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Benedikts Abschied von Meisner

Bild: https://www.catholiccompany.com

Die Abschiedsworte, die der ehemalige Papst Benedikt seinem Freund und Weggefährten Joachim Kardinal Meisner zu dessen gestriger Beisetzung gewidmet hat, haben großes Aufsehen ausgelöst. Einige finden darin einen Hinweis auf die Motive, die ihn selbst zum historisch so unerhörten Schritt der Amtniederlegung bewogen haben. Anderen fiel insbesondere sein Hinweis auf die hl. Eucharistie auf, die auch als Stellungnahme zur aktuellen Debatte um die Zulassung „Wiederverheirateter Geschiedener“ zum Kommunionempfang gelesen werden kann. Den erpropten Fake-News-Produzenten von katholisch.de war das so wenig geheuer, daß sie nicht nur die entsprechenden Passagen in ihrer Zusammenfassung unberücksichtigt ließen - sie sparten sich auch jedes Link auf den vollen Text, der auf der Website des Erzbistums Köln als als PDF abgerufen  werden kann. Hier daher zunächst das, was bei den Bischöfen ganz unter den Tisch fiel, als Zitat:

Wir wissen, dass es ihm, dem leidenschaftlichen Hirten und Seelsorger, schwerfiel, sein Amt zu lassen und dies gerade in einer Zeit, in der die Kirche besonders dringend überzeugender Hirten  bedarf, die der Diktatur des Zeitgeistes widerstehen und ganz entschieden aus  dem Glauben leben und denken. Aber um so mehr hat es mich bewegt, dass er in dieser letzten Periode seines Lebens loszulassen gelernt hat und immer mehr aus der tiefen Gewissheit lebte, dass der Herr seine Kirche nicht verlässt, auch wenn manchmal das Boot schon fast zum Kentern vollgeschlagen ist.“

Und im Zusammenhang mit den eindrucksvollen Stunden der Eucharistischen Anbetung beim Kölner Weldjugendtag:

Einige [Experten] waren wohl auch der Meinung, eucharistische Anbetung sei als solche überholt, da ja der Herr im eucharistischen Brot empfangen und nicht angeschaut werden wolle. Aber dass man dieses Brot nicht essen kann wie irgendwelche Nahrungsmittel und dass den Herrn im eucharistischen Sakrament zu „empfangen“ alle Dimensionen unserer Existenz einfordert – dass Empfangen Anbeten sein muss, ist inzwischen doch wieder sehr deutlich geworden.“

Dann zusätzlich zum erneuten Link auf den vollständigen Text ein Hinweis zu der überaus interessanten Diskussion, die dieses Abschiedswort bei Katholiken ausgelöst, die sich durch die Abdankung Benedikts und im aktuellen Pontifikat jener Hirten beraubt sehen, die der Diktatur des Zeitgeistes Widerstand leisten. Mehr noch als der Kommentar der Redaktion zeigen die Leserzuschriften auf OnePeterFive die große innere Not, der sich viele Katholiken ausgesetzt sehen, seit der Nachfolger Benedikts durch Zurückweisung äußerer Zeichen - wie z.B. von Monzetta und Stola - aber auch Verweigerung entschiedener Wegweisung - „wer bin ich, zu urteilen“ - fortgesetzt und zunehmend Zweifel daran nährt, sein Amt auszufüllen. 

So bleibt nur das Gebet zunächst um das Vertrauen darauf, „dass der Herr seine Kirche nicht verlässt, auch wenn manchmal das Boot schon fast zum Kentern vollgeschlagen ist.“ Und das Gebet um die Gnade der Umkehr für diejenigen, die so entsetzliches Ärgernis geben.

Die Lust am Untergang

Aus dem Totentanz des Bernt Notke, Talliner Version, Bild: WikimediaIm Interview mit der Mainzer „Allgemeinen Zeitung“ hat Kardinal Müller wissen lassen, daß er die Nichtverlängerung seines Auftrags bei der Glaubenskongregation nicht persönlich nehme: Es sei zwar durchaus üblich, dass diese Amtszeiten verlängert werden, in seinem Fall habe sich Franziskus eben dagegen entschieden. Der Papst habe ihm mitgeteilt, dass er dazu übergehen wolle, die Amtszeiten generell auf fünf Jahre zu begrenzen, „und da war ich der Erste, bei dem er das umgesetzt hat“, sagt Müller.

Das ist bemerkenswert, und nicht nur aus praktischen Gründen – geeignete Behördenleiter fallen ja nicht einfach so aus dem italienischen Himmel auf den Petersplatz. Ist der Papst bei seiner „generellen Regelung“ denn so sicher, daß der Herr über Leben und Tod die Amtszeit seines Dieners Franziskus über dessen bald erreichte fünf Jahre hinaus verlängert? Schließlich steht der Mann im 81. Lebensjahr. Die „generelle Regelung“ mag dafür taugen, die wenigen Spitzenkurialen zu entsorgen, die noch sein Vorgänger Benedikt ernannt hat. Eine Wirkung für die Zukunft hat sie nicht. Nichts, aber auch überhaupt nichts, könnte seinen Nachfolger binden, die neuerfundene „generelle Regelung“ zu übernehmen.

Das führt zu der Frage, welche Bedeutung überhaupt all diese Maßnahmen haben, die seitens der Bergoglianer derzeit unter ungeheurem Kräfteverschleiß durchgezogen werden. Wie alle an die Macht gekommenen Revolutionäre streben sie danach, ihre Errungenschaften „unumkehrbar“ zu machen. Doch gerade einmal 11 Jahre, nachdem die Revolution König Ludwig XVI geköpft hatte, gab es in Frankreich sogar einen Kaiser, und das Berliner Stadtschloss erhebt sich auch wieder da, wo Erich Honecker seinen Palast der Republik hingestellt hatte. Sicher – Napoleon war keine Replik des Bourbonenkönigs, und im neuen Stadtschloss gibt es keine alten Hohenzollern. Man steigt nicht zweimal in den selben Fluß – aber nichts von dem, was seine Vollstrecker seit der großen Revolution als alternativlosen Ausdruck unhintergehbarer Entwicklungsgesetze ausgegeben haben, war von Dauer.

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Wenn fliegende Fische heiraten

'Fliegender Fisch' (Exacatus) Cypselurus poecilopterus, Bild: Wikimedia - gemeinfreiMit putschistischer List drängt Merkel das Land – ein weiteres Mal – auf den vom Zentralkomitee des Zeitgeistes vorgegebenen Weg. Mit der „Öffnung der Ehe für alle“ verliert der Begriff der Ehe jede bestimmte Bedeutung und wird – wie „Hartz IV“ oder „doppelte Staatsbürgerschaft“ zu einem beliebig disponiblen Instrument der Sozial- und Klientelpolitik jeweiliger Machthaber. Überraschen kann diese Entwicklung nur diejenigen, die bisher der Illusion anhingen, das „christlich-demokratisch“ im Namen der immerwährenden Regierungspartei hätte irgend etwas zu besagen. Hat es natürlich nicht – dem grenzenlosen Willen zur Selbstermächtigung des Menschen (bzw. der zu seinem Vormund bestimmten Avantgarde) ist alles Verfügungsmasse; erforderlichenfalls auch Spielgeld der Tagespolitik. Montags geplaudert, Freitag das Grundgesetz umgestürzt – wir schaffen das.

Soviel zur Politik, die hier freilich weiterhin keine größere Rolle spielen soll als der Wetterbericht. Denn soviel ist klar: Natürlich kann weder "Honeckers Rache" Merkel noch die ganz große Koalition im Bundestag irgend etwas an dem ändern, was die Ehe ist und als was sie Gott eingesetzt und in Seele und Natur des Menschen befestigt hat: Die lebenslange Verbindung eines Mannes und einer Frau zum primären Zweck der Mitschöpfung, Weitergabe und Erhaltung des menschlichen Lebens auf der Erde. Nur wem daran nichts liegt, kann das auch nur in Frage stellen. Und jeder Versuch, daran per Abstimmung etwas zu ändern, ist aussichtslos. Auch „fliegende“ Fische bleiben Fische, die nur im Wasser überleben können.

Das heißt aber nicht, daß die nun bevorstehenden Veränderungen in Gesetz und Wortgebrauch für Christen ohne Bedeutung wären. Im Gegenteil. Sie sind zunächst sichtbarstes Zeichen für eine Entwicklung, vor der viele bisher krampfhaft die Augen verschließen wollten: Die Gesellschaft schneidet sich in atemberaubender Geschwindigkeit von ihren historischen und religiösen Wurzeln ab und begibt sich auf den Weg eines Neuheidentums, in dem nur noch ein Gebot gilt: Du sollst keine anderen Götter neben dir haben – so wie wir dich sehen und haben wollen, versteht sich.

Dieser neuen Staatsreligion werden in rasantem Tempo Altäre errichtet: Die Sprache wird umgeformt und streng reguliert (z.B. gegendert), der Raum des sag- und denkbaren wird ständig eingeschnürt. Ketzern wird der Zughang zum öffentlichen Raum mit Zensur der Medien (vor allem im Internet), wirtschaftlichem Druck (Kauf- und Vertriebsboykotte) oder stumpfer Gewalt (Antifa-Aufmärsche) verwehrt. Mit der Umdefinierung von „Ehe“ erreicht dieser neue Totalitarismus nun ein Ausmaß, in dem man sich ihm kaum noch entziehen kann. Wer auf dem Weg zum Standesamt einem Paar von Bräutigam und Bräutigam begegnet, kann sich in seinen gesellschaftlichen und religiösen Grundüberzeugungen – sofern er welche hat – auf provokative Weise herausgefordert sehen. Viele mögen das mit antrainierter Gummiband-Toleranz abfedern. Für andere mag es mit ihrem Gewissen unvereinbar sein, sich einer Einrichtung zu unterwerfen und einem Ritual zu unterziehen, das sie als im Innern unheilbar verdorben erkennen. Lieber werden sie gesellschaftliche und finanzielle Nachteile auf sich nehmen, als ihr Körnchen Weihrauch auf dem Altar des Gottes „Ehe ist, was der Staat befiehlt“, zu opfern. Sie bleiben den Standesamt fern - der Ehe wegen.

Das führt zu interessanten Überlegungen.

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Wider die „sexuelle Revolution“

Die „Option Benedikt“ - V

Gegenkulturell ist das Konzept der Option Benedikt nicht nur hinsichtlich der Säkulargesellschaft. Gegenkulturell ist es ebenso hinsichtlich gewisser geistiger Tendenzen, die sich auch in den großen christlichen Kirchen im Zuge von deren Anlehnung an die Säkularkultur immer stärker durchsetzen. In den christlichen Epochen der Geschichte drehte sich alles um die Erlösung: Was ist gut, was ist richtig – wie handelt der Mensch seiner Bestimmung gemäß. Im seit der Mitte des 20. Jh. anbrechenden psychologischen Zeitalter geht es nicht mehr um das, was ist, sondern um das: „Was macht das mit mir?“. Was schlechte Gefühle hervorruft, ist schlecht, was gute Gefühle macht, ist gut – die Folgen für später oder für andere spielen keine Rolle – nur noch das Individuum und der Augenblick werden als Maßstab anerkannt.

In der Praxis führt das nicht nur zu einer allgemeinen Relativierung und Auflösung aller herkömmlichen gesellschaftlichen Bindekräfte, sondern zur Etablierung einer neuen Ordnung, die von Joseph Ratzinger vor seiner Wahl zum Papst überaus zutreffend als „Diktatur des Relativismus“ bezeichnet worden ist. Alles, was darauf gerichtet ist, Maßstäbe zu setzen, ist unzulässig. Besonders gravierend sind die Auswirkungen dieser Ideologie in einem Bereich, der in allen entwickelten Gesellschaften traditionell besonders stark geregelt ist: In der Ehe-, Familien- und Sexualkultur. Hier fällt das Gebot der Verpflichtung zu (angeblicher) Freiheit auf besonders fruchtbaren Boden, hier findet die neue Diktatur ihre willfährige Massenbasis. Das erklärt denn auch, wieso selbst die absurdesten Auswüchse des sexueller Zügellosigkeit und des Genderismus sich in einem beispiellosen Siegeslauf als neue Norm etablieren konnten. Der Körper des Individuums und dessen Befreiung von allen so empfundenen Zwängen haben die Schlüsselrolle bei der (an die Erstellung der Erlösung getretenen) Selbstbefreiung, ja Selbsterschaffung des Menschen.

Wie kann man als Christ in einer Gesellschaft überleben, die Zerstörung der Familie, sexuelle Perversion und Genderwahn nicht nur in der Theorie als Leitbilder feiert, sondern ganz praktisch durch Lehrpläne für Kindergärten und Schule, etablierung haarsträubenden Unsinns in der „Wissenschaft“ und an den Universitäten sowie eine angeblich gegen Diskriminierung gerichtete Gesetzgebung mit Gewalt durchzusetzen versucht? Leicht wird es nicht, denn „zwischen Christentum und der sexuellen Revoulution kann es keinen Frieden geben, denn sie stehen sich unversöhnlich gegenüber“ (S. 202) stellt Dreher fest.

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Herrenleib oder leere Hülle

Bild: radioamanecer.comAm vergangenen Sonntag fand in der Kirche des hl. Rochus im argentinischen Reconquista eine bemerkenswerte Zeremonie statt. Ortsbischof Angel José Macín geleitete etwa 30 Paare, die in, wie man sagt, „irregulären Verbindungen“ leben, mit ihren Familienangehörigen in die Kirche ein, um ihre „Wiedereingliederung mit allen Rechten“ zu feiern. Es gab eine kurze Begrüßungszeremonie, in deren Rahmen der Bischof mitteilte, die „Wiedereingegliederten“ hätten sich in den vergangen 6 Monaten einer Prüfungsphase unterzogen, so wie das in Amoris Laetitia verlangt werde. Sechs mal hätten sie an einer Veranstaltung teilgenommen, die man sich wohl als eine Art nachgeholter Brautunterricht vorstellen soll. Nun kämen sie wieder ins Vaterhaus, um es nie mehr zu verlassen. Davon, daß die Beteiligten ihre Verhältnisse in der einen oder anderen Weise geordnet hätten, war nicht die Rede, und natürlich auch nicht von Beichte und Absolution. Anschließend stand der Bischof einer Eucharistiefeier vor, in deren Rahmen die Ehrengäste auch zur Kommunion gingen. Es gab Beifall und Erinnerungsphotos, gerade wie bei einer Erstkommunion.

Eine Woche vor dem Fest Fronleichnam illustriert der Vorgang, daß der Empfang des Herrenleibes in Reconquista und anderswo nur noch als wenig mehr als die Teilnahme an einer Mahlgemeinschaft verstanden wird. Der sakramentale Charakter der Eucharistie ebenso wie der der Ehe und der Beichte sind weitgehend aus dem Bewußtsein geschwunden. Von daher ist auch gar nicht sicher, daß es sich bei der Veranstaltung um ein Sakrileg gehandelt hat: Wo sich Gemeinde, Priester und Oberhirte so weit von der Tradition, dem Recht und der Lehre der Kirche entfernt haben, ist nicht garantiert, daß der Vorsteher der Feier beim an die Gemeinde gerichteten Vortrag der Einsetzungsworte das tun will, was die Kirche tut. Vielleicht gab es tatsächlich für jeden, der das haben wollte, nur ein Stückchen Brot.

Fronleichnam 2017, im 53. Jahr des neuen Frühlings und dem 4. Jahr der großen Umwälzung – Kekse für alle. Grund, irgendwie herablassend auf Südamerika zurückzuschauen, gibt es bei alledem nicht. Wir erinnern uns des Umzuges am Fronleichnamstag 2009 in Linz, bei dem Dechant Part mit einer übergroßen Brötchenzange ein Fladenbrot durch die Straßen trug → unsere Meldung vom 13. 6. 2009. Die Sakramente sind Zeichen, die das bewirken, was sie darstellen. Wo diese Darstellung zu sehr dem Zeitgeist unterworfen, mangelhaftem Verständnis angepasst und nach Lust und Laune darüber verfügt wird, bleibt nur eine leere Hülle.

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