„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Kirchenkrise als Bischofskrise
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- 06. April 2022
Vor einigen Tagen hat der amerikanische Bischof Joseph Strickland Kardinal Marx schwere Vorwürfe gemacht: „Kardinal Marx hat den katholischen Glauben verloren. Er sollte so ehrlich sein, und zurücktreten“. Das war am ersten April – vielleicht ein unglückliches Datum – und so weit wir sehen, hat es bisher von Seiten des Kardinals oder anderer deutschkatholischer Stellen keinerlei Reaktion gegeben. Auch die römische Bischofskongregation hüllt sich in Schweigen; die Webseiten der Bischofskonferenz, des Bistums München und andere offizielle Sprachrohre fanden die Nachricht noch nicht einmal der Meldung wert.
Nun sind wir keine Freunde der gegenwärtig inflationär zu jedem Anlaß von jedem Hinz gegenüber jedem Kunz vorgebrachten Rücktrittsforderungen – aber die Begründung des Bischofs, der Kardinal habe „den Glauben verloren“, ist so schwerwiegend, daß man das nicht einfach so „im Raum stehen lassen“ kann. Daß Marx selbst sich nicht äußerst, ist wenig überraschend. Hinter seiner „progressiven“ Fassade steckt ein Machthaber schlimmster klerikalistischer Art, dem das „mich kann keiner“ – oder unfeiner ausgedrückt „ihr könnt mich alle…“ - längst zur zweiten Natur geworden ist. Daß sie, vielbeschäftigte Manager als die sie sich sehen, Briefe aus dem Kirchenvolk nur beantworten (lassen), wenn ihnen das politisch profitlich erscheint – also wenn sie von Maria 2.0 oder #Outinchurch kommen – geschenkt. Aber den Vorwurf eines „Mitbruders im Bischofsamtes“, vom Glauben abgefallen zu sein, der doch das Fundament dieses Bischofsamtes darstellt , diesen Vorwurf einfach so verpuffen zu lassen – das verrät schon ein gerüttelt Maß an Chuzpe.
Was uns von Seiten der Marxe und Bätzinge nicht weiter überrascht. Nachdenklicher stimmt uns das Schweigen der Bischofskongregation,
Passionssonntag und „Arma Christi“
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- 04. April 2022
Der Passionssonntag gibt wieder Anlaß, sich den Pustet-Missales der Wende vom 19. zum 20. Jh. und ihren Illustrationen zuzuwenden. Der Holzschnitt zum Passionssonntag – im Missale von 1900 mit einem relativ neu geschaffenen Zentralbild von Max Schmalzl aus dem Jahr 1893 – greift ganz im Sinne des traditionelllen Verständnisses dieses 5. Sonntags der Fastenzeit voraus auf die Leidensgeschichte des Herrn, die sich dann in der Karwoche voll entfalten wird. Im Proprium des Missales kann sich dieses Verständnis vor allem auf Graduale und Tractus stützen, die mit Versen aus den Psalmen 128 und 142 durchaus bildhaft auf das bevorstehende Leiden des Erlösers hindeuten, während die Lesungen eine eher abstrakte theologische Deutung der kommenden Erignisse bieten. Die Verspottung des Herrn vor dem Prozess bei Pilatus bietet für die künstlerische Umsetzung der Passio Christi ein überaus geeignetes Motiv. Schmalzl gelingt es dabei sehr überzeugend, in der Figur des als Hochstapler verspotteten vermeintlich selbsternannten Königs der Juden das wahre Königtum Chtristi durchscheinen zu lassen, dem sich „jedes Knie beugen wird im Himmel und auf Erden“ (Phil. 10,2)
Die beiden typologischen Szenen rufen links eine Stelle aus dem Hohen Lied und rechts aus dem 4. Buch der Könige in Erinnerung. Das Hohe Lied 3,11 fordert die Töchter Jerusalems auf: „Kommt heraus und seht den (salomonischen) König“, den Friedensfürsten und Typos Christi als Vorausgestalt des von Gott eingesetzten Königs der ganzen Welt und aller Zeiten. Die Krone auf dem Haupt des Königs hat doppelte Bedeutung: Die Königskrone des irdischen Königtums, wie es von den idealisierten Figuren Davids und Salomons verkörpert wird, und die des liebevollen Bräutigams, der nach alter jüdischer Sitte eine Bräutigamskrone trägt und sich der Braut zuneigt, die so in einem das auserwählte Volk Israel wie auch die Kirche als die Braut Christ darstellt. Verbindendes Element zum Mittelbild ist die Krone des königlichen Bräutigams, die ihre Widerspiegelung in der Dornenkrone des Schmerzensmannes findet. Die beiden Frauengestalten im Hintergrund beziehen sich wohl darauf, daß der hochpoetische (und dementsprechend nicht leicht deutbare) Text von Hld 3 davon spricht, daß die suchende Seele Israels ihre Liebe „im Gemach ihrer Mutter“ wiedergefunden habe.
So feinsinnig und anspielungsreich sich die linke Seite darstellt, so grobschlächtig geht es auf der rechten zu.
Ist das deutsche Schisma komplett?
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- 02. April 2022
Gut möglich, daß die heute zu Ende gehende 13. Woche des Jahres 2022 von späteren Historikern als die Woche identifiziert wird, in der aus dem verschleierten Schisma der Deutschkatholiken ein offenes Schisma geworden ist. Besiegelt durch die von Noch-Kardinal Marx im Interview mit der Boulevardillustrierten „Stern“ mitgeteilte Absicht, die katholische Lehre in entscheidenden Punkten ihres Welt- und Menschenbildes aufzugeben und den Katechismus entsprechend zu ändern – oder für den Machtbereich des Synodalen Weges einen neuen zu erstellen.
Die Erklärung von Marx markiert den einstweiligen Höhepunkt eines sich in den vergangenen Jahren ständig zuspitzenden und beschleunigenden Prozesses des Ausscherens aus der Glaubensgemeinschaft des größten Teils der Weltkirche. Dabei werden nicht nur interne Kritiker immer brutaler marginalisiert, wie der Regensburger Bischof Voderholzer in der „Tagespost“ beklagte. Auch kritische Stimmen von außen, aus anderen glaubenstreueren Bereichen der Weltkirche, werden mit unglaublicher Arroganz abgebügelt – so gerade erst der besorgte Appell der polnischen Bischofskonferenz durch den großen Vorsitzenden Bätzing. Zu der durchaus ernst zu nehmenden Anfrage des australischen Kardinals Pell an den Papst, die Bischöfe Bätzing und Hollerich wegen ihres Abrückens von der Lehre zur Ordnung zu rufen, fiel der Funktionärsklique der Deutschkatholen nichts besseres ein als die Retourkutsche, den Papst aufzufordern, „dem unverantwortlichen Treiben von Kardinal Gerhard Ludwig Müller umgehend Einhalt zu gebieten“. Denn, so die Glaubenswächter von „Maria 2.0“ und „Wir sind Kirche“, der Kardinal verbreite mit seiner Kritik an der Corona-Politik der Regierung „Verschwörungsmythen“ und werde „tendentiell antisemitisch wahrgenommen“. Wenn einem sonst nichts mehr einfällt…
Nun ist das mit Appellen an Papst Franziskus, er möge doch bitteschön in der einen oder anderen Richtung Klarheit schaffen, so eine Sache:
Das Tabu um den Namen von Gott Jahwe
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- 01. April 2022
Ein internationales Archäologenteam hat bei Ausgrabungsarbeiten am Mount Ebal (unmittelbar nördlich von Nablus) ein 2x2 cm messendes bleiernes „Fluchtäfelchen“ gefunden, das die Ausgräber dem 12. Jahrhundert vor Christus zuordneten. (Quelle) Solche Fluchtäfelchen sind für sich keine Sensation, auch wenn das jetzt gefunde wohl das bisher älteste ist, falls sich die vorläufige Datierung bestätigt. Sie sind in der Regel aus Blei und enthalten eine Inschrift aus wenigen Worten, in denen jemand Unheil auf sich oder auf andere herabruft, sollte er oder der „Geschäftspartner“ ein gegebenes Versprechen brechen.
„(Selbst)verfluchungen“ dieser Art haben es sogar bis in die Psalmen geschafft; ein prominentes Beispiel findet sich in Psalm 136 (137; An den Flüssen von Babel) findet, wo es in Vers 5 und 6 heißt: „Wenn ich Dich vergesse, Jerusalem, soll meine rechte Hand verdorren; meine Zunge solll mir am Gaumen kleben bleiben (eher: festwachsen), wenn ich an dich nicht mehr denke“.
Über die „Funktion“ solcher Fluchtäfelchen gibt es verschiedene Vorstellungen. Nach der einen wurde ihnen magische Kräfte in Art eines Amuletts zugeschrieben. Entweder, um den Träger an sein Versprechen zu erinnern, oder um den Fluch gegebenenfalls auszulösen. Nach einer anderen Theorie, die sich auf eine Passage in Deuteronomium, (11, 26 ff) stützen kann, wurden die Flüche an einem heiligen Ort gesprochen oder als Täfelchen niedergelegt – um die Verbindlichkeit von Verträgen zu betonen und die Wirkung des Fluches oder Segens zu verstärken. Zum Abschluß der zweiten Mitteilung seines Gesetzes gibt der Herr dem Moses folgende Weisung:
Siehe, ich lege heute einen Segen und einen Fluch vor euch. Den Segen, wenn Ihr die Gebote eures Gottes Jahweh haltet, die ich euch heute gebe. Den Fluch, wenn ihr die Gebote eures Gottes Jahweh nicht haltet sondern abweicht vom Wege… Und wenn Du in das Land kommst, in das dein Gott Jahweh dich geführt hat, sollst Du den Segen sprechen auf dem Berg Gerizim und den Fluch auf dem Berg Ebal...
Daß nun ausgerechnet auf diesem Berg Ebal ein Fluchtäfelchen ans Tageslicht kommt – übrigens aus dem Abraum einer bereits vor Jahrzehnten durchgeführten weniger sorgfältigen Ausgrabung – ist in der Tat höchst bemerkenswert.
Papst, Liturgie und Autorität
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- 31. März 2022
Unter der Überschrift "Popes, Liturgy and Authority" hat Fr. John Hunwicke auf seiner Website beginnend mit dem 27. März vier Postings veröffentlicht, die ganz wesentlich zum Verständnis des schwierigen Zusammenhanges beitragen. Alle Beiträge sind auch auf Deutsch beim Beiboot Petri erschienen, dessen Besuch wir wärmstens empfehlen.
Den 3. Beitrag der Reihe wollen wir hier komplett übernehmen, weil er einen Gegenstand anspricht, der den Anhängern der überlieferten Lehre und Liturgie besonders am Herzen liegen dürfte.
Manchmal sagt man uns, daß die Einführung eines neuen Ritus durch den Hl. Paul VI genau das selbe war, was der Hl. Pius V 1570 tat,
Das ist es nicht.
Was der H. Paul VI tat ist genau das Gegenteil von dem was de Hl. Pius V tat...
Leute, die Ihnen irgendwas anderes erzählen, haben Quo primum nicht gelesen...oder verstehen kein Latein...oder haben eine bedauernswert ungenauen Zugriff auf die Wahrheit.
Der Hl. Pius V ging mit der Frage, daß die Kirchen einen mehr als 200 Jahre alten Usus nutzten (d.h. der auf die Zeit vor der Erfindung des Buchdrucks zurückging, der es liturgischen Bastlern und Erneuerern leicht machte) auf folgende Weise um:
Er sagte: "nequaquam auferimus" - auf keine wie auch immer geartete Weise nehmen wir ihnen (ihren alten Ritus) weg.
Es ist wahr, daß er ein "permittimus" hinzufügte "wir erlauben, daß sie, wenn sie meine Ausgabe des Missale lieber mögen, ihn annehmen können "de episcopi vel praelati capitulique universi consensu" - vorausgesetzt, daß der Bischof und das Kapitel einstimmig zustimmen.
Wenn der Hl. Paul VI ...oder PF... wirklich so handeln wollten wie der Hl. Pius V., hätten sie so etwas wie dieses anordnen müssen:
"Wir nehmen das Recht das Missale das mehr als 200 (oder 600? oder 1200?) Jahre legal benutzt wurde, zu gebrauchen nicht weg; aber wenn ein Bischof und sein gesamtes Kapitel statt dessen meinen Novus Ordo benutzen wollen. werde ich ihnen erlauben das zu tun."
Haben wir eine Atempause?
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- 30. März 2022
Dem ersten Anschein nach könnte man meinen, daß der unter der Fahne von Traditionis Custodes vorgetragene Angriff auf die überlieferte Liturgie zum Stehen gebracht worden sei. DieTatsache, daß unsere Aufmerksamkeit derzeit durch als wichtiger betrachtete Dinge in Anspruch genommen wird, verstärkt diesen Anschein noch. Ist mit dem päpstlichen Edikt, das der Petrusbruderschaft zumindest für den internen Gebrauch die Verwendung der vorreformatorischen Bücher zugesteht, die Gefahr für die altrituellen Gemeinschaften gebannt? Bedeutet die Tatsache, daß sehr viele – so weit wir sehen können, die große Mehrheit – der Bischöfe weltweit der überlieferten Liturgie auch nach Custodes Traditionis in etwa die gleichen Spielräume gewährt (oder auch verweigert!) haben wie zuvor, daß das Motu Proprio in der Wirkungslosigkeit verpufft?
Wir sollten uns nicht darauf verlassen. Die zahlreichen Gegner der überlieferten Liturgie sind nach wie vor aktiv, und sie finden auch in liturgisch weniger interessierten Kreisen der Kirche Unterstützung bei all denen, die behaupten, mit dem zweiten vatikanischen Konzil sei eine Art grundsätzliche Neuausrichtung der Kirche erfolgt, die alles, was vorher war, „inkompatibel“ gemacht hätte und daher strikt abzulehnen wäre. Wie tief der hier behauptete und aggressiv vorangetriebene Bruch geht, ist vielleicht am drastischsten beim deutschen „Synodalen Weg“ zu beobachten, der an dem Gebäude, das Christus als seine Kirche, sein Werkzeug und sein Angebot zur Vermittlung des Heils in der Welt gestiftet hat, buchstäblich keinen Stein auf dem anderen läßt.
Auf die „Toleranz“ derer, die diesen Umbau, diesen Abriß betreiben, sollte man sich nicht verlassen.