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Festtag des Erzengels Raphael

Bild: Wikimedia Commons, Google Art ProjectUnser bewährtes Martyrologium von 1927 verzeichnet für heute an erster Stelle das Gedenken des hl. Erzengels Raphael. Nach der neuen Ordnung hat Raphael keinen eigenen Feiertag mehr, sondern zusammen mit Michael und Gabriel gedenkt man seiner – wenn man es denn tut – am 29. September. Die moderne Kirche tut sich schwer mit den Engeln, dabei übt die Vorstellung der englischen Himmelsbewohner auch heute noch große Anziehungskraft auf viele Menschen aus. Doch statt daraus einen Ansatzpunkt für eine den Menschen ansprechende Pastoral zu enwickeln, überläßt man die Engel lieber den Produzenten kitschicher Nippesfiguren oder – noch verhängnisvoller – esoterischen Sekten, die aus dem wenigen, was die heilige Schrift über die Engel sagt, die abenteuerlichsten Theorien ableiten.

Die Lehre der katholischen Kirche ist hier insoweit ganz eindeutig, daß sie als namentlich bekannte Erzengel genau die drei Himmelswesen anerkennt, die in der hl. Schrift als solche benannt sind. Die mögliche Existenz weiterer Erzengel wie der in apokryphen Schriften vorkommenden und z.B. von einigen orthodoxen Richtungen akzeptierten) Uriel, Barachiel, Jehudiel und Selaphiel) wird nicht kategorisch bestritten, aber, da eben in der kanonischen Schrift nicht erwähnt, auch in keiner Weise „wahrgenommen“. Eine gottesdienstliche Verehrung, wie sie zumindest für „Uriel“ aus mittelalterlichen Schriften und Illustrationen (Kirchenfenster!) belegt werden kann, ist nicht zulässig.

Da die hl. Schrift hinsichtlich der Engel nicht sehr auskunftsfreudig ist, wissen wir auch nicht genau, was wir uns unter einem „Erzengel“ vorzustellen haben. Wir kennen die Vorstellung von den „Neun Himmelsrängen“ der angeli, archangeli, virtutes, potestates, principatus, dominationes, throni, cherubim und seraphim. Darauf gestützt sehen einige frühe Erklärer auch die drei namentlich bekannten Erzengel auf einer eher niedrigen Stufe der himmlischen und quasi nach militärischem Vorbild gedachten Rangordnung. Die Mehrheitsmeinung ist aber wohl die, daß die bekannten Erzengel eine ganz besonders hervorgehobene Stellung innehaben und weit über den „unteren“ Erzengeln stehen. Oft werden sie mit den mehrfach in der hl. Schrift erwähnten, aber immer namenlos bleibenden „Sieben Leuchter-Engeln“ vor dem Thron Gottes identifiziert. Die meisten Namenslisten von Erzengeln enthalten denn auch genau sieben Namen.

Die Erwähnung der Sieben Engel vor dem Thron Gottes geht übrigens nach der hl. Schrift genau auf Raphael zurück: Nachdem er Tobias auf seiner Reise von Israel nach Mesopotamien (und zurück) begleitet und in Gestalt eines schlichten Dieners auf vielfache Weise unterstützt hat, gibt er sich schließlich zu erkennen: Er sei einer von diesen Sieben und vom Herrn ausdrücklich zur Unterstützung des Tobias bei seiner Reise gesandt worden. Seine Menschengestalt sei nicht sein wirkliches Aussehen, und zum Beleg dafür verweist er darauf, während der ganzen Zeit nichts gegessen und nichts getrunken zu haben: Er ist ein Geisteswesen, das seine Gestalt frei wählen kann und auf irdische Nahrung nicht angewiesen ist. Die von uns sehr geschätzte Alttestamentforscherin Magaret Barker macht in ihrem empfehlenswerten Buch über die Engel darauf aufmerksam, daß man diese Auskunft als Hintergrund zu der Feststellung in Lukas 24 sehen muß, wonach der auferstandene Jesus vor den Augen seiner Jünger ein Stück Fisch ißt, um sie davon zu überzeugen, daß er kein – womöglich auch noch böser – Geist ist.

Neben dieser sehr ausführlichen Erwähnung im Buch Tobit ist von Raphael im Alten Testament wenig zu erfahren. Aus einer apokryphen Quelle hat der englische Epiker Milton im fünften Buch von „Paradise Lost“ die Episode übernommen, wonach der Herr den Raphael zu Adam und Eva, als sie noch im Paradies wohnten, geschickt habe, um sie zur warnen: Nur solange sie im Gehorsam verharren, können sie am Glück der Engel teilhaben. Wir wissen: Es hat nichts geholfen. Der Mensch hat einen freien Willen – und macht daraus Eigensinn.

Wegen seiner Begleitung des Tobias wird Raphael vielfach als Schutzpatron der Reisenden angerufen.

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Aufgrund einer Namensverwechslung stand hier zunächst ein Beitrag über den hl. Erzengel Gabriel. Den haben wir auf einen entsprechenden HInweis hin zurückgezogen und werden ihn zum richtigen Termin (24. März) erneut einstellen.

Drei mal heiliger Dionysius

Bild: Wikimedia Commons, gemeinfreiDer Blick in unser bewährtes „vorkonziliares“ Martyrologium von 1927 zeigt uns heute an erster Stelle den Eintrag dreier heiliger Märtyrer:

Himmlischer Geburtstag des heiligen Bischofs Dionysius Aeropagita, des Priesters Rusticus und des Diakons Eleutherius. Von diesen war Dionysius, der vom Apostel Paulus getauft worden war, zunächst zum Bischof von Athen geweiht worden. Später gelangte er nach Rom und wurde vom heiligen Papst Clemens zur Verkündung des Glaubens nach Gallien entsandt. Nachdem er dort angekommen war und die ihm übertragene Aufgabe mehrere Jahre lang treulich erfüllt hatte, ließ ihn der Präfekt Fescenninus zusammen mit seinen Gefährten auf Grausamste foltern und mit dem Schwert enthaupten.

Tatsächlich sind in der Gestalt des hl. Dionysius zumindest zwei historisch belegbare Personen verschmolzen. Die Apostelgeschichte (17, 34) berichtet, daß Paulus bei seinem Aufenthalt in Athen den hohen Richter Dionysius bekehrt und getauft habe, und wenn Eusebius von Caesarea ( 3./4. Jh.) in seiner Kichengeschichte berichtet, daß dieser Dionysius auch Bischof geworden sei, spricht zumindest nichts dagegen. Ein zweiter Dionysius war ebenfalls Bischof – aber nicht von Athen, sondern von Paris, und er lebte nicht im ersten, sondern im 3. Jahrhundert, wo er nach Auskunft Gregors von Tours (538 – 594) um das Jahr 250 herum Bischof von Paris war. Also 200 Jahre später. Dieser Dionysius wurde in Frankreich außerordentlich populär, da er – so will es die Legende – nach seiner Enthauptung mit dem Kopf in der Hand noch eine ziemliche Strecke weit ging, um anzuzeigen, wo er begraben werden wolle. Die Kirche St. Denis bei Paris mit seine Reliquien war dann auch jahrhundertelang die Grablege der französischen Könige. Sein vermutlicher Todestag und späterer Gendenktag war genau der 9. Oktober.

Die Unterscheidung zwischen diesen beiden Dionysiussen wurde nicht dadurch erleichtert, daß etwa ab dem 8. Jahrhundert noch ein Dritter auftrat:

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Pontifikalamt mit S.E. Burke in Paris

Bild: Screenshot aus dem VideoAm vergangenen Samstag (16. 9.) zelebrierte S.E. Raymond Cardinal Burke ein feierliches Pontifikalamt in Paris. Ort der Zelebration war die Pfarrkirche Saint Eugène-Sainte Cécile, an der mit der Schola Sainte Cecile eine der kompetentesten und bekanntesten Vereinigungen zur Pflege der traditionellen Kirchenmusik beheimatet ist. Die Schola und ihr Orchester übernahmen denn auch den musikalischen Anteil der Liturgie, in dessen Zentrum die Missa Assumpta est Maria („Messe Rouge“) von Marc-Antoine Charpentier stand.

Anlaß des Hochamtes war der 10. Jahrestag der Gründung von SOS Chrétiens d’orient, einer hauptsächlich in Frankreich aktiven Vereinigung zur Unterstützung der von Völkermord und Christenverfolgung bedrohten Christen in den islamischen oder vom Islamismus attackiertenLändern. Unter den in choro an der Zelebration teilnehmenden Priestern und Ordensleuten war denn auch ein durch seinen Habit kenntlicher Priester einer orientalischen Kirche – soweit wir sehen zum ersten Mal bei einer Zelebration im überlieferten Ritus.

Das Video der Messe ist nicht nur wegen der ehrfürchtigen Feierlichkeit der Liturgie, sondern auch wegen der großartigen musikalischen Begleitung überaus sehens- und hörenswert. Die angegebene Laufzeit von fast drei Stunden kommt dadurch zustande, daß auch ein Teil des „Wartens auf die Ankunft des Kardinals“ und des Anschließenden Tedeums und einer Art „öffentlicher Audienz“ mit aufgezeichnet worden sind. Der Einzug selbst beginnt dann bei min 10:30, das Hochamt nach dem Anlegen der vollständigen (d. h. mit Dalmatik und Tunicella) Paramente bei min 23.00. Das eigentliche Amt endet dann bei 2:05:00 – es folgt das Ablegen der Paramente und 2:15:00 das Tedeum.

Zum Fest Mariä Geburt

 

 

Aus dem Pustet-Missale von 1900Über Leben und Person der Gottesmutter wissen wir mit einiger Sicherheit nur das Wenige, das in den Evangelium gesagt wird. Zu  Herkunft und Familie ist darin so gut wie gar nichts zu erfahren. Um diesem Mangel abzuhelfen, verfaßte ein unbekannter Autor, der sich als der „Herrenbruder“ Jakobus ausgab, eine Schrift, die als „Protoevangelium des Jakobus“ oder „Kindheitsevangelium Mariens“ bezeichnet wird. Die Schrift beginnt mit Kapiteln über Herkunft und Geburt Mariens und reicht bis zur Geburt Jesu in Bethlehem und der darauf folgenden Verfolgung des Herodes. Sie ist um das Jahr 160 entstanden und erfreute sich in der Frühzeit des Christentums großer Beliebtheit. Der in mehreren Sprachen und Textvarianten erhaltene Text von (in deutscher Übersetzung) etwa 25 Druckseiten ist wegen seiner stark legendenhaften Züge von der Kirche nie als kanonisch anerkannt worden und wird heute zu den „apokryphen“ Schriften gezählt.

Andererseits macht der Text aber insbesondere in seiner Version der Weihnachtsgeschichte deutlich, daß die jungfräuliche Geburt Jesu bereits in der frühesten Zeit zum Glaubensgut gehörte und hat so zweifellos auch zur Dogmatisierung dieses Glaubenssatzes beigetragen. Hieronymus von Jerusalem hat des Buch gekannt und geschätzt: Er bietet in einer seiner Schriften eine interpretierende Nacherzählung seiner wesentlichen Inhalte, die ihrerseits von Jacopo de Voragine († 1298 ) in seinem Kapitel über das Marienleben nacherzählt wird. Von daher sind einzelne Szenen aus dem Kindheitsevangelium Mariens auch in die bildende Kunst eingewandert und haben – wie im deutschen Sprachraum durch Martin von Cochems „Großes Leben Christi“ – jahrhundertelang den Volksglauben geformt. Jenen Volksglauben, der dem Unglauben moderner Hochschultheologen bei weitem vorzuziehen ist, weil er zu Christus hin und nicht von ihm wegführt.

Nach dem „Protoevangelium“ war Maria die Tochter Joachims und Annas aus dem Stamm Levi.

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Neues aus und über Turin?

ScreenshotBei der Behandlung übernatürlicher Phänomene wie Heilungen in Lourdes, blutenden Hostien oder weinender Marienstatuen hält sich Summorum Pontificum aufs Äußerste zurück. Nicht, weil wir die Möglichkeit solcher übernatürlicher Erscheinungen prinzipiell bestreiten wollten. Das Glaubensbekenntnis ist von der göttlichen Erschaffung der Welt bis zur Auferstehung der Toten voll davon, und wir stimmen jedem Einzelnen davon aus ganzem Herzen zu. Wenn Gott die Welt und ihre Naturgesetze erschaffen hat, dann liegt es auch in seiner Macht, in diese Gesetze nach seinem Plan und Willen einzugreifen. Grund für unsere Zurückhaltung ist vielmehr, daß unsereins von diesen Gesetzen der Natur selbst viel zu wenig versteht, um im konkreten Fall mit einiger Sicherheit sagen zu können, wo die Natur aufhört und die Übernatur beginnt. Ein Verständnismangel, den wir mit vielen Leuten gemeinsam haben – auch solchen, die die Phänomene der Natur wissenschaftlich erforschen. Zwar verschieben die Wissenschaftler die Grenze zwischen Erklärbarem und Unerklärbarem ständig – aber es hat nicht den Anschein, daß der Anteil des mit ihren Methoden Unerklärbaren wirklich kleiner würde.

Mit dieser umständlichen Einleitung wollen wir uns Raum schaffen für die Weitergabe einer höchst wundersamen Nachricht, die Fr. John Zuhlsdorf unter Datum vom 6. September auf seinem Blog weitergegeben hat – ebenfalls ohne sich hinsichtlich der Glaubwürdigkeit dieser Mitteilung festzulegen. Es geht – wieder einmal, möchte man sagen – um das sog. „Leichentuch von Turin“, und dabei konkret um bei der Untersuchung von Aufnahmen dieses Tuches entstandene Visualisierungen, die das „Internationale Institute for Advanced Studies of Space Representation Sciences“ in Palermo bereits vor drei Jahren veröffentlicht hat.

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  • Stationskirchen

    Die römischen Stationskirchen

    Kupferstich von Giusepppe Lauro aus dem Jahr 1599

    In der Fastenzeit 2013 haben wir zu jedem Tag die entsprechende Stationskirche kurz vorgestellt. Damit sind zwar alle gegenwärtigen Stationskirchen erfasst, aber nicht alle Tage mit einer Statio, von denen es auch etliche außerhalb der Fastenzeit gibt.

    Bei der Vorstellung der Stationskirchen orientierten wir uns im wesentlichen an „Die Stationskirchen des Missale Romanum“ von Johann Peter Kirch, Freiburg 1926. Zu Ergänzungen haben wir Hartmann Grisar „Das Missale im Licht römischer Stadtgeschichte“, Freiburg 1925, und Anton de Waals „Roma Sacra - Die ewige Stadt“ von 1905 in der Überarbeitung Johann Peter Kirchs von 1925 (Regensburg 1933) herangezogen. Daneben haben wir auch auf Informationen aus Internetquellen zurückgegriffen. Die Illustrationen stammen, soweit nicht anders angegeben, von eigenen Aufnahmen.

    Wie der gegenwertige Nachfolger de Waals und Kirchs als Direktor des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Prof. Msgr. Stefan Heid, uns mitteilte ist diese älter Literatur insbesondere in Sachen der Datierungen vielfach überholt. Nach seinen Untersuchungen geht die Institution der Stationes nicht wesentlich vor die Zeit Gregors d. Großen zurück. Was natürlich nicht bedeutet, daß die Stationskirchen bzw. deren Vorgängerbauten nicht wesentlich älter sein können.

Zusätzliche Informationen