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Angriff auf die Sakramente

UVK - eigene AufnahmeZu den erfreulichen Begleiterscheinungen ansonsten überaus unerfreulicher Entwicklungen in der Kirche gehört die Tatsache, daß die Anzahl und das Niveau der Veröffentlichungen, die sich der Selbstsäkularisierung „von oben“ entgegenstellen, deutlich steigt. Besonders stark ist diese Tendenz in den USA, aber immer öfter kommen entsprechende Neuerscheinungen auch in deutscher Sprache heraus.

Schon öfter hatten wir hier Anlaß zu der Feststellung, daß der seit Jahrzehnten zu beobachtenden Vernachlässigung der Sakramente seit einigen Jahren der offene Angriff auf die Sakramente und den sakramentalen Charaklter der Kirche folgt. Der italienische Theologe und Kurienmitarbeiter Nicola Bux hat darauf bereits 2016 mit einer Veröffentlichung reagiert, die Ende letzten Jahres auch auf Deutsch erschienen ist: „Mit den Sakramenten spielt man nicht“. Erschienen ist das Buch in der Una Voce Edition, über deren Webshop er auch vertrieben wird.

Im Hauptteil des Buches bietet Bux eine ausführliche Darstellung des theologischen Wesens und der liturgiegeschichtlichen Formentwicklung der Sieben Sakramente - zum Teil in Form von katechismusartig zusammengefassten Grundaussagen und begleitet von der kritischen Darstellung von im Bereich des Novus ordo inzwischen nachgerade flächendeckend eingetretenen Mißständen und Verwässerungen.  Die Form der sakramentalen Liturgien ist in weitem Umfang keine beliebig veränderbare Äußerlichkeit, sondern Bedingung ihres Zustandekommens. Die mit der Liturgiereform vorgenommenenVeränderungen in der Form und einige seitdem eingerissene Mißbräuche sind nach Feststellung von Bux teilweise geeignet, nicht nur den eigentlichen Sinn des sakramentalen Geschehens zu verdunkeln, sondern auch ihre Wirksamkeit selbst zu beeinträchtigen.

Wir wollen in den kommenden Wochen anhand der Ausführungen von Prof. Bux auf einige besonders gravierender Entwicklungen bei einzelnen „Sakramentalen Feiern“ zurückkommen.

Nicola Bux: Mit den Sakramenten spielt man nicht, 156 Seiten, 14,80 €, Edition Una Voce, Tremsbüttel 2018.

Zum Fest der Erscheinung des Herrn

Das Fest der Erscheinung des Herrn steht seit alters her im Zentrum eines ganzen Kranzes von Festen und Gedächtnissen, mit denen die Christenheit die Erscheinung des Herrn im menschlichen Fleisch feiert. Das beginnt mit dem Eintritt in die Welt im Stall von Bethlehem, dort begrüßt nicht vom Magistrat der Stadt, sondern von den „Hirten auf dem Felde“. Der Sonntag in der Weihnachtsoktav greift voraus auf die Begegnung mit Simeon und Anna, die als Vertreter der frommen Juden den Messias erkennen und anerkennen. Es folgen die Beschneidung und Namensgebung – beides starke Zeichen für den Eintritt in die Welt des Gesetzes. Damit ist Jesus der Christus nach zögerlichem Empfang voll in der Welt des Judentums angekommen. Mit der Anbetung durch die Drei Weisen wird das „Licht zur Erleuchtung der Heiden“ erstmals über diese kleine Welt hinaus sichtbar – deshalb steht dieses Gedächtnis für die Nachkommen der Heidenwelt ursprünglich nicht nur zeitlich im Mittelpunkt des Inkarnationsfestes.

Weitere Feste und Sonntage der Weihnachtszeit entfalten den Gedanken und die Bedeutung der Inkarnation unter verschiedenen Aspekten: Am Sonntag in der Oktav von Epiphanie der erste Auftritt des jungen Jesus als Lehrer der Juden, dann die Taufe Jesu im Jordan mit der Beglaubigung im Heiligen Geist vor Johannes. Schließlich am zweiten Sonntag nach Epiphanie als erster Bericht über das öffentliche Wirken das Wunder von Kanaa. Der Schöpfer selbst hat sich zwar zum Teil seiner Schöpfung gemacht – aber er bleibt der Herr, das Wort, dem die Schöpfung folgt. Den Ausklang des 40-tägigen Gedenkens bildet dann das zunächst in die Welt des Judentums und seinen Gottesbund zurückweisende Fest der Reinigung Mariens, zu dem wir noch einmal – und diesmal dem Anlass entsprechend – den Bericht des Lukas über die Prophetie des Simeon hören:

Meine Augen haben Dein Heil geschaut, das du bereitet hast vor dem Angesicht aller Völker; ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Ruhme Deines Volkes Israel.

Die fehlgeleitete „Reform" der Liturgie im Gefolge des 2. Vatikanums hat aus diesem Kranz der Feste zwei wesentliche Elemente herausfallen lassen. Das Fest der Beschneidung des Herrn, so zentral es für die sonst gerne betonte Verwurzelung des Christentums im alten Bund ist, ist dem Namen nach ganz verschwunden. Das Evangelium von der Hochzeit zu Kanaa hat zum heute so genannten 2. Sonntag im Jahreskreis nur noch in jedem dritten Jahr einen Platz. Wunder sind in skeptischen Zeiten schwer vermittelbar.

Legal - illegal - alles egal

Bild: http://www.ilfriuli.it/articolo/Tendenze/Incontro_con_gli_operatori_delle_comunicazioni_sociali_a_Gorizia/13/175933Damit haben wir eigentlich erst für den Tag nach dem Heimgang von Papst Benedikt gerechnet: Ein frontaler Angriff auf das Motu Proprio Summorum-Pontificum mit dem Ziel, die überlieferte Liturgie in der neukatholischen Kirche für Illegal zu erklären. Aber einigen der Traditionsgegner scheint allmählich die Geduld auszugehen, und so hat Erzbischof Carlo Roberto Redaelli von Görz (im Amt seit 2012) an der italienisch-slovenischen Grenze auf der soeben beendeten Sitzung der Italienischen Bischofskonferenz schon einmal vor der Zeit zum Angriff geblasen.

Wenn wir der Darstellung von messainlatino.it glauben können, behauptet der Bischof, der immerhin an der päpstlichen Universität Gregoriana in Kirchenrecht promoviert hat, das Missale von 1962 sei 1969 von Papst Paul VI. rechtlich bindend abgeschafft worden. Der Erlaß des Motu Proprio Benedikts sei deshalb ein Verstoß gegen geltendes Gesetz gewesen und daher von Anfang an null und nichtig. Somit seien auch alle anschließend unter Bezug darauf getroffenen Maßnahmen und Verfügungen unwirksam.

Die juristische Zurückweisung dieser abenteuerlichen Darstellung überlassen wir gerne Leuten, die dazu kompetenter sind als unsereins. Aber auf die tatsächliche Rechtssituation kommt es im Pontifikat der 2+2 = (bei Bedarf auch mal) 5-Theologie nur zum kleineren Teil an. Sollte der „Diktator-Papst“ befinden, sich dieser Ansicht anzuschließen, werden er und seine Entourage nicht zögern, das auch mit allen Mitteln durchzusetzen. Ob sie dabei die Sonderstellung der Ecclesia-Dei-Gemeinschaften berücksichtigen oder in einem Aufwasch alles abräumen, liegt ganz in ihrem Belieben – legal, illegal, gerade, ungerade – alles fünf. Und wo es darum geht, dem Gespenst des Konzils endgültig zum Durchbruch zu verhelfen, kennen die Kirchen-Deformer kein Erbarmen.

Andererseits werden sie kaum so realitätsblind sein, anzunehmen, daß sie mit einem solchen Taschenspielertrick die über tausend Priester und hunderttausende gläubige Laien, die der überlieferten Liturgie verbunden sind, zur Rückkehr an den Volksaltar bewegen können. Was also wollen sie dann?

Es mehren sich die Anzeichen dafür, daß sie uns herausdrängen wollen. Entweder wir unterwerfen uns den Befehlen des von den Bergolianern verkörperten Ungeistes – oder sie erklären uns zu Schismatikern, die die Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri aufgegeben haben und deshalb von der gültigen Spendung und dem legitimen Empfang der Sakramente ausgeschlossen sein sollen.

Heiliger Athanasius von Alexandria, bitte für uns! Du kennst Dich doch mit sowas aus!

Die Aktualität von Albertus Magnus

Bild: Kempf EK, Wikimedia, CC BY-SAAm 15. November ist nach der überlieferten Feiertagsordnung das Fest (Rang Duplex) des hl. Albertus Magnus von Köln. Als Proprium ist an diesem Tag die „Messe von heiligen Kirchenlehrern“ (in medio) vorgesehen, die durch eigene Texte für das Tagesgebet, die Sekret und die Postkommunio ergänzt wird. Im letzten Jahr hatten wir beschrieben, was aus diesem Feiertag nach den für die liturgische Praxis in Deutschland maßgeblichen Handreichungen des Schott geworden ist – ein ganz gewöhnlicher Tag im Jahreskreis ohne Bezug auf den Tagesheiligen. In diesem Jahr richten wir den Blick auf das Proprium der Messe von heiligen Kirchenlehrern aus der überlieferten Liturgie, das von bestürzender Aktualität zu sein scheint.

Die Epistel bringt aus dem 2. Brief des hl. Paulus an Timoteus, 4. Kapitel, die prophetische Mahnung:

Ich beschwöre dich vor Gott und Jesus Christus, dem künftigen Richter der Lebenden und der Toten, bei Seiner Wiederkunft und bei seinem Reiche; verkünde das Wort, tritt auf , sei es gelegen oder ungelegen. Rüge, Mahne, weise zurecht in aller Geduld und Lehrweisheit (doctrina). Denn es kommen Zeiten, da man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich zum Ohrenkitzel nach eigenen Gelüsten Lehrer beschafft. Von der Wahrheit aber wird man sich abwenden und sich Fabeleien zuwenden. Du aber sei wachsam, ertrage alle Mühsal, vollbringe das Werk eines Künders des Evangeliums, tu deinen Dienst voll und ganz, sei nüchtern.

Die Auswahl aus dem Evangelium greift mit Matthäus 5 diesen Gedanken auf und zitiert daraus unter anderem die Sätze:

„Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seine Kraft verliert, womit soll es dann selber gesalzen werden? Es taugt zu nichts mehr; man wirft es hinaus und läßt es von den Menschen zertreten“ (…) Glaubt nicht, ich sei gekommenGesetz oder Propheten aufzulösen. Nicht um sie aufzulösen bin ich gekommen, sondern um sie zu vollenden. Wahrlich ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehenwird kein Jota und kein Strichlein vom Gesetze vergehen, ehe nicht alles erfüllt ist. Wer also eines dieser Gebote, und wäre es auch das Geringste, auflöst und so die Menschen lehrt, wird als der Geringste gelten im Himmelreich. Wer es aber erfüllt und so lehrt, der wird als ein Großer gelten im Himmelreich.“

Wenn man sucht, wird man diese Perikopen auch im Missale Pauls VI. finden. Auch dort gibt es eine „Messe am Fest von Kirchenlehrern“, zumindest in der lateinschen Form, die freilich in den nationalen Ausgaben vielfach nicht umgesetzt worden ist. Schon 1969 galt „Regionalisierung“ vielen „Reformern“ als höchst erstrebenswertes Ziel. So, wie die Dinge sich seitdem entwickelt haben, wird die gottesdienstlichen Praxis aber vielfach nicht vom offiziellen Missale bestimmt, weder von der lateinischen editio typica noch von der nationalen Variante, sondern von Aufbereitungen wie dem „Tagesimpuls“ vom „Schott online“, die mit der Verwässerung der liturgischen Traditionen bereits zum nächsten Stadium übergegangen sind.

Und wenn wir gerade beim Stichwort „online“ sind: Auf der Eingangsseite des Erzbistums Köln im Internet findet sich am 15. 11. zwar einen Aufruf des Kardinals zum Ende des 1. Weltkriegs vor 100 Jahren und ein weiterer Aufruf zur Teilnahme an den Kirchenvorstandwahlen. Andere Meldungen gelten der bevorstehenden Sitzung des Diözesanpastoralrates, einer Protestaktion der Caritas gegen Wohnungsnot, einer per Handy organiserten Punkteaktion für Gute Taten und einer weiteren Aktion „Friedensnagel für Schüler im Libanon“.

Der hl. Albert taucht dort freilich nicht auf. Und auf der Seite mit „Namenstagen und Lesungstexten zum Tage“ findet sich zwar ein „herzlicher Glückwunsch zum Namenstag Albert der Große“ – aber das ist auch schon alles, und die Lesungstexte übernimmt die Diözese der Stadt, in der Albertus Magnus begraben liegt, natürlich von Schott online: Donnerstag, 15. November, 32. Woche im Jahreskreis. Auf der Eingangsseite des Bistums Regensburg, auf dessen Gebiet (in Lauingen a.f. Donau) Albertus geboren wurde, findet sich an seinem Festtag immerhin ein Hinweis auf eine Kurzbiographie des Heiligen.

Die Liturgie zum Allerseelentag

Bild: Wikimedia CommonsDie Ausführungen von Pius Parsch zum Offizium des Tages Allerseelen zeigen ebenso wie die zu Allerheiligen, daß dieser Vorkämpfer für eine Neu-Aneignung der Liturgie durch das Volk zutiefst in den Inhalten und Formen der römischen Tradition verwurzelt war. Er schreibt:

Es beginnt ein langes ZitatDas Totenoffizium ist Gebetsdienst des innigen Mitleids, der hochherzigen Hilfsbereitschaft, des wirksamen Trostes, der maßvollen Trauer in christlich-starker Liebe. Unsere Stellung bei dieser Stundenfeier ist zwischen dem allgerechten, allbarmherzigen Gott und den teuren, mit uns vereinten Seelen im Läuterungsfeuer. Jedoch, wir bleiben nicht bloß so hingestellt, sondern wir werden wie Trostengel bald mehr zu Gott, bald mehr zu den leidenden Brüdern und Schwestern hingezogen. Gott zeigt sich uns in seinem Strafwalten, in seiner Heiligkeit, in seiner unendlichen Güte.Vor allem mit der Hinwendung zu Gott, mit der Annäherung an Gott,sollen wir das Totenoffizium verrichten. Er will seine Diener und Freunde, die schon im Stande der heiligmachenden Gnade verstorben sind, nun von aller Makel und Sünde durch das nötige Straf- und Läuterungsleiden reinigen, um sie sobald als möglich hinaufzunehmen zur ewigseligen Anschauung und Vereinigung in der himmlischen Stadt. Unsere Verbindung mit den armen Seelen erfolgt im Totenoffizium so, daß wir die Verstorbenen in verschiedenen Zuständen und Übergängen ihrer Not und Qual finden, ja, daß wir oft geistig wie an ihren Fegfeuerplatz mit all seiner Strafe und Pein versetzt werden, um an ihrer Stelle selbst zu klagen, inständig und vertrauensvoll um Linderung zu rufen, aber auch herzlich und kindlich Gott für seine Begnadigung zu danken.

Das Totenoffizium hat vielfach die Eigenart des Stundendienstes an den drei hohen Kartagen. Von den sonst üblichen Einleitungen und Schlußformeln bleibt das meiste weg (Eröffnungsvers, Hymnus, „Ehre sei...“. Umrahmung der Lesungen). Es wird durchweht von ernster, gemessener Trauer, alles feierlich Frohe entfällt.Die Schlußgebete jeder Gebetsstunde werden kniend verrichtet, wir sind flehende Fürbitter für die teuren Verstorbenen.

Bis auf Pius X. Hatte das Totenoffizium nur Vesper, Mette und Laudes, die drei alten ursprünglichen Gebetsstunden. Jetzt ist es für den Allerseelentag auch mit allen anderen Horen ergänzt, so daß nun ein vollständiges Eigenoffizium verrichtet wird. Das alte Totenoffizium mit nur Vesper, Mette und Laudes ist ein Denkmal der ältesten Stundenliturgie der Kirche.

Die Totenvesper wirkt tief auf das Gemüt. Immer wieder ertönt statt des Lobpreises der Bittruf: „O Herr, gib ihnen die ewige Ruhe...“In den Psalmen singen wir mit den armen Seelen und für sie. In den verschiedenen Psalmliedern des ganzen Totenoffiziums lenkt das Fegefeuer unsern Geist auf das menschliche Elend und die menschliche Schwachheit, auf die Schrecken der Todesstunde und des letzten Gerichtes, auf ihre letzte Pein, aber auch auf Gottes unendliche Güte, die tröstet und Himmelan zieht. (…)

Die Totenmette beginnt mit dem schönen Invitatorium: „Den König, dem alles lebt, kommt lasset uns anbeten.“ In den Lesungen der ersten Nachtwache bittet der Dulder Job, das ergreifende Bild der Leidenden im Fegfeuer, um Erlösung aus seinem schweren Leiden, das er klagend schildert und dessen Ursache er zu kennen wünscht. In der zweiten Nachtwache wird uns aus dem Buch des hl. Augustinus über die Sorge für die Verstorbenen vorgelesen (…) In den Lesungen der dritten Nachtwache verkündet der Völkerapostel unseren christlichen Auferstehungsglauben. (…)

Die Totenlaudes stellen die hoffnungsfroheste Stimmung im ganzen Offizium dar. Wohl beginnen sie mit dem Bußpsalm 50, gehen aber sofort zur Freude des Erntedanks (Ps. 64), zur glühenden Sehnsucht nach Gottvereinigung (Ps. 62) zum Auferstehungsjubel (Canticum und Ps. 150) über. Gerade das Canticum des Ezechias schildert sehr treffend den Übergang vom Fegfeuerleid zur Himmelsseligkeit.“

Soweit Pius Parsch. Lesenswerte Ausführungen zur Theologie der leidenden Seelen und zum Fegefeuer fanden wir im uns bislang unbekannten Blog Auslegungssache in dem Beitrag: Was brennt im Fegefeuer?

Zusätzliche Informationen