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Salve Jesu, rex santorum

Photo: Bayrischer RundfunkZweiter Abschnitt der Oratio Rhytmica

Sei gegrüßt Jesus, König der Heiligen,
du den Sündern versprochene Hoffnung,
am Holz des Kreuzes wie ein Verbrecher,
hängst du als Mensch, der wahrhaft Gott ist,
bebend und mit aufgeschlagenen Knien.
O wie armselig, o wie entblößt
bist Du an dem Kreuz, ein Schauspiel
der Spötter bist du ganz geworden;
aus eigenem Willen, nicht gezwungen,
zerschunden an allen Gliedern!

Dein Blut ist im Überfluss
vergossen, es fließt unaufhörlich,
ganz beschmutzt im Blutstrom,
stehst Du im höchsten Schmerz,
ganz mit schmählicher Hülle bedeckt.
O unendliche Majestät,
o unerhörte Not,
Wer für Deine große Liebe
Sucht Dich mit aufrichtigem Sinn auf
und gibt (sein) Blut für (Dein) Blut?

Was soll ich Dir zur Antwort geben,
da mein Tun wertlos, mein Herz verhärtet ist?
Was vergelte ich dem Liebenden
der erwählte, für mich zu sterben,
damit ich nicht des zweifachen Todes stürbe?
Deine Liebe ist die starke Liebe,
welche die Gesetze des Todes nicht besiegen
O wie sehr in deiner gütigen Fürsorge
hilfst du mir in meiner Bedrängnis, damit
ich nicht vom Biss des Todes verwundet werde!

Sieh, wegen Deiner Liebe
umarme ich dich mit Erröten:
Mit Vorbedacht habe ich mich an Dich gewandt,
Du siehst denGrund ganz klar zur Tage liegen
doch ertrage und verberge das!
Was ich tue möge dich nicht beschweren,
doch möge das alles überströmende Blut
mich der ich besudelt und krank bin,
heilen und reinigen,
damit kein Makel mehr übrig bleibe.

Dich an diesem Kreuz Blutenden,
Verachteten und Hingesteckten
möge ich suchen – dazu treibe mich an,
und gieße mir hier den Willen ein,
daß ich tun kann, was ich tun will.
Daß ich dich mit reinem Sinne suchen möge,
das sei meine erste Sorge.
Es ist keine Mühe und keine Beschwerung,
sondern heilen und reinigen,
wenn ich dich werde umarmen können.

Salve, mundi salutare

Aus dem hohen Mittelalter stammt der Hymnenzyklus Oratio Rhytmica, mit Gesängen auf die Glieder des gekreuzigten Erlösers. Früher wurden die dort zusammengefassen Dichtungen dem hl. Bernard von Claiveaux zugeschrieben, heute tendiert man eher dazu, Arnulph von Löwen (†1150) als Verfasser zu nennen. (Mehr dazu hier Ein Abschnitt dieses mehrteiligen Hymnus auf die Wunden des gekreuzigten Erlösers bildete die Vorlage für Paul Gerhardts bekanntes Lied „O Haupt voll Blut und Wunden", das bis auf den heutigen Tag in den Gesangbüchern beider großer Konfessionen enthalten ist und seinerseits ins Englische und andere Sprachen übertragen wurde.

Summorum Pontificum bringt von heute an für jeden Tag der Karwoche einen der sieben Abschnitte aus der meistüberlieferten Fassung dieses Zyklus in deutscher Übersetzung. Die lateinische Textgrundlage bietet zusätzlich hymnarium.de.

Sei gegrüßt, du Heil der Welt
Sei gegrüßt, mein lieber Jesus,
mach mich Deines Kreuzes würdig,
du weißt, daß ich das wirklich will,
gib mir von Deinem Überfluss.
Als ob du gegenwärtig wärest, trete ich heran
mit Gewissheit glaube ich, daß Du da bist,
O, wie schutzlos erblicke ich dich hier.
Sieh, ich werf‛ mich vor Dir nieder
sei geneigt mir zur Vergebung.

Die Nägel der Füße, die schlimmen Wunden,
die so tief hineingetrieben sind,
umfasse ich in Liebe
und bei Deinem Anblick
gedenke ich zitternd meiner Verwundungen.
Nur dank dieser großen Liebe
können wir Verwundeten bestehen.
O Du lieber Freund der Sünder,
du Heiler der Gebrochenen,
du liebster Vater von uns Armen.

Was an mir zerbrochen ist,
verzerrt oder zerrissen,
mache du, liebster Jesus, alles heil,
stelle es ganz und gar wieder her,
durch ein so gesegnetes Heilmittel.
Ich bitte Dich an Deinem Kreuz,
so aufrichtig ich irgend kann,
daß du mich hier heilst, wie ich erhoffe:
heile mich, und ich werde erlöst sein,
rein gewaschen in deinem Blut.

Deine rotgefärbten Wunden
und die tiefen Nagellöcher
laß in mein Herz eingeschrieben sein,
daß ich ganz zu dem Deinen werde
und Dich in jeder Weise liebe.
Liebster Jesus, guter Gott
zu Dir flehe ich wie ein Angeklagter:
zeige dich mir in Deiner Güte
und weise mich Unwürdigen nicht zurück
von Deinen heiligen Füßen

Ich werfe mich vor dem Kreuz nieder
und umarme diese Füße.
Guter Jesus, stoße mich nicht zurück,
sondern gewähre mir von dem heiligen Kreuz aus
die Gnade des Mitleids.
Nun stehe ich genau vor diesem Kreuz,
sieh mich an, du mein Geliebter,
wende Dich ganz zu mir hin,
und sage ohne Vorbehalt: Sei geheilt!
Ich erlasse Dir alles.

Die Weisheit der Altvorderen

Im kommenden August findet in Washington zum 4. Mal die Veterum Sapientia-Konferenz statt, die sich das Ziel gesetzt hat, das Studium der lateinischen Sprache und der in dieser Sprache niedergelegten jahrtausendalten Lehre der Kirche zu fördern. (Quelle) Die Besonderheit der Veranstaltung liegt darin, daß Vorträge und Diskussionsbeiträge ausschließlich in lateinischer Sprache stattfinden. Die bisher durchgeführten Konferenzen haben gezeigt, daß das Konzept aufgeht: Die Teilnehmer, die natürlich bereits mit soliden Kenntnissen der Sprache anreisen, werden durch die Erfahrung eines sechs-tägigen Eintauchens in Latein als gesprochene Sprache in ihren Sprachkenntnissen und Verständnisfähigkeiten enorm gefördert. Sie verlassen die Konferenz mit enorm geförderter Kompetenz zum Umgang mit der Sprache – und viele von Ihnen auch mit dem Vorsatz, im nächsten Jahr erneut teilzunehmen.

Der Konferenztitel Veterum Sapientia bezieht sich auf eine Apostolische Konstitution, also ein Gesetz der Kirche, das Papst Johannes XXIII am 22. Februar 1962 und damit wenige Monate vor Beginn des II. Vatikanischen Konzils veröffentlichen ließ. Es gehört zu den am stärksten missachteten und oft sogar von Bischöfen verlachten Dokumenten dieses Papstes, dessen Haltung und dessen Absichten von Fälschern innerhalb und außerhalb der Kirche seit Jahrzehnten grotesk entstellt werden. Eine vollständige deutsche Übersetzung hat der Kanonist Gero Weishaupt auf seiner Website veröffentlicht. Hier als Zitate (ohne die vom Papst reichlich eingestreuten Verweise auf frühere Dokumente der Kirche) zunächst einige Aussagen, mit denen der Papst die Bedeutung des Lateinischen in der Kirche unterstreicht:

Die lateinische Sprache ist aus sich heraus sehr geeignet zur Förderung jedweder Zivilisation unter allen Völkern, denn sie gibt nicht Anlass zu Neid, den einzelnen Völkern erweist sie sich als gleichwertig, begünstigt niemanden, schliesslich ist sie bei allen willkommen und beliebt. (...)

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Römische Sehenswürdigkeiten

Bild: WikimediaWer Gelegenheit hat, die vatikanischen Gärten zu besuchen, sollte nicht versäumen, die dort noch in eindrucksvoller Höhe erhaltenen Reste der Leoninischen Mauer zu besichtigen. Nun ist der Besuch dieser Plätze heute, da die vatikanische Security gleich zwei Päpste zu schützen hat, teilweise eingeschränkt. Vielleicht fällt auch die Leoninische Mauer unter die aus Sicherheitsgründen nicht mehr zugänglichen Abschnitte.  Zumindest in dieser Hinsicht hatte es der Oberste Brückenbauer Papst Leo IV. noch leichter, der diese Mauer kurz nach seinem Amtsantritt 855 zur Abwehr der ständigen Überfälle moslemischer Eindringlinge auf den damals noch außerhalb der römischen Stadtmauern liegenden Vatikan errichten ließ.

Zukunft ohne Tradition?

Bild: DomradioDie Kirche des Westens, insbesondere ihr bei allem weltlichem Reichtum geistig und geistlich ausgetrockneter Zweig in Deutschland, steht seit sechs Jahrzehnten in einem unerbittlichen Krieg gegen die eigene Tradition. Wenn es die Absicht ihres Leitungspersonals gewesen sein sollte, diesen Zustand der Ödnis in der Architektur und innenausstattung der im vergangenen Mai eingeweihten Neuen Propsteikirche Leipzig bildhaft auszudrücken, so ist das überzeugend gelungen: Da ist nichts mehr, was über die nackte Lebenswelt der Gegenwart hinausweisen könnte. Selbst das Kreuz der Erlösung wird entpersonalisiert und erscheint nur noch wie ein Firmenlogo. Der Bildersturm als höchstes Ideal sakraler Kunst - oder gebaute Häresie? Die Amträger aus Politik und Gesellschaft und die Kunstwelt gaben sich angesichts des in Leipzig entstandenen blassen Aufgusses von Architektur der 70er Jahre begeistert und lobten die Zeitgemäßheit des Baus. Die (wenigen) Katholiken der Stadt waren eher verstört, ihre Bedenken und Einwendungen wurden jedoch wie üblich von den Anhängern des Fortschrittsglaubens rücksichtslos übergangen.

Bild: Panoramio

Im vergangenen Dezember wurde in der südwestlichen Moskauer Trabantenstadt Yasenowo eine Kirche eingeweiht, die Selbstbild und Glaubensgeist der russischen Orthodoxie ausdrückt. Die „Kirche des Schutzes der Gottesmutter“ (Pokrova Presvete Bogorodice) liegt auf einer Erhebung im parkähnlich gestalteten 50-150 m breiten „Mittelstreifen“ der zentralen Magistrale und blickt noch über das etwa 15 km entfernte Stadtzentrum hinaus auf das gesamte Moskauer Stadtgebiet. (Hier die Koodinaten für das Auffinden in Google-EartH: 55°35'59.20" N  37°31'43.89" O) In dieser Lage bietet die ganz im traditionellen Stil errichtete Kirche mit ihren blauen Dächern und goldener Hauptkuppel schon einen imposanten Anblick. Als geradezu atemberaubend wird das Bild beschrieben, das sich im Inneren bietet: Der ganze Kirchenraum ist mit Goldmosaiken im Stil der sizilianischen Kirchen des 12. Jahrhunderts ausgeschmückt, in denen sich die Kunst von Byzanz mit am glänzendsten erhalten hat. Diese Ausschmückung ist alles andere als bloße Dekoration, sie ist wie in den Vorbildern Palermo und Monreale nicht nur Vergegenwärtigung der Heilsgeschichte im alten und neuen Testament, sondern auch Vorausschau auf das himmlische Jerusalem.

Bild: Orthodox Arts Journal

Die Kirche „Schutz der Gottesmutter“ von Yasenowo drückt mit den Mitteln der Architektur und der bildenden Kunst den ganzen Reichtum des christlichen Glaubens aus. Pilgern bietet sie - ganz ähnlich wie das nahegelegene Kloster des neuen Jerusalem aus dem 17. Jahrhundert und einige spätmittelalterliche Anlagen des Westens  - darüberhinaus die Möglichkeit zu einer spirituellen Pilgerreise ins Heilige Land: In der großangelegten Pilgerkrypta gibt es Repliken der Geburtsgrotte und des Kreuzigungsfelsens von Golgatha, ein achteckiger Taufbrunnen assoziiert die Himmelfahrtskapelle auf dem Tempelberg und die Grabeskapelle von der Grabeskirche wurde ganz und gar nachgebaut - einschließlich der Eingangstür, die so niedrig ist, daß man sie nur gebückt durchschreiten kann. Die Website des Orthodox Arts Journal gibt einen reich illustrierten Bericht über den Bau, Einzelheiten von Planung und Durchführung. Demnach ist die ganze Anlage nicht das Ergebnis einer Kopfgeburt glaubensferner Eliten im Kunst- und Sakralbetrieb, sondern eher ein Projekt „von Unten“, das freilich in seinem Fortschreiten eine Dynamik entwickelte, die weit über Yasenowo in Staat und Gesellschaft ausstrahlte.

Von der Leipziger Propsteikirche ist derlei nicht zu erwarten. Ihr Anblick hat noch nie jemanden an das himmlische Jerusalem denken lassen. Eher an die Gewerkschaftszentrale einer Provinzstadt.

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  • Stationskirchen

    Die römischen Stationskirchen

    Kupferstich von Giusepppe Lauro aus dem Jahr 1599

    In der Fastenzeit 2013 haben wir zu jedem Tag die entsprechende Stationskirche kurz vorgestellt. Damit sind zwar alle gegenwärtigen Stationskirchen erfasst, aber nicht alle Tage mit einer Statio, von denen es auch etliche außerhalb der Fastenzeit gibt.

    Bei der Vorstellung der Stationskirchen orientierten wir uns im wesentlichen an „Die Stationskirchen des Missale Romanum“ von Johann Peter Kirch, Freiburg 1926. Zu Ergänzungen haben wir Hartmann Grisar „Das Missale im Licht römischer Stadtgeschichte“, Freiburg 1925, und Anton de Waals „Roma Sacra - Die ewige Stadt“ von 1905 in der Überarbeitung Johann Peter Kirchs von 1925 (Regensburg 1933) herangezogen. Daneben haben wir auch auf Informationen aus Internetquellen zurückgegriffen. Die Illustrationen stammen, soweit nicht anders angegeben, von eigenen Aufnahmen.

    Wie der gegenwertige Nachfolger de Waals und Kirchs als Direktor des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Prof. Msgr. Stefan Heid, uns mitteilte ist diese älter Literatur insbesondere in Sachen der Datierungen vielfach überholt. Nach seinen Untersuchungen geht die Institution der Stationes nicht wesentlich vor die Zeit Gregors d. Großen zurück. Was natürlich nicht bedeutet, daß die Stationskirchen bzw. deren Vorgängerbauten nicht wesentlich älter sein können.

Zusätzliche Informationen