„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Die Macht der Riten
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- 20. September 2022
Vier Milliarden Menschen, so ist heute zu erfahren, haben gestern die Videobilder von der Beisetzung der verstorbenen englischen Königin Elisabeth II. gesehen. Die wenigsten wohl ganz, und die meisten, weil sie sich ohnehin keinen Promi-Auftritt entgehen lassen oder fasziniert davon waren, wie sich hier vor ihren Augen Mittelalter-Live entfaltete. Nur, daß es eben kein Mittelalter-Spektakel war, kein Rollenspiel, sondern alles in echt – so echt das eben im 21. Jahrhundert noch sein kann. Und das ist nicht wenig.
Wer in die Aufzeichnung der kirchlichen Beisetzungsfeierlichkeiten in der Schloßkirche von Windsor hineinschaute, bekam vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben einen Eindruck von einer feierlichen Liturgie, wie sie über ein Jahrtausend lang die feierlichen Gottesdienste der römischen Kirche und trotz deren Abspaltung auch der anglikanischen Gemeinschaft prägt. Der Gottesdienst in Westminster Abbey war stark von der (heute nur noch fiktiven) Einheit von Staat und Kirche in der englischen Monarchie geprägt, die erste Lesung wurde vorgetragen von der Sekräterin des Commonwealth, die zweite von der soeben erst ins Amt gekommenen Premierministerin seiner Majestät. Dem säkularen Geist erscheint solches überaus befremdlich – nicht wenige Zuschauer mögen es als Provokation empfunden haben.
In Windsor war die Kirche quasi „bei sich“. Der Sarg der Königin, der von der ganzen Familie und den kirchlichen und weltlichen Würdenträgern begleitet wurde, war ein letztes Mal mit den Insignien der Königswürde geschmückt. Diese Insignien wurden am Ende der Zeremonie (im Video ab min 26) von den Verwaltern der königlichen Schatzkammer vom Sarg genommen und dem Dean der Schlosskirche überreicht, der sie feierlich auf dem Altar niederlegte: Die Königin von Gottes Gnaden gibt die Krone in die Hände Gottes zurück – erst dann kann der Sarg mit der sterblichen Hülle in die Gruft zu den anderen vor kürzerer oder längerer Zeit verstorbenen Familienmitgliedern herabgesenkt werden.
So macht man das in Arlington
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- 19. September 2022
Bischof Burbidge von Arlington, 2002 zum Weihbischof ernannt von Johannes Paul II. und 2006 zum Bischof von Benedikt XVI., hat in treuer Erfüllung von Traditionis Traditores (offiziell, aber unzutreffend TC benannt) von Franziskus die an der überlieferten Liturgie festhaltenden Katholiken seines Machtbereichs aus den Kirchen in die Turnhallen von katholischen Schulen verbannt. Zumindest in einer der betroffenen Gemeinden haben die Gläubigen in großer Geschwindigkeit und mit beträchtlichem Einsatz von Eigenarbeit und Geld die Turnhalle in einen würdigen Gottesdienstort verwandelt.
Und wo gerade von Geld die Rede ist: In mehreren Gemeinden des Bistums Arlington sind durch die Vertreibung der traditions- und lehrtreuen Katholiken die Besucherzahlen und die Geldeingänge der Restgemeinden so stark zurückgegangen, daß der weitere Unterhalt der Gemeinden und ihrer Kirchen gefährdet ist. In einigen wird über Schließungen bzw. Zusammenlegungen gesprochen.
Aber wie sagte unser unglücklich regierender heiliger Stiefvater gerade am letzten Samstag so schön: Es wäre ein „anachronistischer Fehler“, an der Liturgie der heiligen Päpste Gregor und Pius V. festzuhalten, da doch die (angeblich) vom 2. Vatikanischen Konzil reformierte Neuliturgie des (von ihm im Eilverfahren heiliggesprochenen) Papstes Paul VI. als einziger Ausdruck der Lex Credendi der römischen Kirche „den Bedürfnissen der heutigen Welt besser gerecht“ wird.
Glaubens- und Realitätsverlust im Endstadium.
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Am Montag ließen die Anhänger der überlieferten Liturgie in Arlington und Washington dem Zeugnis ihrer Umgestaltung der Turnhalle eine Demonstration folgen, die von Arlington in das etwa 7 km entfernte Washington führte. Bericht und Bilder hier.
Messen im leichtbekleideten Ritus
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- 16. September 2022
Wo stehen die Gläubigen und die Gemeinschaften, die der überlieferten Lehre und Liturgie der Kirche treu bleiben wollen, im Herbst 2022 – 15 Jahre nach dem Erlass von Summorum Pontificum durch Papst Benedikt und ein Jahr nach dessen Aufhebung duch Traditionis Traditores – so sollte man TC ehrlicherweise bezeichnen – von der Hand des Despoten Franziskus? Eine Antwort auf diese Frage ist schwer. Das Bild der Kirche im Jahr 2022 zeigt viele Widersprüche und gerade auch in Bezug auf die Gemeinden der Tradition viele blinde Stellen. Einigermaßen verläßliche Informationen haben wir nur aus Nordamerika und Großbritannien, dazu Teilen von Mitteleuropa.
Was den Zugang der Gläubigen zur hl. Messe und den Sakramenten nach den überlieferten Büchern betrifft, so hat der Willkürerlass von Franziskus bisher nur sehr wenig Wirkung gezeigt. In den USA haben gerade einmal vier Diözesen, darunter freilich die bedeutenden Bischofssitze von Washington und Chicago, die dort vorher in zufriedenstellendem Umfang möglichen Feiern der Liturgie im überlieferten Ritus empfindlich eingeschränkt bzw. faktisch unmöglich gemacht. Das ist nicht viel im Vergleich zur Gesamtzahl von gegenwärtig 196 Diözesen, von denen es allerdings auch vorher schon in vielen keine „offizielle“ alte Messe gab. Die Apostolate der Petrusbruderschaft in 39 und die des Instituts Christus König in 16 Bistümern blieben bislang – mit Ausnahme von Chicago – weitgehend unbehelligt. Dabei haben traditionsfreundliche Bischöfe teilweise aktiv daran mitgewirkt, die einschränkenden Vorgaben von TC ins Leere laufen zu lassen.
Zum Fest der Kreuzerhöhung
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- 14. September 2022
Der 14. September ist das Fest Kreuzerhöhung – und der 15. Jahrestag der Rehabilitation der übelieferten Liturgie durch Summorum Pontificum von Papst Benedikt XVI. An Kreuzerhöhung gedenkt die Kirche seit alters her der wechselvollen Geschichte der Reliquie des wahren Kreuzes, die von den Ungläubigen nach dem 2. Jüdischen Krieg aus Jerusalem entführt worden war, während Juden und Christen das Betreten der Heiligen Stadt verboten wurde. Jerusalem selbst wurde durch Errichtung zahlreicher heidnischer Tempel geschändet.
Wir Heutigen haben allen Grund, gewisser (wie stets unvollkommene) Parallelen zwischen der damaligen Zeit und der nach dem 2. Vatikanischen Konzil erfolgten Verbannung der Heiligen Liturgie des Papstes Gregor aus der römischen Kirche zu gedenken. Einer Verbannung, die von Benedikts skrupellosen Nachfolger nicht nur erneuert, sondern durch die Verehrung heidnischer Symbole am Grab des heiligen Petrus auf eine neue Stufe gehoben wurde. Nach dem 2. Jüdischen Krieg dauerte es über 200 Jahre, bis das hl. Kreuz wiedergefunden wurde – nur um weitere 300 Jahre später erneut entführt zu werden. Diesmal währte das Exil zwar nur 15 Jahre, doch auch jetzt war der heiligsten Reliquie der Christenheit kein dauernder Bestand in der Heiligen Stadt beschieden: Nach der von Kalif al Hakim befohlenen Zerstörung der Grabeskirche im Jahr 1009 verschwand der Kreuzesstamm - oder das, was nach Entnahme zahlreicher Reliquienspäne davon übriggeblieben war - engültig aus den Augen der christlichen Gemeinde.
Weitere Beiträge zum Fest Kreuzerhöhung im Zusammenhang mit der aktuellen Situation:
Von der Kirche zum Sozialkonzern GmbH&Co KG
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- 13. September 2022
Der unerwartete Anfall von Mut bei 21 Bischöfen, die am ersten Synodentag das Papier zur befreiten Sexualität zu Fall brachten, hielt keine 24 Stunden. Danach hatte das Synodenpräsidium unter vereinter bischöflicher und zivilgesellschaftlchen Führung die Dinge wieder voll im Griff. Einen zwar noch unvollständigen, aber doch schon überaus erschütternden Einblick in die dazu angewandten Druckmittel und Manipulationen bietet die Synodalin Dorothea Schmidt in der Tagespost. Schnell wurde die Zahl der Dissidenten unter den Bischöfen wieder auf unschädliches Maß reduziert – das Beiboot Petri nennt die Namen von zehn Bischöfen, die den meisten Dokumenten ihre Zustimmung verweigerten:
Kardinal Woelki und Weihbischof Schwaderlapp aus Köln, Bischof Voderholzer und Weihbischof Graf aus Regensburg, Bischof Hanke aus Eichstätt, Bischof Oster von Passau, Bischof Ipolt von Görlitz, Weihbischof Wörner aus Augsburg, Weihbischof Graf zu Stolberg aus München und Weihbischof Heinrich aus Berlin. Nur zwei davon stimmten gegen alle sog. Grundlagentexte – einer davon war Bischof Voderholzer der andere Weihbischof Schwaderlapp Der beim Beiboot noch nicht erfasste Münsteraner Weihbischof Zehkorn hat sich dreimal enthalten und einmal dagegen gestimmt – wofür er sich in einer hochnotpeinlichen Befragung von katholisch.de rechtfertigen mußte.
Wie er mieden auch die anderen Bischöfe auf der Liste die komplette Ablehnung der ihnen vorgesetzten Zumutungen – wohl um Gesprächs- und Kompromissbereitschaft zu signalisieren. CNA hat sich die Daten zum Abstimmungsverhalten der Bischöfe genauer angeschaut – mit bemerkenswerten Einzelergebnissen.
Für den zweiten Tag hatte das Plenum namentliche Abstimmung angeordnet: Die Bischöfe sollten auch öffentlich für ihre Stimmabgabe einstehen, wie aus dem Präsidium verlautete. Außerdem hatte die Regie den Abstimmungsmodus noch so geändert, daß eine Nichtteilnahme an der Abstimmung, wie sie von zahlreichen Bischöfen praktiziert wurde, bei der Auszählung faktisch als Zustimmung gewertet werden konnte. Unter diesen Umständen kamen am 2. und 3. Tag dann nicht nur die vorbereiteten und zum Teil eindeutig der Lehre der Kirche widersprechenden Texte problemlos durch, auch der zunächst mit den 21 Gegenstimmen abgelehnte Beitrag zum Grundtext über Sexualität wurde durch Mehrheitsbeschluss mit in die Zahl der Texte aufgenommen, die in Rom als Ergebnisse der Synode präsentiert werden sollen. Nicht ohne Grund gaben sich Synodalpräsidentin Stetter-Karp und ihre Mitstreiter Bätzing und Marx nach Abschluß der Veranstaltung recht zufrieden: Den Schönheitsfehler der zuvielen bischöflichen Gegenstimmen am ersten Tage konnten sie zwar nicht komplett korrigieren, aber doch weitgehend überdecken.
Deus vult!
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- 09. September 2022
Auf mehren Webseiten (z.B. hier) lasen wir heute, daß der für Ars zuständige Bischof Msgr. Pascal Roland der Petrusbruderschaft verboten hat, zum Abschluß ihrer Seminaristen-Wallfahrt nach Ars die zuvor beantragte und erlaubte Messe nach dem Ritus des hl. Gregor in der Basilika von Ars zu feiern Als Zelebrant vorgesehen war ein Priester der Diözese, der in beiden Formen des römischen Ritus zelebriert. Eine prinzipielle Ablehnung des Ritus von Paul VI. konnte hier also kaum unterstellt werden.
Nun stellt sich unsereinem die Frage, ob es in der freilich recht kleinen Kleinstadt Ars (1500 Einwohner) keinen Saal oder keinen Platz gibt, wo die Seminaristen der Bruderschaft die Messe hätten dennoch feiern können. Vermutlich hatten sie ja den einen oder anderen Priester dabei, der dazu in der Lage gewesen wäre. Oder gibt das Edikt Traditionis Traditores den Bischöfen Vollmacht und Auftrag, die Feier der überlieferten Liturgie in ihrem Amtsbereich generell zu verbieten? Und wäre die Petrusbruderschaft tatsächlich gehalten, sich einem solchen rechtlich eher zweifelhaften Verbot zu unterwerfen? Wäre eine solche Unterwerfung etwa der Preis für die der Bruderschaft bis auf weiteres allergnädigst gewährte Erlaubnis, die überlieferte Liturgie in ihren Niederlassungen zu zelebrieren, womöglich bei geschlossenen Türen?
Gehorsam, Demut gegenüber den Oberen und Zurückhaltung im Urteil sind hohe Tugenden - aber kein Selbstzweck. In Zeiten, wo Bischöfe vielerorts in ihrer Mehrheit von den Grundlagen des Glaubens abgefallen sind und die Frage „Ist der Papst katholisch?“ kein billiger Witz, sondern Ausdruck tiefster Besorgnis ist, wird der Verweis auf solche Tugenden nicht dazu ausreichen, die Existenzberechtigung von Gemeinschaften zu begründen, die die ihnen aufgetragene oder zugestandene Pflege der überlieferten Liturgie in der Unsichtbarkeit vollziehen.