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Ne irascáris Dómine,

Um die zweihundert Kerzen erfüllen die St.Afra-Kirche des Instituts St. Philipp Neri in Berlin mit ihrem milden Licht zu den Rorate-Messen an den Samstagen des Advent. Wenn die Messe um 7 Uhr beginnt, ist es draußen noch stockdunkel, und selbst die vielen Teelichte schaffen es kaum, den Innenraum einigermaßen zu beleuchten. Während der Messe beginnen sich die anfangs nachtschwarzen Fenster allmählich aufzuhellen, und zum Ende drängt ihr blaßblaues Tageslicht das Gelbrot der Kerzenflammen immer stärker zurück.

Mehr Bilder und der bestürzend aktuelle Text von Antiphon und Hymnus

Wo finden wir die Wahrheit?

Zur Feier des 450. Jahrestages des Konzils von Trient hat S.E. Walter Kardinal Brandmüller als päpstlicher Delegat am 1. Dezember in der Kathedrale von Trient die Bedeutung dieses Konzils und der von ihm eingeleiteten Epoche für die Kirche unterstrichen.

Als wichtigsten Punkt stellte der Kardinal heraus, daß das Konzil eine klare Antwort auf die Frage „Was ist Wahrheit“ gegeben hat: Nicht philosophische Spekulation, nicht menschliche Selbsterfahrung und dergleichen mehr sind Fundorte der den Menschen rettenden Wahrheit, sondern die Urkunden der ein für allemal in Zeit und Raum, d. h. in der Geschichte, geschehenen Selbstmitteilung Gottes an sein Geschöpf Mensch. In Schrift und Tradition finden wir das Evangelium.

Weiter betonte der Kardinal, daß das Konzil von Trient auch die Frage nach dem Wesen der Kirche in einer Weise beantwortet habe, die heute eben so aktuell sei wie vor fast 500 Jahren. Die menschlich-geschichtliche Gestalt der Kirche sei das sichtbares Zeichen für ihr unsichtbares Wesen als geheimnisvoller Leib des Auferstandenen Christus, als Werkzeug Christi zur Erlösung der Welt. Diese auch in der Welt des 3. Jahrtausends gegenwärtige göttliche Wirklichkeit der Kirche neu und tiefer zu verstehen, d. h. in ihrer irdisch-menschlichen Gestalt die Präsenz des Göttlichen wieder zu entdecken – das könne jene Entweltlichung der Kirche bewirken, die Voraussetzung dafür sei, daß die Kirche ihre Sendung für das ewige Heil der Menschen wirksam erfüllen kann.

Kardinal Brandmüller beschloss seine Predigt mit dem Ausdruck der Hoffnung,

dass auch das 2. Vatikanische Konzil, das die Älteren unter uns noch erlebt haben, zu seiner Zeit ebensolche Frucht bringen möge, wie jenes, dessen wir heute gedenken.“

Hier weiter zum vollständigen Text der Predigt.

Franziskus: Sich von Trient freimachen!

Hw. Smith bei der PredigtNein, wörtlich steht das so nicht im gestern veröffentlichten postsynodalen Lehrschreiben Evangelii Gaudium – zumal dieses Dokument auch das zweite Vatikanum in einigen Punkten weit hinter sich läßt. Und wenn dieses Lehrschreiben nicht nur außerhalb der Kirche als Aufgabe wichtiger Elemente der Tradition gelesen wird, kann sich diese Lesart nicht nur im Stil, sondern auch dem Inhalt nach auf große Passagen dieses Dokuments stützen, das doch Form und Anspruch nach ein Ausdruck des authentischen Lehramts der Kirche sein soll.

Schon einen Tag nach dem Erscheinen von EG hat Fr. Christopher Smith auf chantcafe.com „Erste Gedanken“ zu dem Verständnis von Liturgie veröffentlicht, das in diesem Dokument zum Ausdruck kommt. Ausgangspunkt seiner Untersuchung sind die insgesamt 5 Stellen, an denen dort der Begriff „Liturgie“ vorkommt, und die bemerkenswerte Gemeinsamkeiten aufweisen. In den Worten von Fr. Smith:

Was ich sehr bemerkenswert finde: an keiner dieser Stellen wird die Liturgie als eine Quelle der Evangelisierung gesehen oder als ein Ziel, dem die Evangelisierung gilt. Soll ich daraus entnehmen, daß die Bischöfe auf der Synode oder Papst Franziskus die Liturgie nicht als Element, und erst recht nicht als ein Zentralelement, der Neuevangelisierung ansehen? Das entspräche jedenfalls nicht einer der Zentralaussagen des Zweiten Vatikanums in Sacrosanctum Concilium: „Denn es ist ist die Liturgie der Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt. Die apostolische Arbeit ist darauf hingeordnet, daß alle, durch Glauben und Taufe Kinder Gottes geworden, sich versammeln, inmitten der Kirche Gott loben, am Opfer teilnehmen und das Herrenmahl genießen.“(SC10) Wird die Liturgie als Höhepunkt und Quelle des christlichen Lebens in diesem Dokument einfach vorausgesetzt oder verweist die Auslassung auf einen Perspektivwechsel hinsichtlich der Rolle der Liturgie im Leben der Kirche, die evangelisiert und evangelisiert wird?

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Franziskus: An Trient festhalten!

Im kommenden Dezember feiert Trient den 450. Jahrestag des Abschlusses des großen Reformkonzils der Kirche. Papst Franziskus hat Walter Kardinal Brandmüller zum Päpstlichen Delegaten für die Feierlichkeiten ernannt und in seinem Ernennungsschreiben bemerkenswerte Ausführungen zur Aktualität dieses Konzils und zur „Hermeneutik der Erneuerung“ (im Gegensatz zu einer „Hermeneutik des Bruchs“) gemacht. Wir haben den Text des Ernennungsschreibens, der auf der Website des Vatikans bis jetzt nur in der lateinischen Fassung vorliegt, für Sie übersetzt.

Da der 450 Jahrestag des Abschlusses des Conzils von Trient herannaht, ziemt es der Kirche, sich mit bereitwilligem und aufmerksamem Eifer der fruchtbaren Lehre zu erinnern, die aus jenem in der Region Tirol durchgeführten Konzil hervorging. In der Tat hat die Kirche seit jeher aus gutem Grund daran festgehalten, die Dekrete und Ratschlüsse jenes Konzils einzuhalten und zu beachten, da doch die Konzilsväter sich mit größter Sorgfalt jenen äußerst ernsten Gegenstände und Fragen gewidmet hatten, die damals aufgekommen waren, damit der katholische Glaube deutlicher und besser verständlich werde. Vom Heiligen Geist sicher angeleitet und geführt war es ihr großes Anliegen, das Depositum der heiligen christliche Lehre nicht nur zu bewahren, sondern der Menschheit verständlicher zu machen, damit das heilbringende Werk des Herrn über den ganze Erdkreis verbreitet und das Evangelium auf der ganzen Welt verkündet werde.

Im Hören auf eben diesen Heiligen Geist bedenkt die Heilige Kirche unserer Zeit erneut die überaus reiche Lehre von Trient und eignet sie sich an. Denn jene „Hermeneutik der Erneuerung“, die unser Vorgänger Benedikt XVI. 2005 vor der Römischen Kurie darlegte, bezieht sich nicht weniger auf das Tridentinische als auf das Vatikanische Konzil. Diese Erklärungsweise wirft tatsächlich ein helles Licht auf jene vornehme Eigenschaft der Kirche, die der Herr selbst ihr zugeteilt hat: „Die Kirche ist ein Subjekt, das mit der Zeit wächst und sich weiterentwickelt, dabei aber immer sie selbst bleibt, das Gottesvolk als das eine Subjekt auf seinem Weg.“ (Aus der Weihnachtsansprache an die Römische Kurie 2005)

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Im Himmlischen Jerusalem

Hochamt im London OratoryThe New Liturgical Movement bringt eine Bilderserie von der Liturgie an Allerheiligen in der Kirche des Londoner Oratoriums. Eines davon geben wir hier wieder, weil es einen umfassenden Einblick in die dort gepflegte Liturgie erlaubt.

Zunächst einmal der bauliche Rahmen: Die Londoner Kirche kann es an Pracht der Ausstattung, mit der Maserung des Marmors, der Qualität der Stuckarbeiten und dem Glanz der Vergoldung mit den besten römischen Kirchen aufnehmen. Der Altarraum ist als Allerheiligstes selbstverständlich vom Kirchenraum abgeteilt: terribilis est locus iste. Liturgisch genauer als z.B. in den meisten deutschen Kirchen ist das Retabel vom eigentlichen Altartisch abgesetzt - nicht getrennt. Die Leuchter stehen auf den Stufen des Retabels, das Kreuz steht auf einem etwas höheren Ständer und einer eigenen Stufe. Die Länge der Kerzen und die Höhe der Leuchter entsprechen den besten Vorbildern römischer Tradition. Ein Lob dem Sakristan, dessen Aufgabe es ist, die Kerzen anzuzünden.

Römischer Tradition entspricht es auch, daß der Altar nicht mit Blumen geschmückt ist, die nach dem alten Kirchenrecht übrigens nie auf dem Altartisch selbst, sondern wenn überhaupt auf dem Retabel stehen komnnten.Statt der Blumen stehen auf der obersten Retabelstufe zwischen den Leuchtern gewöhnlich Reliquienbüsten. An Allerheiligen natürlich und einigen anderen Festtagen auch werden noch weitere Reliquiare auf der unteren Stufe hinzugenommen: Der Herr feiert das ewige Fest- und Opfermahl im himmlischen Jerusalem im Kreis seiner Auserwählten. An der Frontseite des Altars ein großartiges Antependium, das entsprechend der jeweiligen liturgischen Farbe und dem Rang des Festes wechselt. So wie die Gewänder, von denen auf diesem Bild zwar außergewöhnlich schöne Vertreter der englischen Tradition zu sehen sind, aber noch nicht die prächtigsten, die die Sakristei des London Oratory zu bieten hat.

Im Vordergrund dann noch als Besonderheit dieser und einiger anderer Oratoriumskirchen ein siebenarmiger Leuchter - auf der anderen Seite steht noch einer. Der französischen Oratorianer Louis Boyer hat bei seinen liturgiearchäologischen Forschungen herausgefunden, daß viele frühchristliche Kirchen eine ebensolche Nische hatten, wie sie in den Synagogen der Zeit zur Aufstellung der Menorah diente. So hat er sich dafür eingesetzt, dieses Symbol des Alten Bundes auch sichtbar mit in die Repräsentation des himmlischen Jerusalem hineinzunehmen.

Und eine letzte Beobachtung: Die Position der „Leviten“ und das Fehlen der kleinen Kanontafeln auf dem Altar lassen klar erkennen, daß hier eine Zelebration nach den Büchern von 1969/70 stattfindet. Das Londoner Oratorium zelebriert nach beiden Ordnungen. Ob die hier gezeigte Form der Liturgie den Absichten der Architekten des Novus Ordo entspricht, sei dahingestellt. Aber es muß auch die Frage gestellt werden, ob es tatsächlich den Intentionen Papst Pauls VI. entspricht, wenn die „Neue Messe“ insbesondere in Deutschland fast nur noch wie eine Zeremonie einer Neuen Religion mit einem neuen Glauben erscheint. Oder wie das gesellige Beisammensein des Taubenzüchtervereins.

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  • Stationskirchen

    Die römischen Stationskirchen

    Kupferstich von Giusepppe Lauro aus dem Jahr 1599

    In der Fastenzeit 2013 haben wir zu jedem Tag die entsprechende Stationskirche kurz vorgestellt. Damit sind zwar alle gegenwärtigen Stationskirchen erfasst, aber nicht alle Tage mit einer Statio, von denen es auch etliche außerhalb der Fastenzeit gibt.

    Bei der Vorstellung der Stationskirchen orientierten wir uns im wesentlichen an „Die Stationskirchen des Missale Romanum“ von Johann Peter Kirch, Freiburg 1926. Zu Ergänzungen haben wir Hartmann Grisar „Das Missale im Licht römischer Stadtgeschichte“, Freiburg 1925, und Anton de Waals „Roma Sacra - Die ewige Stadt“ von 1905 in der Überarbeitung Johann Peter Kirchs von 1925 (Regensburg 1933) herangezogen. Daneben haben wir auch auf Informationen aus Internetquellen zurückgegriffen. Die Illustrationen stammen, soweit nicht anders angegeben, von eigenen Aufnahmen.

    Wie der gegenwertige Nachfolger de Waals und Kirchs als Direktor des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Prof. Msgr. Stefan Heid, uns mitteilte ist diese älter Literatur insbesondere in Sachen der Datierungen vielfach überholt. Nach seinen Untersuchungen geht die Institution der Stationes nicht wesentlich vor die Zeit Gregors d. Großen zurück. Was natürlich nicht bedeutet, daß die Stationskirchen bzw. deren Vorgängerbauten nicht wesentlich älter sein können.

Zusätzliche Informationen