„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Der Zerfall erreicht das Zentrum
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- 29. Juni 2022
An der heutigen liturgischen Feier zum Fest der hl. Apostel Petrus und Paulus, die im Petersdom unter dem Vorsitz von Franziskus stattgefunden hat, nahm auch die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi teil. Pelosi, die ihre Zugehörigkeit zur katholischen Kirche gerne wählerwirksam durch öffentliche Teilnahme an der Liturgie demonstriert, während sie die Lehre der Kirche etwa zur Heiligkeit des Lebens ebenso öffentlich ablehnt und aktiv bekämpft, war deshalb von ihrem Ortsbischof Cordileone der Empfang der Sakramente untersagt worden, solange sie nicht von ihren Fehlern abrückt und sich im Sakrament der Beichte mit dem Herrn der Kirche (und das ist nicht Franziskus!) aussöhnt.
Dennoch ging sie heute im Petersdom demonstrativ zur Kommunion und wurde sogar von Franziskus persönlich begrüßt. Für den amerikanischen Diakon und Publizisten Nick Donelly ein sakrilegischer Akt, der noch schwerwiegender ist als die ebenfalls von Franziskus im Petersom vorgenommenen Zeremonien zu Ehren der Erdgottheit Pachamama.
Da fragt sich unsereins natürlich schon, warum er mit der Lektüre von Desiderio Desideravi und anderen von diesem Mann unterzeichneten Papieren weitere Lebensenergie verschwenden soll.
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Ausführliche Zusatzinformationen und Hintergründe zur Untestützung Roms für die Pro-Abtreibungs-Lobby in den USA bietet katholisches.info.
„Desiderio desideravi“
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- 29. Juni 2022
Papst Franziskus bzw. sein Beraterkreis haben zum heutigen Fest der hl. Petrus und Paulus ein langes Dokument (deutsche Version ca. 25 Standardseiten) veröffentlicht, das nach einem ersten Überfliegen sowohl den Versuch einer Rechtfertigung von Traditionis Custodes als auch dessen Bekräftigung darstellt. Ausdrücklich festzuhalten ist, daß das Papier weder gesetzlichen noch lehramtlichen Anspruch erhebt. Wie von den Dokumenten dieses Pontifikates gewohnt, enthält es neben unstreitigen und unbestreitbaren Aussagen auch zweifelhafte Thesen und Behauptungen - insbesondere im Zusammenhang mit den Absichten des Konzils und der schließlich als deren angebliches Ergebnis dekretierten Liturgiereform - die jeder Kenner der Materie als unzutreffend oder geradewegs falsch betrachten muß. Eine gute Darstellung dieses Doppelcharakters bietet die erste Einschätzung bei Fr. Zuhlsdorf.
Wie alle anderen Aussagen dieses Pontifikats zur Liturgie weigert sich auch Desiderio Desideravi strikt, die behaupteten oder auch tatsächlich verkündeten Ziele der Liturgiereform Pauls VI. im Zusammenhang damit zu betrachten, was in der Mehrzahl der Gemeinden als Ergebnis dieser Reform entstanden ist - und welcher ungeheurer Zerfall von Glaubens- und Morallehre der Kirche in den folgenden Jahrzehnten eingetreten ist. Zwar gibt es wie auch schon in TC einige kritisch klingende Anmerkungen (etwa Abschnitt 48 oder 54) zur Praxis der Zelebration – oder sollte man besser sagen: des „Vorsteherdienstes“? Doch die auch in DD wiederholte apodiktische Aussage, es könne „kein Zurück“ zu früheren Formen der Liturgie geben, steht in einem bemerkenswerten Kontrast zu der Unfähigkeit, etwas Substantielles zu dem Widerspruch zwischen dem „Vorwärts“ zu sagen, das mit den Neuerungen ja denn doch erreicht werden sollte – und zu dem, was sich tatsächlich ereignet hat und sich für die Zukunft auf den verschiedenen synodalen Wegen schon abzeichnet. Kann ein Papst so abgehoben über das Wesen der Liturgie sprechen, wenn in Teilen seines Verantwortungsbereiches undbei den glühendsten Anhängern der Reform die Notwendigkeit des Priesteramtes in Frage gestellt wird?
Als Anregung zum Nachdenken über das Wesen der Liturgie mag der Text einige durchaus ernst zu nehmende Passagen enthalten - die freilich dem, der sich in der Literatur auch nur ein wenig auskennt, kaum Neues sagen können. Eine Wegweisung für die Zukunft oder auch nur zur Eindämmung der „Liturgiekriege“, die Franziskus und seine Stichwortgeber mit der Aufkündigung des von Papst Benedikt mit Summorum Pontificum angestrebten „Liturgischen Friedens“ neu entfacht hat, ist darin - nach einer ersten Übersicht - nicht zu erkennen.
Falls andere Beobachter solche Elemente wahrnehmen, werden wir hier darüber gerne berichten.
Was von Franziskus bleibt
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- 28. Juni 2022
Andrea Gagliarduccis wöchentlich erscheinenden Lagebericht „Monday Vatican“, der jeden Montag auf Deutsch auch beim Beiboot Petri erscheint, lesen wir immer mit großem Interesse und meistens auch mit viel Zustimmung. In der Ausgabe dieser Woche, in der Gagliarducci sich mit den ins Gerede gekommenen Regularien und Perspektiven des künftigen Konklaves befasst, sind wir an einem Satz hängen geblieben, der uns zu denken gibt. Gagliarducci spricht davon, die Kurienreform von Franziskus habe einiges in Rom „für immer geändert“ – und gegenüber dahingehenden Behauptungen, die auch von anderen vertreten werden, haben wir schon öfter unsere Skepsis markiert.
Es ist sicher richtig, daß Franziskus das Papstamt in seiner Wirkung und Wahrnehmung innerhalb wie außerhalb der Kirche nicht nur „verändert“, sondern schwer beschädigt hat. Das betrifft vor allem seinen Regierungsstil, in dem despotische Elemente neben der bewußten Schaffung oder Zulassung von „Grauzonen“ stehen, die verschiedenen Kräften Raum geben, eigene Konzepte – insbesondere jenseits der Tradition – zu verfolgen – und Franziskus als dem „Letztentscheider“ zusätzliche Optionen eröffnet. Indem er das Papstamt fast völlig aus seiner herkömmlichen Rollenerwartung gelöst hat, hat Franziskus die Handlungsmöglichkeiten seines Nachfolgers enorm erweitert – einschließlich der in der Vergangenheit nur sehr diskret angewandten Möglichkeit, Projekte und (Rechts)Akte eines Vorgänges aufzuheben oder umzukehren. Nichts von dem, was Franziskus angeordnet hat, kann seinen Nachfolger binden.
Gagliarducci macht zu Recht darauf aufmerksam, daß es hier eine nicht unbedeutende Ausnahme gibt, und das sind die Bestimmungen für die Zusammensetzung und die Arbeit des Konklaves, das diesen Nachfolger bestimmen soll.
10 Jahre Priester des Ordinariats
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- 27. Juni 2022
Fr. Hunwicke gedenkt heute des 10. Jahrestages seiner Aufnahme als „Priester in Gemeinschaft mit dem Stuhl Petri“ in das von Papst Benedikt gegen viele Widerstände geschaffene Ordinariat ULF von Walsingham. Aus Anlaß dieses denkwürdigen Jubiläums veröffentlich FR. Hunwicke einige Gedanken zu den verschiedenen Formen des suthentischen römischen Ritus, die er mit einer beherzigenswerten Bitte abschließt.
Heute sind es 10 Jahre, daß ich in das Presbyteriat des Ordinariats aufgenommen wurde – am Fest unserer Lieben Frau von der imerwährenden Hilfe. Bischof William Kenney hatte auf eigenen Wunsch und zu meiner großen Freude die Zeremonie durchgeführt. Seine Exzellenz ist Titularbischof von Midica in Nordafrika, eine Zeit lang ein Zentrum des Donatismus. Aber heute nicht mehr. Häresien kommen, Häresien gehen – so ist das immer mit den Häreseien.
Da er wußte, daß ich eine heimliche Vorliebe für die lateinische Liturgie hatte, bestimmte Bischof Kenney, daß der Canon Romanus in lateinischer Sprache verwendet werden sollte. Noch viele Jahre, hochwürdigster Herr! Und noch mehr Jahre!
Am folgenden Tag habe ich mit der freundlichen Genehmigung des Propstes meine erste heilige Messe in voller Einheit mit dem Stuhl des hl. Petrus an jenem berühmten marmorgeschmückten (pietra dura) Marienaltar des Brompton-Oratoriums gefeiert, der ursprünglich für die inzwischen abgerissene Dominikanerkirche von Brescia geschaffen worden war. Dabei war ich mir sehr bewußt, daß dort neben der Staue unserer Lieben Frau die Statue des Dominikanerpapstes Pius V. Stand. Seitdem ist dort auch noch ein würdiger Altar für den hl. John Henry Newman entstanden. Hörten Sie, wie ich gerade „Dottore pronto!“ gerufen habe?
Ein glücklicher Zufalle hat es gefügt, daß sowohl der hl Pius und der hl. John Henryeinen authentischen römischen Ritus verwandt haben! Und ich tue das auch!
Ich hoffe, daß unsere Liebe Frau und der hl, John Henry und der hl. Pius und meine frommen Leser für mich unwürdigen Priester beten.
Kardinäle warnen vor falschen Propheten
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- 23. Juni 2022
Ein seltener Lichtblick, und dann auch noch im Zusammenhang mit dem Synodalen Weg, ist dieser Tage in der katholischen Kirche Deutschlands – oder dem, was noch von ihr übrig ist – sichtbar geworden: Die in vielem doch oft (und nicht ohne Grund) so verschieden wahrgenommenen Kardinäle Müller und Kasper haben sich in unerwarteter Übereinstimmumg mit ernsten Ermahnungen an die Synodalisten gewandt, zu den Grundlagen des Glaubens der Kirche zurückzukehren.
Kardinal Kasper hat anläßlich des Online-Studientages der Vereinigung „Neuer Anfang“ einen Vortrag gehalten, in dem er sich ausführlich zu den Themen Reform der Kirche, Synodale Elemente sowie Rolle und Pflicht der Bischöfe geäußert hat. Ein Kurzreferat besonders wichtiger Aussagen gibt es auf CNA Deutsch, den gesamten Text kann man auf der Website des Neuen Anfangs nachlesen.
Man wird und muß nicht mit allen dort getroffenen Aussagen des doch auch zu den Ideengebern einer überschießenden Reformbewegung gehörenden Theologen Kasper übereinstimmen – aber es ist unverkennbar, daß er hier eindeutig katholische Positionen vertritt und dabei vieles sagt, was auch Gläubige unterschreiben könnten, die sich betont durch ihr Verhältnis zur Tradition definieren.
Roche: Der Ignoramus als Chefliturgiker
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- 22. Juni 2022
Der Chef der römischen Liturgiebehörde und demnächst Mitglied der immer erlauchter werdenden Kardinalsschar Arthur Roche hat VaticanNews ein Interview gegeben, in dem er zwar nichts Neues sagt, aber das schon Bekannte mit gesteigertem Nachdruck. Schwer, in dem Wust von Halbwahrheiten, ganz Erfundenem und Entstelltem Ansatzpunkte einer nüchternen Kritik zu finden. Hier ein erster und nicht sonderlich in die Tiefe gehender „Faktencheck“ zu einigen zentralen Behauptungen, die Roche in diesem Interview und anderen Äußerungen aufgestellt hat
„Es hat nie zuvor zwei Versionen des römischen Messbuchs gegeben.“
Es hat immer unterschiedliche Versionen gegeben, die zwar den gleichen römischen Geist atmeten, bis auf den weitgehend (nicht ausnahmslos) wortgleichen römischen Kanon aber beträchtliche Unterschiede aufweisen konnten: In der Abfolge und Gestalt von Zeremonien, in Anzahl und Wortlaut von Gebeten, in der Zuteilung von Rollen an die Mitfeiernden. Es gab in der Kirche unter dem Nachfolger Petri nie eine sterile Einheit des Ritus, tatsächlich gab es immer nicht nur verschiedene „usus“, sondern auch verschiedene Riten. Ein bis ins 10. Jh. zurückgehendes Beispiel der süditalienischen Katholiken mit byzantinischem Ritus in den (heute so genannten) italo-albanischen Gemeinden von Grottaferata. Die kirchliche Einheit mit den einen ursprünglich sehr fremdartigen Ritus feiernden Syro-Malabaren geht bis ins 16. Jh. zurück. Nach Ort und Gemeinschaft unterschiedliche „lex orandi“ zwischen den und innerhalb der Riten waren selbstverständlich, und die Kirche sah ihre Aufgabe nicht darin, diese Unterschiede zu beseitigen, sondern zu verhindern, daß sich daraus Unterschiede in der Lex credendi ableiten ließen.