Fronleichnam
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- 03. Juni 2021
Treu dem heiligen Befehle
wandeln wir zum Heil der Seele
in sein Opfer Brot und Wein.
Doch wie uns der Glaube kündet,
der Gestalten Wesen schwindet,
Fleisch und Blut wird Brot und Wein.
Was das Auge nicht kann sehen,
der Verstand nicht kann verstehen,
sieht der feste Glaube ein.
Unter beiderlei Gestalten
hohe Dinge sind enthalten,
in den Zeichen tief verhüllt.
Blut ist Trank, und Fleisch ist Speise,
doch der Herr bleibt gleicherweise
ungeteilt in beider Bild.“
Diese Strophen stammen aus der großen Fronleichnamssequenz des hl. Thomas von Aquin. Den vollständigen Text finden Sie auf dem Hymnarium - dort auch die anderen eucharistischen Dichtungen des h. Thomas.
Im Jahr 2014 hat Summorum Pontificum die Liturgie und Geschichte von Fronleichnam eine Woche lang ausführlich dargestellt. Da sich seitdem für uns nichts geändert hat und in den nächsten 1000 Jahren auch nichts wesentliches ändern wird, hier die Links:
Heile, was verwundet ist
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- 04. Juni 2017
Der Hl. Geist ist, wenn man das so sagen darf, der „Große Unbekannte“ des offenbarten Glaubens an den einen Gott in drei Personen. Das Alte Testament bietet lebhafte Gleichnis-Bilder von der Person Gottes des Vaters, des Schöpfers und Gesetzgebers. Sie sind, vielleicht gerade wegen ihrer herrscherlichen Anschaulichkeit, nicht geschützt gegen Mißdeutungen und Mißverständnisse – aber sie vermitteln doch ein Verständnis, das – Juden und Christen gemeinsam – die Gläubigen befähigt, sich als Geschöpfe Gottes zu begreifen und zu verstehen, daß ihr Leben nur in der Zuordnung auf Ihn hin seinen Sinn hat.
Der Sohn, durch den alles geschaffen ist und der uns im Wort des Neuen Testaments als Mensch entgegentritt, ist uns, sollte uns von seinem Menschsein her vertraut sein wie ein Bruder, in dem wir das Gesicht des Vaters erkennen. Diese Erkenntnis selbst und die Fähigkeit, danach zu handeln, ist das Werk des Hl. Geistes. In Ihm hat alles, was ist, seinen Bestand, aber es gibt in der Überlieferung kein Buch, das sein Wirken in menschlicher Erzählung nahe bringt, und keine Bilder außer dem der Taube bei der Taufe Jesu im Jordan und den Feuerzungen am 50. Tag nach der Auferstehung. Andere Sinnbilder des Göttlichen wie das der Wolke, die sich über dem Zelt des Bundes lagert, oder von dem „Wasser aus dem Heilsbrunnen“, von dem bei Jesaja mehrfach die Rede ist, entziehen sich eindeutiger Zuordnung zu einer der drei Personen. Mehr noch als der Vater, bei dem das „Keines Mernschen Auge hat ihn je gesehen“ zu den grundlegenden Attributen zählt, bleibt der Heilige Geist unsichtbar. Das macht sein Wirken einerseits schwerer begreiflich und bietet auf der anderen Seite vielfältige Möglichkeiten – oder sollte man besser sagen „Versuchungen“ – sich ein Bild von der Dritten Person ganz nach eigenem Wunsch und Willen zu machen.
Prominentester historischer Vertretung dieser Tendenz ist sicher Joachim von Fiore, der im 12 Jahrhundert das Anbrechen eines neuen Zeitalters des heiligen Geistes ankündigte, in dem unter Anleitung des Geistes schon auf Erden das himmliche Jerusalem zugänglich sein werde. Was bei Joachim noch hochfliegende Spekulation war, im Kern aber doch kirchlich blieb, wurde von Schülern und Nachahmern vergröbert weiterentwickelt und führte zur Entstehung chiliastischer Sekten, die teilweise als häretisch verurteilt wurden. Trotzdem ist die Grundströmung nie mehr ganz aus der Kirche verschwunden und ist heute noch in pfingstlerischen und charismatischen Gruppierungen lebendig. Größtenteils in Gruppen aus der Tradition der Reformation, zunehmend jedoch auch mit katholischem Hintergrund. Sie lösen das, was sie als Wirken des heiligen Geistes bezeichnen, aus der Lehre und Tradition der Kirche und berufen sich auf unmittelbare Eingießung des Geistes, um mehr oder weniger abenteuerliche Privatlehren zu begründen.
Doch der Hl. Geist ist kein Geist der Überraschungen, der neues bringt, das vorher unbekannt oder unerschließbar gewesen wäre. Er ist der Geist der Erneuerung, der das bekräftigt und mit neuer Kraft erfüllt, was offenbart ist und was wir ohne diese Kraft nicht zu bewahren imstande wären. In den Worten des Katechismus: Der Geist macht die Menschen bereit und kommt ihnen mit seiner Gnade zuvor, um sie zu Christus zu ziehen, er offenbart ihnen den auferstandenen Herrn, erinnert sie an sein Wort und erschließt ihrem Geist den Sinn seines Todes und seiner Auferstehung.
Oder in den Versen von Stephen, Erzbischof von Canterbury im frühen 13. Jh.:
Ohne Dein lebendig Wehn
Nichts im Menschen kann bestehn,
Nichts ohn’ Fehl und Makel sein.
Wasche, was beflecket ist,
Heile, was verwundet ist,
Tränke, was da dürre steht.
Beuge, was verhärtet ist,
Wärme, was erkaltet ist,
Lenke, was da irregeht.
Den vollständigen Hymnus Veni Sancte Spiritus in Latein und Deutsch bietet das Hamnarium, dazu auch das Veni Creator Spiritus des Rabanus Maurus.
Frohe Pfingsttage allen unseren Lesern!
Die Wahrheit in den Bildern
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- 11. Mai 2017
Die Website des Instituts Christus König und Hoher Priester veröffentlichte dieser Tage Bilder von einem Besuch von Kardinal Burke im Seminar von Gricigliano in der Karwoche. Sie zeigen – unter anderem – den Kardinal beim Versehen des Tischdienstes für die Seminaristen und Gäste. Wenn Sie als Betrachter dieses Bildes ein gewisses Unbehagen verspüren, sind Sie damit sicher nicht allein. Und dieses Unbehagen verstärkt sich eher noch, wenn man zu dem Bild aus Gricigliano eine Aufnahme von vor einigen Jahren stellt, die den Kardinal in umgekehrter Rolle beim Besuch der Franziskanerinnen der Immakulata zeigt – in voller Cappa Magna, den vor ihm niederknienden Frauen die Hand mit dem Ring zum Kuss reichend. Und ein Schwarzer als Schleppenträger noch dazu!
Das kann doch alles nicht wahr sein, nicht im 21. Jahrhundert. Das muß doch geheuchelt und gelogen sein, auf dem einen Bild oder auf dem anderen – wahrscheinlich auf beiden!
In einer Welt voller trügerischer Bilder neigen wir dazu, eine verborgene Wahrheit hinter den Bildern zu suchen, statt sie in den Bildern selbst sehen zu wollen. Dabei sind Bilder traditionell eines der stärksten Ausdrucksmittel von Wahrheiten des Glaubens – das weiß sogar der dieser Tradition denkbar fernstehende Papst, der Bilder sehr bewußt in seinem Sinne einzusetzen versteht.
Es ist doch nicht geheuchelt, wenn ein Bischof, ein Oberhirte zu erkennen gibt, daß seine größte Sorge und liebevolle Zuwendung den künftigen Hirten und Priestern gilt, so wie einem Vater die Liebe zu seinen Söhnen. Er kann das in Reden und Gesprächen zum Ausdruck bringen – aber auch in Bildern und Symbolen, die diesen Männern wahrscheinlich ein Leben lang vor Augen bleiben werden: Damals, als Der Kardinal uns Gläser und Bestecke an den Tisch brachte – oder Nudeln mit Tomatensoße, wie auf anderen Bildern zu sehen. Bilder und Symbole haben für die Kirche nicht zu Unrecht nahezu den Rang von Sakramentalien: Sie bedeuten nicht nur etwas, sondern sie bewirken auch etwas. Und auch einem Kardinal schadet es nichts, die andere Hand zur Hilfe zu nehmen, wenn die Gläser ins Kippeln kommen.
Das gleiche gilt für das andere Bild, das die Vaterrolle auf ganz andere Weise zum Ausdruck bringt: In der Rolle des „Kirchenfürsten“, dem die ihm Anvertrauten ihre Liebe und ihr Vertrauen entgegen bringen. Der Kardinal befindet sich gerade auf dem Weg zu oder von einer feierlichen Liturgie, und seine dem entsprechende Amtskleidung bringt zum Ausdruck, daß diese Hochschätzung nicht in erster Linie der vom Rot fast völlig verhüllten Person gilt, sondern seinem Amt und seiner Rolle. Der Bischof steht nach dem hergebrachten und bis zum vrgangenen Konzil auch in den Weihegebeten ausgedrückten Verständnis der Kirche in der Tradition des hohenpriesterlichen Amtes aus dem alten Testament, der als einziger den Ort im Tempel betreten durfte, von dem es im Psalm heißt: Terribilis est locus iste : Hic domus Dei est, et porta coeli: et vocabitur aula Dei. (Ps. 83: 2, 3)
Wer auf den offensichtlichen Zeitunterschied zwischen den beiden zusammenmontierten Aufnahmen schielt – der Besuch bei den Franziskanern fand zu Zeiten des formbewußten Papstes Benedikt statt, der in Gricigliano unter seinem eher hemdsärmligen Nachfolger – könnte versucht sein, wieder einmal hinter die Bilder zu schauen und zu schlussfolgern: Ja, zu Benedikts Zeiten trug man Cappa, aber heute ist Demut angesagt! Das wäre freilich eine Täuschung: Ausweislich der Bilder auf der Website des Iinstituts trug der Kardinal im liturgischen Zusammenhang auch in diesem Jahr die Cappa Magna als angemessene Amtskleidung. Und schwerlich käme er auf den Gedanken, im liturgischen Zusammenhang als Zeichen der Demut seine Knie vor einem anderen zu beugen als vor seinem Herrn und Gott. Terribilis est locus iste.
Fünf-Herren-Amt in Wien
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- 10. Mai 2017
Die römische Liturgie war nur eine kurze Zeit – vom Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts – so einheitlich bis nachgerade uniform, wie sie heute von traditionsorientierter Seite gerne gesehen wird. Einheitlich war sie hinsichtlich des Canon-Textes und hinsichtlich des Glaubens, den sie ausdrückte und predigte. In vielen anderen Teilen, insbesondere im Kalender der Feste und Heiligen, dann aber auch in der Form bedeutender Einzelelemente außerhalb des Canons, vor allem bei der Bereitung der Opfergaben und der Kommunion, gab es teilweise große Vielfalt.
Wo der Einfluss der stadt-römischen Formen stark war, dominierte die knappe und schlichte römische Formensprache, die durch die „innere Mission“ insbesondere der Franziskaner und Kapuziner in den deutschsprachigen Ländern stärkste Verbreitung fand. In den romanischen Ländern und in England blieben starke gallikanische Elemente erhalten – nicht als Ausdruck einer abweichenden Lehre, sondern als Erbe unterschiedlicher Traditionen. Viele Funktionen des Altardienstes waren stärker ausdifferenziert und wurden dementsprechend von einer größeren Zahl von Diakonen und Altardienern wahrgenommen. Bedeutender Bestandteil jedes Hochamtes waren – ähnlich wie heute noch in den Riten der Ostkirchen – Prozessionen, die den gesamten Kirchenraum einbezogen und damit auch die Gläubigen stärker einbezogen. Im römischen Ritus sind diese Prozessionen weitgehend verkümmert. Versuche zur Wiederbelebung im Novus Ordo waren wenig überzeugend.
Der altenglische Ritus von Salisbury ist in den Wirren der englischen Reformation und der anschließenden blutigen Katholikenverfolgung untergegangen. Die gallikanischen Sonderformen in Frankreich fielen der Revolution und dem anschließenden Wiederaufbau der Kirche unter ultramontanem Vorzeichen zum Opfer. Der Ultramontanismus war auch das Motiv für Domkapitel deutscher Bistümer, die wie Köln eigene liturgische Formen besaßen, sich von dieser vermeintlich „nicht mehr zeitgemäßen“ Tradition zu trennen. Als eine der ganz wenigen Sonderliturgien im deutschen Sprachraum überdauerte das Wiener „Fünf-Herren-Amt“ die Wirren nach dem Ende des Kaiserreichs und den Bildersturm der Nachkonzilszeit. Es wird mehrmals im Jahr zu besonderen Festtagen gefeiert.
Der Name „Fünf-Herren-Amt“ kommt daher, daß nicht wie sonst beim levitierten Hochamt drei in Casel und Tunika/Dalmatik gekleidete Offizianten am Altar amtieren, sondern fünf. Visuell ähnelt das der Praxis des feierlichen Pontifikalamtes, bei dem die zusätzlichen Diakone aber keine besonderen Aufgaben haben, die sich von denen unterschieden, die sonst von „gewöhnlichen“ Meßdienern wahrgenommen werden. Beim Fünf-Herren-Amt gibt es eine sorgfältige Ausdifferenzierung der Rollen, die auch durch spezielle Gewänder und deren gelegentlichen Wechsel während der Zelebration markiert werden.
Peter Kwasniewsky hatte bei seinem Besuch in Wien, am Passionssonntag Gelegenheit, ein „Fünf-Herren-Amt“ in der Wiener Karlskirche zu besuchen. Die Feinheiten der liturgischen Abläufe blieben ihm dabei, wie er selbst schreibt, verborgen – aber er präsentiert jetzt auf New Liturgical Movement einige Bilder von dieser Liturgie und verweist auf die Website von Una Voce Austria, die zusätzlich zu zahlreichen Bildern vom Gesamtablauf auch einen kurzen Video-Zusammenschnitt ins Netz gestellt hat.
Vielleicht ist ja einer unserer Leser näher am Thema und kann uns Informationen über die liturgischen Besonderheiten des Fünf-Herren-Amtes zukommen lassen.
Emotionaler Analphabetismus
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- 29. April 2017
Als glückliche Ergänzung zu unserer Vorstellung des Artikels von Peter Kwasniewsky über den Spirituellen Analphabetismus begegnete uns jetzt eine Artikelserie zum Thema Der Analphabetismus der Gefühle und die Kultur der Liebe auf P. Recktenwalds Portal zur Katholischen Geisteswelt. Es handelt sich dabei um die Wiedergabe eines Kapitels aus dem Buch von Livio Melina: Für eine Kultur der Familie: Die Sprache der Liebe.
In den bisher auf dem „Portal“ nachgedruckten drei Abschnitten des Kapitels behandelt Melina in Anlehnung an die Gedanken des Philosophen Zygmunt Bauman die Erscheinung der „Verflüssigung“ all dessen, was unserem Leben bisher Halt und Richtung gegeben hat. Zu diesem Zweck propagiert der „Mainstream“ (wer auch immer das sein mag) einen grenzenlosen Individualismus. Während die Betonung zunächst auf der Idee der gerechten Gesellschaft lag, so liegt sie jetzt auf den Menschenrechten, die jedoch verkürzt werden auf „das Recht des Einzelnen, sich von den anderen zu unterscheiden, und seinen Anspruch, sich für eine eigene Idee des Glücks und einen eigenen Lebensstil zu entscheiden“ (Bauman). Und weiter in den Worten Melinas: Die „flüchtige Moderne“ duldet keine festen Körper. Ihre Werte sind Schnelllebigkeit, Veränderung, fließender Wandel, Vergänglichkeit und Instabilität. Daher kann die Moderne die Familie, die Klasse, die Nachbarschaft, die Pfarrgemeinde nicht dulden. Sie müssen „verflüchtigt“ oder „liquidiert“ werden.
Bei alledem geht es nicht um Analphabetismus im herkömmlichen Sinn. Natürlich sollen die Menschen weiterhin lesen und schreiben können - wie sont könnten sie in der digitalisierten Welt als Arbeitskräfte nützlich sein, als Staatsbürger wohlaufbereitete Nachrichten und als Konsumenten die vom Internethandel angebotenen Waren und Dienstleistungen abrufen können. Doch die Begriffe und Institutionen, die sie zur Ordnung eines menschenwürdigen Lebens brauchen - die will man ihnen entziehen.
Und den Glauben brauchen sie natürlich auch nicht.
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Stationskirchen
Die römischen Stationskirchen
In der Fastenzeit 2013 haben wir zu jedem Tag die entsprechende Stationskirche kurz vorgestellt. Damit sind zwar alle gegenwärtigen Stationskirchen erfasst, aber nicht alle Tage mit einer Statio, von denen es auch etliche außerhalb der Fastenzeit gibt.
Bei der Vorstellung der Stationskirchen orientierten wir uns im wesentlichen an „Die Stationskirchen des Missale Romanum“ von Johann Peter Kirch, Freiburg 1926. Zu Ergänzungen haben wir Hartmann Grisar „Das Missale im Licht römischer Stadtgeschichte“, Freiburg 1925, und Anton de Waals „Roma Sacra - Die ewige Stadt“ von 1905 in der Überarbeitung Johann Peter Kirchs von 1925 (Regensburg 1933) herangezogen. Daneben haben wir auch auf Informationen aus Internetquellen zurückgegriffen. Die Illustrationen stammen, soweit nicht anders angegeben, von eigenen Aufnahmen.
Wie der gegenwertige Nachfolger de Waals und Kirchs als Direktor des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Prof. Msgr. Stefan Heid, uns mitteilte ist diese älter Literatur insbesondere in Sachen der Datierungen vielfach überholt. Nach seinen Untersuchungen geht die Institution der Stationes nicht wesentlich vor die Zeit Gregors d. Großen zurück. Was natürlich nicht bedeutet, daß die Stationskirchen bzw. deren Vorgängerbauten nicht wesentlich älter sein können.