerkes stattfindet; es ist eine Liturgie der Prozessionen, der sichtbaren und körperlichen Wanderschaft des Volkes Gottes. Das war so außerhalb Jerusalems nicht direkt zu übernehmen, beeinflusste aber schon früh die Gestalt der Liturgie an anderen Orten, insbesondere natürlich in Rom mit dem reichhaltigen System der Stationsgottesdienste.

Noch auffälliger fast als die Verbindung der Liturgie mit den tatsächlichen oder angenommenen Orten des Lebens und Leidens Christi ist die Einbindung in den zeitlichen Ablauf eines geheiligten und ganz Gott geweihten Tages. Die Gestalt der einzelnen zu festgelegten Stunden stattfindenden Stationen und Prozessionen entspricht bereits in weitem Umfang der Form, die wir bis in die Gegenwart vom Stundengebet der Kirche kannten: Von Antiphonen kommentierte Psalmen und Hymnen, Lesungen aus den Propheten und den Aposteln, priesterliche Orationen und Segnungen. Die sakramentalen Vollzüge – für die hohe Woche sind das vor allem die Taufe und das Messopfer – sind in einer solchen Weise in diese Abläufe eingebettet, daß sie kaum einer besonderen Erwähnung bedürfen. Egeria vermerkt nur, daß „die Darbringung des Opfers“ an einer bestimmten Stelle stattfindet, um dann dazu zu setzen, daß das genau so geschehe wie in ihrer Heimat. Das kann sich sogar auf die gottesdienstliche Sprache beziehen, denn wenn auch in Südgallien Vulgärlatein die allgemeine Umgangssprache war, kann dort, ebenso wie in Rom, im Gottesdienst noch bis ins 4. Jahrhundert das Griechische wenigstens teilweise in Gebrauch gewesen sein.

Die weitgehenden Übereinstimmungen zwischen den liturgischen Formen im Westen und Osten des Mittelmeers beziehen sich zweifellos nicht nur auf den eigentlichen Opferritus, den man sich in der Gestalt der mehr oder weniger umfassend überlieferten frühchristlichen Canons und Anaphoren vorstellen muß. Das bezieht sich auch auf die Einbettung in einen vom Stundengebet geprägten Tagesablauf: Der Ort der Liturgie war auch in Gallien nicht eine Dorfkirche mit einem einzelnen Priester, sondern die Bischofs-, Stifts- oder Klosterkirche mit einem zahlreichen Klerus, der dem Gottesdienst einen wesentlichen Teil des Tages widmete. Die Gläubigen, das kann man auch aus dem Jerusalemer Bericht erschließen, nahmen an diesem Gottesdienst zu bestimmten Zeiten teil, wobei man das „bestimmte“ ruhig im Unbestimmten lassen kann: Das gewöhnliche Volk hatte seine zeit- und kräftezehrende Arbeit und schloss sich dem öffentlichen Gottesdienst an, soweit es die Umstände erlaubten. Noch heute kann man bei feierlichen und langdauernden Gottesdiensten Orthodoxer Gemeinden ein ständiges Kommen und Gehen beobachten. „Volk“ ist immer dabei – aber nicht ständig die gleichen Gläubigen.

Am bedeutendsten aus dem heutigen Blickwinkel ist aber der Umstand, daß Egeria, selbst wenn sie der eigentlichen Messfeier stets nur wenige Worte widmet, keinen Zweifel daran läßt, daß es sich bei dieser Feier um ein Opfer handelt – ihre gewöhnliche Wendung hierfür ist „oblationem offere“. Der zu bestimmten Gelegenheiten stattindende Kommunionempfang der Gläubigen wird dann gegebenenfalls eigens erwähnt, er bildet aber offenbar keinen integralen Bestandteil des Messopfers. Dieses Zeugnis aus den 80er Jahren des 4. Jahrhunderts hat natürlich heute, da ausgerechnet der Jahrestag der Einsetzung des Altarssakramentes den Anlass für medienwirksame Ausflüge an die Ränder der Gesellschaft oder Gemeinschaftsmähler bietet, bei denen sogar der Volksalter nur noch einstörendes Element am Versammlungsort darstellt.

Die Hohe Woche in Jerusalem - V - Karsamstag

Zum Karsamstag und Ostern selbst hat Egeria nur wenig mitzuteilen, weil dieser Tag größtenteils ebenso ablief, wie die Vortage und die eigentlichen Osterliturgien sich kaum von denen in ihrer Heimat unterschieden. Sie schreibt:

Am Samstag verläuft bis zur Terz alles, wie gewöhnlich, auch noch zur Sext, aber zur Non folgt man nicht den normalen Samstagen, sondern man bereitet in der Großen Kirche, im Martyrium, die Feier der Ostervigil vor. Die Ostervigil wird ebenso gefeiert, wie bei uns, nur kommt noch hinzu, daß die Kinder (gemeint sind die in der Regel erwachsenen Neugetauften), sobald sie getauft und angekleidet sind und vom Taufbrunnen kommen, gemeinsam mit dem Bischof zuerst zur Anastasis geführt werden.

Der Bischof tritt dann in den abgegrenzten Raum der Anastasis und man singt einen Hymnus. Darauf spricht der Bischof ein Gebet über sie und kommt mit ihenen dann wieder zur großen Kirche, wo das Volk wie gewöhnlich Nachtwache hält. Dann macht man alles so, wie es auch bei uns der Brauch ist. Und nach der Feier des Opfers ist die Entlassung. Nach Beendigung der Vigilien in der großen Kirche zieht man unter Hymnengesang sofort in die Anastasis. Dort wird noch einmal die Stelle aus dem Evangelium von der Auferstehung vorgelesen, es wird eine Oration gebetet, und der Bischof vollzieht noch einmal das Opfer. Aber wegen des Volkes wird alles in Schnelligkeit vollzogen, damit es keine weitere Verzögerung gibt, und dann wird das Volk entlassen. Die Entlassung aus den Vigilien erfolgt an diesem Tag in der gleichen Stunde wie bei uns.“

Soweit Egeria zur Osternacht, die nach unserer Zählung am Samstag begann und am Sonntagmorgen endete. Da der neue Tag in der römischen Antike erst mit dem Hahnenschrei bzw. Sonnenaufgang beginnt, ist es nicht sinnvoll, hier nach einer klaren Scheidung zwischen der Vigil am Samstag und der Auferstehungsfeier am Morgen des Ostersonntags zu forschen. Als liturgischer Beginn der Auferstehungsfeier bietet sich freilich die Prozession zur Anastasis an, allerdings ist das Auferstehungsevangelium auch bereits vorher zur ersten Messfeier verlesen worden.

Der Hinweis darauf, daß „wegen des Volkes“ alles mit Schnelligkeit vollzogen werde, kann sicher nicht als „Pastorale Konzession“ im heutigen Sinne verstanden werden. Die Mitfeiernden, insbesondere der Klerus und die Mönche bzw. Monialen, waren seit Gründonnerstag fast ununterbrochen auf den Beinen und am Rande ihrer Leistungsfähigkeit. Eine halbtägige Ruhepause bis zum Gottesdienst am Abend des Ostersonntags war das Mindeste, das sie brauchten, um das unter Einsatz aller Kräfte gefeierte Gedächtnis des Erlösungswerkes Christi auch nur zu überstehen.

Die Hohe Woche in Jerusalem - IV - Karfreitag

Die Begängnisse - diesen Ausdruck kann man hier wörtlich nehmen - des Gründonnerstags gingen in der Nacht zum Karfreitag auf dem Imbomon bruchlos in die des Karfreitags über. Die Gläubigen begaben sich nach dem ersten Hahnenschrei zu der „herrlichen Kirche am  Ölberg“, deren Ort unter den vielen Kirchen dort leider nicht genau bestimmbar ist,  und setzten den schon seit 24 Stunden Stunden andauernden Gottesdienst fort:

Es beginnt ein langes ZitatDer Bischof und das ganze Volk treten dort ein, sie sprechen ein zu Ort und Zeit passendes Gebet, singt auch einen angemessenen Hymnus und liest dann die Stelle aus dem Evangelium, wo Er seinen Jüngern sagt: „Wachet, damit ihr nicht in Versuchung fallet“. Nachdem das ganz vorgelesen ist, wird erneut eine Oration gesprochen.

Von dort aus steigen sie unter Hymnengesang bis zum kleinsten Kind zu Fuß nach Gethsemane hinab. Wegen der großen Menge und der Ermüdung durch die Nachtwachen und das tägliche Fasten kommen sie auf dem sehr steilen Abstieg nur langsam voran, bis sie unter Hymnen in Gethsemane einziehen. Damit das Volk Licht hat, sind über zweihundert Kirchenleuchter bereitgestellt.

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Die Hohe Woche in Jerusalem - III - Gründonnerstag

An den ersten drei Tagen der Karwoche beginnt Egeria ihren Bericht jeweils mit einer Wendung wie: An diesem Tag geschieht alles so, wie in der Anastasis vom ersten Hahnenschrei an üblich. Was üblich war, hat sie bereits in den ersten Abschnitten ihrer Beschreibung der Liturgie in Jerusalem beschrieben, und genau darauf greifen wir zunächst zurück:

Jeden Tag werden vor dem Hahnenschrei alle Tore der Anastasis geöffnet, und alle Mönche und Jungfrauen steigen (nämlich aus dem höhger gelegenen Hof vor der Basilika) hinab, dazu auch Laien, die frühmorgens an den Vigilien teilnehmen wollen. Bis zum Morgengrauen werden dann Hymnen vorgetragen und Psalmen respondiert, dazu auch Antiphonen. Auf die Hymnen folgt jeweils eine Oration; dabei wechseln sich zwei oder drei Priester und Diakone an den einzelnen Tagen mit den Mönchen ab.

Bei Tagesanbruch beginnen sie mit dem Gesang der Morgenhymnen (die Kommentatoren denken dabei an Ps. 62 Sept.), Dann kommt auch der Bischof mit seinem Klerus hinzu. Er begibt sich sofort in den abgegrenzten Raum der Grabesgrotte und spricht darin ein Gebet über alle. Er nennt auch die Namen derer, deren er gedenken will, und segnet die Katechumenen. Dann spricht er ein weiteres Gebet und segnet die Gläubigen. Wenn er dann aus dem Raum innerhalb der Schranken heraustritt, treten alle heran. Er segnet sie einzeln, und wenn er dann hinausgeht und die Entlassung stattfindet, ist es bereits heller Tag.

Weiter zum Bericht über die ersten Tage der Karwoche und den Gründonnerstag

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  • Stationskirchen

    Die römischen Stationskirchen

    Kupferstich von Giusepppe Lauro aus dem Jahr 1599

    In der Fastenzeit 2013 haben wir zu jedem Tag die entsprechende Stationskirche kurz vorgestellt. Damit sind zwar alle gegenwärtigen Stationskirchen erfasst, aber nicht alle Tage mit einer Statio, von denen es auch etliche außerhalb der Fastenzeit gibt.

    Bei der Vorstellung der Stationskirchen orientierten wir uns im wesentlichen an „Die Stationskirchen des Missale Romanum“ von Johann Peter Kirch, Freiburg 1926. Zu Ergänzungen haben wir Hartmann Grisar „Das Missale im Licht römischer Stadtgeschichte“, Freiburg 1925, und Anton de Waals „Roma Sacra - Die ewige Stadt“ von 1905 in der Überarbeitung Johann Peter Kirchs von 1925 (Regensburg 1933) herangezogen. Daneben haben wir auch auf Informationen aus Internetquellen zurückgegriffen. Die Illustrationen stammen, soweit nicht anders angegeben, von eigenen Aufnahmen.

    Wie der gegenwertige Nachfolger de Waals und Kirchs als Direktor des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Prof. Msgr. Stefan Heid, uns mitteilte ist diese älter Literatur insbesondere in Sachen der Datierungen vielfach überholt. Nach seinen Untersuchungen geht die Institution der Stationes nicht wesentlich vor die Zeit Gregors d. Großen zurück. Was natürlich nicht bedeutet, daß die Stationskirchen bzw. deren Vorgängerbauten nicht wesentlich älter sein können.

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