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Ein Papstbrief zur Fastenzeit

Bild: Wikimedia CommonsIm ersten Jahr seines Pontifikats (1741) hat Papst Benedikt XIV. (Prosper Lambertini, 1675 – 1758) das Lehrschreiben Non Ambigimus an die Bischöfe der Kirche gerichtet, in dem er die Bedeutung des Fastens einschärfte und auf die Wiederherstellung einer dem entsprechenden Fastenordnung drang. Dieses Breve Non Ambigimus enthält die Grundlagen für die auch heute noch gültige Lehre und das Kirchenrecht zum Fasten, es ist auf der Website des Vatikans im italienischen Originaltext abrufbar. Wir haben den ersten Teil (mit Hinzuziehung einer allerdings sehr unvollkommenen englischen Übersetzung unter weitgehender Beibehaltung seiner sprachlichen Eigenart übersetzt und den zweiten zusammengefasst.

Es beginnt ein langes ZitatWir haben keinen Zweifel, ehrenwerte Brüder, daß alle Anhänger der katholischen Religion wissen, wie sehr die Kirche, die sich über die gesamte christliche Welt erstreckt, davon überzeugt ist, daß die vorösterliche Fastenzeit zu den stärksten Bollwerken der wahren Lehre gehört.

Vorgezeichnet im Gesetz und bei den Propheten, geheiligt durch das Beispiel Unseres Herrn Jesus Christus, überliefert von den Aposteln und allerorten vom Heiligen Recht vorgeschrieben, wird dieses Fasten in der ganzen Kirche seit ihren Anfängen beachtet und eingehalten. Ganz gewiss können auch wir, die wir täglich sündigen, mit der Anwendung dieses allgemeinen Heilmittels, so wie es uns von den Vätern des Altertums überliefert ist, uns mit dem Kreuz Christi vereinen und so zu dem beitragen, was Er für uns bewirkt hat.

Gleichzeitig bereiten wir uns, durch das Fasten an Leib und Seele gereinigt, darauf vor, auf würdige Weise der heiligen Geheimnisse unserer Erlösung durch das Leiden und die Auferstehung zu gedenken, die ganz besonders in der Fastenzeit mit der größten Feierlichkeit begangen werden. Das Fasten, das nachgerade ein Kennzeichen unserer Heerschar ist, unterscheidet uns von den Feinden der Kirche. Durch seine Übung wenden wir den Blitzstrahl der göttlichen Vergeltung ab und erlangen mit Gottes Hilfe Schutz vor den Fürsten der Finsternis.

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Eine Präfation für die 'Gesimas

Bild: von der Website des AutorsIm vergangenen Jahr hat die für die Belange der überlieferten Liturgie zuständige Glaubenskongregation mit zwei Erlassen den Heiligenkalender für die traditionelle Form erweitert und die Verwendung einiger neuer Präfationen zugelassen. Wir haben konkret dazu bereits im letzten März (zum Heiligenkalender) und im April (zu den Präfationen) Stellung genommen. Frühere Artikel zum Thema Neue Präfationen finden Sie hier und hier. Fr. Hunwicke hat den Sonntag Septuagesima zum Anlaß genommen, daran zu erinnern, daß die ursprünglichen Plände der  Glaubenskongregation auch die Neu/Wiederaufnahme einer Präfation zu den Sonntagen der Vorfastenzeit vorsahen - die dann jedoch aus nachvollziehbaren Gründen unterblieb. Fr. Hunwicke befaßt sich mit diesen Gründen und stellt anschließend einige Überlegungen  zur (vermuteten) sprachlichen Urform dieser Präfation und ihrer veränderten Aufnahme in das Messbuch des Novus Ordo an. Er schließt seine Ausführungen mit einigen höchst bededenkenswerten Gedanken zur sprachlichen Prägnanz der ältesten lateinischen Messgebete und zu der im konkreten Fall vorliegenden tiefen Verwurzelung in der ganzen Heilsgeschichte von Altem und Neuem Testament. Wir haben die auf Fr. Hunwicke's Mutual Enrichment an zwei Tagen hintereinander erschienenden Texte zusammengefasst und übersetzt.

Es beginnt ein langes Zitat(1. Teil) Ungefähr vor einem Jahr ist die Gottesdienstkongregation tätig geworden. Interessierte Leser werden wissen, daß dieses Dikasterium die Aufgaben der guten alten Heiligen Ritenkongregation hinsichtlich der authentischen Form des römischen Ritus übernommen hat. Und besonders erfreulich: Ihre Tätigkeit hat einen Liturgisten namens Grillo in Wut versetzt. Er ist nämlich der Ansicht, daß es falsch wäre, noch irgendetwas hinsichtlich der authentischen Form zu unternehmen, da sie doch bereits unwiederruflich in der Vergangenheit erstarrt sei. Woher wissen wir, daß sie so erstarrt ist? Nun, weil sie sich nicht verändert hat – ein schönes Beispiel für eine Argumentation im Kreis.

Die Änderungen durch die Gottesdienstkongregation (die alle lediglich Wahlmöglichkeiten eröffnen) bezogen sich auf die Präfationen und in einem eigenen Dekret auf das Kalendarium. Die Einführung weiterer Präfationen war bereits von Benedikt XVI. in Summorum Pontificum vorgeschlagen worden. Und tatsächlich waren einige weitere (gallikanische) Präfationen aus dem Frankreich des 18. Jahrhunderts mit einer Sondererlaubnis bei der Piusbruderschaft und anderswo schon seit langem in Gebrauch.

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Aus der Zeit gefallen?

Bild: Manuskript aus der Larentianischen Bibliothek FlorenzWie aus der Zeit gefallen mag der 1. Februar in diesem Jahr den Gläubigen erscheinen, die ihr Leben an der überlieferten Liturgie der Kirche ausrichten: Mit dem Sonntag Septuagesima begann gestern die Vorfastenzeit, der äußere Vorhof des Osterfestkreises, dessen inneren Vorhof die Fastenzeit und dessen Heiligtum die Woche des Triduums und der Ostertag bildet. Doch erst morgen endet traditionell mit dem Fest der Reinigung Mariens die Weihnachtszeit: 40 Tage nach der Geburt eines Sohnes war die jüdische Mutter nach dem Gesetz Moses zu einem Reinigunsopfer verpflichtet, und selbstverständlich hat auch Maria die Gottesgebärerin dieses Gesetz eingehalten. Dieser 40. Tag ist in der Kirche des Westens seit der Festlegung des Weihnachtstages auf den 25. Dezember des Sonnenkalenders unverrückbar der 2. Februar. Das Datum von Septuagesima dagegen, der 9. Sonntag vor Ostern, schwankt mit dem Ostertermin, der an den Vollmond gebunden ist. Und wenn Ostern früh ist – das ist alle drei bis fünf Jahre der Fall, zum letzten Mal 2018 – beginnt nach dieser Logik der österliche noch vor dem Ende des weihnachtlichen Festkreises.

Das ist nicht die einzige Unschärfe, die sich mit dem heutigen Montag nach Septuagesima verbindet. Septuagesima – das wäre eigentlich der 70. Tag vor Ostern, aber da Ostern eine Sache des Sonntags ist und man in der Antike den symbolischen Wert von Zahlen mindestens so hoch veranschlagte wie den numerischen, sind die Sonntage der Vorfastenzeit nur annäherungsweise durchgezählt: Schon nach 7 Tagen folgt auf den „Siebzigsten“ der Sonntag „60 Tage vor Ostern (Sexagesima)“, und diesem nach weiteren 7 Tagen der Sonntag „50 Tage vor Ostern (Quinquagesima)“. Und überhaupt sind es ja nur 63 Tage, die hier großzügig als „70“ angesprochen werden, wohl um der Jahre vor der Erlösung Israels aus dem babylonischen Exil zu gedenken.

Im sakralen Raum gehen Uhren und Kalender anders als in der profanen Welt. Das ist der modernen Welt schwer vermittelbar und war wohl eines der Motive dafür, daß die Liturgiereform die ganze Vorfastenzeit und damit auch die anstößige Zählung ihrer Sonntage einfach „abschaffte“ und durch eine staubtrockene Zählung „im Jahreskreis“ ersetzte. So ist der Sonntag Septuagesima wenn auch vielleicht nicht aus der Zeit, doch aus dem römischen Meßbuch in seiner verstümmelten Form gefallen. Wer will, mag darin einen wichtigen Etappensieg des säkularen Geistes über den sich jeder Rechenmaschine entziehenden Geist des Säkularismus sehen. Der nächste Schritt wäre dann die Aufgabe des immer wieder auf Unverständnis stoßenden schwankenden Osterdatums. Endlich ein Kalender nach den Bedürfnissen von Handel und Industrie!

Natürlich hängt der christliche Glaube nicht von jeder Einzelheit der aus der Geschichte überkommenen Weltbilder und ihrer symbolischen Deutung ab, wie sie uns am Vorfastensonntag Septuagesima und dessen Überschneidung mit der Weihnachtszeit entgegentreten. Aber er hängt sehr wohl daran, daß die Christen ihre Wahrnehmungsfähigkeit nicht in opportunistischer Anpassungsbereitschaft auf das beschränken, was einer säkularistisch amputierten Rationalität einsichtig ist.

Zum Jahr des hl. Joseph

Bild: Illustration des 19. Jh.Unter den vielfältigen Angeboten, das soeben begonnene Jahr unter ein ganz besonderes Thema zu stellen, scheint uns dieser der beherzigenswerteste zu sein: 2021 als Jahr des hl. Joseph. Roberto de Mattei hat diesem Gedanken bereits im Advent einen ausführlichen Artikel auf Rorate Cæli gewidmet – wir bringen die wichtigsten Abschnitte daraus in Übersetzung.

Es beginnt ein langes ZitatDie Welt ist in Verwirrung und Aufruhr. Sie sieht die Ursache für all das, was derzeit geschieht, bei den Regierungen oder bei geheimen Mächten, dringt aber nicht zu den wahren Ursachen vor: Den Sünden der Menschen. Die Züchtigung durch Gott wird nicht als solche erkannt, und in all der Aufregung und fieberhaften Aktivität findet die Gnade Gottes keinen Raum. Die Gnade Gottes erfordert zu ihrer Wirksamkeit Ruhe und Nachdenklichkeit, die Ordnung, die uns die hl. Familie vorgelebt hat. Dafür gibt es in diesen Tagen des Advent nichts geeigneteres als den Blick zum hl. Joseph zu erheben, der die ihm anvertraute Familie in den kalten und dunklen Tagen einer schwierigen Reise mit Klugheit und Mut nach Bethlehem brachte.

Der hl. Lukas berichtet, daß in diesen Tagen ein Dekret des Kaisers Augustus ergangen war, „den ganzen Erdkreis aufzuzeichnen“ und daß sich zu dieser Erfassung alle in ihre Heimatstadt zu begeben hätten. (Lukas 2, 3). (…) Die von Augustus angeordnete Volkszählung war Ausdruck der Arroganz eines Kaisers, der sich die Weltherrschaft anmaßte. Viele Juden hingen damals der Illusion eines nutz- und fruchtlosen Aufstandes an. Sie hielten dazu, wie Fr. Faber uns erinnert, Ausschau in alle möglichen Richtungen – nur nicht zur Höhle von Bethlehem, und als der Messias geboren wurde, wurde er für sie zu einem Stein des Anstoßes.

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Tag der Märtyrer

Gestern erst war der Tag der Freude über die Geburt des Erlösers, und die Engel sangen: Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede auf Erden den Menschen, die guten Willens sind. Guten Willens sind freilich nicht alle, und so hat die Kirche schon am heutigen Tag Grund, des ersten Märtyrers zu gedenken, der wegen seines Glaubens ermordet wurde. Der Diakon Stephanus war der erste einer unendlichen Schar, deren Reihen durch die Jahrhunderte immer weiter aufgefüllt wurden – auch heute noch und gerade wieder, wo dem islamischen Terror täglich in den Ländern Afrikas und Südostasiens Dutzende, wenn nicht Hunderte, von Christen zum Opfer fallen.

Die meisten von Ihnen bleiben namenlos, ihr Tod wird verschwiegen, die Ausrottung ganzer christlicher Dörfer in Nigeria ist vielen Redaktionen noch nicht einmal eine Kurznotiz wert. Um so wichtiger ist es, derer zu gedenken, die Namen und Gesicht haben wie der französische Priester Jacques Hamel, dem die Gangster des falschen Propheten bei der Feier der hl. Messe den Kopf abschnitten. Nach altem Glauben der römischen Kirche erschließt das Martyrium, der Tod von den Feinden des Glaubens aus Haß gegen Christus, den unmittelbaren Zugang zur Anschauung des Herrn in seiner Herrlichkeit. Das können wir auch für Jacques Hamel annehmen, der am 26. Juli 2016 ermordert wurde – auch er nicht der letzte, auch nicht in Europa. Hans Georg Bertram hat ihm einen kraftvollen Hymnus gewidmet, den das Hymnarium heute am Tage des ersten Märtyrers erstveröffentlicht.

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  • Stationskirchen

    Die römischen Stationskirchen

    Kupferstich von Giusepppe Lauro aus dem Jahr 1599

    In der Fastenzeit 2013 haben wir zu jedem Tag die entsprechende Stationskirche kurz vorgestellt. Damit sind zwar alle gegenwärtigen Stationskirchen erfasst, aber nicht alle Tage mit einer Statio, von denen es auch etliche außerhalb der Fastenzeit gibt.

    Bei der Vorstellung der Stationskirchen orientierten wir uns im wesentlichen an „Die Stationskirchen des Missale Romanum“ von Johann Peter Kirch, Freiburg 1926. Zu Ergänzungen haben wir Hartmann Grisar „Das Missale im Licht römischer Stadtgeschichte“, Freiburg 1925, und Anton de Waals „Roma Sacra - Die ewige Stadt“ von 1905 in der Überarbeitung Johann Peter Kirchs von 1925 (Regensburg 1933) herangezogen. Daneben haben wir auch auf Informationen aus Internetquellen zurückgegriffen. Die Illustrationen stammen, soweit nicht anders angegeben, von eigenen Aufnahmen.

    Wie der gegenwertige Nachfolger de Waals und Kirchs als Direktor des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Prof. Msgr. Stefan Heid, uns mitteilte ist diese älter Literatur insbesondere in Sachen der Datierungen vielfach überholt. Nach seinen Untersuchungen geht die Institution der Stationes nicht wesentlich vor die Zeit Gregors d. Großen zurück. Was natürlich nicht bedeutet, daß die Stationskirchen bzw. deren Vorgängerbauten nicht wesentlich älter sein können.

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