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Wahre Traditionis Custodes

Bild Burke: Aus OnePeterFive, Mueller: ChicagoCatholic 2016Während die deutschen Regionalgeschäftsführer dabei sind, dem Papst ihren mehr als zweifelhaften Businessplan schmackhaft zu machen, hat Kardinal Müller ein weiteres Mal in aller wünschenswerten Deutlichkeit ausgesprochen, was aus katholischer Sicht von dieser Agenda zu halten ist. Im Interview mit Lothar C. Rilinger wiederholte er dabei seinen von den deutschen Staatsbischöfen wütend zurückgewiesenen Hinweis auf die Staatskirchler der Nazizeit mit einem Zitat aus der (evangelischen!) Barmer Theologischen Erklärung  vom 31. Mai 1934: 

Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung annehmen. […] Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft und ihrer Ordnung ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen.“ Und er fügt auch gleich die Aktualisierung hinzu: „Statt zum Kreuz Christi aufzuschauen und die Siegesfahne des Auferstandenen der Menschheit voranzutragen, ziehen die Protagonisten der Deutsch-Synodalen die Regenbogenfahne hoch, die eine öffentliche Absage an das christliche Menschenbild darstellt. Sie haben das Glaubensbekenntnis durch das Bekenntnis zu den Götzen einer neu-heidnischen Religion ersetzt.“

Sein Fazit ist vernichtend:

In Deutschland geht es aber um den Versuch, die katholischen Institutionen, die Kirchensteuer und den Gebäudebestand für eine Organisation, die den katholischen Glauben in seinen wesentlichen Elementen aufgegeben und den Boden der Offenbarung definitiv verlassen hat, in Besitz zu nehmen.“

Und auch den Papst erinnert der Kardinal in aller Klarheit an seine Pflichten und daran, was er kann und was nicht:

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„Dieser verflixte synodale Prozess“

Weihbischof Rob Mutsaerts von der Diözese s'Hertogenbosch, den wir bereits einmal mit einem kräftigen Wort zu Traditionis Custodes zitiert haben, hat sich jetzt mit ähnlich deutlicher Ansage zum Entwurf der römischen Synodenverwaltung zum Arbeitspapier für die kommenden Sitzungen der umstrittenen Veranstaltung geäußert. Sein Artikel erschien am 4. November auf dem Blog Paarse Pepers, und nachdem wir durch Rorate Caeli darauf aufmerksam gemacht worden sind, wollen wir ihn auch unseren Lesern nicht vorenthalten - direkt übersetzt aus dem Niederländischen.

Dient der Synodale Prozess als Instrument, um die Kirche zu ändern?

Bild: fortesinfidel.nlAm Donnerstag, 27. Oktober hat das Sekretariat der Bischofs-Synode in Rom das Arbeitspapier „Für eine synodale Kirche, communio, participatio, missio“ für die kontinentale Phase präsentiert. Das fand während einer Pressekonferenz unter dem Vorsitz von Kardinal Grech im Pressezentrum des Hl. Stuhls in Rom statt. Das Dokument trägt den Titel: „Mache den Platz in deinem Zelt weit“ (Jesaja, 54:2). Das Sekretariat der Bischofs-Synode hat das Instrumentum Laboris aus den Schlußdokumenten der Treffen auf den verschiedenen Kontinenten als Arbeitspapier für die Zusammenkünfte der Synoden 2023 und 2024 zusammengestellt.

Das Mantra des Prozesses ist: zuhören. Wem? Jedem. Das Arbeitspapier enthält eine Vielzahl von Zitaten. „Diese Zitate wurden ausgewählt, weil sie auf besonders starke, schöne oder präzise Weise die Gefühle ausdrücken, die allgemeiner in vielen Berichten ausgedrückt werden. Die synodale Erfahrung kann als Weg der Anerkennung für jene verstanden werden, die sich in der Kirche nicht ausreichend anerkannt fühlen.“ Die Umrisse des synodalen Prozesses werden zunehmend klarer. Er stellt ein Megaphon für nicht-katholische Ansichten bereit. Das Dokument zeigt, wohin der synodale Weg am Ende führen soll: „Das bedeutet eine Kirche, die ihre Evangelisierungs-Mission im Licht der Zeichen der Zeit zu erneuern lernt, um der Menschheit weiterhin einen Weg der Existenz und des Lebens vorzuschlagen, in den sich alle als Protagonisten angenommen fühlen können.“

Wer sind denn die, die sich ausgeschlossen fühlen? Arbeitspapier § 39: „Unter denen, die um einen bedutungsvolleren Dialog und einen einladenderen Raum bitten, finden wir auch diejenigen, die aus verschiedenen Gründen eine Spannung zwischen der Zugehörigkeit zur Kirche und ihrer eigenen Liebesbeziehung empfinden, wie: wiederverheiratete Geschiedene, Single-Eltern, Menschen die in polygamen Beziehungen leben, LGBTQ-Menschen usw.“ Kurz gesagt, jene, die den Lehren der Katholischen Kirche nicht zustimmen. Das Arbeitspapier scheint vorzuschlagen, daß wir eine Liste von Beschwerden sammeln und sie dann diskutieren. Der Auftrag der Kirche ist ein anderer. Jedenfalls besteht dieser Auftrag nicht darin, alle Meinungen zu erwägen und dann zu einer Übereinkunft zu kommen. Jesus hat uns etwas anderes geboten: die Wahrheit zu verkünden, d.h. die Wahrheit, die einen frei macht. Besonders seltsam ist die Bemerkung, daß die Kirche der Polygamie keine Aufmerksamkeit widmet. Allerdings findet das Papier nicht die geringste Aufmerksamkeit für die Traditionalisten. Die fühlen sich auch ausgeschlossen. Das werden sie tatsächlich auch buchstäblich durch Papst Franziskus (Traditionis Custodes). Offensichtlich gibt es für diese Gruppe keine Empathie.

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'Kirche' ohne Sakramente und Priester?

Bild: Bericht der Osthessen-Zeitung Online vom 16. 8. 2019Das Bistum Mainz hat per Rundbrief das liturgische Formular für einen „Sterbesegen“ veröffentlicht, der auch von Laien erteilt werden können soll. Er soll offenbar an die Stelle des in der Praxis vieler Orte völlig aufgegebenen Sakraments der Krankensalbung/Letzten Ölung treten, dessen Spendung dem geweihten Priester vorbehalten ist. Nachdem kath.net eine theologisch begründete Kritik von Msgr. Schroedel an diesem Vorgehen veröffentlich hat, meldeten sich in den Zuschriften mehrere Leser zu Wort, die mitteilten, daß diese Praxis keineswegs neu sei, sondern in mehreren Diözesen schon seit 10 und mehr Jahren geübt werde. Die von uns hier zum Download verlinkte „Handreichung zum Sterbesegen“ des Bistums Rottenburg-Stuttgart aus dem Jahr 2012 kann das belegen.

Der Bischof von Essen hat in den vergangenen Monaten offizielle Beauftragungen von Laien und vorzugsweise Lainnen zur Spendung der Taufe vorgenommen, und andere Diözesen (bspw. Rottenburg und Aachen) darüber nachdenken wollen diesem Vorbild folgen. Die Beauftragung von Lai:innen zur Assistenz bei der Eheschließung ist zumindest im Gespräch. Auch hier gibt Essen den Vorreiter. Von der Wiege bis zur Bahre werden wir demnächst also von „bischöflich beauftragten“ Laien begleitet – den „Beerdigungsdienst“ (s. Bild oben, mit Verweis auf eine informative Quelle) haben die Verwalter der priesterlosen Kirche auch schon erfunden.

Damit ist für drei der klassischen sieben Sakramente die Spendung durch Priester in Frage gestellt. Da das Sakrament der Buße/Beichte vielerorts praktisch völlig außer Gebrauch gekommen ist und die Firmung – wenn sie überhaupt noch stattfindet – von den meisten Firmanden und Familien nur noch als spirituell entleerter Übergangsritus zum Erwachsenwerden (und Geschenke abgreifen) angesehen wird, muß man feststellen, daß der nachkonziliare Neue Frühling das sakramentale Leben der Kirche in Deutchland in eine tiefe Krise gestürzt hat.

Dabei ist eine mehrfache Differenzierung erforderlich.

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„Radikale Inklusion“

Der Vatikan hat heute ein weiteres „Schlüsseldokument“ zur gerade bis 2024 verlängerten Synodensynode veröffentlicht. Im Mittelpunkt des synodalen Prozesses steht danach „eine Kirche, die zu radikaler Inklusion fähig ist“. Inhaltliche Schwerpunkte sind - so der Bericht auf CNA Deutsch - die Themen „Frauenweihe“ und „LGBT-Fragen und Polygamie“. Aber auch das Problemfeld „Liturgie“ wird angesprochen - von einem „synodalen Stil der liturgischen Feier“ ist da die Rede, aber auch davon, daß es Menschen gäbe, „die sich nach den liturgischen Entwicklungen des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht wohl fühlen“. 

Ob damit eine Aufhebung von Traditionis Traditores (offiziell TC), das die Verdrängung der Anhänger der überlieferten Liturgie und Lehre aus der Kirche zum Ziel hat, gemeint ist, wird sich weisen. Unser Optimismus ist begrenzt - eine so radikale Inklusion können sich die Roches und Greches wohl kaum vorstellen. Da kommt Georg Bätzing den wirklichen Zielen der Veranstaltung wohl näher, wenn er als bevorzugte Objekte der Inklusionssorge die „Armen, Indigenen, Migranten, alten Menschen, Straßenkinder oder Überlebenden von Missbrauch“ benennt. „In einer Reihe von Ortskirchen“ wünscht sich Bätzing auch „die Priesterweihe für Frauen“. Für den hiesigen synodalen Weg sieht sich der Vorsitzende des Verwaltungsbezirkes Deutschland durch das neue römische Papier eher bestätigt - Frenziskus hat ihm  wohl bereits signalisiert, daß die warnenden Stimmen von Kardinälen wie Müller, Brandmüller oder Koch letzten Endes nichts zu bedeuten haben.

Was uns betrifft, wollen wir uns der sich abzeichnenden Entstehung einer radikal inklusiven Neukirche nicht länger widersetzen, und mit Spannung erwarten wir die ersten Kindergottesdienste, die von als Dragqueens kostümierten Transpersonen undefinierbaren Geschlechts ins Werk gesetzt werden. 

Was wir allerdings mit Nachdruck verlangen, ist, daß man die Sache mit der „radikalen Inklusivität“ wirklich ernst nimmt und den der Tradition anhängenden Katholiken die Bildung einer mit Rom „irgendwie“ unierten Rituskirche sui iuris ermöglicht, die das Missale der Liturgie des hl. Gregor verwendet, sich auf den Codex des Kirchenrechtes von 1983 stützt und den römischen Katechismus nach der Fassung von 1992 zur Grundlage ihrer Verkündigung macht. Denn das ist klar: Wenn die kommende Synodensynode die ehemals römische Kirche wirklich im Sinne der von Bätzing erhofften und von Grech signalisierten Zustände transformiert, werden wir uns diese lateinische Rituskirche selbst nehmen - so wie sich die Deutschkatholiken ihre Neokirche ertrotzt und selbst genommen haben.

Mit oder ohne Franziskus. Mit einem seiner Nachfolger wird man dann ja vielleicht über eine vorsichtige Wiederannäherung und Union reden können. Mit einer „radikal inklusiven“ Mehrfachspitze von Nachfolger*innen eher nicht.

Der Anti-Modernisten-Eid von 1910

Bild: ArchivNatürlich beginnt der Zerfall der traditionellen Kirche nicht erst mit dem II. Vatikanum, sondern hat weiter in die Vergangenheit zurückreichende Wurzeln. Die große Revolution von 1793 läutete des Ende des seit über 1000 Jahren bestehenden und alles in allem nicht schlecht funktionierenden Bündnisses zwischen Thron und Altar ein. In der Folge verlor die Kirche in vielen Ländern Europas den größten Teil ihres materiellen Besitzes, der die Basis ihrer die gesamte Gesellschaft umfassenden karitativen und bildungsmäßigen Aktivitäten gewesen war. Die Industrialisierung und der dadurch hervorgerufene gesellschaftliche Wandel sowie wissenschaftlicher Fortschritt entwerteten - zumindest in den Augen großer und tonangebender Bevölkerungsteile - ihr spirituelles Kapital. Spätestens ab Mitte das Jahrhunderts (Stichwort 1848) blühten auf allen Feldern die „neuen Paradigmen“, deren Propagandisten sich daran machten, die bis dahin vom Glauben geprägte Gesellschaft einem umfassenden Säkularisierungsprozess zu unterziehen.

Man kann nicht sagen, daß die Kirche diese Entwicklung verschlafen hätte. Papst Pius IX. ließ 1864 als Zusammenstellung aus seinen bereits früher veröffentlichten Dokumente den Syllabus Errorum erstellen, der in 80 Thesen die damals populären Irrtümer des Zeitgeistes identifizierte und kritisierte. Nicht alles davon ist heute noch unverändert haltbar, aber im großen Ganzen hatten der Papst und seine Zuarbeiter die Situation zutreffend erfasst und in einer zunächst erfolgversprechend erscheinenden Weise darauf geantwortet. Die Verpflichtung zur Einholung eines Imprimaturs für geistliche und vor allem theologische Veröffentlichungen sowie die sorgfältige Pflege des bereits 1559 eingeführten Index librorum prohibitorum konnten und sollten zwar nach dem Verlust der weltlichen Machtstellung der Kirche die Veröffentlichung problematischer Werke nicht unterbinden – begrenzten aber ihre Verwendung in Unterricht und Studium Tatsächlich waren diese Instrumente selbst für diejenigen, die sich weder daran halten wollten noch mußten, insofern hilfreich, als z.B. im Zusammenhang mit einer Indizierung öffentliche Gutachten entstanden, die oft sehr präzise Auskunft darüber gaben, in welchen Punkten und wieweit die verbotenen Schriften der Lehre der Kirche widersprachen.

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