„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Röm'sches Tierleben: Präfekt Roche
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- 17. März 2022
Da liegt nun also auf dem Schreibtisch des Präfekten der Glaubenskongregation Kardinal Ladaria der Brief von Kardinal Pell, der – in Übereinstimmung mit den Bischofskonferenzen Polens und der nordischen Länder – darauf aufmerksam macht, daß der deutsche Synodale Weg im Begriff ist, zentrale Elemente der katholischen Morallehre und des Glaubens insgesamt „abzuschaffen“. Zu Recht fordert Pell den Präfekten auf, seines Amtes zu walten und zunächst einmal den beiden höchstrangigen Propagandisten des Unternehmens – Kardinal Hollerich als Vorsitzendem der Europäischen Bischofskonferenz und Bischof Bätzing als deutschem Bischofspräses – eine deutliche Ermahnung zukommen zu lassen.
Es ist also in Rom, wie man so schön sagt, Feuer am Dach - denn die Absicht der deutschen Zelebritäten, ihren Kurs unter allen Umständen durchzuhalten und einen neuen Glauben zu installieren, ist nicht zu übersehen. Was freilich den Glaubenspräfekt Ladaria nicht zu stören scheint, er hat bisher auf den Brandbrief von Kardinal Pell nicht reagiert.
Sein Kollege Roche von der Gottesdienstkongregation hat es mit der Installation des neuen Glaubens sogar noch eine Nummer eiliger. Um Raum für Neues zu schaffen - denn das ist per definitionem und in jedem Fall besser als Altes - erklärt er nun ausgerechnet die Katholiken zu gefährlichen Problemfällen, Abweichlern und Irrlehrern, die an dem, was die Kirche zu jeder Zeit und überall gelehrt hat, festhalten wollen. Höchste Priorität genießt für den Präfekten der Gottesdienstkongregation dabei der Kampf gegen die überlieferte Liturgie und deren Anhänger im frommen Volk und im Klerus gleicherweise.
Zwar hat der Papst unlängst der Petrusbruderschaft zugesichert, in der Pflege der überlieferten Liturgie weitgehend wie bisher fortfahren zu können, aber für Roche war das anscheinend nur so dahingeredet – was in diesem Pontifikat ja auch nicht auszuschließen ist. In einem Interview mit dem englischen Tablet hat er nun die in TC aufgestellte (und von Franziskus zumindest unterschriebene) These, der Römische Ritus kenne nur eine einzige lex orandi, und das sei die der Deformierung von 1969, dahingehend erweitert und verabsolutiert, DAS KONZIL habe die Lehre der Kirche so fundamental verändert, daß die anderthalb Jahrtausende gültige Liturgie nun „inkompatibel“ geworden sei und endlich überwunden werden müsse. Vermutlich sieht er das hinsichtlich des vom deutschen Synodalen Weg angegriffenen Katechismus genauso, aber das nur nebenher.
Jedenfalls bekräftigt der Gottesdienstpräfekt im Interview mit dem „Tablet“, das in Englands Kirche etwa die gleiche Rolle spielt wie katholisch.de in der deutschen, die These vom Bruch, den das zweite Vatikanum in die Kirchengeschichte eingeführt habe, in einer unerhörten Schärfe.
Weihe Russlands und der Ukraine an das Herz Mariens
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- 16. März 2022
In einem überraschenden Schritt hat Papst Franziskus gestern angekündigt, am 25. 3. zusammen mit weiteren Bischöfen die in einen brudermörderischen Krieg verstrickten Länder Russland und Ukraine dem unbefleckten Herzen der Gottesmutter Maria zu weihen.
An diesem Schritt ist zunächst bemerkenswert, daß der Papst damit die auch in der Kirche virulente Tendenz überschreitet, diesen Krieg im Wesentlichen als als eine politische und innerweltliche Erscheinung zu betrachten, der hauptsächlich mit politischen Appellen und karitativen Aktionen zu begegnen wäre. Die Zahlen der von kirchlichen Würdenträgern und Institutionen abgegebenen Solidaritätserklärungen und die in den Kirchen abgehalten Gebetsnächte stehen, soweit wir das für unser Land überblicken, in einem bedauerlichen Mißverhältnis.
Zum zweiten ist bemerkenswert, daß die Ankündigung, beide kämpfenden Seiten in die Weihe einzuschließen – übrigens auf Anregung der ukrainischen Bischöfe – aus dem bislang dominierenden Schema ausbricht, der einen Seite alles Recht und der anderen Seite alle Schuld zuzuweisen. Es geht offensichtlich nicht um ein Gebet „für den Sieg der gerechten Sache“ oder das, was man dafür ausgibt.
Bemerkenswert – und in einem gewissen Umstand auch bedenklich – ist der Umstand, daß diese Weihe in gewisser Weise als Grenzüberschreitung wahrgenommen werden kann: In beiden Ländern sind die Katholiken in der Minderheit, und die orthodoxe Mehrheit – sofern es überhaupt noch eine christliche Mehrheit gibt – ist nicht über den Verdacht erhaben, die von Rom angekündigte Aktion als übergriffig mißzuverstehen. Das ist freilich bei allen Friedensaktionen so zu befürchten, die sich nicht in einer schlichten Parteinahme erschöpfen.
Liturgierefom und Glaubensverfall
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- 14. März 2022
Während die Progressiven von gestern noch unverdrossen propagieren, daß Frauen zu „Priesterinnen“ geweiht werden oder zumindest der Zölibat aufgehoben wird, sind die Fortschrittler von heute schon einen Schritt weiter: „Christentum brauch keine Priester“ proklamiert (nach Luther und Calvin freilich nur begrenzt originell) Martin Ebner, der seinen Lebensunterhalt als Professor für neues Testament in Bonn verdient (oder sollte man eher sagen: erschlichen?) hat. Wenn viele (so viele sind es ja nicht mehr) junge Priester so sind, wie sie sind, und nicht wissen, wer sie sind und was sie tun, dann haben wir das Lehrpersonal wie Ebner zu verdanken – und ebenso glaubensschwachen wie charakterlosen Bischöfen, die derlei Personal als Professoren duldeten.
Zurück in die Vergangenheit zu Luther und Calvin als höchste Frucht der Modernität - 50 Jahre nach der Machtübernahme durch die Konzilsgeister und deren Liturgiereform ist der totale Zusammenbruch des aus dem Konzil abgeleiteten Fortschritts-Glaubens in Deutschland und Umfeld weder zu übersehen noch zu leugnen. Welche Rolle bei diesem Zusammenbruch die Liturgiereform gespielt hat, ist umstritten. Klar ist, daß Papst Paul VI. als Promulgator der Reform wiederholt ausdrücklich bekräftigt hat, daß diese Maßnahme den überlieferten Inhalt des Glaubens in keiner Weise verändern, sondern lediglich „leichter zugänglich“ machen sollte. Ebenso klar ist, daß diese päpstliche Vorgabe fast (der Vorbehalt ist wichtig) überall, wo die Liturgie „reformiert“ wurde, in keiner Weise eingehalten wurde. Mit zahllosen Worten und einer Fülle von Zeichen brachten die Zelebranten des Novus Ordo (und die Kirchenbauer!) zum Ausdruck, daß ab jetzt alles, was vorher galt, keine Geltung mehr beanspruchen dürfe, und daß sie – die „Vorsteher“ – und die „um den Altar versammelte Gemeinde“ dazu berufen seien, „eine neue Kirche ins Leben zu singen“. Und auch hier wieder: Praktisch kein Widerspruch seitens der Bischöfe – und Resignation seitens der Kurie und der Päpste.
Peter Kwasniewski hat letzte Woche auf OnePeterFive unter der Überschrift „The Sacrificial Nature of the Mass in the Usus Antiquior“ einen Artikel veröffentlicht, der einige wichtige Charakteristika der überlieferten Liturgie hervorhebt, die wesentlich dafür waren, daß die Mitfeiernden die Glaubenswahrheiten wahrnehmen und „ein-sehen“ konnten – und deren Verwässerung oder völlige Abwesenheit im Novus Ordo (teils schon in der Papierform, generell aber in der Praxis) dazu beigetragen hat, diese Glaubenswahrheiten aus dem Bewußtsein geraten zu lassen. Wir bringen hier stark geraffte Zusammenfassungen dieser Punkte und empfehlen im übrigen sehr die Lektüre des ausführlicheren Originaltextes.
Gregor der Große und die Pastoral
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- 12. März 2022
Nach dem überlieferten Kalender ist der 12. März der Festtag des hl. Papstes Gregor, Ordner der Liturgie und der Disziplin der Kirche sowie Verteidiger des Glaubens und der Stadt Rom. Seine in diesen Tage neu übersetzt und kommentiert erschienen Regula Pastoralis ist aktuell wie eh und je.
„In der Seelsorge schlägt das Herz der Kirche“. So der Titel eines neuen Dokumentes, das auf der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz vorgestellt wurde. Auf der Homepage der DBK heißt es hierzu: „Die Kirche muss den Begriff der Seelsorge ständig den veränderten Bedingungen im Kontext ihres pastoralen Handelns anpassen.“ In der Pressekonferenz am vergangenen Dienstag war viel von dem erarbeiteten 61-seitigen „Papier“ die Rede, vom pulsierenden „Herz der Kirche“ war jedoch wenig zu spüren. Wie auch? Der moderne Pastoraljargon von „Seelsorge als ganzheitliches und mehrdimensionales Interaktionsgeschehen“ erscheint eher als Symptom akuter Herzinsuffizienz der DBK und ihrer zahlreichen Kommissionen denn als Ausdruck pastoraler Vitalität. Wer stattdessen nicht vermeintlich unumgängliche Anpassungen pastoralen Handelns sucht, sondern nach zeitlos gültigen Maßstäben fragt, findet verlässliche Orientierung beim heutigen Tagesheiligen. Von Papst Gregor I. (590-604) stammt bekanntlich das Wort, die Seelsorge sei „die Kunst aller Künste“, also die anspruchsvollste Aufgabe, die sich denken lässt und daher vom Seelsorger höchste Qualifikationen verlangt.
Um den bestehenden Missständen seiner Zeit entgegenzuwirken, die der gegenwärtigen Bischofskrise keineswegs unähnlich waren, verfasste Gregor gleich zu Pontifikatsbeginn die Regula pastoralis, ein Handbuch, um Seelsorgern, insbesondere Bischöfen, biblisch fundierte Leitlinien einer verantwortungsvollen Ausübung des pastoralen Dienstes zu bieten. Die „komplexe Lebenswirklichkeit“, auf die elf Generalvikare deutscher Diözesen in einem offenen Brief vom 12. Februar 2022 an den DBK-Vorsitzenden Bischof Bätzing verwiesen, um arbeitsrechtliche Sanktionen bei Fragen der persönlichen Lebensführung von sogenannten „Mitarbeitenden“ im kirchlichen Dienst auszusetzen, war auch einem Papst Gregor in der Spätantike keineswegs unbekannt.
Wer kennt schon Max Schmalzl?
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- 11. März 2022
Der Name sagt nur ein paar Spezialisten etwas – aber seine Bilder kennen wohl alle, die der katholischen Tradition anhängen. Der Redemptoristenbruder Max ( 1850 – 1930) war Maler und Zeichner im Spätstil der Nazarener-Schule. Der gelernte Dekorationsmaler entwarf die Innenausstattung bzw. Ausmalung mehrerer Kirchen, zeichnete eine große Zahl von Buchillustrationen – und ist der Urheber von mehr als 80 Holzschnitten, die im Lauf eines halben Jahrhunderts zur Illustration der Messbücher des Verlages Pustet verwandt wurden. Die typischen Pustet-Missale, der Jahrzehnte zwischen 1885 und 1940 könnte man auch als „Schmalzl“-Missale bezeichnen – aber das hört sich nicht nur einigermaßen komisch an, es wäre auch ganz und gar nicht im Sinne des Künstlers, dessen Leben exemplarisch dafür ist, wie eine fromme Seele des 19. Jahrhunderts in der Welt, aber trotz aller Anlagen für eine „Karriere“ nicht von der Welt, ihren Weg zum ewigen Heil suchte und ganz sicher auch gefunden hat.
Eine Biographie wäre hier fehl am Platz – zumal es eine ordentliche kurze Lebensbeschreibung auf der Website des Museums Vilsburg und eine etwas ausführlichere in einer vor 15 Jahren erschienen Dissertation zum Werk Schmalzls geboten wird, die man sich als PDF (mit illustriertem Werkverzeichnis!) bei der Uni Regensburg herunterladen kann. Und in Papierform gibt es auch noch eine 150-seitige Biographie, die der Redemptoristenpater Leonhard Eckl nach dem Tod seines Mitbruders zusammensgetellt hat, erschienen 1930 – wo auch sonst – bei Friedrich Pustet Regensburg. Deren Umschlag entnehmen wir das oben gezeigte Selbstporträt Schmalzls.
Daher dazu nur soviel: Die Eltern Schmalzl betrieben in Falkenstein im Bayrischen Wald einen Krämerladen und eine Nebenerwerbs-Landwirtschaft. Max war das jüngste von zehn überlebenden Geschwistern, drei weitere waren als Säugling oder Kleinkind verstorben. Die Familie war nicht wirklich arm, aber nur der Älteste konnte studieren, die anderen mußten früh einen Beruf erlernen. Vieles war knapp im Hause – aber Frömmigkeit gab es reichlich und wurde nicht als Einschränkung und Zwang, sondern als Lebensraum wahrgenommen.
Neues im Alten Testament
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- 09. März 2022
Am heutigen Mittwoch beginnen die Quatembertage der Fastenzeit – zum Thema Quatember hatten wir bereits öfter geschrieben, siehe hier. Liturgisch sind die Quatembertage, insbesondere jeweils der Samstag, gekennzeichnet durch eine größere Zahl von bis zu fünf Lesungen, die großenteils aus dem alten Testament entnommen sind. Das Programm dieser Lesungen mit einem starken Akzent auf Umkehr und Buße kann bis auf die Zeit vor Gregor dem Großen zurückgeführt werden.
Schwerpunktthema des Quatembersamstags in der Fastenzeit ist die in zwei Lesungen eingeschärfte Aufforderung, die Gebote und Satzungen des Herrn einzuhalten, dem folgen zwei weitere Lesungen, die den daraus für das Volk Israel und das seit dem Wirken des Erlösers auf die ganze Welt ausgeweitete Gottesvolk hervorgehenden Segen beschreiben. Besonderes Interesse verdient dabei die III. Lesung mit dem Gebet des Nehemia aus dem 1. Kapitel im II. Buch der Makkabäer, Verse 24 – 27. Historisches Setting dieses Gebetes ist die Wieder-Inbesitznahme des Tempelberges durch die Juden nach der Rückkehr aus der Babylonischen Gefangenschaft.
Schon die Quelle dieses Berichtes bezeichnet eine Besonderheit. Die Rückkehr der Juden nach Jerusalem ist ein Ereignis des 5. Jahrhunderts und wird im alten Testament in einiger Ausführlichkeit in den Büchern Esdras behandelt. Besondere Aufmerksamkeit finden der Wiederaufbau der Stadtmauern und die Geldsammlung für die Wiedererrichtung des Tempels. Auch die Wiederaufnahme der regelmäßigen Feste und die feierliche Verpflichtung des Volkes auf die Einhaltung des Gesetzes werden ausführlich geschildert. Diese Schriften oder ihre Quellen sind also zeitnah zu den historischen Ereignissen – aber während die feierliche Einweihung der Stadtmauern groß dargestellt ist, ist von einer zeremoniellen Neuweihe („Reinigung“) des Tempels nicht die Rede
Diese Lücke schließt das II. Buch der Makkabäer.