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Die 48. Woche

Bild: New Liturgical Movement, John BriodyHat er nun den vier Kardinälen mit dem Rauswurf aus dem Kollegium gedroht – oder hat er nur darauf hingewiesen, daß der barmherzige Franziskus den Kardinälen nicht den roten Hut nehmen werde - als ob das jemals Praxis seiner Vorgänger gewesen wäre. Spielt letztlich keine Rolle. Ins Gespräch gebracht hat der großmächtige Präsident der päpstlichen Rota diese Option allemal, und anschließende Dementis und Richtigstellungen sind in Rom derzeit im Dutzend billiger. Die Kamarilla um den Papst reagiert gereizt auf die anschließenden Reaktionen, und das mit Grund: Mit ihren dubia haben die vier Kardinäle die Strategie durchkreuzt, durch Produktion von Zweideutigkeiten klammheimliches Streuen von Zweifeln die Lehre der Kirche da aufzuweichen und unkenntlich zu machen, wo sie angesichts einer eindeutigen und bis auf Christusworte zurückgehenden Lehrtradition nicht geändert werden kann. Nun muß der Papst Farbe bekennen, so oder so – oder weiter schweigen. Im ersten Fall müsste er Eindeutigkeit schaffen – oder Christus widersprechen. Da er beides nicht will, rettet er sich – nicht zu verdecken durch den aufgeregten Wortschwall des Hofstaats - ins Schweigen und gibt damit vor aller Welt zu Protokoll, daß ihn die Wahrnehmung des Lehramtes überfordert.

Was hatten wir sonst noch? Der einstmals katholische Kolpingverband veröffentlicht ein Papier, das sich zwar als „Memorandum zum Schutz menschlichen Lebens“ darstellt – inhaltlich jedoch in den meisten Punkten gegen die geltende Lehre agitiert und Positionen der Kultur des Todes unterstützt. In der Hoffnung auf weitere mit päpstlicher Zustimmung eröffnete Grauzonen? Längst tief in der Grauzone stecken die Ökumenepartner von der EKD. Dort nahm die in diesen Tagen zusammentretende Landessynode von Baden-Württemberg eine Petition mit 23500 Unterschriften entgegen, die fordert, auch BaWüs Protestanten müssten nun eine Trauungshandlung für gleichgeschlechtliche Paarungen einführen – alle anderen Landeskirchen hätten das schließlich schon. In Rom trat erstmals die „Studienkommission zur Erforschung der historischen Stellung des Frauendiakonats“ zusammen, die sich allerdings mit ihrer Arbeit Zeit zu lassen scheint, bis ins nächste oder übernächste Pontifikat. Und eine kanadische Studie unter Angehörigen protestantischer Denominationen hat ergeben, daß nach wie vor eine ganz klare Beziehung zwischen Glaubenstreue und Entwicklung der Mitgliederzahlen besteht: Die Reformierer verlieren beschleunigt Gefolgschaft, die Konservativen halten Stand und gewinnen dazu.

Höchste Zeit also, die protestantische Reformation nach 500-jähriger Erfolgsgeschichte nachzuholen? Im angelsächsischen Raum zumindest, wo man den Niedergang der Reformierer ständig vor Augen hat, schwindet die Bereitschaft, sich dem Zug der Lemminge anzuschließen. Father Zuhlsdorf meldet weiter Gemeinden, die sich entsprechend der Aufforderung von Kardinal Sarah im Advent dem Zug „Ad Dominum“ anschließen. In der Diözese Madison hat am 30. Oktober ein weiteres Mal mit Robert Morlino ein amtierender Ortsbischof das Sakrament der Firmung im überlieferten Ritus gespendet, und in der wunderschönen Kirche des. hl. Kevin in Dublin konnte erneut ein Angehöriger des Instituts Christus König und Hoher Priester Primiz feiern – ausgerichtet in all der gottesfürchtigen  Pracht, wie nur dieses Institut sie zu entfalten versteht. Eines der Bilder davon haben wir oben gezeigt – über ein Dutzend weitere gibt es auf New Liturgical Movement.

Einen schönen zweiten Adventssontag!

Die 47. Woche

Bild: https://en.nursia.org/earthquake/Aus dem leidgeprüften Norcia kommt die Nachricht, daß der bisherige Prior der Benediktiner, Dom Cassian Folsom, sein Amt niedergelegt hat. Der seit Jahren an Leukämie leidende Gründer der Gemeinschaft fühlt sich den Anforderungen des Wiederaufbaus kräftemäßig nicht mehr gewachsen und hat den Generalabt des Ordens gebeten, einen jüngeren Nachfolger zu ernennen. Norcia ist keine Abtei mit dem Recht der eigenen Abtswahl. Der Generalabt hat der Bitte entsprochen und den bisherigen Subprior und Novizenmeister P. Benedikt Nivakoff als Prior eingesetzt. Damit ist gesichert, daß die Gemeinschaft sich im schon bisher dort gepflegten Geist weiter entwickeln kann. Inzwischen haben die Pläne zum Wiederaufbau der Wirkungsstätten der Benediktiner von Nurcia eine so konkrete Gestalt angenommen, daß eine ungefähre Kostenabschätzung vorliegt: Die Kommunität benötigt um die 7.5 Millionen $, um die eingestürzte Kathedrale von Norcia wieder aufzubauen und ein neues Kloster etwas außerhalb der Stadt zu errichten. (Quell und weitere Informationen)

Aus weiteren amerikanischen Pfarreien kommen Meldungen, daß dort – zumindest für die Zeit des Advent und wohl als „Test“ für die weitere Praxis – die heilige Messe in der vom Präfekten der Liturgiekongregation nachdrücklich empfohlenen Orientierung „ad Dominum“ gefeiert werden soll. Dieses Vorgehen kann nicht alle Defekte der gescheiterten Reform von 1969/70 heilen – aber es kann dem Eindruck entgegenwirken, seit 1970 sei in der Kirche „alles anders“ als zuvor, und das ist in der aktuellen Situation von großer Bedeutung. Eben deshalb wenden sich die Erben der Revolutionäre der 60er Jahre des verflossenen Jahrhunderts so erbittert gegen jedes Abrücken von damals erreichten vermeintlichen Fortschritten – und eben deshalb ist es ein Hoffnungszeichen, daß die „Umkehr der Altäre“ gerade in der – im Vergleich zu Deutschland – weitaus vitaleren Katholischen Kirche der USA vielerorts zeichenhaft in Frage gestellt wird.

Die – wieder einmal per Interview transportierte – Darstellung von Papst Franziskus, die Feier der überlieferten Liturgie sei eine Nostalgikern gewährte „Ausnahme“, hat in den vergangenen Wochen zweifachen Widerspruch von kompetenter Seite gefunden. Da war zum einen der Liturgiewissenschaftler Nicola Bux, der in einem Interview mit La fede quotidiana ausführte:

Das steht so nicht im Motu Proprio von Papst Benedikt XVI. Vielmehr liest man dort ausdrücklich, daß die beiden Riten gleiche Würde haben. Das schreibt der Papst und nicht ich. Daher können wir, das Dokument bei der Hand, nicht sagen, daß es sich um eine Ausnahme handelt, außer, man will zu einer Schlußfolgerung kommen, die sich gegen das Dokument des Papstes richtet.

Und dann ebenfalls in einem Interview, mit der gleichen Argumentationsrichtung, aber noch mehr Gewicht Kardinal Burke, der als ehemaliger Präsident des obersten vatikanischen Gerichtes auch über juristische Kompetenz zur Beurteilung der Verbindlichkeit rechtlicher Dokumente verfügt:

Frage: Im neuen Buch von Pater Spadaro „In deinen Augen ist mein Wort“ nennt Papst Franziskus den überlieferten römischen Ritus eine „Ausnahme“. Was denke Sie dazu?

Kardinal Burke: Daß er keine Ausnahme ist. Er ist die Messe der Kirche aller Zeiten und daher kann er nicht übergangen werden und hat gleiche Würde. Im übrigen genügt es das Motu proprio von Papst Benedikt XVI. zu lesen, das eindeutig ist.

Streitpunkte wie die der Kommunion für die „wiederverheireten Geschiedenen“ sind dogmatisch äußerst schwerwiegend und mögen von großer Bedeutung für das Bild der Kirche in der Öffentlichkeit sein - im Leben der Gemeinden nehmen sie nur begrenzten Raum ein. So hoch ist der Anteil der vermeintlich glaubenstreuen Katholiken, die Trotz Scheidung und Wiederverheiratung allsonntäglich zur Messe gehen, nicht. Die Frage der Liturgie betrifft demgegenüber jeden Messbesucher unmittelbar, und die Form der Messfeier erweist sich immer mehr als das entscheidende Element nicht nur für den Ausdruck des Glaubens, sondern auch für seine Gestaltung im Bewußtsein der Menschen.

Kein Raum für die Lehre

Die Unklarheiten und Widersprüchlichkeiten um das nachsynodale Schreiben Amoris laetitia entwickeln sich immer mehr zur Zerreisprobe für die Einheit der Kirche. Vier hohe Würdenträger – es handelt sich dabei bezeichnenderweise um die drei Kardinäle Brandmüller, Caffara und Meissner, die schon weit über die Altersgrenze hinaus sind, und um Kardinal Burke, der bereits alle wichtigen Funktionen verloren hat – haben sich am 18. September an den Papst gewandt, und um Beantwortung ihrer sehr präzise formulierten und begründeten Zweifel gebeten. Es ist das die zweite Bitte einer Gruppe von Prälaten um Klärung aktueller Zweifel zur Verbindlichkeit der durch den Synodenverlauf vielfach in Frage gestelltenEhelehre – die erste war das Schreiben von 13 Kardinälen – darunter auch der Präfekt der Glaubenskongregation Müller – vom Oktober 2015. Nachdem die Vier nach mehr als 8 Wochen immer noch keine Antwort aus dem päpstlichen Palast von Santa Marta erhalten haben, sind sie mit ihren Fragen jetzt an die Öffentlichkeit gegangen – auf deutsch dokumentiert heute auf kath.net, auf italienisch und englisch bei Sandro Magister. Die internationale Diskussion des theologisch außerordentlich präzise formulierten Dokuments und des Stellenwerts der ausbleibenden Antwort hat begonnen.

Hinsichtlich des ersten raten wir zur Lektüre des Schreibens – es ist ein Lehrbuchbeispiel für eine saubere theologische Argumentation, die gleichzeitig an keiner Stelle die nötige Zurückhaltung von vorschnellem Urteil und die dem Mann auf dem Stuhle Petri geschuldete Achtung vermissen läßt.

Was das zweite betrifft, so raten wir ebenfalls zu Zurückhaltung. Die Arbeitsbelastung des Papstes und der ihm zuarbeitenden Stäbe der Kurie und des Presseamtes ist enorm. Erst heute hat er eine Stunde lang die in Rom weilende deutsche Fußballmannschaft empfangen und, wie anschließend zu erfahren war, dort einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Am vergangenen Freitag war er über zwei Stunden lang mit einer Gruppe von sieben ehemaligen Priestern der Diözese Rom und ihren Frauen und Kindern zusammengetroffen, um zu verdeutlichen, daß niemand ohne „die Liebe und die Solidarität der Hirten“ bleiben dürfe  so die anschließend veröffentlichte Presseerklärung. Am Vormittag hatte er sich auf einer Audienz für 4000 nach Rom gebrachten Obdachlosen und psychisch Kranken dafür entschuldigt, daß die Kirche ihre Not bisher übersehen habe. In der Vorwoche waren etwa 1000 Strafgefangene samt den zugehörigen Gefängniswärtern an der Reihe gewesen, den Ausdruck der Liebe und Fürsorglichkeit des Papstes entgegenzunehmen.

Es leuchtet ein, daß bei einem solchen Arbeitspensum für theologische Fragen kein Raum bleibt  zumal deren lehrgemäße Beantwortung bei weitem keinen so guten Eindruck hinterlassen dürfte wie die Zurschaustellung von Barmherzigkeit nach dem Herzen Bergoglios.

Die 45. Woche

Pbild: Joseph ShawAls das große Thema der vergangenen Woche, zumindest in der Perspektive von Summorum Pontificum, erweist sich immer mehr die Diskussion um die überlieferte Liturgie. Sie ist durch die Kardinal Sarah abgenötigte Absage seiner Teilnahme an der Kölner liturgischen Tagung 2017 und das Interview P. Spadaros mit dem Papst neu angefeuert worden - zumal zu diesem Interview inzwischen weitere Einzelheiten bekannt geworden sind. Sie lassen  erkennen, daß Papst Franziskus der Liturgie der Tradition der Kirche nicht nur mit völligem Unverständnis begegnet, sondern das Festhalten daran anscheinend auch für den Ausdruck von Defekten und eine höchst bedenkliche Erscheinung hält.

Darauf wird in den kommenden Wochen ausführlicher einzugehen sein.

Vorerst bleibt es dabei, daß der Vorgänger von Franziskus diese Sache völlig anders eingeschätzt hat und durch den Erlass von Summorum Pontificum die Freiräume für die Zelebration im überlieferten Ritus wesentlich erweitert hat. Das kommt gerade in diesen Tagen nicht zuletzt dadurch zum Ausdruck, daß die überlieferte Messe in (mindestens) drei bedeutenden Kirchen zelebriert werden kann, in denen sonst nur die Reformliturgie ihren Platz hat:

In England konnte die Latin Mass Society am vergangenen Wochenende ihr jährliches Requiem wie bereits in den Vorjahren wieder als levitiertes Hochamt in Westminster Cathedral feiern. In den USA wird am Montag, den 14. 11. in der St. Patricks Cathedral von New York ebenfalls ein levitiertes Hochamt stattfinden. Es bildet den Höhepunkt einer Wallfahrt der Kolumbus-Ritter, die auch sonst in den USA vielfach eine bedeutende Rolle im Ringen um das Festhalten an der überlieferten Lehre und Liturgie der Kirche spielen. In Deutschland konnte das Institut St. Philipp Neri am 5. November in der Berliner Hedwigskathedrale im überlieferten Ritus zelebrieren. Auch hier handelte es sich um eine Wallfahrtsmesse. Der 5. November ist der Gedenktag des Berliner Dompropstes Bernhard Lichtenberg, der 1943 an den Folgen der wegen „Kanzelmissbrauchs“ (so nannten die Nazis den Verstoß gegen die von ihnen verordnete political correctness) verhängten Haft und Misshandlung verstorben ist.

Die 44. Woche

Photo: FFSPXFür Katholiken, die der überlieferten Lehre und Liturgie der Kirche treu bleiben wollen, kam die schlechte Nachricht der Woche (neben dem bereits berichteten Erdbeben von Norcia) aus Herzogenrath: Kardinal Sarah mußte die seit langem geplante und mit einer Referatszusage verbundene Teilnahme an der Liturgischen Tagung 2017 absagen. Daß er sie absagen „mußte“, geht aus einem Artikel von Guido Horst aus der Tagespost hervor, den der sonst nicht unbedingt auf Krawall gebürstete Autor unter den Titel stellt: „Rom stoppt die Reform der Reform“. Es ist das Kennzeichen siegreicher Revolutionäre, die von ihnen unter Bruch mit der alten errichtete Neue Ordnung für unumkehrbar, sakrosankt und auf alle Zeiten perfekt auszugeben. „Den Sozialismus / Reformismus / Modernismus /Säkularismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf“, wie der große und weise Vorsitzende Erich Honecker seinerzeit so treffend bemerkte.

Was die dem Präfekten der Gottesdienstkongregation aufgezwungene Absage über die aktuellen römischen Zustände aussagt und für die weitere Entwicklung bedeutet, wird hier noch ausführlicher zu bedenken sein. Daß die Teilnahme an dieser Veranstaltung und ihre produktive Nutzung dabei eine große Rolle spielen wird, steht freilich heute schon fest.

Zur Absage der Teilnahme des Kardinals in Herzogenrath und zum kürzlich erfolgten „Mainstreaming“ der römischen Johannes-Paul-II-Instituts für die Familie paßt die vom Erzbischof von Melbourne, Denis Hart, verfügte Auflösung einer entsprechenden Einrichtung in seinem Amtsbereich - „aus Kostengründen“. Den polnischen Papst heilig zu sprechen bedeutet für die Administoren des Bruches noch lange nicht, sein Lebenswerk vom Abbruch auszunehmen.

Was die Reise des argentinischen Papstes ins lutherische Lund betrifft, verweisen wir auf eine wohltuend klare Stellungnahme des französischen Distriktsoberen der Piusbruderschaft Christian Bouchacourt – hier in englischer Übersetzung. Im Übrigen schließen wir uns dem Lobpreis Luthers bei Fr. Ray Blake an: Luther brachte uns die glorreiche Gegenreformation samt ihren großen Heiligen sowie das nicht genug zu rühmende Konzil von Trient. Dort sind die Kernbestände der katholischen Lehre im Angesicht der häretischen Herausforderung in großer Klarheit zusammengefasst und verkündet worden. Und dies als Dogmen sehr wohl unumkehrbar und sakrosankt für alle Zeit.

Die gute Nachricht der Woche kommt aus den USA, wo der Generalobere der Piusbruderschaft Bischof Fellay in Buckingham County, Virginia, die ersten Gebäude des dort neu errichteten Priesterseminars der Bruderschaft einsegnete. Hier ein Video von den Feierlichkeiten.  Der Lehrbetrieb soll noch in diesem Winter aufgenommen werden. Es ist das zweite Seminar der Bruderschaft in den USA, und die bis auf die enorme Kirche  entsprechend dem oben gezeigten Modell bereits weitgehend fertig gestellten Gebäude sehen aus, als ob in ihnen künftig der Klerus für die katholische Kirche eines halben Kontinents ausgebildet werden sollte.

Was durchaus der Fall sein könnte.

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