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Ein Lob der allegorischen Messerklärung!

Bild: eigene Aufnahme Über 10 Jahre nach der Veröffentlichung des französischen Originals (La messe, une forêt de symboles: Commentaire allégorique ou mystique de la messe romaine) ist Claude Barthes Erklärung der Symbole und allegorischen Deutungen der Messfeier in der überlieferten Liturgie nun auch in einer englischen Übersetzung erschienen: A Forest of Symbols: The traditional Mass and its Meaning. Peter Kwasniewski hat dieser Tage auf New Liturgical Movement eine sehr informative und rundum empfehlende Besprechung veröffentlicht. Für Summorum Pontificum ist das Buch bestellt und zur Besprechung vorgemerkt.  Allerdings würden wohl viele Besucher der alten Messe ein Buch zu diesem Thema lieber auf Deutsch lesen – ob eine Übersetzung geplant ist und wann mit deren Erscheinen zu rechnen wäre, ist uns nicht bekannt.

Bis es soweit ist, nutzen wir gerne die englische Veröffentlichung als Anstoß, das Thema der allegorischen Meßerklärung selbst etwas näher darzustellen. Schließlich ist eine der ersten Darstellungen dieser Art vor inzwischen mehr als dreihundert Jahren in deutscher Sprache erschienen: Die Meßerklärung Martins von Cochem, Erstveröffentlichung 1696, und bis zum Vorabend des Konzils im vergangenenen Jahrhundert immer wieder neu bearbeitet und neu herausgegeben. Die letzte uns bekannte Ausgabe erschien 1957.

Cochems Meßerklärung bildete bis in die 50er Jahre ein beliebtes Geschenk zur Erstkommunion oder Firmung und war in den meisten katholischen Haushalten in mindestens einem Exemplar vertreten. Von daher ist es auch heute noch – insbesondere in den sprachlich besser angepassten Ausgaben seit Ende des 19. Jahrhunderts – leicht zu bekommen. Eine Suche in Booklooker erbringt über 100 Treffer zu Preisen ab € 7,95. Einen Nach- und Neudruck gibt es beim Sarto-Verlag.

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Der längste Tag der Weltgeschichte

Bild: The Old Farmers Almanach, https://www.almanac.com/easter-paschal-full-moonDer Römische Canon weist für die Osterwoche eine liturgisch-kalendarische Besonderheit auf: Vom Ostersonntag bis zum Samstag nach Ostern besingt die Präfation „diesen hochheiligen Tag“ der Auferstehung – sieben Tage lang. Das ist mehr als nur eine gewöhnliche Oktav. Jeder Tag der Osterwoche ist ein Hochfest, ist DAS Hochfest der kosmischen Wende der Heilsgeschichte – als ob die Kirche für diese Tage den Kalender anhalten, die Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge übergehen wollte, um diesen Angelpunkt der Heilsgeschichte allen in seiner vollen Bedeutung vor Augen zu stellen.

Vor Augen zu stellen – das heißt: Die Kirche ordnet nicht an, das Osterfest sieben Tage lang zu feiern, und sie bestimmt nicht aus eigener Machtvollkommenheit über den Kalender, sondern sie findet in der Realität des Heilsgeschehens diesen Knoten- und Wendepunkt vor, dem sie in ihrer spirituellen Zeit dadurch Ausdruck verleiht, daß sie die gewöhnliche Zeit für sieben Auf- und Untergänge der Sonne quasi anhält. Sie ist dazu bevollmächtigt, denn Gott ist der Herr der Zeit. Indem der Allmächtige das Universum mit Sonne und Erde geschaffen hat, schuf er die Zeit. Das ist die eigentliche Aussage des mosaischen Schöpfungsberichtes, der eben nicht – wie z.B. die moderne Einheitsübersetzung – vom „ersten Tag“ spricht, sondern von „EIN Tag“ – denn bis zu diesem Schöpfungsakt gab es nichts, das man hätte zählen können. Das Zählen beginnt erst mit dem zweiten Tag.

Das Übernatürliche steht jedoch für die Kirche keinesfalls getrennt vom Natürlichen – es ist durch die Schöpfung und dann erneuert in der Inkarnation unauflöslich mit dem Kreatürlichen verbunden. Auch das findet in der liturgischen Ordnung des Osterfestes seinen Ausdruck, und zwar in der dem Vorbild des Alten Testamentes folgenden Bindung des Osterfestes an den ersten Frühlingsvollmond. Auch das ist letztlich ein Verweis auf die kosmische Bedeutung der Auferstehung, nur daß hier nicht die natürliche Ordnung des Tagesablaufes der übernatürlichen Ordnung angepasst wird, sondern der Termin des Festes – also eines der spirituellen Sphäre zugeordneten Ereignisses – einer natürlichen, besser gesagt: einer im sinnlich wahrnehmbaren Kosmos vorgegebenen Ordnung folgt. Dieses Paradox steht also nicht im Gegensatz zu der Ausweitung des spirituellen Ostertages auf sieben Auf- und Untergänge des Sonne. Die Dinge sind miteinander verschränkt, der Zusammenhang ist gegenseitig.

Soviel Ineinandergreifen von natürlicher und übernatürlicher Ordnung war schon für die Verfasser des Paulinischen Messbuchs von 1969 unverständlich oder unerträglich: Ihre drei mehr oder weniger phantasievoll aus alten Versatzstücken zusammengebastelten neuen Präfationen kennen den sieben Tage währenden Ostertag bereits nicht mehr. Und im Zusammenhang mit dem 2025 bevorstehenden 1700-jährigen Jubiläum des Konzils von Nicaea ist auch wieder die Rede von einem „einheitlichen Ostertermin“ der den astronomischen Zusammenhang aufgeben könnte. Das wäre dann ganz nach dem Geschmack, mit dem der Geist der Moderne die Gedenktage der Vergangenheit begeht: Indem er es aus purem Trotz und Übermut gerade anders macht, als die Vorväter es seinerzeit gesehen und geordnet haben.

Nachklang zum Palmsonntag

Das folgende Gedicht von G.K. Chesterton (1874 - 1936) fanden wir heute auf The Catholic Thing:

The Donkey

When fishes flew and forests walked
And figs grew upon thorn,
Some moment when the moon was blood
Then surely I was born.

With monstrous head and sickening cry
And ears like errant wings,
The devil’s walking parody
On all four-footed things.

The tattered outlaw of the earth,
Of ancient crooked will;
Starve, scourge, deride me: I am dumb,
I keep my secret still.

Fools! For I also had my hour;
One far fierce hour and sweet:
There was a shout about my ears,
And palms before my feet.

Die keusche Susanna

Bild: Stich von Philip Galle, um 1600, Kunsthalle MannheimDie Lesung des letzten Tages der dritten Fastenwoche bringt die Erzählung von „Susanna im Bade“, die ebenfalls zum kleinen Grundbestand der Texte aus dem Alten Testament gehört, die sich auch heute noch einer gewissen Bekanntheit bei Gläubigen und Ungläubigen erfreuen. Nicht zuletzt wegen der zahllosen Illustrationen, die im Lauf der Jahrhunderte um die keusche Susanna und die lüsternen Greise entstanden sind. Der Text ist überlieferten im 13. Buch Daniel, das zwar in der Septuaginta enthalten ist, nicht aber in der masoretisch-hebräischen Tradition, die mit Daniel 12 endet.

Der rote Faden der in Daniel 13; 1 – 62 nachgerade novellenartig ausgebreiteten Geschichte ist schnell erzählt: Schon seit längerem stellen zwei ehrenwerte Gemeindeälteste der schönen Susanna nach, und eines Tages gelingt es ihnen, in den Garten einzudringen, in dem Susanna, vor fremden Blicken vermeintlich sicher, ihr Bad, nimmt. Es folgt ein klassisches Erpressungsmanöver: „Siehe, die Tür des Gartens ist verschlossen und keiner sieht uns. Sei uns zu willen und sündige mit uns – wenn nicht, werden wir gegen Dich aussagen, daß ein Jüngling mit dir war“. Susanna weigert sich unter ausdrücklicher Berufung auf das göttliche Gebot, die Gemeindeältesten schreien laut „Skandal! Skandal!“ – und am nächsten Tag kommt es zu einem Prozess vor der ganzen Gemeinde. Die um ihr Vergnügen gekommenen Würdenträger bringen wie angedroht ihre Beschuldigung vor. „Die Menge glaubte ihnen als den Ältesten und Richtern des Volkes und man verurteilte Susanna zum Tode.“

Doch dann greift der Herr ein und erweckt Daniel zu ihrem Retter, der in einem mit geradezu salomonischer Weisheit geführten Verfahren die Lustgreise der Lüge überführt.

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Wasser des zeitlichen und des ewigen Lebens

Bild: Schnorr von Carolsfeld in 'Katholische Bilderbibel', eigener ScanIm Mittelpunkt der Perikope des Freitag in der dritten Fastenwoche steht die Erzählung vom Wunder am Haderwasser, wo Israel, das schon seit vielen Jahren durch die Wüste irrt und sich vom Verdursten bedroht sieht, ein weiteres Mal mit dem Herrn und seinen Propheten Moses und Aaron hadert. Bis Moses mit seinem Stab an den Felsen schlägt und daraus genug Wasser hervorquillt, daß das ganze Volk Israel mitsamt dem dem Vieh seinen Durst stillen kann. Dieser Teil der Geschichte ist selbst denen bekannt, die wenig vom alten Testament wissen – aber es gibt ein Vorspiel und einen Nachtrag, die dem allgemeinen Berwußtsein weniger gegenwärtig sind. Beide werden in dieser Perikope mit dem Wasserwunder zusammengefasst und bilden mehr noch als die Wundererzählung selbst den Kern dessen ab, worum es in dieser Geschichte geht.

Als das Murren des durstenden Volkes zu einem veritablen Aufstand zu werden droht, nehmen Moses und Aaron – wie wohl schon oft auf dieser Wanderschaft – ihre Zuflucht zum Herrn. Sie gehen in das Bundeszelt, den transportaben Vorläufer des Tempels, und bitten Gott inständig, das Geschrei des Volkes zu erhören und ihm Wasser zu schaffen. „Da erschien die Herrlichkeit des Herrn über ihnen, und der Herr redete zu Moses: ‚Nimm den Stab und versammle das Volk, du und dein Bruder Aaron, gebietet vor ihren Augen dem Felsen, so wird er wasser geben‘“. Eine noch feierlichere Form des Rettungsversprechens ist kaum vorstellbar – und dennoch lassen Mose und Aaron, nachdem sie wie aufgetragen das Volk versammelt haben, Zweifel anklingen, wenn sie die Menge anreden: Ob wir Euch wohl aus diesem Felsen Wasser hervorströmen lassen können?

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  • Stationskirchen

    Die römischen Stationskirchen

    Kupferstich von Giusepppe Lauro aus dem Jahr 1599

    In der Fastenzeit 2013 haben wir zu jedem Tag die entsprechende Stationskirche kurz vorgestellt. Damit sind zwar alle gegenwärtigen Stationskirchen erfasst, aber nicht alle Tage mit einer Statio, von denen es auch etliche außerhalb der Fastenzeit gibt.

    Bei der Vorstellung der Stationskirchen orientierten wir uns im wesentlichen an „Die Stationskirchen des Missale Romanum“ von Johann Peter Kirch, Freiburg 1926. Zu Ergänzungen haben wir Hartmann Grisar „Das Missale im Licht römischer Stadtgeschichte“, Freiburg 1925, und Anton de Waals „Roma Sacra - Die ewige Stadt“ von 1905 in der Überarbeitung Johann Peter Kirchs von 1925 (Regensburg 1933) herangezogen. Daneben haben wir auch auf Informationen aus Internetquellen zurückgegriffen. Die Illustrationen stammen, soweit nicht anders angegeben, von eigenen Aufnahmen.

    Wie der gegenwertige Nachfolger de Waals und Kirchs als Direktor des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Prof. Msgr. Stefan Heid, uns mitteilte ist diese älter Literatur insbesondere in Sachen der Datierungen vielfach überholt. Nach seinen Untersuchungen geht die Institution der Stationes nicht wesentlich vor die Zeit Gregors d. Großen zurück. Was natürlich nicht bedeutet, daß die Stationskirchen bzw. deren Vorgängerbauten nicht wesentlich älter sein können.

Zusätzliche Informationen