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Die 18. Woche

Bild: www.mirror.co.uk / PAVerpasst haben wir in dieser Woche den Jahrestag des hl. Papstes Pius V. am 5.5. dem wir die offizielle Promulgation des nach den Vorgaben des Trienter Konzils revidierten Missale Romanum verdanken, das in seiner Grundstruktur bis heute den überlieferten Ritus bestimmt. Auf Einzelheiten wird in anderen Zusammenhängen einzugehen sein – hier nur ein kurzer Hinweis auf zwei verbreitete Mißverständnisse: Das Missale nach Trient war bei weitem keine Neuschöpfung nach dem Geist der Zeit, sondern verstand sich als eine Wiederherstellung der Form der hl. Messe, wie sie im 13. und 14. Jahrhundert am päpstlichen Hof und in den daran orientierten Bistümern gefeiert worden war – also bevor in den Wirren der Reformationszeit vielerorts Mißbräuche und Irrtümer eingedrungen waren. Und zweitens wollte dieses Missale nicht andere und vorhergehende Formen der Messfeier vereinheitlichen und abschaffen, sonder es erlaubte ausdrücklich die weitere Verwendung aller Formen, die vor der Unruhezeit gebräuchlich waren und daher als orthodox angesehen werden konnten. Nicht Bruch, sondern Sicherung der Kontinuität war das Ziel. Eine schöne Kürzestbiographie des hl. Papstes findet sich bei sacerdos viennensis

Nach langem, schweren Mühen – so möchte man es fast sagen – hat sich nun ein kleiner bayrischer Verlag bereitgefunden, eine der wichtigsten Veröffentlichungen von Roberto de Mattei, die bereits 2011 im Original erschienene „Verteidigung der Tradition“, in deutscher Übersetzung herauszubringen. Die Aktualität des Werkes hat in den Vergangenen Jahren ständig zugenommen, selten zuvor wurde die Tradition so offen und so schamlos zurückgewiesen und bekämpft wie in den letzten Jahren. Ein neues Vorwort von Martin Mosebach stellt diese Bezüge in eindringlicher Weise vor Augen.

Kein ganzes Buch, aber einen „offenen Brief“ hat Antonio Socci letzte Woche geschrieben, nachdem er den Video-Aufruf des Papstes an die Jugendlichen mit seinem Gebetsanliegen für den Mai gesehen hatte. In diesem Brief wundert sich Socci darüber, daß Seine Heiligkeit die Jugendlichen zwar eingeladen habe, „sich für die großen Ziele der Welt zu mobilisieren“, jedoch mit keinem Wort davon spreche, sie sollten „sich für die große Sache Gottes ... engagieren und für das Heil der Seelen und das Heil der Menschheit“. Wir wundern uns mit – wirklich?

Genauso wenig wundern wir uns über die Pressemeldung der Deutschen Bischofskonferenz zum Abschluß des Kongresses der Allianz für Weltoffenheit in Köln zu Monatsbeginn. Eine interessante Allianz ist das, Arbeitgeber und Gewerkschaften, Christen, Juden und Muslime, Kulturrat und Politische Bildner – alle vereint in dem großen Ziel, eine „demokratische, weltoffene und plurale Zivilgesellschaft“ zu schaffen. Das hat Jesus doch auch stets gepredigt, oder war da noch was?

Und da aller guten Dinge drei sind, hier noch so ein Klops: Das „theologische Feuilleton“ feinschwarz.net zerbricht sich unter schwarz-rot-goldenem Signet den Kopf über „Chancen und Risiken kirchlicher Organisationsentwicklungsprozesse“. Den Beitrag selbst haben wir gar nicht erst angeschaut, die Überschrift sagt für sich schon mehr als genug über den Stand der Dinge Christi in unseren Breiten zu Beginn des 3. Jahrtausends.

Das ist nicht mehr zu toppen? Sag niemals nie.

Passend zur Wahl in Schelswig-Holstein bringt Focus Online ein PR-Gespräch mit dem CDU-Spitzenkandidaten Günther und fragt unter Aufbietung allen vom Alllianzkongress mitgebrachten zivilgesellschaftlichen Mutes: Was entgegnen Sie einem CDU-Anhänger, der sagt: „Die CDU sperrt sich vehement gegen die Ehe für Homosexuelle. Das ist für mich nicht konservativ, sondern hinterwäldlerisch.“ Sind die möglicherweise dadurch verlorenen Mitglieder diese CDU-Position wert?

Darauf CDU-Mann Günther: „Ich finde, dafür lohnt es sich nicht, auf Mitglieder zu verzichten.“

Die anschließend gegebene Erläuterung mag im Volltext nachlesen, wer sich an Geschwafel noch ergötzen kann. Festzuhalten ist das „es lohnt sich nicht“ als ultimative Antwort eines führenden Christdemokraten zur Erledigung einer von Gott gegebenen und vom Naturrecht gewiesenen Ordnung, die seit Tausenden von Jahren zum Kernbestand der Kultur nicht nur im ehemals christlichen Europa gehörte. Ab auf den Müllhaufen der Geschichte.

Die 17. Woche

Noch einen Tick irrer als sonst ging es zu in der 17. Woche – mit der das erste Drittel des Jahres 2017 bereits zu Ende gegangen ist. Das Domradio Köln, das sich seit der Amtsübernahme des neuen Erzbischofs immer lautstärker um die Rolle des Vorsängers im Narrenchor bewirbt, verbreitet als neue wissenschaftliche Erkenntnis, was aufgeklärte Christusleugner schon seit 200 Jahren predigen „Religionen viel ähnlicher als bislang angenommen“. Diesmal verkündet die bahnbrechende Erkenntnis der Münsteraner Spezialist für „interkulturelle Theologie“ Perry Schmidt-Leukel, den es besonders beeindruckt hat, daß die Religionen „einander mit Blick auf ihre jeweilige interne Vielfalt“ so ähnlich seien.

Vielleicht interessiert es ja deshalb hierzulande auch keine kirchlich besoldete Seele, daß der immer noch und jetzt erst recht Europa-Kandidat Erdogan sämtliche christlichen Kirchen in Diyarbakir – das waren immerhin 6 – beschlagnahmt und zu Eigentum des sich rapide islamisierenden Staates erklärt hat. (Quelle) Macht doch alles keinen Unterschied.

Etwas genauer hingeschaut hat allerdings aus Anlaß der päpstlichen Ägyptenfahrt Sandro Magister. Er berichtet unter anderem über die Ergebnisse einer Studie des renommierten Umfrage-Instituts „Pew-Center“ in den Usa, das herausgefunden hat, daß nicht nur 81 Prozent der modernen Ägypter ehebrecherische Frauen zu Tode steinigen wollen, sondern daß sich 74% die Scharia als staatliches Grundgesetz wünschen und ein ebenso hoher Prozentsatz dieses Gesetz auch auf Nicht-Mohammedaner anwenden möchte.

Aber wehe, es sagt einer „Wir sind nicht Burka“. 

In der Kathedrale von Rio de Janeiro wurden letzte Woche unter großer Anteilnahme der Medien und vom Erzbischof höchstselbst die adoptierten halbwüchsigen Kinder eines Homo-Paares getauft. Nun ist die Kindertaufe eine gute Tradition der Kirche, und sie spendet sie allen, wenn die Eltern dies begehren – freilich nicht ohne sich vorher davon zu überzeugen, daß diese auch die Gewähr bieten, die Kinder im katholischen Glauben zu erziehen, oder, bei Älteren, daß diese Erziehung ihr Ziel erreicht hat. Aber vielleicht reicht es dazu neuerdings aus, wenn man eine Vishnu-Statuette im Haus hat – Prof. Schmidt-Leukel, klären Sie das bitte mit der Autorität des akademischen Lehramts.

Zu dem ganzen Durcheinander passt vielleicht ganz gut, daß die Kollegen von Tradition und Glauben letzte Woche mit der Wiedergabe eines größeren Textes über „Die Gnosis als neue Religion“ von Pietro Leone begonnen haben. Nach der ersten von 6 Folgen geben wir noch keine direkte Empfehlung ab – aber vielleicht lohnt es sich, die Sache im Auge zu behalten.

Was war sonst noch? Die „Herder Korrespondenz“ verschickte einen Fragebogen zu einer Umfrage, um ihre Leser im Glauben „gegen Rechts“ zu bestärken, dessen Einfalt nur von seinem unbedingten Willen zur Manipulation übertroffen wurde. Deutschbischof Bode rief – dem Domradio war es wichtig – dazu auf, den Immobilienbesitz der Kirche zu erhalten und zu mehren und ein zeitgemäßes Gebäudemanagement zu praktizieren. Ahnt man, daß das Ende der Volkskirche auch das Ende der Kirchensteuer mit sich bringen wird – zumindest hinsichtlich ihres enormen Volumens? Und der hier und da mit Andacht begangene „Tag der Diakonin“ (29. April) bot den üblichen Verdächtigen und Verdächtiginnen , Zentralkomitee inklusive, wieder einmal Gelegenheit, endlich den Zugang der Frauen zu „den Weiheämtern“ (Plural!) zu fordern – die Geduld der Frauen sei „nahezu erschöpft“. Ob sie nun die Nukleare Option ziehen?

Wo bleibt das Positive? Sacerdos Viennensis erinnert in einer trotz ihrer Knappheit sehr eindrucksvollen Auflistung seiner Lebensleistung an „Papst Pius V., den Retter Europas vor der Herrschaft der Türken“, der am 1. Mai 1572 in die himmlische Heimat eingegangen ist. Bei Gott ist kein Ding unmöglich.

Die 16. Woche

Screenshot eines Videos von Bonifatius-TVDie Tage rund um Ostern waren für die, die sich überhaupt noch für römische Angelegenheiten interessieren, durch zwei bemerkenswert kritische Veröffentlichungen der allgemeinen Presse zum aktuellen Pontifikat gekennzeichent. In der Schweizer Weltwoche Matthias Matussek unter der Überschrift: „Papst Allerlei“ und auf SpiegelOnline der dort gerade noch geduldete – man ist ja liberal, nicht wahr – Jan Fleischhauer unter „Selbstsäkularisierung – Der Sponti-Papst“.

Interessanter als diese beiden – in der Sache rundum zutreffenden und in ihrer Polemik durchaus berechtigten – Artikel in ‚großen‘ Medien erschien uns ein Beitrag des katholischen Publizisten Peter Winnenmöller auf seinem Blog „katholon“, dem er die Überschrift „Keine Panik im Kirchenschiff“ gegeben hat. Anders als die papalistischen Weißwäscher, die jetzt überall auftauchen, um nach der Parole „right or wrong – my Pope“, zu rechtfertigen, was doch nicht zu rechtfertigen ist, gesteht er die Berechtigung der Kritik an der Art, wie der Mann aus Argentinien sein Amt wahrnimmt, durchaus ein. Doch im Unterschied zu den beiden eingangs genannten Kritikern versucht er zunächst, dem doch noch etwas Positives abzugewinnen:

Das nämlich ist das Problem, daß dieser Papst in der Tat brachialer und radikaler agiert als alle seine Vorgänger in diesem und dem vergangen Jahrhundert. Mit dieser autoritären Form der Herrschaft kommen wir offensichtlich nicht mehr so gut klar. Geht man dem Stil seiner Herrschaft mal auf den Grund und nimmt einmal völlig ernst, was er uns zumutet, auch und gerade mit der Ignoranz gegenüber Europa und den europäischen Traditionen, dann ist er ein Vater, der seine Kinder aus dem Nest wirft. Geht, geht in die Welt, ihr seid so lange Christen hier in Europa, nun lebt das auch in eurer Welt, hier in Europa! Nur ein starkes, überzeugend gelebtes Christentum in Europa könnte ihn überzeugen. Das sollte ein Ansporn sein.“

Nun gut, das mag so beabsichtigt sein oder auch nicht – nur der Herr selbst schaut bis auf den Grund der Herzen, und wir haben nicht das Recht, seinem endgültigen Urteil vorzugreifen. Im Weiteren jedenfalls löst sich Winnenmöller von diesem Versuch, das Positive zu beschwören, und präsentiert einen überaus praktischen Vorschlag:

Bei aller Schwarzmalerei rund um dieses Pontifikat muß man doch anerkennen, welche Herausforderung dahinter steht. Es ist egal, was der Papst in Rom tut oder nicht tut, katholisch bin ich hier vor Ort, wo ich lebe. Katholisch ereignet sich nicht in irgendeinem Sonderuniversum, sondern hier in der Welt. ... Wir sind / leben / wirken in der Welt, aber wir sind nicht von der Welt. Das hat Jesus selbst uns gesagt. Das hat uns Papst Benedikt XVI. deutlich ins Stammbuch geschrieben.
Abgerechnet über ein Pontifikat wird von der Kirchengeschichte. Das müssen wir nicht tun. Ob dieses Pontifikat zukunftsweisend ist, darf bezweifelt werden. Sage ich, andere mögen es anders sehen. Die Katastrophe, die einige glauben, an die Wand malen zu müssen, wird es auch nicht werden.

Lassen wir den Papst in Rom und seien wir katholisch zu Hause.“

Das ist ein guter Ratschlag - wir sollten versuchen, ihn zu beherzigen. Soweit das nicht mit dem Bild übereinstimmt, das wir uns bisher oft vom Papst und seinem Amt gemacht haben, ist vielleicht genau das unser Problem.

Die 13. Woche

Bild: rosy auf pinterestWas für eine Woche! Alle Massivholzköpfe in der katholischen Welt haben sich zusammengetan, um dafür zu sorgen, daß diese Welt immer schneller auf die Größe eines römischen Stadtstaates zusammenschrumpft – angefangen bei Papstgünstling und Ungeist-Schreiber Spadaro, der meinte, seinem Chef einen Gefallen zu tun, wenn er ein Photo von der Inanspruchnahme eines Baustellenklos durch Seine Heiligkeit gleich in die ganze Welt twitterte. Und das war keine Fake-News, wie sie neuerdings auch im kirchlichen Umfeld gezielt eingesetzt werden – z.B. von einer neu aufgetauchten Gruppierung „Anonimi della Croce“, die hauptsächlich Gläubige der Tradition verwirrt hat. Die Anonimi machen sich die Tatsache zunutze, daß im aktuellen Chaos alles denkbar erscheint und setzen frei erfundene Meldungen in die Welt, die das – leider Gottes natürlich ebenfalls vorhandene – Skandalisierungsbedürfnis von Konservativen perfekt bedienen. Also Vorsicht, diese Quelle ist keine

Perfekt das Skandalisierungsbedürfnis bediente auch Fr. Hunwicke mit seiner Meldung zum 1. April, in der er ausgerechnet den Großmufti von Kairo harte Kritik an der Karwochenliturgie des überlieferten Ritus üben ließ: Die schlimme Geschichte vom Pharao, dessen Verfolgung der Israeliten im Roten Meer so spektakulär gestoppt wurde, sei eine Diskriminierung und Beleidigung der Vorfahren des Ägyptischen Volkes. Und der schlimme Hunwicke setzte noch eins drauf, in dem er die erfundene Geschichte mit einer ebenso erfundenen Meldung garnierte, die Bischofskonferenz von England und Wales habe sich mit dem Obermufti solidarisiert und verlange eine Revision der traditionellen Bücher. 

Der gute alte Juvenal meinte, es sei schwierig, keine Satire zu schreiben – ach der Ahnungslose in seinem idyllischen Zeitalter! Inzwischen ist es fast unmöglich, eine Satire zu schreiben, die auch morgen noch eine ist. Warten wir's nur ab.

In der Grauzone zwischen Fake-News und Recherche dürfte sich auch eine zunächst von der BILD-Zeitung aufgebrachte Story handeln, daß am Grunde der Auseinandersetzungen bei den Maltesern eine 30-Millionen Spende nicht ganz klarer Herkunft liege, über deren Weißwaschung und künftige Verwendung es wohl zu Meinungsverschiedenheiten gekommen sei – so Sandro Magister und andere, die auf Bemühungen der neuen Ordenführung verweisen, gerichtlich gegen die Verbreiter dieser Nachricht vorzugehen - aber nur gegen die Kleinen.

Keine Fake-News sind dagegen die „Zwischenrufe im Wahljahr 2017“, die die deutsche Bischofskonferenz als Pressemeldungen in die Welt sendet.  So geht Staatskirche.

Und danach nehmen wir eine scharfe Kurve zum akademischen Bereich, aus dem in der 13. Woche zwei Nachrichten an unsere aus Selbsterhaltungstrieb eigentlich bewußt auf „Nicht-Empfang“ gestellten Ohren drangen: An der State University von Iowa mussten Geschichtsstudenten eine Darstellung der Terroranschläge vom 9/11 aus der Perspektive von Al Qaida anfertigen – man übt halt schon einmal die Gesten der Unterwerfung. Und die postkatholische Universität Löwen leitete Maßnahmen gegen einen Hochschullehrer ein, der Abtreibung als Mord bezeichnet hatte: Für die hochwohllöbliche Alma Mater sei Abtreibung ein fundamentales Menschenrecht und stehe als unverzichtbarer Bestandteil der universitären Wertebasis außerhalb jeder Kritik. 

Ganz soweit mit den Neuen Werten des Neuen Menschen in seiner Neuen Zeit ist man in Rom noch nicht, aber es besteht Grund zur Hoffnung: Selbstverständlich wurde der Luxemburgische Regierungschef Xavier Bettel bei seinem Besuch beim Papst ganz offiziell von seinem Ehemann begleitet – noch Papst Benedikt hatte diplomatisch und protokollarisch gangbare Wege gesucht und gefunden, dieser Anerkennung der „Ehe für alle“ auszuweichen.

„Wo bleibt das Positive, meine Herren?“ pflegte der Alte vom Rheine seinerzeit die Journalisten (damals noch ganz ohne -innen) gelegentlich zu fragen. Die wahrhaft aufrüttelnde Rede, die Kardinal Sarah in Herzogenrath verlesen ließ, wurde hier bereits erwähnt. Ansonsten gab es noch in Cincinnati die Errichtung eines „birituellen“ Oratoriums - die USA sind tatsächlich immer noch und in jeder Hinsicht das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Um das Positive positiv sein zu lassen, verschieben wir unsere Gedanken über die Problematik einer Biritualität in einem Oratorium im Kleinen oder in der Kirche im Großen auf ein ander Mal.

Trotz allem: Kommen Sie gut in die neue Woche!

Die 10. Woche

Pieter Bruegel d. Ä., Bild WikimediaKommunikation ganz allgemein ist eine schwierige Sache, wie man seit dem Experiment von Babel weiß, und in diesem Sinne sagen wir diese Woche zunächst einmal, wozu wir nichts sagen wollen: Zu der Frühjahrstagung der deutschen Bischofskonferenz, die immer weiter damit vorankommt, die Deutsch-Katholische-Kirche in eine NGO zu verwandeln, und auch nicht zu der am Beginn des 5. Jahres des bergoglianischen Pontifikats giftig aufwallenden römischen Gerüchteküche, in der anscheinend nichts mehr undenkbar ist – bis hin zu Spekulationen, ein Teil der Kräfte, die Franziskus ins Amt gehievt hätten, betreibe nun seine Ablösung, da sein erratisches Vorgehen die Verwirklichung ihrer Ziele nicht länger befördere.

Mit römischen Gerüchten konnten wir soeben wieder einmal die Erfahrung machen, daß sie zwar meist nicht völlig grundlos sind, aber selten verläßliche Informationen über das enthalten, was wirklich geschieht. Wie Bischof Fellay am 3. März während eines Besuches in Polen mitgeteilt hat, trifft es nicht zu, daß die Bruderschaft den Komplex der Immaculata all‘ Esquilino erworben hätte. Der Bischof bestätigte zwar, daß die Bruderschaft auf der Suche nach einer Immobilie in Rom sei, ließ jedoch gleichzeitig erkennen, daß dieses Vorhaben sich recht schwierig gestaltet: Die schrumpfenden Gemeinschaften, die über in Frage kommende Immobilien verfügen und diese zwecks Altersversorgung der verbliebenen Mitglieder auch durchaus verkaufen würden, benötigen für solche Geschäfte die Genehmigung der Ordenskongregation – und die gehört, wie der Bischof andeutete, zu den erbittertsten Gegnern einer Rückkehr der Bruderschaft in die volle Einheit.

Auf der anderen Seite scheint sich auf der Seite der Glaubenskongregation eine erfreuliche Veränderung dahingehend abzuzeichnen, daß sie der Bruderschaft offenbar keine Erklärungen mehr abfordern will, die diese nicht abgeben kann. Tatsächlich habe Kardinal Müller – so Bischof Fellay – die Bruderschaft ausdrücklich aufgefordert, sich seinem Kampf gegen den Modernismus anzuschließen. Woraus er folgert:

Es gibt viele Widersprüche, es gibt Kämpfe zwischen den Bischöfen, zwischen den Kardinälen – das ist eine neue Lage. Rom ist nicht länger eins, Rom ist gespalten. Es ist dahin gekommen, daß einige begreifen, daß die Dinge zu weit gegangen sind. Und nun sagen sie „Man muß etwas tun, man muß Widerstand leisten“.

Im Übrigen bleibt Bischof Fellay bei seiner bisherigen Linie des vorsichtigen Vorangehens.

In dieser Situation können wir keinesfalls vorpreschen, wir müssen sehr vorsichtig agieren und uns für die Zukunft so absichern, daß wir in keiner denkbaren Falle gefangen werden können. Deshalb übereilen wir nichts.

Das Thema samt den darauf bezüglichen Gerüchten wird uns also noch einige Zeit erhalten bleiben.

Dann haben wir noch zwei durchaus erfreuliche Meldungen, die in den letzten Februartagen bekannt geworden sind Es geht um die offizielle Errichtung von zwei neuen benediktinische Gemeinschaften der Tradition nach diözesanem Recht durch den jeweiligen Ortsbischof. Das eine sind die „Benediktiner der ewigen Anbetung des allerheiligsten Sakraments des Altares“ von Silverstream in der irischen Diözese Meath. Prior der derzeit 7 Mönche zählenden Gruppe ist der den Anhängern der überlieferten Liturgie wohlbekannte Dom Mark Kirby. Die Errichtung ihrer Gemeinschaft ist unter dem Datum vom 25. Februar bereits erfolgt. Zweite Gruppe sind die „Benediktiner der Immakulata“ in der norditalienischen Diözese Albenga-Imperia, derzeit ebenfalls 7 Mönche. Die Gründung der Gemeinschaft geht noch auf die Zeit des traditionsfreundlichen Bischofs Olivieri zurück, der kürzlich auf Befehl des Papstes in den Ruhestand geschickt worden war. Sein Nachfolger gilt als wenig traditionsfreundlich, hat sich jedoch bereit erklärt, die Gemeinschaft zuzulassen und in seiner Diözese arbeiten zu lassen. Datum der offiziellen Errichtung soll der kommende 21. März sein. (Quelle)

Zum Abschluß noch zwei Fundstücke aus dem Umfeld der Komunikationsspezialisten von Radio Vatikan, die einen Einblick in die Zukunft des römischen Kommunikationswesens im postkatholischen Zeitalter gewähren. Babel ist nicht fern.

Auf einer Zusammenkunft der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa am Weltfrauentag hat der ständige Repräsentant des Heiligen Stuhles bei der OSZE, ein gewisser Msgr Urabanczyk, eine Stellungnahme zur Gender-Gerechtigkeit beim Militär abgegeben. Wie Radio Vatican meldete, sagte der Monsignore unter anderem:

Der Heilige Stuhl unterstützt uneingeschränkt die gleichberechtigte Teilnahme der Frauen an allen politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Angelegenheiten. Das schließt selbstverständlich auch die gerechte Beteiligung von Frauen in den Streitkräften ein, um so den unverzichtbaren Beitrag der Frauen zur Gesellschaft und der internationalen Gemeinschaft zum Ausdruck zu bringen.

Das zweites Fundstück verdanken wir Bernd Hagenkord S.J., Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatican. Unter der Überschrift „Papst ZweiPunktNull“ sieht er mit Franziskus geradezu den Anbruch einer neuen Epoche der Kirchen-, ja der Weltgeschichte gekommen, und bestimmt deren wesentliches Kennzeichen nach einem freilich schon wieder leicht angejahrten Paradigma der Kommunikationstheorie. Danach bedeute Kommunikation nicht mehr, eine Botschaft von A nach B zu bringen (also z.B. von Paulus nach Korinth), sondern (ganz im Sinne postmoderner Kommunikationstheoretiker), die Etablierung eines kommunikativen Prozesses zunächst unbestimmten oder unbestimmbaren Inhalts.

Was (Franziskus) macht und sagt und wie er mit Gesten umgeht, transportiert nicht eine wahre Botschaft, die es außerhalb dieser Kommunikation gibt, sondern die Bedeutung liegt in dieser Kommunikation selber, sie entsteht erst in der Kommunikation.

Das sei schwer zu verstehen, räumt Hagenkord ein, wenn man noch altmodisch „analog“ denke:

Wenn man eine vom Menschen und seiner Kommunikation – Zeugnis und Verkündigung – unabhängige Botschaft festlegen möchte. Eine Denkweise, die uns das analoge Denken vorschlägt, das Gedanken druckt und ins Regal stellt, die dann auch noch in hundert Jahren dieselben sind, sprich Gültigkeit für sich beanspruchen, unabhängig von der Kommunikationssituation.

Was den Papst auch zu einem „ZweiPunktNuller“ macht ist die Frage nach der Wirklichkeit. Die digitalen Medien sind nicht virtuell in dem Sinn, dass sie nicht real seien. Sie sind real, weil sie Wirkung haben, weil sie unsere Welt verändern. Das tun sie aber nicht über das Argument, sondern über den kommunikativen Prozess. Auch der Papst wirbt, predigt, begegnet in Prozessen, dort findet Veränderung statt, wenn man die denn zulässt.

Vom Inhalt und dem Ziel der Veränderung, so müssen wir Hagenkord wohl verstehen, braucht man dabei gar nicht viel zu reden – das ändert sich je nach den Umständen, nach der Zeit, nach der Kommunikationssituation. Hauptsache, Bewegung.

Und am Ende bleibt dann NullPunktNull – Point Zero Babylon.

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