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Zur Lage am Jahresbeginn

Die Diskussion über das Dokument zur Austreibung der Tradition aus der Kirche von Franziskus ging auch über die Feiertage weiter, und sie wird auch in den kommenden Wochen nicht abebben. Zu sehr ist inzwischen deutlich geworden, dass dieses Dokument und die dahinter stehenden Absichten nicht nur den überlieferten Ritus (und große Teile der überlieferten Lehre) „abschaffen“ sollen, sondern daß es Franziskus und seinen Mitkämpfern darum geht, alle dem Modernismus widerstehenden Elemente abzuspalten. Daß er dabei nicht nur der in Worten verteidigten „Einheit“ widerstreitet, nimmt er ebenso in Kauf wie die Gefährdung des Papstamtes selbst, das durch sein treubrüchiges Vorgehen schwersten Schaden erleidet.

Nachdem diese Sachverhalte allen, die nicht bewußt die Augen verschließen, im vergangenen Jahr überdeutlich erkennbar geworden sein sollten, werden wir uns hier zukünftig mit den Einzelheiten nur noch da befassen, wo diese neue und unerwartete Aspekte eröffnen oder über ihre Existenz auf Papier hinaus Fakten in der Realität setzen. Die Tradition des authentischen Glaubens hat mehr zu bieten als unentwegte Abwehrkämpfe gegen Gegner, die den gemeinsamen Boden längst verlassen haben – und deren letztliches Scheitern auch dann schon absehbar ist, wenn sie sich heute im Besitz aller Machtpositionen wähnen.

Von daher können wir uns damit begnügen, unter den zahlreichen durchaus lesenswerten Beiträgen zum Thema TC in den vergangenen 14 Tagen (und die zweifellos auch bald wieder an den bekannten Stellen aufgelistet werden) lediglich zwei besonders hervor zu heben.

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Die Hirten der Völker

Repro aus dem Missale von Pustet 1894, eigene AufnahmeKeine Weihnachtskrippe ohne die Hirten und ihre wollige Herde. Vor zwei Jahren haben wir hier beschrieben, daß an den Hirten von Bethlehem (möglicherweise) noch mehr war, als man sich gemeinhin unter Schafhirten vorstellt. Einiges spricht dafür, daß sie in Wirklichkeit Angehörige des priesterlichen Stammes der Leviten waren, die auf dem Feld beim „Turm der Herde“ im Auftrag des Tempels die makellosen Opfertiere für die alltäglichen Opfer in Jerusalem züchteten. So wäre also Bethlehem im zweifachen Sinne „nicht die geringste unter den Fürstenstädten Israels“ gewesen: Nicht nur als Ort der Geburt des Sprosses aus dem Hause Davids, der, wie viele hofften, das weltliche Königtum erneuern würde, sondern auch des letzten und höchsten Opferlammes, für das endgültige Opfer, das nicht nur dem Volk Israel, sondern der ganzen Menschheit den Weg zur Erlösung öffnen sollte. Die priesterlichen Hirten aber wären ein verbindendes Glied zwischen dem Israel des alten Bundes und seines Tempels und dem neuen Israel der ganzen Welt, deren Erlöser sie als erste ihre Verehrung darbrachten.

Aber vielleicht ist sogar noch mehr an diesen Hirten von Bethlehem. Wenn wir einigen frühen Kirchenvätern glauben können, die noch Zugang zum Wissen des Glaubens Israels vor der Zerstreuung (also aus der Zeit Christi und früher) hatten, waren sie – zumindest auf einer symbolischen Ebene – nicht nur die Hirten der Schafe des Tempels, sondern sie stehen für die Hirten der Völker, für jene mächtigen Engel, die Throne und Herrschaften, die der Allmächtige nicht zum Dienst an seinem Thron, sondern als Lenker und Beschützer der Völker eingesetzt hatte. Ihnen an erster Stelle galt die Botschaft der Engel. Sie hatten mit der ganzen Welt sehnsüchtig auf einen Retter gewartet, und nun eilten zum Ort der Geburt des Herrn und feierten mit den vom Himmel herabgekommenen Mit-Engeln (?) den ersten Tag des Versöhnungswerkes, das erste Weihnachtsfest in geradezu kosmischer Dimension: Gloria in excelsis Deo et in terra pax hominibus bonae voluntatis.

Der Glaube Israels an die Engel ist in den Schriften des alten Testaments, dessen Autoren unter der Führung des Geistes sehr darauf bedacht waren, alle Ansatzpunkte (oder Überreste!) von Vielgötterei zu vermeiden oder auszumerzen, nur sehr bruchstückhaft überliefert.

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Zeiten der Erwartung

Bild: A. Basdekis, Website der GemeindeZu keiner Zeit ihres Jahres fühlt sich die Kirche, das neue Israel, dem alten Israel so verbunden wie im Advent. Gerade so wie das Volk des Gesetzes betet sie „Tauet Himmel, den Gerechten, Wolken regnet ihn herab“ – aber anders als dieses weiß sie, daß diese Bitte bereits erhört ist. Die Kirche unterstreicht diese Parallelität in zahlreichen Lesungen aus dem alten Testament, die sie ins Brevier aufgenommen hat. Und sie hat viele der großen Gestalten der Zeit vor der Menschwerdung des Messias in den Heilgenkalender der Adventswochen aufgenommen – wo sie freilich, um der Wahrheit die Ehre zu geben, in der kirchlichen Praxis ein wenig beachtetes Schattenleben führen. Das gilt zumindest für die Kirche des Westens – Osten sieht das etwas anders aus.

Fr. Zuhlsdorf hat eine Liste für uns zusammengestellt:

  • 19. November – Obadiah
  • 1. Dezember – Nahum
  • 2. Dezember – Habakuk
  • 3. Dezember – Zephaniah
  • 16. Dezember – Haggai, auch David
  • 18 Dezember – Malachi
  • 24. Dezember – Adam, auch David

Das ist eine schöne Reihe. Tatsächlich ist sie bei Zuhlsdorf mit acht Namen genauso lang wie seine Aufzählung weiterer im ganzen Kirchenjahr verteilten heiligen Vorväter:

  • 1. Mai – Jeremia
  • 9. Mai – Jesaja
  • 15. Juni – Amos
  • 20. Juli – Elia
  • 23. Juni – Ezechiel
  • 21. September – Jona
  • 17. Oktober – Hosea
  • 19. Oktober – Joel

Vollständig ist diese Aufzählung freilich noch nicht, spontan fallen uns noch mindestens drei weitere wichtige Gestalten ein, die einen Platz im Heiligenkalender gefunden haben:

  • 10. Mai – Job
  • 9. Oktober – Abraham
  • 29. Dezember – David
  • und trotz allem auch Eva, derer zusammen mit Adam am 24. 12. gedacht wird.

Fr. Zuhlsdorf macht zusätzlich darauf aufmerksam, da, wo einer dieser Tage auf eine feria fällt, auch die Feier einer Votivmesse zum Gedächtnis dieses Heiligen möglich ist – leider gibt er keinen Hinweis, welche er dafür vorschlagen würde. Ein eigenes Formular ist uns jedenfalls nicht bekannt.

Alle heiligen Patriarchen und Propheten – bittet für uns!

Als Weihnachten noch jung war

ArchivAn Hand der älteren Messformulare für die adventlichen Quatembertage versucht Fr. Hunwicke (hier und hier) in dieser Woche einen Blick zurück in die Zeit, als der Rhytmus der Jahreszeiten noch wie selbstverständlich zur Lebenswelt des Volkes gehörte – und Weihnachten als neues Fest erst mit pastoralem Bemühen in diesen Rhytmus eingepasst werden mußte.

Liturgische Erfindungen (1)

Ich möchte ganz ehrlich zu Ihnen sein: Ich weiß nicht, wann Weihnachten erfunden worden ist. Bis auf weiteres schl8eße ich mich der Vorstellung an, daß man die Kreuzigung des Herrn auf den 25. März datierte und deshalb seine Empfängnis für den gleichen Tag vermutete, so daß der 25. Dezember zu seinem Geburtstag wurde. Ich bin ganz entschieden nicht der Meinung, Weihnachten wäre eine christliche Übernahme des Festes von „Sol Invictus“, der unbesiegbaren Sonne. Wenn morgen oder übermorgen ein paar großsprecherische Journalisten uns das wieder weis machen wollen, erinnern Sie sich bitte daran, daß die Geschichtswissenschaft inzwischen zu der übereinstimmenden Ansicht gekommen ist, daß Sol Invictus eine späte heidnische Überformung von Weihnachten darstellt – und nicht umgekehrt.

In dieser Woche begehen wir im römischen Ritus die Advents-Quatember. Ursprünglich gab es nur drei solche Abschnitte… die Fasten-Quatember ist eine spätere Ergänzung. Jedenfalls haben wir die Quatembertage jetzt jeweils in der Woche nach Pfingsten – wobei viele von uns annehmen, daß es sich dabei um eine Weiterführung der heidnischen römischen Tage der Weizenernte handelt. Dann die Quatembertage im September, die die gleiche Stelle einnehmen wie die römischen Feiern der Weinlese, und dann eben die Quatember dieser Woche, die in die gleiche Zeit fällt wie die feriae sementinae (oder sementivae), die Tage der Aussaat. (Zum jüdischen Hintergrund vergl. Sach. 8:19).

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Maria - demütig und hoch erhaben

Bild: Francisco de Zubaran, Immaculada, Prado von Madrid, Gemeinfrei Wikimedia.Nach dem traditionellen wie nach dem reformierten Kalendarium der römischen Kirche ist der 8. Dezember das Fest der Unbefleckten Empfängnis der allerseligsten Jungfrau Maria – Dupl. I. Class. Nach modernem Sprachgebrauch leichter verständlich, aber dogmatisch ebenfalls korrekt: das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“.

Beide Formulierungen besagen das Gleiche und sind auch – anderslautenden Gerüchten oder den betrüblichen Ergebnissen neuzeitlichen Religionsunterrichtes und Theologiestudiums (s. hierzu auch unseren Artikel zum Fest von 2017) zum Trotz – in der Kirche des Westens ebenso wie der des Ostens nie anders verstanden worden: Maria, die spät und wider alle Hoffnung und Erwartung natürlich gezeugte und geborene Tochter Joakims und Annas, war vom ersten Augenblick ihrer Existenz an frei von der Befleckung durch die Erbsünde, mit der die unglückliche Stammutter des Menschengeschlechts ihrer Nachkommenschaft den freien Zugang zum Schöpfergott verschlossen hatte. Und so gefiel es dem Allmächtigen, der Frau, die zur Stammutter des neuen Menschengeschlechts werden sollte, diese unselige Erbschaft zu ersparen. Nicht, um sie zur Gottesgebärerin vorherzubestimmen, sondern um sie wieder in den Stand des Menschen einzusetzen, den er erschaffen hatte, und der erneut in freiem Willen sich entscheiden konnte, für oder gegen den Plan Gottes zu leben.

Diese Aspekte sind in den Messtexten zum Tage sowie in zahllosen Traktaten und Predigten ausgebreitet und bedürfen hier keiner weiteren Erläuterung.

Weitaus seltener kommt die Rede auf einen anderen Gesichtspunkt, den Franz Michel Willam in seinem (leider nur in den ersten vier Auflagen) ganz hervorragenden Werk „Das Leben Marias der Mutter Jesu“ unter der Kapitelüberschrift „Die Einsamkeit der Gnadenvollen“ herausgearbeitet hat. Dort schreibt er:

Maria lebte in einer Einsamkeit, für die die Einsamkeit eines Kindes, das unter lauter Erwachsenen aufwächst, ein zwar schwaches, aber immerhin doch brauchbares Gleichnis darstellt. Maria, die Begnadete, lebte nämlich, um beim Bilde zu bleiben, als höchstes und vollkommenstes Kind Gottes unter lauter Menschen, die der Gotteskindschaft verlustig gegangen und mehr oder weniger der Sünde verfallen und den bösen Neigungen asgeliefert waren.

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  • Stationskirchen

    Die römischen Stationskirchen

    Kupferstich von Giusepppe Lauro aus dem Jahr 1599

    In der Fastenzeit 2013 haben wir zu jedem Tag die entsprechende Stationskirche kurz vorgestellt. Damit sind zwar alle gegenwärtigen Stationskirchen erfasst, aber nicht alle Tage mit einer Statio, von denen es auch etliche außerhalb der Fastenzeit gibt.

    Bei der Vorstellung der Stationskirchen orientierten wir uns im wesentlichen an „Die Stationskirchen des Missale Romanum“ von Johann Peter Kirch, Freiburg 1926. Zu Ergänzungen haben wir Hartmann Grisar „Das Missale im Licht römischer Stadtgeschichte“, Freiburg 1925, und Anton de Waals „Roma Sacra - Die ewige Stadt“ von 1905 in der Überarbeitung Johann Peter Kirchs von 1925 (Regensburg 1933) herangezogen. Daneben haben wir auch auf Informationen aus Internetquellen zurückgegriffen. Die Illustrationen stammen, soweit nicht anders angegeben, von eigenen Aufnahmen.

    Wie der gegenwertige Nachfolger de Waals und Kirchs als Direktor des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Prof. Msgr. Stefan Heid, uns mitteilte ist diese älter Literatur insbesondere in Sachen der Datierungen vielfach überholt. Nach seinen Untersuchungen geht die Institution der Stationes nicht wesentlich vor die Zeit Gregors d. Großen zurück. Was natürlich nicht bedeutet, daß die Stationskirchen bzw. deren Vorgängerbauten nicht wesentlich älter sein können.

Zusätzliche Informationen