Sel. Hermann der Krumme
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- 18. Juli 2013
Auf den Tag genau vor 1000 Jahren, am 18. Juli 1013, wurde in Altshausen im Saulgau Herimann, genannt Contractus (der Verkrümmte), geboren – eines von insgesamt 14 Kindern des Grafen Wolfenrad II. von Vehrungen und dessen Frau Hiltrude. Herimann verbrachte den größten Teil seines Lebens (er starb bereits 1054) im Kloster Reichenau und wird deshalb auch oft als Hermann von Reichenau angesprochen. Er gehört zu den bedeutendsten Wissenschaftlern und Dichtern seiner Zeit. Mit guten Gründen wird er als Schöpfer der beiden Antiphonen Salve Regina und Alma Redemptoris Mater angesehen, die bis auf den heutigen Tag ihren Platz in der Liturgie der lateinischen Kirche bewahrt haben.
Als Universalgelehrter und poeta doctus befasste sich Heriman mit allen Wissenschaften und Künsten der Epoche. Mit dem Chronicon Augiense stellte er die erste Weltchronik des Mittelalters zusammen. Von seinen teilweise als Reimdichtungen abgefassten Heiligenbiographien ist nur die über die hl. Märtyrerin Afra von Augsburg erhalten geblieben; andere über den hl. Gregor, die heiligen Giordanus und Epimachus, Bischof Wolfgang von Regensburg und weitere gelten als verloren. Verloren oder zumindest ihm nicht mehr zuzuordnen sind auch seine Kompositionen, die von den Zeitgenossen ganz besonders bewundert worden waren. Erhalten ist hingegen ein musiktheoretisches Werk, das die russische Komponistin Galina Ustvolskaya (gest. 2006) bei einigen ihrer Werke inspirierte.
Bei seinen Studien über Astronomie, Mathematik und Seefahrtskunde stützte der gelehrte Mönch sich auf damals bereits vorliegende lateinische Übersetzungen wichtiger Werke aus dem Arabischen. Ob er selbst Arabisch konnte, ist ungewiss, dagegen steht fest, daß er selbst nicht in die Länder des Orients gereist sein kann. Tatsächlich hat er nie sein Kloster auf der Insel Reichenau verlassen.
Hermann war körperlich schwerst behindert und konnte sich ohne fremde Hilfe kaum bewegen – die Mitbrüder trugen ihn auf einem Tragstuhl durchs Kloster. Auch sprechen konnte er kaum; nur wenige Mönche verstanden sein Flüstern, mit anderen verkehrte er durch Notizen auf einem Täfelchen. In seinen letzten Lebensjahren verlor er auch noch das Augenlicht. Seine Hymnendichtungen diktierte er.
Ob Hermann der Krüppel als „Mißgeburt“ – einige Quellen deuten in Richtung spina bifida – zur Welt gekommen war oder später an Kinderlähmung oder einer amyotrophen Lateralsklerose (wie Stephen Hawking) erkrankte, ist bei Medizinhistorikern umstritten. Seine Eltern haben ihn jedenfalls nicht vor der Geburt abgetrieben und nicht nach der Geburt umgebracht. Sie übergaben ihn – wohl samt einigen Äckern für seinen Unterhalt – im Alter von sieben Jahren den Benediktinern auf der Reichenau, die ihn weiter erzogen, seinen glänzenden Geist erkannten und förderten und später voll Dankbarkeit die von ihm gedichteten und komponierten Hymnen sangen. Und mit ihnen kam Hermannus Contractus, der 1863 von Papst Pius IX. selig gesprochen wurde, doch noch in den Orient, so daß sich der Kreis schließt: Das Salve Regina war die Hymne, unter der die Kämpfer des 1. Kreuzzuges in die Schlacht um Jerusalem, zogen, und von daher hat es Petrus Venerabilis im Jahr 1135 als Prozessionsgesang ins Offizium eingeführt.
Weitere Informationen zu Herimannus Contractus samt Verweisen auf seine Hymnen auf hymnarium.de
Die Tradition weiß Rat
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- 15. Juli 2013
Wenige theologische Probleme haben die internationale Öffentlichkeit allgemein und das katholische Fachpublikum insbesondere in den letzten Wochen und Monaten so erregt wie die Frage, welche Art von Automobilen die angemessene zur Beförderung von Seelsorgen und Inhabern von Hirtenämtern höherer Ebenen sei. Der Umstand, daß Papst Franziskus sich für seinen vormittäglichen Besuch auf Lampedusa eines geliehenen Fiat-Jeeps bediente, wurde in Text und Bild auf den Titelseiten der Weltpresse gewürdigt - von den Kommentarspalten ganz zu schweigen.
Eine Empfehlung, welche Transportmittel beispielsweise zur Versorgung der in Deutschland entstehenden ausgedehnten pastoralen Räume geeignet sein könnten, können wir leider nicht geben - auch wenn uns im Rückblick auf die wohlverbürgte jesuanische Praxis etwa beim Einzug in Jerusalem durchaus Ideen kommen könnten. Dagegen reichen wir gerne den von Fr. Zuhlsdorf gemachten Vorschlag weiter, wie der hl. Vater wahrhaft ressourcenschonend, energiesparend und die Herzen der Gläubigen erhebend von seinem Wohnsitz (wo im ganzen Vatikanstaat auch immer) zur Peterskirche gelangen könnte, ohne sich zum Werbeträger von Automobilfirmen machen zu lassen: Holt die Sedia Gestatoria aus der Remise.
6 Jahre Summorum Pontificum
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- 06. Juli 2013
Zum 6. Jahrestag von Summorum Pontificum ist wenig Neues zu sagen gegenüber dem, was hier schon vor einem Jahr zum 5. Jahrestag der Veröffentlichung und dann im September zm 5. Jahrestag des Inkrafttretens zu lesen war. Einschließlich des Verweises auf die große Dankbarkeit, die wir Papst Benedikt XVI. dafür schulden, daß er die Phase der Delegitimierung der überlieferten Liturgie beendet hat. Aber auch einschließlich des Ausdrucks einer gewissen Enttäuschung darüber, daß die Entfremdung der Kirche von ihrer Tradition vielerorts schon so tief geht, daß die Begegnung mit dieser Tradition dann nur noch Verständnislosigkeit und Abwehr auslöst.
Hoffnungen, die alte Liturgie werde durch ihr bloßes Wieder-Sichtbar-Werden dem Glaubensverfall entgegen wirken, haben sich nicht erfüllt. Die Voraussetzungen dafür sind schlichtweg nicht gegeben, und außerdem sorgen die siegreichen Revolutionäre von 1969 nach Kräften dafür, daß vor Ort nicht allzuviel sichtbar wird. Denn auch ihre Hoffnungen haben sich nicht erfüllt: Die Liebe zur überlieferten Liturgie und dem, wofür sie steht, wird nicht mit den Jahrgängen aussterben, deren geistliches Leben vor der fehlgegangenen Reform geformt wurde. Jüngere und Junge treten an ihre Stelle, der Kreis derer, die ihren Wert erkannt haben und entschlossen verteidigen, wird nicht kleiner, sondern wieder größer.
Heute vor 50 Jahren...
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- 30. Juni 2013
... am 30. Juni 1963 wurde Giovanni Battista Enrico Antonio Maria Montini als Paul VI. zum Papst gekrönt. Er war der 262. Nachfolger des hl. Petrus und der letzte Papst, der sein Amt mit der feierlichen Krönungszeremonie begann. Bereits im folgenden Jahr legte er als Geste der Demut die Krönungs-Tiara ab, die ihm von den Gläubigen seiner früheren Diözese Mailand geschenkt worden war. Sein Versuch, die Krone zugunsten einer Unterstützung für die Armen zu versteigern, erbrachte allerdings kein zufriedenstellendes Ergebnis. Auf Betreiben von Kardinal Spellman, dem Erzbischof von New York, wurde sie schließlich von der Katholischen Kirche in den USA erworben und wird heute in der Krypta der Basilica des National Shrine of the Immaculate Conception in Washington ausgestellt.
Auf dem Diskussionsforum theratzingerforum.yuku.com wurde heute eine Bildersammlung veröffentlich, die ein eindrucksvolles Bild von der damaligen Krönungszeremonie vermittelt. Auf Youtube gibt es einen Wochenschauausschnitt, der einige Szenen von der Krönung enthält.
Der frühchristliche Altar - Kein Mahltisch, sondern sakraler Ort
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- 26. Juni 2013
Auf der Konferenz „Sacra Liturgia“ in Rom hat Msgr. Prof. Dr. Stefan Heid vom Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie in Rom heute zum Thema „Der frühchristliche“ Altar gesprochen. Er setzt sich dabei auf der Grundlage archäologischer und kunsthistorischer Erkenntnisse mit den Irrtümern und Entstellungen auseinander, die in den vergangenen Jahrzehnten verbreitet worden sind, um den Opfercharakter der hl. Messe und die kultische Natur der Eucharistiefeier zurückzudrängen. Insbesondere geht er dabei auf die Thesen des Augsburger Priesters und Archäologen Franz Wieland (1872-1957) ein, die zwar seinerzeit auf den Index gesetzt worden waren, aber dennoch maßgebend für die theoretische Grundlegung der Liturgiereform Bugninis geworden sind. Dabei zeigt er, daß die verbreitete These vom „Eucharistischen Esstisch“ der historischen Fundierung entbehrt und die archäologischen Befunde der neueren Zeit (d. h. nach Wieland und nach 1965) ganz klar machen, daß der christliche Altar seit der ältesten Zeit ein sakraler Ort des Kultus war - gerade so, wie es auch schon aus den Zeugnissen des Neuen Testaments hervorgeht und immer zum Wissen der kirchlichen Tradition gehört hat.
Prof. Heid war so freundlich, uns ein Manuskript seines Vortrages für die Veröffentlichung auf Summorum-Pontificum.de zu überlassen. Diese Redevorlage kann in Einzelheiten vom gesprochenen Vortrag und der im kommenden Jahr geplanten offiziellen Publikation im Rahmen des Kongressbandes abweichen. Das Photo zeigt Prof. Heid während seines Vortrags; unscharf im Vordergrund der Londoner Oratorianer Dr. Uwe Michael Lang, der sich in seinem Buch „Conversi ad Dominum“ (2010) ebenfalls intensiv mit Geschichte und Theologie der christlichen Gebetsrichtung auseinandergesetzt hat.
Mehr über die Arbeit von Msgr. Prof Heid erfährt man auf der Website des Römischen Instituts der Görres Gesellschaft, dessen Direktor er ist.
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Stationskirchen
Die römischen Stationskirchen
In der Fastenzeit 2013 haben wir zu jedem Tag die entsprechende Stationskirche kurz vorgestellt. Damit sind zwar alle gegenwärtigen Stationskirchen erfasst, aber nicht alle Tage mit einer Statio, von denen es auch etliche außerhalb der Fastenzeit gibt.
Bei der Vorstellung der Stationskirchen orientierten wir uns im wesentlichen an „Die Stationskirchen des Missale Romanum“ von Johann Peter Kirch, Freiburg 1926. Zu Ergänzungen haben wir Hartmann Grisar „Das Missale im Licht römischer Stadtgeschichte“, Freiburg 1925, und Anton de Waals „Roma Sacra - Die ewige Stadt“ von 1905 in der Überarbeitung Johann Peter Kirchs von 1925 (Regensburg 1933) herangezogen. Daneben haben wir auch auf Informationen aus Internetquellen zurückgegriffen. Die Illustrationen stammen, soweit nicht anders angegeben, von eigenen Aufnahmen.
Wie der gegenwertige Nachfolger de Waals und Kirchs als Direktor des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Prof. Msgr. Stefan Heid, uns mitteilte ist diese älter Literatur insbesondere in Sachen der Datierungen vielfach überholt. Nach seinen Untersuchungen geht die Institution der Stationes nicht wesentlich vor die Zeit Gregors d. Großen zurück. Was natürlich nicht bedeutet, daß die Stationskirchen bzw. deren Vorgängerbauten nicht wesentlich älter sein können.