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Wort Gottes als Gelddruck-Maschine

Bild: Ökumenisches Heiligenlexikon, gemeinfreiSeit 1980 gibt es im katholischen Raum eine sogenannte „Einheitsübersetzung“ der heiligen Schrift, für die 2016 eine überarbeitete Fassung erschienen ist. Seit einem Jahr wird diese neue Version schrittweise auch in den liturgischen Büchern für den offiziellen Gebrauch verpflichtend eingeführt. Gelegentlich hört man die Version, „Einheitsübersetzung“ habe irgendetwas mit ökumenisch zu tun. Das stimmt aber nur sehr begrenzt. Zwar arbeiten auch protestantische Theologen an der als ständige Aufgabe konzipierten Übersetzungsarbeit mit, und von untergeordneter Stelle im Bereich der EKD war in den 70er Jahren auch angedeutet worden, es könne eine überkonfessionell einheitliche Übersetzung geben. Daraus ist nichts geworden, die Protestanten bleiben bei der gelegentlich modernisierten Übersetzung Luthers und haben sich inzwischen von jeder offiziellen Zusammenarbeit mit dem Projekt verabschiedet – nicht zuletzt deshalb, weil die katholische Seite inzwischen das philologische Konstrukt einer „Nova Vulgata“ zur Grundlage jeder offiziellen Übersetzung erhoben hatte.

Seitdem bedeutet das „Einheits“ nur noch, daß der Wortlaut der „EÜ“ verbindlich für die Verwendung in den offiziellen liturgischen Büchern des deutschen Sprachraumes ist. Und da die revidierte Einheitsübersetzung von 2016 zahllose, wenn auch oft unbedeutende, Änderungen des deutschen Wortlauts erbracht hat, müssen jetzt sämtliche liturgischen Bücher durch Neuausgaben ersetzt werden. Das betrifft ausnahmslos die Lektionare, Messbücher, Benediktionale und das Stundenbuch und davon abgeleitet natürlich auch Zusammenstellungen wie das Kantorale und die Bücher für die Feier der Kindertaufe, der Firmung, der Trauung und der Begräbnisfeier, die an die Stelle des früheren Rituale getreten sind. Die Verwendung der Neuausgaben ist hier verpflichtend vorgeschrieben – da kommt also auf die Pfarreien und Gottesdienstorte eine beträchtliche finanzielle Belastung zu.

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FIUV zum Recht auf Mundkommunion

Bild: NetzfundWährend viele Bischöfe bei schwersten liturgischen Mißbräuchen und sakrilegischen Entstellungen der Sakramente gerne in die andere Richtung schauen, haben sich einige von ihnen – oft sind es wohl die gleichen – die Einschränkungen der Corona-Krise zu Nutze gemacht, um einem ihrer liebsten Hobbies nachzugehen: Den Gläubigen, die an der überlieferten Lehre und Liturgie der Kirche festhalten – das Leben schwer zu machen. Werkzeug der Wahl war dabei insbesondere das „Verbot“ der Mundkommunion, die angeblich – es gibt keine epidemiologische Untersuchungen und auch keinerlei auch nur halbwegs plausibel klingende Argumente – die Übertragung von Infektionskrankheiten stärker begünstigen soll als die Handkommunion. Diese war bekanntlich in den 60er Jahren von Kirchenverderbern auf dem Weg des praktizierten Ungehorsams durchgesetzt worden, ohne daß es dafür einen Auftrag des Konzils oder der Liturgiereform gegeben hätte.

Tatsächlich beruht die Möglichkeit der Mundkommunion kirchenrechtlich bis heute auf den Papst Paul VI. abgetrotzten Ausnahmegenehmigungen („Indulten“), während die Mundkommunion nach wie vor die offizielle und quasi „ordentliche“ Form des Empfanges der Eucharistie darstellt. Bischöfe, die für ihren Machtbereich die Spendung der Mundkommunion „verboten“ haben, handeln damit über ihre rechtlichen Möglichkeiten hinaus und begehen selbst einen schweren Rechtsbruch sowohl gegenüber den Gläubigen, denen sie ein ihnen zustehendes Recht vorenthalten, als auch gegenüber Kirche und Papst, deren Gesetze sie mißachten.

Dieser Rechtsbruch erscheint zunächst folgenlos, da es in den letzten Jahrzehnten in Staat und Gesellschaft geradezu üblich geworden ist, über geltendes Recht hinwegzugehen - soweit die eigenen Interessen das erfordern und die eigene Macht das ermöglicht. Die Bischöfe haben zwar im Zug dieser Entwicklung tatsächlich auf vielen Gebieten starke Machtverluste erlitten, aber ihre Fähigkeit und Bereitschaft, ihnen unbequeme Priester zu schikanieren und ihnen das Leben schwer zu machen, sind nach wie vor groß. Da herrschen vielfach noch Verhältnisse wie zu Fürstbischofs Zeiten – der angeblich so energisch geführte „Kampf gegen den Klerikalismus“ bildet nur eine Nebelwand, hinter der Ordinariate, Hochschullehrer und Laienräte um eine Neuverteilung der Macht in einem Kartell kämpfen, das sich selbst jeder Kontrolle entzieht. 

Hinsichtlich gegen die Tradition gerichteter Maßnahmen sind sich die Angehörigen dieses Kartelles ohnehin weitgehend einig. So konnten die Bischöfe ihr Verbot denn auch in großem Umfang durchsetzen, ohne Ordnungsrufe fürchten zu müssen – folgenlos bleibt der damit einhergehende Rechtsbruch dennoch nicht: Bischöfe, die sich so eklatant über das geltende Recht hinwegsetzen, und eine römische Kurie, die das stillschweigend hinnimmt, verletzen das Vertrauensverhältnis zu den Gläubigen und zerstören ihre eigene Autorität. Jeder, der glaubt, damit durchzukommen, nimmt das Recht in die eigenen Hände und tut, was ihm gefällt. Gekniffen sind dann wieder einmal die eher der Tradition zuneigenden Priester und Gemeinschaften, denen das Kirchenrecht noch etwas bedeutet und die schon allein aus Sorge für ihre Gemeinden bestrebt sind, Auseinandersetzungen, die sie nicht gewinnen können, zu vermeiden. Was andererseits Bischöfe nicht daran hindert, auch in einer Situation, in der die Epidemie offenbar abklingt und Massenveranstaltungen mit Zehntausenden Teilnehmern auf engstem Raum von der staatlichen Autorität geduldet werden, das Thema zur Unterstützung ihrer traditionsfeindlichen Ansichten auszunutzen, wie gerade jetzt erst wieder aus den USA berichtet wird.

Die Foederatio Internationalis Una Voce hat zu der Frage des Kommunionempfangs  ein Papier herausgegeben, in dem die gültige Rechtslage  ausführlich dargelegt wird und die dafür maßgeblichen Quellen per Link zugänglich gemacht werden. Die englische Originalfassung wurde am 8. 6.  bei Rorate Cæli veröffentlicht, die deutsche Übersetzung steht bei Pro Missa Tridentina.

Die „Doit yourself-Messe“

Bild: Von der Website des PfarreiverbundesRechtzeitig zu Beginn der Woche, in der die Kirche das eucharistische Hochfest Fronleichnam feiert, informiert kath.net über einen eucharistischen Skandal im Bistum Würzburg (verantwortlich: Franz Jung) , der in Zeiten, in denen die Kirche noch wußte und wollte, was ihre Lehre ist, zu strengen Maßnahmen gegen sämtliche Beteiligte geführt hätte: Von der Suspension der Pfarrer und des Bischofs bis zur Verhängung des Interdikts über die beteiligten Gemeinden.

Wie kath.net dokumentiert, hat die Pfarreiengemeinschaft Effata eine Textvorlage für die Feier von Hausgottesdiensten offensichtlich ohne Beteiligung eines Priesters herausgegeben, die in Text und Aktion auf eine Meßsimulation einschließlich Wandlung mit anschließender Kommunion zuläuft. Als Höhepunkt:

Worte: Bitte nehmen Sie das Brot in die Hand und sprechen, wobei Sie wieder ein Kreuz über das Brot zeichnen:

Wir nehmen und essen das Brot: Es ist für uns Jesu Leib, + der für uns hingegeben wurde. Wir tun es zu seinem Gedächtnis.

Communio: Essen Sie nun das gesegnete und gewandelte Brot im Gedenken an Jesus und der Gewissheit all seiner Verbundenheit in Liebe zu uns. 

Worte: Bitte nehmen Sie den Schluck Wein in die Hand und sprechen, wobei Sie ein Kreuz über den Wein zeichnen: 

Wir nehmen und trinken den Wein: Er ist für uns Jesu Blut, + der Neue Bund in seinem Blut, das für uns vergossen wurde zur Vergebung der Sünden. 

Communio: Trinken Sie den gesegneten und gewandelten Wein im Gedenken an Jesus und der Gewissheit all seiner Verbundenheit in Liebe zu uns.

Nun mag man sich unter Aufbietung eines Höchstmaßes von gutem Willen einen Hausgottesdienst vorstellen, der in eine Art Agape mit Brot und Wein mündet – die moderne Pastoral hat nun mal einen unstillbaren Hang zu Kitsch und Kindergarten. Doch diese Ausflucht bleibt den Verantwortlichen für das hier gegebene Formular einer Meßsimulation verwehrt: Der Wortlaut assoziiert mit klarer Absicht den der Wandlungsworte, und der Kommentar behauptet eindeutig „gewandelt“.

Das ist gelogen, weil hier nichts gewandelt ist; das ist blasphemisch, weil es den vom Priester gewandelten Herrenleib nicht von gewöhnlicher Speise unterscheidet; das ist diabolisch, weil es Verwirrung und Leugnung von zwei Sakramenten enthält, die für das Leben der Kirche von zentraler Bedeutung sind.

Die Kollegen von kath.net haben sich mit einer Presseanfrage an das Bistum gewandt und vom Pressesprecher die Antwort bekommen: „Erstens: Die Diözese Würzburg geht verantwortungsvoll mit den liturgischen Vorgaben um. Zweitens: Die Diözese Würzburg klärt das Thema mit dem zuständigen Pfarrer im direkten Kontakt.“

Das erste kann man nicht nur nach diesem Vorfall bezweifeln; das zweite signalisiert den bürokratischen Geist eines gewerkschaftlich durchstrukturierten Unternehmens, das längst vergessen hat, was und wozu es produziert – solange der Umsatz stimmt. Allzu dringend scheint die Klärung des Themas im direkten Kontakt übrigens nicht zu verlaufen – am Montagnachmittag war das jeglichem Geist und Gesetz der Kirche widersprechende Formular der Do-it-yourself-Messe immer noch onlne.

Die Organisation, die einst die katholische Kirche Deutschlands war und nun auf dem synodalen Weg umherirrt, erntet die Früchte jahrzehntelangen Negativauslese für die Besetzung der Positionen ihres administrativen und universitären Leitungsapparates. Und sie erntet die faulen Früchte einer Liturgiereform, die sich immer mehr als von Anfang an verfehlt erweist. So muß man wohl heute schon sagen – das ist weder katholisch, noch Kirche. Nur noch do it yourself

Variis linguis loquebantur Apostoli ...

Von Fr. John Hunwicke auf Mutual Enrichment

Mit einer Anmerkung des Übersetzers

Bild: Wikimedia Commons...aber unter den vielen Sprachen, die die Kirche heute spricht, spielt Latein, die eigentliche Sprache der Lateinischen Kirche, keine Rolle. Wir bereiten uns auf die Liturgischen Feiern von Pfingsten vor, des Festes, an dem der Kirche die Gabe der Sprachen geschenkt wurde. Doch gerade der Sprache, die von Seiten der Tradition, der Päpste und der Konzilien ein fester Platz zugewiesen worden ist, nämlich dem Latein, haben der Böse Feind und die, die er verdorben hat, brutal einen Knebel in den Mund gepresst. Es ist schwer, daraus nicht den Schluß zu ziehen, daß die Hauptschuld dafür den Bischöfen in ihrer Gesamtheit zukommt.

Ich habe in den letzten Jahren drei oder viermal erlebt, daß Bischöfe zum Beispiel auf die Bitte, doch einen Zelebranten für die außerordentliche Form zu stellen, der Welt vergnügt mitteilten, daß heutzutage nur noch wenige Kleriker Latein könnten, und es ihnen daher schwer falle, einen Zelebranten für die außerordentliche Form zu finden.

Ich staune über die schamlose Unverfrorenheit, mit der Bischöfe so etwas von sich geben und offenbar gar nicht daran denken, daß das kanonische Recht in Abschnitt 249 von den Klerikern flüssige Kenntnisse der lateinischen Sprache verlangt. Was würde denn wohl ein Bischof sagen, wenn er einen frisch gebackenen Kaplan wegen eines Verstoßes gegen das kanonische Recht tadelte und der Jungpriester darauf vergnügt zurück gäbe: „Ach Chef, heute kümmert sich doch kein Mensch mehr um diesen alten kanonischen Mist! Nimm Deine alberne Mitra ab (Link des Übersetzers) und wende dich der realen Welt zu!“ Anscheinend gibt es Bischöfe, die genau diese respektlose Verachtung gegenüber dem kanonischen Recht empfinden. Ist diese unbekümmerte Pflichtvergessenheit denn leichter erträglich, wenn sie nicht schnippisch von einem jungen Kaplan, sondern in geschäftsmäßigem Ton von einem selbstgefälligen Bischof vorgetragen wird?

Da möchte ich denn doch einmal daran erinnern, was die Päpste der Konzils- und der Nachkonzilszeit zu diesem hoch bedeutsamen Thema gelehrt haben.

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Von Inkulturation zu Synkretismus

Bild: Von der zitierten Website, Luis Miguel ModinoAm 15. März dieses Jahres wurde in Belem do Solimoes im brasilianischen Bundesstaat Amazonas der Lehrer Antelmo Pereira Engelo vom Volk der Ticuna von Bischof Aldopho Zon Pereira zum Diakon geweiht. Die Ortschaft Belem de Solimoes bildet einen Siedlungsschwerpunkt der Ticuna im ökonomisch stark zurückgebliebenen Verwaltungsbezirk von Tabatinga, der insgesamt um 65 000Einwohner verschiedener Ethnien hat. Die Gesamtzahl der Ticuna in der Region – also unter Einschluss benachbarten Verwaltungsbezirken – wurde bei der letzten Volkszählung 1998 mit 33 000 ermittelt. Knapp zwei Drittel der Einwohner von Tabatinga sind katholisch, ein Drittel protestantisch und wenige hundert gehören offiziell Naturreligionen an.

Die Website der Katholischen Bischofskonferenz von Brasilien bringt einen ausführlichen Bericht über die Diakonsweihe, auf den wir uns (mit Googles Translate Hilfe) im folgenden stützen. Danach begann die Zeremonie mit einem traditionellen Tanz aus den Initiationsriten der Ticuna zum Übergang ins Erwachsenenalter, der an einem Bach neben der Kirche veranstaltet wurde. Anschließend zogen die Teilnehmer in landesüblicher europäischer Kleidung in die Kirche, viele davon mit in den Stammessymbolen bemalten Gesichtern. Darunter waren auch Personen eindeutig europäischer Abkunft, wie auf den Bildern des genannten Berichtes zu sehen ist.

Vom Gottesdienst wird gesagt, daß dieser in Belem do Solmoes bereits seit längerem „in inkulturierter Form“ gefeiert wird. Bei der Diakonsweihe kam das unter anderem darin zum Ausdruck, daß der künftige Diakon sich auf einer Matte aus Blättern der Buriti-Palme niederlegte, die von den Frauen der Gemeinde geflochten worden war. Außerdem wurde zu diesem Zeitpunkt der Liturgie ein kreisförmiger Bildteppich hochgehalten, der – nach Auskunft des Textes – ebenfalls im Zusammenhang mit den Initiationsriten steht und „die schützenden Kräfte der Natur symbolisiert“. Der Ordinand trug bei diesen Zeremonien eine Art Federkrone – auf anderen Bildern noch deutlicher zu sehen – wie sie ähnlich auch bei der Amazonas-Synode dem Papst und anderen Würdenträgern überreicht und teilweise von diesen auch getragen wurde.

Diese Symbole müssen zum Teil schwerste Bedenken hervorrufen. Das beginnt bei der Herstellung eines Bezuges zwischen Diakonsweihe und Initiationsritus – als ob erst diese Weihe aus dem Ordinanden einen erwachsenen und mündigen Christen machen würde. Ein solcher Bezug wäre allenfalls bei einer Firmung möglich – aber vermutlich kaum sinnvoll. Ähnliche Bedenken gelten der Federkrone. Wir verfügen über keine Informationen über die genaue Bedeutung dieses Kopfschmucks bei den Ticuna – aber alles deutet darauf hin, daß es sich um ein Ehren- oder gar Herrschaftszeichen handelt. Das jedoch stünde in offenkundigem Widerspruch zum Charakter des Diakonats als Dienstamt. Der Diakon ist kein Gemeindeleiter oder kirchlich beglaubigter Ortsvorsteher, sondern Helfer des Bischofs bei der Wahrnehmung seiner karitativen und liturgischen Aufgaben. Ihn mit einem solchen Symbol hervorzuheben, ist bestenfalls Ausdruck der Wiederbelebung einer anderswo erfolgreich zurückgedrängten Form von Klerikalisierung.

Die stärksten Bedenken richten sich jedoch gegen das während der Zeremonie prominent gezeigte Symbol der „schützenden Kräfte der Natur“, verkörpert durch Schlange, Leopard und Papagei und somit unschwer als Naturgeister oder -gottheiten aus vorchristlicher Tradition zu identifizieren. Die Grenze zwischen Inkulturation und Synkretismus wird hier offenbar nicht nur berührt, sondern auch überschritten. Das eröffnet finstere Aussichten für angekündigte Umsetzung der Amazonas-Synode, als einer deren engagiertester Vertreter Bischof Zon Pereira bekannt ist.

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