Die Passion dauert an - II
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- 10. April 2017
Historisch verhltnismäßig neu unter die Verfolger Christi eingereiht hat sich der Säkularstaat westlicher Prägung, wie er sich nach 1793 entwickelt hat. Alle vorherigen Staaten – innerhalb wie außerhalb Europas – beanspruchten und verkörperten mehr oder weniger glaubhaft eine metaphysische Rolle und Aufgabe, sei es als Königtum von Gottes Gnaden, als Träger eines Mandates des Himmels, als Gottkönige Ägyptens oder bei den Inka oder als Verkörperung des Geistes der Ahnen in Stammesgesellschaften.
Der westliche Säkularstaat hat sich von jeder metaphysischen Bindung emanzipiert – was ihn nicht daran hindert, seine neu erfundenen Superdogmen von der Selbsterschaffung und darin begründeter grenzenloser Autonomie des Menschen mit zunehmender Brutalität zu verteidigen. Wer als christlicher Konditor nicht bereit ist, eine Hochzeitstorte mit Bräutigam und Bräutigam in Marzipan zu dekorieren oder als Student seine Examensarbeit in multisexuell gegenderter Form vorzulegen, muß in immer mehr Ländern mit härtesten Sanktionen rechnen – bis hin zur bürgerlichen Existenzvernichtung. Darin unterscheidet sich dieser Feind des Christentums und erneute Kreuziger Christi nur wenig vom römischen Kaisertum, das allen den Tod androhte, die nicht bereit waren, seinen Staatsgöttern Weihrauch zu streuen. Neben die „rote“ Christenverfolgung durch den Islam tritt die „weiße“ durch den Säkularismus – kein Wunder, daß beide auf vielfache Weise zusammenwirken.
Oratio Rhytmica II - ad genua
(Salve Jesu, rex santorum)
Sei gegrüßt Jesus, König der Heiligen,
du den Sündern versprochene Hoffnung,
am Holz des Kreuzes wie ein Verbrecher,
hängst du als Mensch, der wahrhaft Gott ist,
bebend und mit aufgeschlagenen Knien.
O wie armselig, o wie entblößt
bist Du an dem Kreuz, ein Schauspiel
der Spötter bist du ganz geworden;
aus eigenem Willen, nicht gezwungen,
zerschunden an allen Gliedern!
Dein Blut ist im Überfluss
vergossen, es fließt unaufhörlich,
ganz beschmutzt im Blutstrom,
stehst Du im höchsten Schmerz,
ganz mit schmählicher Hülle bedeckt.
O unendliche Majestät,
o unerhörte Not,
Wer für Deine große Liebe
Sucht Dich mit aufrichtigem Sinn auf
und gibt (sein) Blut für (Dein) Blut?
Was soll ich Dir zur Antwort geben,
da mein Tun wertlos, mein Herz verhärtet ist?
Was vergelte ich dem Liebenden
der erwählte, für mich zu sterben,
damit ich nicht des zweifachen Todes stürbe?
Deine Liebe ist die starke Liebe,
welche die Gesetze des Todes nicht besiegen
O wie sehr in deiner gütigen Fürsorge
hilfst du mir in meiner Bedrängnis, damit
ich nicht vom Biss des Todes verwundet werde!
Sieh, wegen Deiner Liebe
umarme ich dich mit Erröten:
Mit Vorbedacht habe ich mich an Dich gewandt,
Du siehst denGrund ganz klar zur Tage liegen
doch ertrage und verberge das!
Was ich tue möge dich nicht beschweren,
doch möge das alles überströmende Blut
mich der ich besudelt und krank bin,
heilen und reinigen,
damit kein Makel mehr übrig bleibe.
Dich an diesem Kreuz Blutenden,
Verachteten und Hingesteckten
möge ich suchen – dazu treibe mich an,
und gieße mir hier den Willen ein,
daß ich tun kann, was ich tun will.
Daß ich dich mit reinem Sinne suchen möge,
das sei meine erste Sorge.
Es ist keine Mühe und keine Beschwerung,
sondern heilen und reinigen,
wenn ich dich werde umarmen können.
Eine Kommentierung der Oratio Rhytmica des Arnulph von Löwen und die lateinische Fassung finden Sie auf hymnarium.de.
Die Passion dauert an - I
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- 09. April 2017
Durch den Weg seiner Passion, deren wir in dieser Woche gedenken, hat Christus den Fürsten dieser Welt besiegt und uns den Weg der Erlösung geöffnet. Gehen müssen wir ihn alle selbst, und das gibt dem Satan, der zwar besiegt, aber nicht vernichtet ist, weiten Spielraum, uns daran zu hindern. Der Krieg, den der Islam seit fast anderthalb Jahrtausenden gegen die Kirche Christi und ihre Gläubigen führt, ist der vielleicht offensichtlichste Ausdruck seines Kampfes, und die Terroranschlag in Ägypten, bei denen fanatische Anhänger des falschen Propheten wieder über 40 Gläubige ermordet haben, sind ein weiterer in einer langen Kette von Beweisen dafür, daß dieser Kampf sich nicht weglächeln läßt. Die Dämonen geben nicht auf, nicht die äußeren, und nicht die Inneren, an deren entscheidender Rolle in diesem Kampf die Kirche nie einen Zweifel gelassen hat. Mit den Worten des Arnulph von Löwen, dessen großen Passionszyklus „Oratio Rhytmica“ wir in dieser Woche hier präsentieren, und die Paul Gerhard in unübertreffliche deutsche Form gebracht hat: Nun, was du, Herr, erduldet, Ist alles meine Last; Ich hab’ es selbst verschuldet, Was du getragen hast.
Oratio Rhytmica I: Ad pedes
(Salve, mundi Salutare)
Sei gegrüßt, du Heil der Welt
Sei gegrüßt, mein lieber Jesus,
mach mich Deines Kreuzes würdig,
du weißt, daß ich das wirklich will,
gib mir von Deinem Überfluss.
Als ob du gegenwärtig wärest, trete ich heran
mit Gewissheit glaube ich, daß Du da bist,
O, wie schutzlos erblicke ich dich hier.
Sieh, ich werf‛ mich vor Dir nieder
sei geneigt mir zur Vergebung.
Die Nägel der Füße, die schlimmen Wunden,
die so tief hineingetrieben sind,
umfasse ich in Liebe
und bei Deinem Anblick
gedenke ich zitternd meiner Verwundungen.
Nur dank dieser großen Liebe
können wir Verwundeten bestehen.
O Du lieber Freund der Sünder,
du Heiler der Gebrochenen,
du liebster Vater von uns Armen.
Was an mir zerbrochen ist,
verzerrt oder zerrissen,
mache du, liebster Jesus, alles heil,
stelle es ganz und gar wieder her,
durch ein so gesegnetes Heilmittel.
Ich bitte Dich an Deinem Kreuz,
so aufrichtig ich irgend kann,
daß du mich hier heilst, wie ich erhoffe:
heile mich, und ich werde erlöst sein,
rein gewaschen in deinem Blut.
Deine rotgefärbten Wunden
und die tiefen Nagellöcher
laß in mein Herz eingeschrieben sein,
daß ich ganz zu dem Deinen werde
und Dich in jeder Weise liebe.
Liebster Jesus, guter Gott
zu Dir flehe ich wie ein Angeklagter:
zeige dich mir in Deiner Güte
und weise mich Unwürdigen nicht zurück
von Deinen heiligen Füßen
Ich werfe mich vor dem Kreuz nieder
und umarme diese Füße.
Guter Jesus, stoße mich nicht zurück,
sondern gewähre mir von dem heiligen Kreuz aus
die Gnade des Mitleids.
Nun stehe ich genau vor diesem Kreuz,
sieh mich an, du mein Geliebter,
wende Dich ganz zu mir hin,
und sage ohne Vorbehalt : Sei geheilt!
Ich erlasse Dir alles.
*
Die weiteren Gedichte der Oratio finden Sie hier:
- II Salve Jesu, rex santorum
- III Salve Jesu, pastor bone
- IV Salve Jesu, summe bonus
- V Salve, salus mea Deus
- VI Salve, caput cruentatum
Der hl. Longinus
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- 17. März 2017
Am Mittwoch, den 15. März, versäumten wir den Blick ins Martyrologium der alten Ordnung. Das ist schade, weil dieser Tag eine lange Liste von Märtyrern aus der Frühzeit der Kirche präsentiert – beginnend mit dem hl. Longinus: Zu Caesarea erlitt den Märtyrertod der Soldat Longinus, dem befohlen ward, die Seite des Herrn mit der Lanze zu durchbohren.
Im Johannesevangelium (19,34) wird erwähnt, daß einer der Soldaten des Hinrichtungskommandes die Seite des Gekreuzigten öffnete, um sich seines Todes zu vergewissern; bei Matthäus ist überliefert, daß daß dies Soldaten angesichts des Erdbebens und der Sonnenverfinsterung beim Tod Jesu bekannten: „Wahrlich dieser war Gottes Sohn“. In beiden Fällen wurde kein Name genannt, in der frühen apokryphen Literatur, namentlich den „Pilatusakten“ (Evangelium des Nikodemus) aus dem frühen 4. Jahrhundert taucht dann erstmals der Name Longinus auf.
Spätere Überlieferungen, die dann in der Legenda Aurea des Jacobus de Voragine zusammenfließen, wissen noch mehr zu berichten als die Evangelien:
Etliche schreiben, daß er sonderlich sei gläubig geworden, da das Blut Christi, das an der Lanze herablief, von ungefähr seine Augen berührte, die von Krankheit oder Alter schwach waren, und ihm alsbald sein klares Gesicht wieder gab.Also sagte er aller Ritterschaft ab und empfing von den Aposteln die Lehre des Glaubens. In der Stadt Caesarea im Lande Cappadocien lebte er 28 Jahre gleich einem Mönche und bekehrte viele Menschen mit seinem Wort und seinem Beispiel.
Eine als Lanze des Longinus angesehene römische Lanzenspitze gehörte seit dem hohen Mittelalter zu den Reichskleinodien und Insignien des Heiligen Römischen Kaisers. Diese Reliquie wurde im frühen 11. Jahrhundert zusammen mit einer großen Kreuzreliquie Bestandteil des Reichskreuzes, das heute in der Schatzkammer der Wiener Hofburg aufbewahrt wird.
Die frohe Botschaft
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- 10. März 2017
Der Mittwoch, der heutige Freitag und der Samstag dieser Woche sind die Quatember-Tage in der Fastenzeit. Die Sünde, die durch die Erbsünde in die Welt kam, und die Gebote Gottes, die uns sagen, was richtig und was falsch ist, stehen im Zentrum der liturgischen Texte dieser Tage, die einen überaus ernsten Ton anschlagen: „Wer (selbst) gesündigt hat, soll sterben“ – so die heutige Lesung mit den Worten des Propheten Ezechiel (Ez 18, 20-28). Doch das harte Urteil wird gemildert durch das Erbarmen Gottes, von dem Ezechiel sagt: „Wenn aber der Gottlose Buße tut für alle Sünden, die er begangen hat, wenn er alle Meine Gebote hält und Recht und Gerechtigkeit übt, soll er leben und nicht sterben.“
Das oben eingeklammerte „selbst“ steht ganz ohne Klammer so im Text, um die Aussage abzugrenzen gegenüber die im alten Judentum durchaus geläufige Vorstellung, daß Gott die „Sünden der Väter“ auch an den Nachkommen strafe „bis ins siebte Glied“. Das Wissen um die Individualität des Menschen und seine je einzigartige Verantwortung ist erst langsam gewachsen. Diese Verantwortung, so betont es Ezechiel in der heute gelesenen Passage, lastet auf dem Menschen, solange er lebt. Es gibt keinen einmaligen Akt, der die Rettung garantiert – und auch keinen, der unwiderruflich ins Verderben führt. Das war anscheinend auch den Juden der Zeit Ezechiels nicht ganz klar, denn der Prophet beschließt die heute vorgelesene Ermahnung mit den Worten:
So höre doch, Haus Israel: Ist etwa Mein Weg nicht gerecht; sind nicht vielmehr eure Wege verkehrt? Wenn der Gerechte sich abwendet von seiner Gerechtigkeit und Böses tut, so wird er darin sterben; um der Ungerechtigkeit willen, die er begangen hat, soll er sterben. Doch wenn der Gottlose sich abwendet von seiner Gottlosigkeit, in der er gelebt hat, und Recht und Gerechtigkeit übt, so wird er sich das Leben erhalten. Weil er in sich gegangen und sich von allen Freveln, die er verübt, abgewendet hat, wird er das Leben haben.“
Nur die Verfasser der angeblich reichhaltigeren Leseordnung des Novus Ordo werden wissen, warum diese Mahnung des Ezechiel in ihrem Evangliar nirgendwo einen Platz gefunden hat.
Lohn für die guten und Strafe für die bösen Taten der Menschen sind auch Hauptthema der insgesamt 5 Lesungen am morgigen Quatembersamstag, nach denen jeweils die verschiedenen Stufen der Weihe zum priesterlichen Amt gespendet wurden.
Besonders erwähnenswert aus der Liturgie dieser Quatembertage ist noch die Secreta vom Quatembermittwoch, die in der unübertrefflichen Präzision römischer Orationen den Inhalt des Messopfers zusammenfasst:
Hostias tibi, Domine, placationis offerimus: ut delicta nostra miseratus absolvas, et nutantia corda tu dirigas.
Wir bringen Dir, o Her, das Opfer der Versöhnung dar, hab drum Erbarmen, sprich uns los von unseren Sünden, und lenke Du unser unbeständigen Herzen.
Dieses Gebet wird ebenfalls in der Votivmesse zur Vergebung der Sünden gesprochen, es ist auch noch in der Novus-Ordo-Version dieser Messe enthalten.
Hl. Caecilia, bitte für uns!
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- 06. März 2017
Vor 50 Jahren, am 5. März 1967, unterzeichnete Papst Paul VI. ein von der damaligen hl. Ritenkongregation ausgearbeitetes Dokument über die Bedeutung der traditionellen Kirchenmusik „Musicam sacram“. Die praktische Bedeutung des Textes war gleich Null – der zwei Jahre später vom gleichen Papst angeordnete „Novus Ordo“ nahm keinerlei Rücksicht auf die überlieferte musikalische Gestalt der hl. Messe. Tatsächlich erklärte der Papst des Zwiespalts die überlieferte Kirchenmusik und damit sein eigenes Dokument selbst implizit für obsolet, als er in einer Predigt zur Einführung der neuen Liturgie einräumte: „Wir werden einen großen Teil jenes großartigen und unvergleichlichen künstlerischen und spirituellen Gebildes, der Gregorianik, verlieren.“ (Hier die ganze Ansprache).
Trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – hat eine international zusammengesetzte Gruppe von 200 Kirchenmusikern jetzt den unseligen Jahrestag zum Anlaß genommen, eine in starke Worte gekleidete Stellungnahme zur Wiederanmeignung des musikalischen Erbes der Kirche vorzulegen. Der unter der etwas mißverständlichen Überschrift Cantate Domino canticum novum veröffentlichte Text enthält an zentraler Stelle eine ebenso klarsichtige wie kritische Betrachtung zum Ist-Zustand der Kirchenmusik zu Beginn des 3. Jahrtausends, die wir im folgenden stark gekürzt wiedergeben. Der vollständige Text, der auch einige gutgemeinte, wenn auch wenig aussichtsreiche Anregungen zur Überwindung des traurigen Zustandes enthält, ist unter anderem auf kath.net nachzulesen. Hier unsere Auszüge:
Im Lichte des so oft ausgedrückten Sensus ecclesiae können wir nicht umhin, über den gegenwärtigen Zustand der Kirchenmusik besorgt zu sein, der nichts weniger als katastrophal ist und bei dem Missbräuche im Bereich der liturgischen Musik nun fast eher die Regel als die Ausnahme sind. (...)
Wir wollen hier einige der Faktoren zusammenfassen, die zur gegenwärtigen beklagenswerten Lage der Kirchenmusik wie auch der Liturgie beitragen:
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Stationskirchen
Die römischen Stationskirchen
In der Fastenzeit 2013 haben wir zu jedem Tag die entsprechende Stationskirche kurz vorgestellt. Damit sind zwar alle gegenwärtigen Stationskirchen erfasst, aber nicht alle Tage mit einer Statio, von denen es auch etliche außerhalb der Fastenzeit gibt.
Bei der Vorstellung der Stationskirchen orientierten wir uns im wesentlichen an „Die Stationskirchen des Missale Romanum“ von Johann Peter Kirch, Freiburg 1926. Zu Ergänzungen haben wir Hartmann Grisar „Das Missale im Licht römischer Stadtgeschichte“, Freiburg 1925, und Anton de Waals „Roma Sacra - Die ewige Stadt“ von 1905 in der Überarbeitung Johann Peter Kirchs von 1925 (Regensburg 1933) herangezogen. Daneben haben wir auch auf Informationen aus Internetquellen zurückgegriffen. Die Illustrationen stammen, soweit nicht anders angegeben, von eigenen Aufnahmen.
Wie der gegenwertige Nachfolger de Waals und Kirchs als Direktor des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Prof. Msgr. Stefan Heid, uns mitteilte ist diese älter Literatur insbesondere in Sachen der Datierungen vielfach überholt. Nach seinen Untersuchungen geht die Institution der Stationes nicht wesentlich vor die Zeit Gregors d. Großen zurück. Was natürlich nicht bedeutet, daß die Stationskirchen bzw. deren Vorgängerbauten nicht wesentlich älter sein können.