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Lichtmess in Sa. Trinità in Rom

Bild: Aus dem genannten Artikel auf New Liturgical MovementZum Fest Mariä Lichtmess hat Erzbischof Alexander Sample von Portland in der römischen Pfarrkirche der Petrusbruderschaft Santissima Trinità dei Pellegrini ein feierliches Pontifikalamt mit Kerzenweihe und (kurzer) öffentlicher Prozession zelebriert. New Liturgical Movement bringt einen ausführlichen Bildbericht. Eine nähere Betrachtung der Aufnahmen zeigt zwei liturgische Besonderheiten:

Das zeremonielle Anlegen der Messgewänder erfolgte nicht - wie in Deutschland früher meistens üblich - im Altarraum, sondern wurde in der Sakristei vorgenommen.  Vermutlich deshalb, weil in Sa Trinitá wie in vielen römischen Kirchen die Sakristei großzügiger geschnitten ist als der Altarraum, was wiederum hierzulande nur in seltenen Fällen vorkommt.

Farbe und Schnitt der Gewänder der Diakone folgten nicht den Vorgaben der zeremoniellen Vereinfachungen seit den 50er Jahren, sondern entsprachen der früheren Ordnung: Planeta plicata (gefaltete oder verkürzte Casel) statt der Tunika/Dalmatik. Ohne Verstoß gegen geltende Regeln wird das im Pontifikalamt dadurch ermöglicht, daß diese (und mehrere andere „Reformen“) im Ceremoniale Episcoporum niemals nachvollzogen wurden, so daß Bischöfe mit vollem Recht auf den früheren Gebrauch zurückgreifen können. Zumindest, wenn sie in der Sakristei noch Planetae plicatae vorfinden.

Ein in der Praxis öfter vorkommendes Beispiel einer solchen „unvollständigen Abschaffung“ bildet das Confiteor vor der Austeilung der Kommunion, das von den Reformern generell gestrichen wurde, wobei sie es in der Eile in den Rubriken für das feierliche Levitenamt jedoch übersehen haben.

Neue Bücher für die alte Liturgie

Mit einer zusätzlichen Anmerkung vom 18. 1.

Bild: Screenshot aus  https://www.youtube.com/watch?v=9S8gdhM_fyMMit der soeben erfolgten Veröffentlichung der lateinisch-deutschen Ausgabe des Nocturnale Romanum liegen nun die wesentlichen liturgischen Bücher „nach dem Stand von 1962“, deren Gebrauch in Summorum Pontificum vorgeschrieben ist, in authentischen Textfassungen und mit neuen deutschen Übersetzungen vor. 

Im Einzelnen sind das das zweisprachige Meßbuch, das unter dem Titel „Volksmissale“ als Nachfolger und Ersatz für Schott und Bomm bereits in zweiter Auflage auf dem Markt ist. Dann das ebenfalls bereits in zweiter Auflage gedruckte Diurnale Romanum (1440 S.) mit den Lesungen und Gebeten für die Stunden des Tages und nun eben neu hinzugekommen das noch einmal umfangreichere (3024 S.) Nocturnale mit den Lesungen für die Horen der Nacht. Dazu kommt natürlich das nur in lateinischer Sprache abgefasste eigentliche Missale Romanum in der heute für die Liturgie vorgschriebenen Form. Einzige verbliebene Leerstelle ist damit das Rituale Romanum, von dem es bisher nur Teilübersetzungen gibt.

Die drei oben genannten lateinischen-deutschen Ausgaben sind sämtlich von Pater Martin Ramm FSSP übersetzt worden und mit kirchlicher Druckerlaubnis im Verlag der Bruderschaft erschienen. Aus Anlaß des Erscheinens des Nocturnale im vergangenen Dezember hat Martin Bürger für kath.net ein Interview mit Pater Ramm geführt, das lesenswerte Informationen zur Entstehung dieses umfangreichen Werkes enthält. Wir entnehmen daraus einen Abschnitt, der die Notwendigkeit einer Neueübersetzung für den vielen Gläubigen ans Herz gewachsenen Schott bzw. Bomm begründet.

Ein Grund, warum es mir vorteilhaft erschien, eine neue Übersetzung zu schaffen, liegt im komplizierten Urheberrecht. Für jeden Schott-Nachdruck waren teure Lizenzgebühren zu zahlen, und dabei waren Änderungen am Text nicht möglich. In der gewohnten Schottübersetzung gab es eine ganze Reihe von Stellen, für die man sich dringend Korrekturen und Nachbesserungen gewünscht hätte. Da ich nun über den Text frei verfügen kann, ist es möglich, ihn großzügig und legal zur weiteren Verwendung zur Verfügung zu stellen und im Hinblick auf neue Auflagen an der Vervollkommnung des Textes zu arbeiten. Bei den bisherigen Schott-Neuauflagen handelte es sich einfach um Repro-Prints. Indem ich den gesamten Text digitalisiert und neu gesetzt habe, entstanden ganz neue gestalterische Möglichkeiten für ein benutzerfreundliches Layout.

Anmerkung

Wie es der Zufall so will, erscheint heute auf katholisch.de ein Artikel unter der Überschrift „Welche Bücher werden im Gottesdienst verwendet?“. Der sachlich kaum zu beanstandende Beitrag bietet einen für den Nichtfachmann kaum nachvollziehbaren Einblick in die komplexe Struktur der Bücher für den neuen Ritus und provoziert im Vergleich mit unserem die Frage, ob hier wirklich von liturgischen Büchern ein- und derselben Kirche die Rede ist.

Dienst und Weihe der Subdiakone

Bild: https://fsspx.de/de/news-events/news/drei-neue-subdiakone-7502Nach der überlieferten Ordnung des Pontificale Romanum ist das Subdiakonat die erste Stufe der höheren Weihen – es gehört jedoch nicht zum eigentlichen Sakrament des Ordo. Tatsächlich spricht einiges dafür, daß der Subdiakonat ursprünglich noch eines der niederen Weiheämter bezeichnet – in den meisten Ostkirchen wird das heute noch so gesehen – und erst später zu den „höheren“ Weihen aufrückte. Nach seiner Aufgabenbeschreibung im Pontificale ist der Dienst des Subdiakons ausdrücklich dem Altardienst des Diakons zugeordnet, während Diakone und Priester demgegenüber Helfer und Vertreter des Bischofs sind. Dem Subdiakon obliegt insbesondere die Beschaffung des Wassers und der Opfergaben sowie die Sorge für die Altartücher und die liturgischen Gerätschaften.

In der Neuzeit setzte nach dem im Pontificale festgehaltenen Status mit dem Subdiakonat auch die Verpflichtung zum Zölibat ein. Dementsprechend enthält die Ansprache des Bischofs an die Weihekandidaten die ernste Mahnung:

Bis jetzt seid Ihr noch frei, nach Belieben von Euren Gelübden zum Weltlichen zurückzukehren, doch wenn ihr erst einmal die heutige Weihe empfangen habt, könnt ihr nicht mehr anch dem eigenen Vorsatz handeln. Sondern es ist der Herr, dem ihr auf ewig dient , der über euch entscheidet. Und so müßt ihr mit seiner Hilfe die Keuchheit bewahren und Euch stets dem Dienst der Kirche hingeben. Daher überlegt es wohl, solange noch Zeit ist, und wenn ihr in diesem Versprechen verharren wollt, so tretet nun im Namen des Herrn hinzu.

Die Verpflichtung zum Zölibat und die Zugehörigkeit zum Klerus fielen in der Geschichte nicht automatisch zusammen. Das war zu verschiedenen Zeiten und Orten unterschiedlich geregelt – im frühesten Fall begann die Zugehörigkeit zum Klerus, die primär rechtlichen Charakter hatte, mit der Einkleidung und der Verleihung der Tonsur, also den noch vor den niederen Weihen liegenden Stufen. Die niederen Stufen des Klerus waren theoretisch nicht zum Zölibat verpflichtet, allerdings scheint die Aufnahme von Verheirateten in den Klerus eher die Ausnahme gewesen zu sein.

Der Ritus des Subdiakonats nach dem Pontificale Clemens VIII. steht auch formal zwischen dem der niederen und der eigentlichen höheren Weihen und entspricht damit der etwas unklaren Vorortung dieses Amtes im hierarchischen Rahmen. Die eigentlichen niederen Weihen enthalten neben einer einfachen Benediktion und einer Ansprache des Bischofs lediglich eine kurze Zeremonie der Überreichung bzw. Berührung der Amtssymbole: Der Kirchenschlüssel beim Ostiarier, des Evangelienbuches beim Lektor, des Buches mit den Exorzismusgebeten beim Exorzisten und der Kerzen beim Akolythen. Bei den Subdiakonen ist der gesamte Rahmen feierlicher. Erstmalig auf der Stufenleiter der Weihen ist die Zeremonie mit dem Gesang der Allerheiligenlitanei verbunden. Dem folgt zur eigentlichen Weihe ein Segnungsgebet, das sich allerdings im Wesentlichen nicht von den Benediktionen der niederen Stufen unterscheidet. Anschließend überreicht der Bischof den Kandidaten als Zeichen ihres Dienstes am Altar einen leeren Kelch, der mit der ebenfalls leeren Patene bedeckt ist. Außerdem überreicht der Bischof ihnen Teile der levitischen Gewandung, namentlich Schultertuch, Manipel sowie die Tunicella. Damit ist die Zeremonie beendet. Was hingegen – wie bei den niederen Weihen auch – fehlt, ist eine eigentliche Weihepräfation: Der Subdiakon wird wie die Empfänger der niederen Weihen zur Übernahme eines Dienstes gesegnet, aber nicht in einer sein ganzes Wesen erfassenden und verändernden Weise konsekriert.

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Bei den Recherchen zu diesem Beitrag stießen wir auf die Website einer „unabhängigen Katholischen Kirche“, in deren Vereinssatzung bereits all das verwirklicht ist, was der „synodale Weg“ erst anstrebt. Wir empfehlen den Mitgliedern der Nicht-Synode, sich in Hövelhof um die Aufnahme in diesen Verein zu bewerben und es dadurch den verbliebenen Katholiken zu ermöglichen, dem Herrn von Anfechtungen und Verwirrung befreit weiterhin in Ruhe und Frieden zu dienen.

Neue Heilige für die alte Messe

Wikimedia, GemeinfreiDie Kollegen von Messa in Latino haben am 5. Dezember berichtet, daß die römische Kongregation für den Gottesdienst Anfang des kommenden Jahres ein Dokument herausgeben wird, das sieben neue Meßformulare bzw. Kommemorationen für „neue“ Heilige enthält, die bisher in den Büchern von 1962 nicht berücksichtigt waren. Um welche Heilige es sich dabei handelt, ist gegenwärtig noch nicht bekannt.

Eine solche Ergänzung des Heiligenkalenders für den überlieferten Ritus ist bereits in Abschnitt 25 der Instruktion Universæ Ecclesiæ von 2011 vorgeschrieben, war bisher jedoch aus unbekannten Gründen nicht umgesetzt worden. Traditionell gehört die Ergänzung des Heiligenkalenders durch neue Orationen oder komplette Formulare zu den leichteren Übungen der liturgischen Gesetzgebung, da es im bestehenden Fundus zahlreiche Vorbilder gibt, die mit wenigen Änderungen angepasst werden können. Solange das jedoch nicht offiziell vollzogen war, sahen sich Priester, die Messen zur Ehre und Anrufung solcher Heiligen zelebrieren wollten, auf die allgemein formulierten Votivmessen verwiesen. Diese können allerdings nur an solchen Tagen verwandt werden, an denen dem kein höherrangiges Gedenken entgegensteht. Die erwartete Neuregelung, die auch eine eine Eisntufung des Ranges der Gedenktage enthalten dürfte, wird diese Möglichkeit vermutlich erweitern.

Prinzipiell ist die Erweiterung des Festkalenders sehr zu begrüßen, weil sie zeigt, daß die überlieferte Liturgie auch in der Gegenwart in der gleichen Weise lebt und sich weiter entwickelt, wie das in den vergangenen Jahrhunderten der Fall war. Bedenken hervorgerufen hat der Umstand daß das neue Dokument von der Gottesdienstkongregation herausgegeben wird und nicht von der Glaubenskongregation, die nach der vollständigen Inkorporation der aufgelösten Kommission Ecclesia Dei eigentlich für alle Angelegenheiten des überlieferten Ritus zuständig sein sollte. Bei der Gottesdienstkongregation kann nach Lage der Dinge weder eine positive Grundeinstellung zur überlieferten Liturgie noch ausreichende Sach- und Sprachkompetenz zur Erstellung der notwendigen Texte vorausgesetzt werden. Es ist jedoch gut möglich, daß die entsprechenden Dokumente tatsächlich bei der für die überlieferte Liturgie zuständigen Abteilung der Glaubenskongregation erstellt wurden und lediglich zuständigkeithalber von der Gottesdienstkongregation herausgegeben werden - wir werden sehen.

Hochamt im Dominikaner-Ritus

Bild: New Liturgical Movement/Elvir TabakovicDie Hochschule der Dominikaner in Rom, das Angelicum, entwickelt sich immer mehr zu einem Stützpunkt der überlieferten Liturgie. Zweimal wöchentlich wird dort in traditioneller Form zelebriert – einmal im klassischen römischen Ritus, einmal im Eigenritus des Dominikanerordens. Zu besonderen Anlässen finden diese Zelebrationen auch in Form feierlicher gesungener Ämter statt – so am 25. November am Festtag der hl. Katharina von Alexandrien in der vom Angelicum betreuten Kirche Ss Sixtus und Dominikus unmittelbar neben dem Universitätsgelände. New Liturgical Movement hat einen ausführlichen Bildbericht

Die über 30 Aufnahmen von Don Elvir Tabakovic (Mitglied der Regularkanoniker von Windesheim, ehemaliger Berufsphotograph) geben ein eindrucksvolles Bild von der Feier der Liturgie in einem von den liturgischen Deformationen der vergangenen Jahrzehnte anscheinend unbeeinflussten Umfeld. Und sie vermitteln einen Einblick in die Besonderheiten der Dominikaner-Liturgie wie etwa bei dem von uns ausgewählten Bild der Bereitung des Kelches, die bereits zur Beginn der Messe vor dem eigentlichen Wortgottesdienst an den Sedilien vorgenommen wird. Weitere Aufnahmen zeigen die gemeinsame Darbietung von Kelch und Patene bei der Opferung und die besondere Körperhaltung des Zelebranten bei Teilen des Kanons.

Andererseits ist aber auch zu erkennen, daß die meisten Unterschiede gegenüber der „römischen“ Form doch sehr äußerlicher Art sind, so daß es unserer Ansicht nach nicht sinnvoll ist, von einem eigenen „Ritus“ der Dominikaner (oder anderer Orden) zu sprechen. Was sie alle verbindet und als Angehörige des Römischen Ritus oder der römischen Ritusfamilie kennzeichnet ist der Canon Romanus, der mit geringen Varianten (z.B. Unterschiede in den Heiligenlisten durch Aufnahme der Ordensgründer) überall der gleiche ist. Damit geben die Ordensliturgien heute noch einen guten Eindruck von der Flexibilität, die den römischen Ritus während weiter Teile des späteren Mittelalters kennzeichnete: Der Kanon war – von den genannten Varianten abgesehen – überall der gleiche, bei den auf ihn zu führenden Elementen gab es beträchtliche Unterschiede in Wortlaut und Anordnung. Die Auswahl der Lesungen stimmte wiederum weitgehend überein, wurde jedoch durch die reichen Möglichkeiten von Lokal- oder Ordensfesten und Votivmessen stark aufgelockert.

Wenn heute in der Praxis des Novus Ordo unverkennbar die Tendenz besteht, den Kanon Romanus zugunsten der vor 50 Jahren legalisierten Alternativen aufzugeben, muß man darin wohl das entscheidende Indiz dafür sehen, daß diese Liturgie dem römischen Ritus nicht mehr angehören soll und einen neuen Ritus begründet.

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