„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Der Anti-Modernisten-Eid von 1910
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- 26. Oktober 2022
Natürlich beginnt der Zerfall der traditionellen Kirche nicht erst mit dem II. Vatikanum, sondern hat weiter in die Vergangenheit zurückreichende Wurzeln. Die große Revolution von 1793 läutete des Ende des seit über 1000 Jahren bestehenden und alles in allem nicht schlecht funktionierenden Bündnisses zwischen Thron und Altar ein. In der Folge verlor die Kirche in vielen Ländern Europas den größten Teil ihres materiellen Besitzes, der die Basis ihrer die gesamte Gesellschaft umfassenden karitativen und bildungsmäßigen Aktivitäten gewesen war. Die Industrialisierung und der dadurch hervorgerufene gesellschaftliche Wandel sowie wissenschaftlicher Fortschritt entwerteten - zumindest in den Augen großer und tonangebender Bevölkerungsteile - ihr spirituelles Kapital. Spätestens ab Mitte das Jahrhunderts (Stichwort 1848) blühten auf allen Feldern die „neuen Paradigmen“, deren Propagandisten sich daran machten, die bis dahin vom Glauben geprägte Gesellschaft einem umfassenden Säkularisierungsprozess zu unterziehen.
Man kann nicht sagen, daß die Kirche diese Entwicklung verschlafen hätte. Papst Pius IX. ließ 1864 als Zusammenstellung aus seinen bereits früher veröffentlichten Dokumente den Syllabus Errorum erstellen, der in 80 Thesen die damals populären Irrtümer des Zeitgeistes identifizierte und kritisierte. Nicht alles davon ist heute noch unverändert haltbar, aber im großen Ganzen hatten der Papst und seine Zuarbeiter die Situation zutreffend erfasst und in einer zunächst erfolgversprechend erscheinenden Weise darauf geantwortet. Die Verpflichtung zur Einholung eines Imprimaturs für geistliche und vor allem theologische Veröffentlichungen sowie die sorgfältige Pflege des bereits 1559 eingeführten Index librorum prohibitorum konnten und sollten zwar nach dem Verlust der weltlichen Machtstellung der Kirche die Veröffentlichung problematischer Werke nicht unterbinden – begrenzten aber ihre Verwendung in Unterricht und Studium Tatsächlich waren diese Instrumente selbst für diejenigen, die sich weder daran halten wollten noch mußten, insofern hilfreich, als z.B. im Zusammenhang mit einer Indizierung öffentliche Gutachten entstanden, die oft sehr präzise Auskunft darüber gaben, in welchen Punkten und wieweit die verbotenen Schriften der Lehre der Kirche widersprachen.
SumPo-Immobilienanzeiger
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- 24. Oktober 2022
Der Brand vom Juli 2017 in der Klosterkirche war nicht der Auslöser des Endes für die Zisterzienserabtei Himmerod, aber er hat das Ende dieses vom heiligen Bernhard selbst gegründeten Klosters sicher beschleunigt. Nach einer wechselvollen Geschichte waren die zerfallenen Gebäude 1922 als Zisterzienserkloster wiederbegründet worden. In den 60er Jahren lebten dort an die 50 Mönche – zum Teil „Flüchtlinge“ aus Klöstern im kommunistisch beherrschten Osten. Die schon damals ungünstige Altersstruktur und der Mangel an Neueintritten ließ die Zahl der Brüder bis 1980 auf etwas über 30 sinken. 2011 waren davon noch acht übrige, und die Wirtschaftsbetriebe der Abtei mußten Konkurs anmelden. Zum Zeitpunkt des Brandes lebten in Himmerod noch sechs Zisterzienser – Durchschnittsalter deutlich über 70 Jahre. So kam es für niemanden überraschend, daß der damalige Abt Johannes Müller bereits im Oktober 2017 die Auflösung des Klosters und die Zerstreuung der ehemaligen Gemeinschaft mitteilte. Nur der damals 83-jährige Pater Stephan blieb in Himmerod und wollte sich für die weitere Gästebetreuung einsetzen. Tatsächlich ist er immer noch da und erhielt im letzten August für seinen das Bundesverdienstkreuz, da er sich für den Grundsatz „Wir leben alle in einer Welt“ eingesetzt habe.
Aha.
Neuer Eigentümer der Liegenschaften nach der Schließung des Klosters wurde satzungsgemäß das Bistum Trier, dessen Bischof Ackermann pflichtschuldigst seine Absicht erklärte, die nun leere Hülle als „geistlichen Ort“ zu erhalten und möglichst eine neue Gemeinschaft dort anzusiedeln. „Trotz erheblicher Anstrengungen“ ist letzteres freilich nicht gelungen – woher nehmen, ohne stehlen. Ob es vielleicht doch Interessenten gab, die dann aber den Trierern wegen zu konservativer Ausrichtung nicht genehm waren, ist nicht in Erfahrung zu bringen. Ein zweiter Brand im April 2020, der vermutlich auf Brandstiftung zurückgeht, verursachte erheblichen Schaden im Obergeschosse des Klostergebäudes. Dennoch bekräftigte Bischof Ackermann Anfang 2021 seine Absicht, die Gebäude weiterhin als „kirchlichen Ort“ zu nutzen. Er kündigte den Umbau in ein modernes, barrierefreies Jugendhaus mit 200 Betten an, in dem pädagogische und pastorale Mitarbeiter vielfältige Angebote für Kinder und Jugendliche bereitstellen sollten. Zur „Gegenfinanzierung“ sollten zwei bereits bestehende, aber finanziell klamme, Jugendeinrichtungen in Zell s.d.M. und Wallerfangen. geschlossen werden.
Aber aus dem zentralen Jugendhaus wird nun auch nichts. Mitte Oktober verordnete Bischof Ackermann einen Stopp aller Umbaumaßnahmen. Offizielle Begründung sind die tatsächlich erheblichen Preissteigerungen auf dem Baumarkt. Inoffiziell dürfte es wohl auch eine Rolle gespielt haben, daß ein Projekt für 200 Besucher selbst dann kaum mit Leben zu erfüllen wäre, wenn das Bistum Trier noch einige Nachbardiözesen zur Beschickung eingeladen hätte. Selbst wenn man das Alter für die Nachwuchsfunktionäre kirchlicher Organisationen weiter heraufsetzen wollte – das Durchschnittsalter des BDKJ Vorstandes beträgt derzeit 37,5 Jahre – wäre ein Haus dieser Größenordnung auch als Dauertagungsstätte kaum zu füllen, geschweige denn zu unterhalten. Und darum bleibt es auch bei der angekündigten Schließung der Jugendhäuser in Zell und Wallerfangen: Noch bevor sie die Schätze „DES KONZILS“ heben konnte und nur 60 Jahre nach Ausrufung des neuen Frühling ist die Kirche in Deutschland vergreist.
Und so wird demnächst also „in ruhiger und landschaftlich schöner Lage der Eifel“ eine Immobilie auf den Markt kommen, geradezu ideal für den Sitz einer NGO unweit Luxemburg, Belgien und Frankreich. „Geistlicher Ort“ war gestern. Es sei denn die traditionstreuen Katholiken Deutschlands und die hier wirkenden Gemeinschaften überwänden ihre Lethargie und würden den Immobilienboss und Konkursverwalter Ackermann mit Angeboten unter Druck setzen, die er nicht ablehnen könnte, ohne die Formel vom „geistlichen Ort“ als leeres Geschwätz zu enttarnen.
Warum Vatikan II gescheitert ist
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- 22. Oktober 2022
Der 60. Jahrestag der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils hat vielerorts – besonders aber in den USA – zu Diskussionen über Erfolg und Mißerfolg dieser letzten großen Kirchenversammlung geführt. Die meisten Verteidiger des Konzils befleißigen sich einer bemerkenswert defensiven Tonart – sie betonen, das Konzil braucht noch Zeit zur Reifung oder behaupten, ohne die von Papst Johannes XXIII. einberufene Großveranstaltung sei alles noch viel schlimmer geworden, ja die Kirche wäre inzwischen zu einer Sekte heruntergekommen. Auch die Stellungnahme, die der ehemalige Papst Benedikt (der 10 Jahre nach dem Konzil dessen Scheitern durchaus für möglich gehalten hatte) sich jetzt abringen ließ, zeugt von dieser defensiven Grundhaltung: Das Konzil sei „notwendig und bedeutungsvoll“ gewesen, so Ratzinger in seinem Schreiben an die katholische Universität in Steubenville, das hier auf katholisches.info bereits übersetzt und kommentiert worden ist. „Notwendig und bedeutungsvoll“ – eine Erfolgsmeldung, ein 'mission accomplished' hört sich anders an. Und die einigermaßen respektable Hochschule, an die der Papst schrieb (oder die sich sein Schreiben erbeten hatte) liegt in einem Bistum, dessen Bischof soeben im Alleingang die Fusion mit einer Nachbardiözese beschlossen hat: Rückgängige Zahlen bei Gottesdienstbesuchern, Priestern und Einnahmen würden den Weiterbetrieb der Zweigstelle nicht mehr rechtfertigen. Zumindest Ehrlichkeit kann man dem Mann bescheinigen – im Unterschied zu seinen deutschen Kollegen, die sich in Bankrottverschleppung üben.
Darüber zu spekulieren, ob der praktisch in allen traditionellen christlichen Ländern dokumentierte kirchliche Niedergang ohne DAS KONZIL noch stärker ausgefallen wäre, ist müßig und als Argument ebenso wertlos wie unaufrichtig. Wir wissen es nicht. Aber wir wissen, daß Diözesen und Gemeinschaften, die die Errungenschaften DES KONZILS weitgehend ignorieren, von diesem Niedergang weniger oder gar nicht betroffen sind, teilweise sogar gegen den Trend Wachstumsraten vorweisen können.
Die oben gezeigte Grafik über den Niedergang der Mitgliederzahlen bei den Schwesterngemeinschaften in den USA mag den Zusammenbruch besonders spektakulär ins Bild setzen – in der Tendenz zeigen die Zahlen auf allen Gebieten einen ähnlichen Verlauf: Gottesdienstbesuch, Seminareintritte, Priesterweihen und Spendeneingänge brechen Mitte der 60er Jahre – das Konzil endete 1965 – brutal ein.
Gegen die Häresie des Synodalismus
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- 19. Oktober 2022
Der absehbare Kurs der deutschen Synodalen Weges in die Spaltung und das Trauerspiel der von Franziskus in Rom veranstalteten Scheinsynoden haben in den USA lebhafte Debatten ausgelöst. Als ein Ergebnis zeichnet sich jetzt bereits ab, daß in Gestalt des „Synodalismus“ eine (nicht wirklich neue) Häresie auf den Begriff gebracht wird, die in sich die übelsten Züge zahlreicher Häresien der Vergangenheit vereinigt: Von der arianischen Reduktion der Gottmenschlichkeit Christi und damit der Christusfähigkeit des Menschen über den machtpolitischen Konziliarismus des 15. Jahrhunderts bis zu den zahlreichen Häresien des Modernismus, mit denen die Feinde der Kirche seit 150 Jahren die Kapitulation vor Säkularismus und Zeitgeist betreiben. Das ist einerseits eine höchst bedenkliche Situation – nicht ohne Grund spricht Kardinal Müller von der drohenden Gefahr einer „feindlichen Übernahme“. Andererseits hat das „nicht wirklich Neu“ den Vorteil, daß die Kirche zu vielen der neu in Umlauf gebrachten Irrtümer in der Vergangenheit bereits in feierlicher Form alles Erforderliche gesagt hat. Das ruft fast vergessene Kirchenlehrer und Kirchenversammlungen der Vergangenheit und ihre Lehrsätze erneut ins Bewußtsein zurück und lenkt verstärkt den Blick auf die Warnungen der beiden Vorgänger Bergoglios, die den Zeitgeist ebenso gut kannten und erkannten wie dieser – im Gegensatz zu dem Argentinier aber nach Kräften Widerstand leisteten.
Robert Morrison weist in einem Artikel vom 15. Oktober auf einige dieser bereits vorliegenden Fixpunkte zur Verteidigung gegen die synodalistische Häresie hin – wir bieten eine stellenweise etwas geraffte Übersetzung.
Feindliche Übernahme
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- 17. Oktober 2022
Als „feindliche Übernahme“ der Kirche durch ihre Feinde im Innern hat Kardinal Müller dieser Tage die scheinsynodalen Aktivitäten in Deutschland und anderswo bezeichnet. Schon vor dem Kardinalskonsistorium im August waren in Rom Gerüchte in Umlauf, der Bischof von Rom plane die Ernennung einen „Koadjutors mit dem Recht der Nachfolge“ – das wäre ein Versuch zur Präjudizierung, wenn nicht sogar Entmachtung des Kardinalskollegiums, dem die seit langem geltende Kirchenverfassung die Aufgabe der Papstwahl zuweist. Das wäre ein Putsch, wie er im südamerikanischen Bilderbuch steht. Freilich: Das Kardinalskonsistorium ging ohne einen solchen dramatischen Schritt vorüber – Franziskus hatte es zu einer reinen Ausgabe der Tagesparole an die Neokardinäle reduziert.
Trotzdem wollen die Befürchtigen über einen bevorstehenden Staatsstreich, oder die feindliche Übernahme, um mit Kardinal Müller zu sprechen, nicht verstummen. Verschiedene Ereignisse und Stellungnahmen um den 60. Jahrestag der Konzilseröffnung haben dem neuen Auftrieb gegeben. Wieder steht das Schlagwort von der „Synode“ im Mittelpunkt, diesmal aber nicht von der deutschen Apostatenversammlung, sondern von deren römischem Gegenstück, der „Synodensynode“, der von Franziskus und seinen Mitverschwörern immer erkennbarer die Aufgabe zugedacht wird, eine „neue Kirche“ zu etablieren.
Seit ihrer ersten Ankündigung im Frühjahr 2021 hat diese Synode einen bemerkenwerten Weg genommen. Das Instrument der „Bischofssynoden“ war nach Ende des Konzils von Papst Paul VI. mit der Motu Proprio „Apostolica Sollicitudo“ zur Stärkung der Kollegialität innerhalb des weltweiten Episkopats (wieder) eingerichtet worden. In etwa dieser Grundlage entsprechend hatten im Vatikan auch bereits in den Jahren 2019 (Amazonassynode) und 2015 (Familiensynode) stattgefunden. „In etwa“, weil bereits bei diesen Veranstaltungen die Bischöfe nicht wie von Papst Paul VI: vorgesehen als Nachfolger des Apostlkollegiums ernst genommen, sondern durch vielerlei Geschäftsordnungstricks und Täuschungsmanöver auf den Status von Akklamateuren päpstlicher Vorentscheidungen reduziert worden waren.
Schluß mit den Lügen!
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- 15. Oktober 2022
Wie realitätsblind muß man eigentlich sein, um die Tatsache, daß der Novus Ordo auch würdig und fruchtbringend gefeiert werden kann, als Beleg dafür anzuführen, daß das auch regulär so gemacht werde? Und dann zu fordern: die Tradis sollten sich mal nicht so haben mit ihrem Weihrauch und ihrem Latein und endlich die Erfolgsgeschichte der Liturgiereform anerkennen und sich so auch den Blick auf die Erfolgsgeschichte des II. Vatikanums öffnen. Schließlich lehre uns das Konzil, daß die Eucharistie Quelle und Gipfel des ganzen geistigen Lebens der Kirche sei – daher nun endgültig Schluß mit Debatten und Zwietracht. Und wären denn die großen Erfolge bei der Verkündung des Evangeliums in Asien und Afrika möglich gewesen, wenn die Kirche beim Latein stehen geblieben wäre?
So Autor Larry Chapp, von dem wir auch schon Vernünftiges gelesen haben, im National Catholic Register, in dem wir ebenfalls schon viel besseres gelesen haben, zum Jahrestag der Konzilseröffnung vor nunmehr 60 Jahren. Der Beitrag bzw. seine Argumentation verdient eine (begrenzte) Aufmerksamkeit, weil er typisch dafür ist, wie sich eine nach wie vor zahlenmäßig bedeutende Gruppe von Hyperloyalisten gegen die Einsicht abschottet, daß Pauls VI. Liturgiereform gründlich gescheitert ist – und damit die Zeit verlängert, bis die Kirche Mittel zur Heilung des Schadens anwenden kann.
Natürlich gibt es Beispiele dafür, daß der Novus Ordo würdig gefeiert werden kann. Man muß schon lange in Tradiland suchen, um eine verlorene Stimme zu finden, die das, wie Chapp suggeriert, grundsätzlich bestreitet. Und das von Chapp präsentierte Beispiel vom glorreichen Novus Ordo in der Diözese Lincoln in den späten 70er Jahren mag jüngere Leser ohne Kenntnis der amerikanischen Szene vielleicht beeindrucken – Tatsache ist jedoch, daß Lincoln unter nunmehr drei glaubenstreuen Bischöfen in Folge zwar die Dokumente des Konzils nach Kräften umgesetzt hat, dem „Geist des Konzils“ jedoch striktes Hausverbot erteilt hat. Dazu hat die Diözese früh ein eigenes Priesterseminar eingerichtet, in dem streng auf Lehrtreue geachtet wird – wofür sie jährlich mit einer Zahl von 2 – 5 Priesterweihen belohnt wird. Erst im letzten Jahr wurde erstmalig in der Diözese ein „ständiger Diakon“ geweiht, und Lincoln weigert sich bis zum heutigen Tage, Girl-Altarboys den Dienst am Altar zu gestatten. In Lincoln selbst ist eine Pfarrei der Petrusbruderschaft anvertraut, und auch eines (von 2) Seminaren der Petrusbruderschaft in den USA hat in der Diözese Aufnahme gefunden.