„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Nachgeholt zu Mariä Himmelfahrt
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- 08. September 2022
Heute beginnt in Frankfurt die von vielen Beobachtern als „entscheidend“ deklarierte vierte Vollversammlung des Synodalen Wandervereins – als ob nicht alle Kompromissformeln längst ausgehandelt und alle Entscheidungen längst getroffen wären. Das Nicht-Ereignis bietet uns willkommene Gelegenheit, am heutigen Fest der Geburt Marias zunächst die Illustration Max Schmalzls zum Fest Marä Himmelfahrt „nachzuholen“, deren Vorstellung am Festtag selbst, dem 15. August, wegen unserer Sommerpause entfallen war. Die Illustration zu Mariä Geburt, kammt dann morgen dran, da das Frankfurter Nicht-Ereignis dann immer noch andauert.
Natürlich gibt es, auch wenn der fromme Sprachgebrauch es anders hält, nicht wirklich ein Fest Mariä Himmelfahrt. „Assumptionis“ heißt es im Missale, Aufnahme Mariens, denn nicht aus eigener Kraft ist die Gottesmutter in die Gegenwart ihres Sohnes aufgestiegen, sondern sie wurde von ihm aufgenommen, noch bevor das Gesetz des Zerfalls alles Irdischen den Körper der Gottesgebärerin zum Staub zurückholte.
In der Kunst wird der Unterschied zwischen der Himmelfahrt des Gottmenschen und der Aufnahme seiner menschlichen Mutter in die göttliche Gegenwart oft verwischt. Dann gleicht sich die Szenerie bis in die Einzelheiten, wenn das Bild des Sohnes oder die seiner Mutter von Wolken getragen und von Engeln begleitet im ewig blauen Sommerhimmel emporsteigen. Auch in manchen Missale-Illustrationen zum Fest wird diese Bildidee aufgegriffen, vorzugsweise im Barock, aber wir sahen es auch noch in einem Missale von Desclée aus dem späten 19. Jahrhundert.
Von dieser Bildvorstellung setzt sich Max Schmalzl in seiner 1885 datierten und dem Pustet-Missale von 1900 entnommenen Grafik geradezu demonstrativ ab. Er zeigt nicht die „Himmelfahrt“, sondern in einer durchaus statisch wirkenden Szene die Aufnahme, die Begrüßung Mariens durch ihren als Priesterkönig gewandeten Sohn in der Glorie des Himmels. Zwei Engel tragen die Gewänder der schwebenden Gestalten, zwei weitere eilen mit Kronen herbei, die wohl beide für Maria bestimmt sind: Die eine Krone mit Lilien, die andere mit Rosen.
Die betexteten Felder mit der Typologie zeigen links König David, der Harfe spielend die Übertragung der Bundeslade nach Jerusalem anführt, und rechts eine Szene aus dem Buch Judith 15,9 , wo die Priester des Tempels das Lob der Frau singen, die gerade dem assyrischen Feldherrn Holofernes des Kopf abgeschlagen hat: „Du bist der Ruhm Jerusalems, du bist die große Freude Israels und der Stolz unseres Volkes.“ Der Vers passt sofort, bei der Szene darf man freilich nicht nur an den Typus Judith denken, sondern muß den Blick weiten auf „die Frau, die der Schlange den Kopf zertreten wird“.
Die Quellenangabe zum Text „2. Buch der Könige“ bezieht sich auf die Einteilung und Benennung der Bücher nach Septuaginta und Vulgata - also nach traditionellem katholischem Gebrauch. In der Lutherbibel und modernen protestantisierenden Übersetzungen, darunter auch der sog. Einheitsübersetzung, findet man die Stelle im 6. Kapitel des zweiten Buches Samuel, Vers 12, wo es heißt: „Und er ließ die Lade aus dem Haus des Obed-Edom herbeiholen“. Die marianische Konnotation stammt aus der lauretanischen Litanei, die Maria als die „Arche/Lade des (neuen) Bundes“ besingt. Darauf, wie hier der Edomiter Obed ins Bild kommt, wird gelegentlich gesondert einzugehen sein.
Aus der lauretanischen Litanei stammen auch die Bilder zu den Eckvignetten, von rechts oben im Uhrzeigersinn: Vas spirituale – Gefäß des Heiligen Geistes; Vas insigne devotionis – Gefäß der vollendeten Hingabe; Vas honorabile – verehrungswürdiges Gefäß und schließlich Sedes Sapientiae – Thron der Weisheit. Dabei ist auch hier dieser Thron oder Sitz der Weisheit durch das Bild der Flamme als „Besitz“ des Heiligen Geistes gekennzeichnet.
Da die Verse der Litanei eine feststehende Ordnung haben, können wir dem entnehmen, daß Schmalzl nicht wie wir nach dem Uhrzeigersinn geordnet hat, sondern Oberzeile links - Oberzeile rechts - Unterzeile links - Unterzeile rechts. Wir werden das künftig berücksichtigen.
Ohne Tradition können wir nicht leben
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- 07. September 2022
Peter Kwasniewski hat zu Beginn des Monats vier Vorträge vor der Latin Mass Community in Charlotte, North Carolina gehalten. Generalthema: Zur Situation der überlieferten Liturgie nach Traditionis Custodes. Der erste davon ist bereits gestern auf RorateCaeli vollständig veröffentlicht worden, mit den folgenden ist in den kommenden Tagen zu rechnen. Wir bringen hier eine von uns übertragene Zusammenfassung des ersten Vortrags, bei der wir die uns am wichtigsten erscheinenden Teile auch wörtlich übersetzt haben. Die ganze Lektüre oder auch das Anhören der Aufzeichnung auf YouTube ist sehr empfohlen.
Der Primat von Tradition und Gehorsam zur Wahrheit
Zu Beginn seines Vortrages zitiert Kwasniewski mehrere Aussagen von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. zur fortdauernden Hochschätzung und Geltung der überlieferten Liturgie, die schließlich in dessen bekanntem Diktum gipfelten: „Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“ (Summorum Pontificum). Das ist, so Kwasniewski, keine persönliche Meinung, der man auch andere Meinungen entgegen stellen könnte, sondern eine unhintergehbare lehramtliche Aussage, die ihrerseits auf zahlreiche andere lehramtliche Aussagen gestützt ist. Als Beispiele dafür führt Kwasniewski die verschiedenen Formen des (inzwischen wegreformierten) Amtseides der Päpste an, die ganz klar zum Ausdruck bringen, daß ein Papst kein unumschränkter Herrscher ist, sondern auch in Sachen der Disziplin und des Ritus an das gebunden ist, was ihm die Kirche überliefert hat. In die gleiche Richtung gehen Beschlüsse der Konzile von Konstanz und Trient, die Kwasniewski hier anführt.
Tatsächlich, so fährt der Redner dann fort, haben bedeutende Kirchenrechtler und Theologen der (Nach-)Reformationszeit wie Thomas Cajetan, Juan de Torquemada, Sylvester Prierias, Francisco de Vitoria oder Suárez aus dieser Beschlußlage stets die Konsequenz gezogen, daß Päpste, die gegen diese Grundlagen verstoßen, keinen Anspruch auf Gehorsam seitens ihrer Untergebenen haben. In den Worten des Jesuiten Francisco Suárez (1548 – 1617):
Wenn der Papst etwas anordnet, das der rechten Ordnung widerspricht, muß man ihm nicht gehorchen. Wenn er versucht, etwas zu tun, das offensichtlich gegen Rechtlichkeit und das Allgemeine Wohl verstößt, ist es zulässig, ihm zu widerstehen. Wenn er mit Gewalt angreift, darf man ihm auch mit Gewalt widerstehen, soweit man die stets zur Verteidigung gebotenen Grenzen einhält.“
Nachlese zum Konsistorium
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- 05. September 2022
Vor dem letzten Konsistorium brodelten in Rom Gerüchte, der Papst könne die Kardinalsversammlung nutzen, um einen ihm genehmen Nachfolger zu installieren. Nun, da es vorbei ist, sieht es eher so aus, als ob die Chancen für einen Franziskus II. geringer wären als je zuvor. Der hochgradig manipulative Ablauf der konsistorialen Zusammenkünfte hat viele Kardinäle schockiert, und Franziskus hat es tatsächlich fertiggebracht, mit (mindestens) einem Punkt seiner Kurienreform hyperprogressive und traditionstreue Kardinäle zugleich gegen sich aufzubringen.
Dabei geht es um die in Praedicate Evangelium (wieder so ein von Ironie triefender Titel für ein Deform-Dokument) angelegte Aufhebung des Unterschieds zwischen (sakramentaler) Weihevollmacht und (administrativer) Leitungsvollmacht, die alle Amtsvollmachten in der Kirche auf die vom Papst frei zugewiesene Leitungsbefugnis reduziert. Die Progressiven (darunter die Kardinäle Kasper und Ouellet und der Konzilshistoriker Melloni) sind vielleicht nicht im Prinzip dagegen, sehen aber die Gefahr für "DAS KONZIL" und verweisen aber auf die Notwendigkeit einer entsprechende Absicherung im Kirchenrecht. Denn, daran lassen auch sie keinen Zweifel, die Aufhebung dieses Unterschieds widerspricht nicht nur dem geltenden Recht, sondern der auch vom 2. Vatikanum noch einmal ausdrücklich bekräftigten und gegen historische Abirrungen verteidigten Lehre der Kirche.
Und eben das ist der Ansatzpunkt der von Kardinal Müller formulierten und von vielen anderen mitgetragenen Kritik, die er eigentlich beim Konsistorium zu Gehör bringen wollte, jedoch wegen nicht angenommener Wortmeldung nicht vortragen konnte und daher auf dem Umweg über LifeSiteNews an die Öffentlichkeit getragen hat. Einige Kernsätze daraus:
Figur auf dem Spielfeld der Macht
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- 04. September 2022
Kein Zweifel, daß der heute in Rom vorgenomenen Seligsprechung des 33-Tage-Papstes Albino Luciano schon bald die Heiligsprechung folgen wird. Sollte eines der von den entsprechenden Statuten verlangtes Wunder nicht schnell genug beizubringen sein, wird ein Franziskus im Vollbesitz der päpstlichen Gewalt den Mangel sicher durch eine Dispens heilen können. Dann wären es glücklich vier heilige Päpste in ununterbrochener Folge – nämlich alle seit DEM KONZIL amtierenden und bereits verstorbenen.
Man muß sich das einmal auf dem Zeitstrahl vorstellen: Vier Heilige Päpste in 50 Jahren! Für die vier vorhergehenden zur Ehre der Altäre erhobenen Bischöfe von Rom benötigte die Kirche noch ein knappes Jahrtausend. Als da waren Gregor VII. († 1085), Coelestin V. († 1294) , Pius V. († 1572) und schließlich Pius X. († 1914). Was für ein sparsames, wenn auch vielleicht realistisches Bild.
Doch dann, Fanfaren und Paukenschlag: DAS KONZIL, der neue Frühling, die Kirche blüht auf wie seit tausend Jahren nicht mehr. Die Menschen strömen einzeln und in Großfamilien zur Taufe, die Nationen beugen sich unter das Königtum Christi, die Kontinente bekehren sich, der ewige Friede, ja das Paradies auf Erden sind nahe. Mit Freude im Herzen und einem dankbaren Lächeln auf den Lippen sammeln heilige Päpste die Ernte und bieten sie dem Herrn der Geschichte als Gegengabe.
Filmriß und Bildstörung.
Nein, „Erfolg“ ist keiner der Namen Gottes, und Mißlingen widerstreitet nicht der Heiligkeit, wenn es in Demut getragen wird wie von Coelestin V. Aber der Versuch der Partisanen der auf dem II. Vatikanum scheinbar siegreichen Partei, ein mißlungenes und bisher zumindest völlig erfolgloses Konzil heilig zu sprechen, ist nur ein jämmerliches Täuschungsmanöver. Dieses Manöver legt die Hand an einen der größten Schätze der Kirche: Die Ehre und Verehrung ihrer Heiligen.
Was die Bergoglianer auch anfassen: Es wird entwertet und zerstört. In diesem üblen Spiel Schachfigur zu sein, hat Papst Luciani nicht verdient.
Machtmißbrauch und Seelenmord
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- 02. September 2022
Vor genau einem Monat, zum 1. August, hat Blase Cupich von Chicago den Priestern des Instituts Christus König in seinem Erzbistums die öffentliche Feier der Heiligen Messe und die Spendung der Sakramente nach dem seit weit über 1000 Jahren überlieferten Ritus der römischen Kirche verboten. Das im Oktober 2008 von Papst Benedikt mit dem Auftrag zur Pflege eben dieser überlieferten Liturgie errichtete Institut war so kühn, die von Cupich in Abstimmung mit Benedikts Nachfolger verlangte Erklärung zur Nicht-Existenz dieser Liturgie als „Lex Orandi“ des römischen Ritus zu verweigern und wird daher von jeder öffentlichen Seelsorge ausgeschlossen.
Dieser unerhörte Vorgang hat nach einem bereits einigermaßen gedämpften kurzen Aufschrei zum Termin selbst seitdem nur noch ein schwaches Echo gefunden – auch in der davon doch im Kern getroffenen weltweiten Gemeinde der an der Tradition in Lehre und Liturgie festhaltenden Katholiken. Das muß irritieren, weil die von Cupich in der (bisher) aggressivsten Weise vorgenommene Umsetzung des Unrechtsediktes Traditionis Traditores (so sollte es ehrlicherweise heißen: Verräter der Tradition) belegt, daß dieses Edikt darauf abzielt, den römischen Ritus und seine bis zur Zeit der Apostel zurückreichende Theologie aus der Kirche von Rom herauszudrängen und damit einen der letzten Anker zu zerstören, der das, was von dieser Kirche noch übrig ist, mit ihren Ursprüngen und dem Auftrag ihres Stifters verbindet. Das kann nicht auf Dauer beschwiegen werden.
Am lautesten, geradezu ohrenbetäubend, erschien das Schweigen des Instituts selbst zu dem ihm angetanen Unrecht: Außer einem knappen Anschlag an der Tür des für die Öffentlichkeit gesperrten Gotteshauses und einer noch knapperen Mitteilung auf der Website des Instituts ist uns bisher nichts bekannt geworden. Das wirft Fragen auf. Sie sollten auch nicht deshalb unterdrückt werden, weil es zweifellos wenig sinnvoll wäre, jetzt von außen her dem ICK sagen zu wollen, was es (vielleicht) falsch gemacht hätte und was (vielleicht) das richtige wäre. Nicht jede Gemeinschaft kann so frei von Rücksichten agieren wie die Benediktiner von St. Benoit. Es geht nicht darum, es (womöglich) besser zu wissen, sondern zu ergründen, in welcher Situation die traditionsverbundenen Institute und Gläubigen sich befinden – schließlich kann im Pontifikat des neu erfundenen „Gottes der Überraschungen“ jede Gemeinde schon morgen von ähnlichen Willkürmaßnahmen betroffen sein.
Der erste Gedanke beim Nachdenken darüber, warum sich das ICK wohl so verhalten haben könnte, wie es sich verhält, ist natürlich: Sie wollen es aussitzen.
Sommerpause !!
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- 24. Juli 2022
Seit einer Woche ist die Mehrzahl der deutschen Schulen, Schüler und Familien in den Sommerferien. Nur der andauernde Strom bedenklicher Meldungen aus allen Regionen der Kirche hat uns darin gehindert, schon früher ebenfalls in die Pause zu gehen. Aber jetzt reicht es. Wir wünschen allen unseren Lesern einen erholsamen Urlaub, eine gute Zeit und Gottes Segen auf allen Wegen, wohin sie auch führen mögen.
Und so nehmen wir selbst ebenfalls eine Auszeit, auch wenn kein Grund zu der hoffnungsvollen Annahme besteht, die Kräfte, die die Kirche zerrütten und die Gesellschaft zerstören, würden in den kommenden Sommerwochen weniger toben als zu anderer Jahreszeit. Der Plan ist, die Arbeit hier Mit Beginn des Septembers wieder aufzunehmen. Wichtige Ereignisse könnten eine Unterbrechung der Pause veranlassen; an schlechte Nachrichten im Wochentakt gewöhnt, rechnen wir jedoch mit nichts, was eine solche Unterbrechung verlangen könnte.
Auf ein gutes Wiedersehen!