„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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St. Nikolaus der Wundertäter
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- 06. Dezember 2022
Zum heutigen Fest des hl. Nikolaus bringt Rorate Caeli einen Artikel von Matthew Hazell, der beschreibt, wie die neue Liturgie Pauls VI. systematisch alle Erinnerungen an die Wunder getilgt hat, die diesem eben wegen dieser Wunder im Volk seit 1700 Jahren so beliebten Heiligen zugeschrieben werden.
Beim Tagesgebet sieht das so aus:
O Gott, Du hast den heiligen Bischof Nikolaus durch zahllose Wunder verherrlicht; gib, wir bitten Dich, daß wir durch seine Verdienste und Fürbitten vor den Flammen der Hölle bewahrt werden. (Erster Beleg dieses Textes in einem Missale aus dem 11. Jh.)
Der Novus Ordo hat folgendes Tagesgebet:
Demütig bitten wir o Herr, um Dein Erbarmen, daß Du uns durch die Fürsprache des heiligen Bischofs Nikolaus in allen Gefahren beschützen und den Weg des Heils weit eröffnen mögest.
Eine ähnliche Säuberung erfolgte beim Eintrag des Heiligen im Martyrologium. In den vorkonziliaren Ausgaben des 20. Jh. lautet der Eintrag:
Zu Myra, der Hauptstadt von Lykien, die Geburt des heiligen Bischofs und Bekenners Nikolaus, von dem unter anderen Wundern berichtet wird, daß er, obwohl er sich weit entfernt von Kaiser Konstantin aufhielt, diesem in einer Vision erschien und ihn zur Barmherzigkeit gegenüber einigen zum Tode Verurteilten bewog, die seine Hilfe angerufen hatten.
In der Version von 2004 ist davon übriggeblieben:
Sankt Nikolaus, Bischof von Myra in Lykien, berühmt wegen seiner Frömmigkeit und seiner Fürsprache am Thron der göttlichen Gnade.
In beiden Fällen geben die Änderungen einen verheerenden Eindruck von der Blutarmut und Lebensferne, die den unter das Joch des modernen Rationalismus gebeugten Novus Ordo generell auszeichnet. Da ist nichts Konkretes und nichts Individuelles mehr – beide Texte ließen sich ohne Änderung für eine große Zahl anderer Heiliger verwenden, sie sind nicht mehr als frömmelnder Stehsatz.
Der Lobgesang der Heilsgeschichte
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- 03. Dezember 2022
Das Loblied des Zacharias verdient Aufmerksamkeit nicht nur wegen der darin ausgedrückten messianischen Erwartung. Es ist auch nicht ein Abschnitt des Lukas-Evangeliums wie viele andere, die vielleicht einmal im Jahr im Evagelium vorgetragen werden. Das Benedictus ist eines der Grundgebete des Lateinischen Offiziums, das seit unvordenklicher Zeit täglich im Morgengebet der Laudes gesungen wird, um die Ankunft des Herrn und seine Wiederkunft am Ende der Zeiten zu preisen. Ganz ähnlich in den Liturgien der griechischen Tradition, in denen das „Eulogetos ho Kyrios“ ebenfalls zum Grundbestand des Stundengebetes gehört, bei dem es in der 9. Ode des Nachtgebetes seinen Platz hat – zumindest dann, wenn die Vollform gesungen oder gebetet wird. Das Stundengebet der östlichen Tadition ist sehr umfangreich, aber auch flexibel: Abkürzungen oder Auslassungen sind zulässig.
Bei genauererm Hinsehen sind Spuren des Benediktus noch über den Bereich der christlichen Kirchen hinaus wahrnehmbar: Auch das neuzeitliche Judentum beginnt sein idealerweise täglich zu absolvierendes „Achtzehnbittengebet“ (Amida) mit einer Formel, die wie eine erweiterte Version des Anfangs des Zacharias-Canticums klingt:
Gelobt seist Du, Ewiger, unser Gott und Gott unserer Väter. Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, allmächtiger, großer, gewaltiger und erhabener, höchster Gott, der in Güte Gnade erweist und dem alles gehört, der gedenkt der frommen Werke der Väter und den Erlöser bringen wird ihren spätesten Abkömmlingen, um seines Namens willen, in Liebe.
Dieser Gebetsanfang der Amida ist zwar erst seit dem 8. Jh. belegt – dennoch kann man vermuten, daß sie eine im Lauf der Jahrhunderte erfolgte Weiterentwicklung einer auch von Zacharias verwandten alttestamentarischen allgemeinen Gebetseinleitung darstellt. Wenn diese Perspektive in die Zukunft auch etwas spekulativ sein mag – umso sicherer ist es, daß das Gebet des Zacharias weit in die ältesten Traditionen des Judentums zurückreicht, und nicht nur mit seiner Einleitung. Das „cornu salutis“, das „Horn des Heils“ greift auf einen im Alten Testament immer wieder vorkommenden Ausdruck zurück, der sich entweder von einem Feldzeichen des Militärs, viellicht einem Horn ähnlich dem Schofar, oder von den „Hörnern“ des Altars herleitet, die im ganzen alten Orient die Begrenzung der Opferplatte markierten. In jedem Fall bezeichnet „Horn“ im AT ein sichtbares Zeichen für das Heil, das Gott seinem Volk immer wieder zuwendet.
Wie arianisch ist der Novus Ordo?
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- 01. Dezember 2022
Die absurde Behauptung von Papst Franziskus in TC und seines Mitarbeiters Roche in den „Responsa ad Dubia“, daß der Novus Ordo die einzige „lex orandi“ des römischen Ritus darstellte, hat in traditionstreuen Kreisen zu einer verstärkten kritischen Untersuchung des Missales Bugninis und Pauls VI. geführt – in der Regel ohne zu bestreiten, daß die hl. Messe auch nach diesem Missale gültig und gnadenbringend gefeiert werden kann. Kann – aber in der Realität selten genug auch wird.
Im Vordergrund der Kritik steht meistens die empirisch belegbare Feststellung, daß der Novus Ordo durch den Abbau sakraler Formen das Bewußtsein der Gläubigen für die metaphysische Dimension des Geschehens am Altar vermindert und durch die als „aktive Teilnahme“ ausgegebene Einbeziehung der Gemeinde – oft reduziert auf aktivistische „Vorzugslaien“ – die Bedeutung des priesterlichen Handelns herabsetzt oder ganz unsichtbar macht. Abbau der Bereitschaft zur Teilnahme und Verlust zentraler Glaubensinhalte – Stichwort Realpräsenz – sind die zu Recht beklagten Folgen. Danach würde die Feier des Messopfers selbst durch die reformierte Liturgie zwar nicht beeinträchtigt – wohl aber die Fähigkeit der Gläubigen, Wert und Inhalt dieser Feier voll zu erfassen und die daraus hervorgehenden Gnadengaben zu nutzen. Ein wahrhaft paradoxes Ergebnis für eine Reform, die doch das Ziel proklamierte, diese volle und ertragreiche Teilnahme zu befördern.
So berechtigt diese Kritik auf pastoraler Ebene auch ist, so läßt sie doch außer Acht, daß es im Novus Ordo auch auf theologischer Ebene problematische Elemente gibt, die sich auf den Inhalt dessen, was da geschieht und geschehen soll, selbst auswirken können.
Advent und das Heil Israels III
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- 29. November 2022
Der Advent ist die Zeit des Wartens auf die Ankunft des Messias. Vor allem als Erinnerung an sein erstes Kommen „im Fleisch“, aber auch in Erwartung seiner Wiederkunft als Weltenrichter „in Herrlichkeit“. Für die Christen dauert die Zeit der Erinnerung an das Warten auf sein erstes Kommen als Abschnitt des Kirchenjahres je nach Ritustradition vier oder sechs Wochen, bis die jeweiligen Kirchen die Geburt des Herrn in Bethlehem am 24. Dezember oder die Erscheinung des Herrn vor aller Welt am 6. Januar feiern. Für die Juden dauert das Warten auf sein Kommen – ein zweites haben sie noch nicht im Blick – seit dem Verlust des Paradieses und bis zum heutigen Tag an. Streng nach der orthodoxen Jahreszählung der Bibel berechnet wäre das seit 5783 Jahren, und ein Ende ist nicht abzusehen.
Für Juden wie für Christen ist der Messias der Erlöser, der sein Volk von aller Sündenlast frei machen und ihm seine königliche Stellung als „Krone der Schöpfung“ wiedergeben wird. Ihre erste Andeutung findet die Hoffnung auf diesen Erlöser in der heiligen Schrift an überaus passendem Ort: Unmittelbar nach der Bericht über den Sündenfall gibt der Herr der Menschenfrau das Versprechen: „Einer deiner Nachkommen wird ihr (der verführerischen Schlange) den Kopf zertreten (Gen 3, 15)“.
Die nächsten messianisch zu verstehenden Passagen des Pentateuch (Gen. 49, 10; Deut. 18, 15 ff) sind in ihrer genauen Interpretation umstritten, darüber, daß sie auf einen künftigen von Gott gesandten Erlöser hindeuten, besteht jedoch weitgehende Einigkeit. Ebenfalls im Hinblick auf den kommenden Messias wird der Bundesschluß Yahwehs mit David gedeutet, von dem 2 Samuel 7 berichtet: Das Königtum soll auf ewig bei David und seinen Nachkommen bleiben. Auch bei den Juden war diese Stelle stets messianisch verstanden, und im neuen Testament wird sie immer wieder angeführt, um Jesus von Nazareth aus dem Hause Davids als Messias zu beglaubigen.
Eine Fülle von messianischen Hinweisen findet sich im Buch der Psalmen, dessen endgültige Zusammenstellung in die Jahrhunderte nach dem Exil fällt, als messianische Hoffnungen durch die wunderbare Befreiung aus der Hand der Babylonier einen mächtigen Aufschwung nahmen. Der Inhalt dieser Hoffnungen war freilich wenig präzise bestimmt: Das Bild des erhofften Messias schwankt zwischen einem doch sehr weltlich vorgestellten Großkönigs und einem Erlöser aus Schuld und Sünde, der das Volk Israel wieder in seine unmittelbare Beziehung zu Gott führt.
Gute Zahlen von Petrus
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- 26. November 2022
Die Petrusbruderschaft hat zu Beginn dieses Monats aktuelle Zahlen zur statistischen Entwicklung veröffentlicht, die insgesamt ein überaus erfreuliches Bild ergeben. Danacht hat die Bruderschaft, der nur Priester, Diakone und Seminaristen angehören, derzeit 542 Mitglieder, davon 365 Priester. Die Konfraternität St. Petrus, der sich auch Laien anschließen können, hat fast 9000 Mitglieder, die das Wirken der Bruderschaft durch Gebet und materielle Unterstützung fördern. Das gesamte Zahlenwerk ist auf der oben verlinkten Webseite zugänglich.
Wichtigste Aussage: Die Gesamtzahl der Mitglieder nimmt ungebrochen zu; auch bei den Seminaristen ist der zunächst befürchtete Knick nach Traditionis Custodes ausgeblieben. Im dritten Jahr hintereinander sind jährlich mehr als 160 junge Männer neu in eines der nunmehr drei Seminare (Wigratzbad, Denton und Sydney) eingetreten. Zu Priestern geweiht wurden in den vergangenen drei Jahren 14, 11 und 15 Diakone.
Bei den Mitgliedern liegt der deutsche Distrikt nach USA und Frankreich auf dem dritten Platz (s. Grafik oben links), die gleiche Reihenfolge ergibt sich auch für die meisten anderen Messgrößen. Eine interessante Ausnahme bildet die Zahl der Messorte. Hier liegt der deutschsprachige Distrikt mit 71 kurz vor Frankreich und den USA (Grafik oben rechts). Dagegen liegt die Zahl der „betreuten Diözesen“, in denen die Bruderschaft offiziell mit der Wahrnehmung seelsorgerlicher Aufgaben betraut ist, in Deutschland mit 15 deutlich hinter den USA (41) und Frankreich (40) zurück - aber auch hier noch an dritter Stelle. Wegen der deutlich unterschiedlichen Zahl der Katholiken und Diözesen in den jeweiligen Ländern ist die Aussagekraft dieses Messwertes allerdings begrenzt. In USA gibt es bei ca 70 Mio eingetragenen Katholiken 194 Diözesen; in Frankreich 40 Mio Katholiken in 94 Diözesen, in Deutschland 22 Mio in 27 Diözesen.
Weltweit betreut die Bruderschaft 47 Personalpfarreien mit Schwerpunkt in USA und England; die Zahl der Niederlassungen liegt bei 134, tendenz leicht steigend. Lediglich bei den Personalpfarreien und den „kanonisch errichteten Häusern“ (95) hat es in den letzten beiden Jahren TC-bedingt kein Wachstum gegeben. Hier wird sich wohl erst nach dem Ende des gegenwärtigen Regimes in Rom etwas bewegen können. Genug auf Grund von Gläubigenschwund und Priestermangel freigewordene Pfarrkirchen und Pfarrhäuser wird es dann sicher geben, besonders in Deutschland und Frankreich.
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Zum morgigen 1. Adventssonntag verweisen wir auf unseren Artikel vom vergangenen Jahr, dem wir wenig hinzuzufügen hätten.
Warnschuss aus Rom
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- 25. November 2022
Auf durchaus ungewöhnliche Weise hat Rom die deutschen Bischöfe davor gewarnt, ihren Weg ins synodale Schisma unbeirrbar wie bisher fortsetzen. Der Vatikan veröffentlichte am Donnerstag (24. 11) in mehreren Sprachen die Reden der Dikasteriums-Vorsitzenden Ladaria und Ouellet, mit denen die beiden Kardinäle die in Rom versammelten Bischöfe dazu aufgefordert hatten, ein „Moratorium“ für den Synweg auszurufen – im Klartext: Vor dem Abschluß der Weltsynode (geplant für 2024) dort keine Beschlüsse mehr zu fassen. Die Bischöfe bzw. deren vom Glauben abgefallene Mehrheit hatten zwar eine förmliche Verpflichtung auf ein solches Moratorium abwenden können. Anscheinend waren die Römer jedoch von den in dieser Hinsicht gemachten Zusagen nur begrenzt überzeugt, zumal Bischöfe wie Bätzing, Overbeck und Gerber schon unmittelbar nach ihrer Rückkehr ihr „Weiter so“ angedeutet hatten.
Nun liegen die römischen Kritikpunkte also auf dem Tisch, und es wird sichtbar: Da sind nicht nur einige gar von traditioneller Seite beeinflußte Hinterbänkler am Werk, sondern das ist die offizielle Linie – soweit man im Pontifikat der Wirrungen von Linie sprechen kann. Insbesondere Kardinal Ouellet hat in seiner Ansprache (hier der Wortlaut) die Kritik am deutschen Sonderweg in einer Klarheit ausgesprochen, wie man sie in den letzten Jahren aus Rom nicht mehr gehört hat. Sogar die Warnung vor einem drohenden Schisma und die Kritik daran, daß nur eine „begrenzte Gruppe von Theologen“ bei den Beratungen zu Wort gekommen ist, hat er sich zu eigen gemacht. Inhaltlich präsentierte Ouellet fünf Punkte, in denen er ein Abrücken von der Lehre der Kirche und Verstöße gegen die Einheit mit der Weltkirche diagnostiziert:
- Abschaffung des Zölibats und Weihe von Viri Probati
- Zugang von Frauen zu Weiheämtern (mit ausdrücklichem Verweis auf die Unabänderlichkeit von „Dominus Jesus“
- Neubewertungen in der Sexualmoral und der Sexualität strukturelle und funktionale Begrenzung des hierarchischen Prinzips
- Strukturelle und funktionale Begrenzung des hierarchischen Prinzips
- Vorschläge zur Änderung des Katechismus in wichtigen Punkten.
Der Kardinal schließt diese Aufzählung mit den Worten: