„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
Themen und Meldungen:
Schlechte Nachrichten aus der Gerüchteküche
- Details
- 11. Dezember 2021
Noch sind es nur Gerüchte, die Paix-Liturgique gestern mit entsprechendem Vorbehalt weitergegeben hat, aber der Inhalt liegt durchaus im Rahmen unserer Erwartungen bzw. Befürchtungen. Danach könnte die Gottesdienstkongregation unter dem englischen Erzbischof Roche noch vor Weihnachten einen Erlass herausgeben, der die Spendung der Diakons- und Priesterweihe im überlieferten Ritus verbietet. Ein solcher Erlaß wäre zweifellos ein geeignetes Mittel, den nach wie vor andauernden Zustrom von Bewerbern zu den Seminaren der altrituellen Gemeinschaften einzudämmen.
Peter Kwasniewski kommentiert dieses Gerücht auf Rorate Caeli u.E. durchaus zutreffend dahingehend, daß ein solches Verbot nicht in die Kompetenz der Glaubens- oder einer anderen Kongregation fallen würde und rechtlich wertlos und ungültig wäre. Er sieht darin – und wir folgen ihm dabei – einen Angriff auf das Allgemeine Wohl der Kirche, dem zu widerstehen ist, von wem auch immer er komme. Andererseits wäre ein solches Verbot ungeachtet seiner Rechtswidrigkeit und Ungültigkeit durchaus geeignet, Bischöfe an der Spendung von Priesterweihen zu hindern, insbesondere wenn es, wie das schon in der Vergangenheit geschehen ist, durch ein von anderer Stelle ausgesprochenes Verbot der Weihe von Seminaristen aus altgläubigen Seminaren ergänzt wird.
Sollten sich die hier angesprochenen Befürchtungen bewahrheiten, wäre das eine weitere Bestätigung dafür, daß das derzeitige Despotenregime in Rom jedes Recht und jede Vereinbarung zu brechen bereit ist, um die überlieferte Liturgie und Lehre (dieser zweite Aspekt wird immer wichtiger) aus der offiziellen und allgemein anerkannten Kirche herauszudrängen. Natürlich wissen auch die aktuellen Machthaber, daß sie weder den Ritus noch die Lehre „abschaffen“ noch nach ihren säkularistischen Plänen umformen und entkernen kennen. Aber sie können versuchen, sie unter die Alternative: „Geist des Konzils anerkennen – oder raus“ zu zwingen.
Schon seit Jahren vertreten einige Beobachter der Szene die These, das relative Entgegenkommen Roms gegenüber der Piusbruderschaft (Beichterlaubnis, Eheassistenz) diene allein dem Ziel, alle Kräfte, die sich nicht dem Konzilsgeist unterwerfen, in diese Bruderschaft und deren näheres Umfeld abzudrängen – und dann den ganzen Komplex mit einem öffentlichkeitswirksamen Paukenschlag als nicht mehr katholisch, nicht mehr der Kirche zugehörig zu brandmarken. Auch wenn das kirchenrechtlich keine Grundlage hätte, wäre die Öffentlichkeitswirkung doch verheerend. Bei der gegenwärtigen Anfälligkeit der Gesellschaften für Polarisationen jeder Art könnte ein solchen Vorgehen der Tradition jedes öffentliche Agieren unmöglich machen.
Die Hoffnung, daß die vom „Ungeist des Konzils“ (J.Ratzinger) befallenen Säkularisten an der Spitze der Kirche doch noch vor solchen selbstzerstörerischen Akten zurückschrecken würden, wird ständig schwächer.
Wie überleben IV?
- Details
- 10. Dezember 2021
Aus einem Schreiben von P. Zabaleta vom Institut Bon Pasteur
Zum 15. Jahrestag der Errichtung des Instituts vom Guten Hirten (am 8. Dezember 2006) hat sich dessen Generaloberer Luis Gabriel Barrero Zabaleta mit einem Brief an die Freunde und Wohltäter des Instituts gewandt, um ihnen für ihre Unterstützung zu danken und einige Gedanken zur weiteren Entwicklung und Tätigkeit der Gemeinschaft vorzutragen. Da dieser Text (vollständig und im französischen Original hier) hervorragend in unsere Überleben-Reihe passt, haben wir die wesentlichen Abschnitte daraus übersetzt und hier zusammenghestellt.
Als Ausgangspunkt zitiert der Generalobere die Zielbeschreibung des Instituts inseiner Gründungsurkunde:
Der Hauptzweck des Instituts ist die Verherrlichung Gottes durch die Weiterführung (perpétuation) des katholischen Priestertums, das wir von Christus am Gründonnerstag erhalten haben und das uns bis auf den heutigen Tag im Erbe des Stuhles Petri als dessen Quelle überliefert ist (Est. II, 1).
Zabaleta fährt dann fort:
Den Schlüssel für die Antwort auf die Zeiten, in denen wir leben, finden wir in unseren Statuten. Tatsächlich zeigen sie uns, was die Kirche von uns will. Dort können wir sehen, daß der eigentliche Grund unserer Existenz als Priester des Instituts vom Guten Hirten darin besteht, „das von Christus empfangene katholische Priestertum weiterzuführen“. Das heißt, daß das Priestertum unseres Herrn Jesus Christus, an dem wir Anteil haben, erhalten bleiben und von uns im Geist Christi selbst zur Errichtung seines Königtums ausgeübt werden muß. Und das „ das uns bis auf den heutigen Tag im Erbe des Stuhles Petri als dessen Quelle überliefert ist“ bedeutet, daß wir dabei der römischen Tradition treu bleiben, auf die wir nicht verzichten können.
Im Folgenden bringt der Obere dann einen längeren Abschnitt aus den bislang unveröffentlichten Ausführungen, die er beim Treffen der Ex-Ecclesia-Dei-Oberen im August in Courtalain (hier das Kommunique) vorgetragen hat:
Ich denke, der Zweck dieses Treffens liegt darin, unsere Kräfte um die Gemeinsamkeiten unserer Institute zu verbinden; nämlich unter anderem die Verwendung der überlieferten Katholischen Liturgie in der Ausübung unseres Priestertums und im Leben unserer Gemeinschaften, die Erhaltung sowohl der überlieferten Lehre der Kirche als auch der herkömmlichen Römischen Theologie (d.h. der theologischen Schulen Roms) auf der Grundlage der Lehre der Heiligen Kirchenlehrer und die theologische Tradition, wie sie dem Schatz der überlieferten katholischen Spiritualität und des pastoralen Handelns zugewachsen ist.
Hoffnung für Guadalajara
- Details
- 07. Dezember 2021
Ob es wirklich gute Nachrichten sind, die Fr. Zuhlsdorf da aus Guadalajara zugekommen sind, wird sich noch herausstellen. Jedenfalls machen Sie Hoffnung, und das können wir derzeit dringend brauchen. Wie wir am 23. September berichteten, hat der Erzbischof von Guadalajara, Kardinal Robles-Ortega, per Edikt das traditionelle Leben in seinem Machtbereich rigoros eingeschränkt und die „Quasi-Personalpfarrei“ im alten Ritus San Pedro en Cadenas für aufgelöst erklärt.
Danach allerdings hatte sich der Kardinal durch die Bitten und Gebete der Gläubigen zu einer Reihe von Besuchen in San Pedro und in der Niederlassung der Petrusbruderschaft bewegen lassen. Was er dort sah und hörte entsprach offenbar so wenig seinem unter welchen Einflüssen auch immer zustande gekommenen Bild der dort angeblich versammelten finsteren Kirchenfeinde, daß er eine wohlwollende Revision seiner Erlasse versprach. Während seines Besuches in San Pedro weihte er nach dem überlieferten Zeremoniale die dort unlängst errichteten Kreuzwegstationen und eine Kapelle des Heiligsten Herzens Jesu und stellte für einen späteren Zeitpunkt in Aussicht, in der Pfarrei ein feierliches Pontifikalamt im alten Ritus zu zelebrieren.
Fr. Zuhlsdorf schließt seinem Bericht ein paar Überlegungen an, die auch für die Anhänger der überlieferten Lehre und Liturgie anderswo von Interesse sind:
Erstens: Nichts ist in Stein gemeißelt; was angeordnet wird, kann auch wieder aufgehoben werden.
Obstsalat
- Details
- 06. Dezember 2021
Aus der Berichterstattung von Vatican.va über eine auf der Reise von Papst Franziskus nach Zypern gehaltene Rede vor „Priestern, Ordensleuten, Diakonen, Katechisten, Kirchlichen Vereinigungen und Verbänden“ zitieren wir den folgenden Abschnitt:
Wenn ich euch anschaue, sehe ich den Reichtum eurer Vielfalt. Das ist wirklich ein schöner „Obstsalat“. Alle verschieden. Ich grüße die maronitische Kirche, die im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neu auf die Insel gekommen ist und, oft unter großen Schwierigkeiten, im Glauben ausgeharrt hat. Wenn ich an den Libanon denke, macht mir die Krise, in der sich das Land befindet, große Sorgen und ich spüre das Leid eines Volkes, das erschöpft und von Gewalt und Schmerz geprüft ist. In meine Gebete lege ich den Wunsch nach Frieden, der aus dem Herzen dieses Landes aufsteigt, mit hinein Ich danke euch für das, was ihr in der Kirche für Zypern tut. Die Zedern des Libanon werden in der Heiligen Schrift oft als Sinnbilder für Schönheit und Größe erwähnt. Aber auch eine große Zeder beginnt mit den Wurzeln und sprießt langsam. Ihr seid diese Wurzeln, die nach Zypern umgepflanzt wurden, um den Duft und die Schönheit des Evangeliums zu verbreiten. Ich danke euch!
Ich grüße auch die lateinische Kirche, die hier seit Jahrtausenden präsent ist, und die hier über diese Zeit mit ihren Söhnen und Töchtern den Enthusiasmus des Glaubens wachsen sah und die sich heute, dank der Anwesenheit so vieler Brüder und Schwestern mit Migrationshintergrund, als ein „vielfarbiges“ Volk präsentiert, als ein wahrer Ort der Begegnung verschiedener ethnischer Gruppen und Kulturen. Diese Gestalt der Kirche spiegelt die Rolle Zyperns auf dem europäischen Kontinent wider: es ist ein Land mit goldenen Feldern, eine Insel, die von den Wellen des Meeres umspült wird, vor allem aber ist sie geschichtlich ein Geflecht von Völkern und ein Mosaik von Begegnungen. So ist auch die Kirche: katholisch, d.h. universal, ein offener Raum, in dem alle willkommen sind und wo alle Gottes Barmherzigkeit und die Einladung zum Lieben erreicht. In der katholischen Kirche gibt es keine Mauern und soll es keine Mauern geben. Das dürfen wir nicht vergessen! Keiner von uns ist hier als Prediger berufen, um Proselyten zu machen, nie. Die Proselytenmacherei ist steril, sie stiftet kein Leben. Wir sind alle von der Barmherzigkeit Gottes gerufen worden, die nicht müde wird zu rufen, die nicht müde wird, uns nahe zu sein, die nicht müde wird zu verzeihen. Wo liegen die Wurzeln unserer christlichen Berufung? In der Barmherzigkeit Gottes. Das dürfen wir nie vergessen. Der Herr enttäuscht nie. Er wartet immer auf uns. Es gibt und es darf keine Mauern in der katholischen Kirche geben, bitte! Sie ist ein gemeinsames Haus, sie ist ein Ort der Beziehung, sie ist ein Zusammenleben der Vielfalt: jener Ritus, jener andere Ritus …; einer denkt über die Kirche in einer Weise, jene Schwester hat sie so gesehen, eine andere wieder anders … Die Verschiedenheit aller, und in dieser Verschiedenheit der Reichtum der Einheit. Wer stiftet die Einheit? Der Heilige Geist. Und wer schafft die Verschiedenheit? Der Heilige Geist. Wer es fassen kann, der fasse es. Er ist der Urheber der Verschiedenheit und ist der Urheber der Harmonie. Der heilige Basilius sagte über ihn: „Ipse harmonia est.“ – „Er selbst ist Harmonie“ –. Er ist jener, der die Verschiedenheit der Gaben und die harmonische Einheit der Kirche schafft.“
Ist das nun die Aufhebung von Traditionis Custodes - oder ist es Wortsalat?
Geist und Ungeist des Konzils
- Details
- 04. Dezember 2021
Kardinal Robert Sarah ist nicht nur ein bewährter Freund der Tradition in Lehre und Liturgie, er sieht sich auch mehr als viele andere als Brückenbauer; als jemand, der sich mehr bemüht, Gräben einzuebnen, als ihren Verlauf schärfer nachzuzeichnen. Das sollte man schon im Hinterkopf haben, wenn man über seine letzte Woche bekanntgewordene Interviewäußerung nachdenkt, Papst Franziskus wolle die überlieferte Liturgie nicht abschaffen, sondern er erwarte lediglich, „daß die alte Liturgie im Geiste des zweiten Vatikanischen Konzils gefeiert wird, was ja auch durchaus möglich ist“.
Nun wissen wir nicht genau, was der Kardinal damit gemeint hat – schließlich hat das Zweite Vatikanum viele Geister und Ungeister hervorgebracht, die manchmal überraschend nahe beieinander wohnen. Sollte er damit gemeint haben, daß die Zelebration der alten Messe nicht zwangsläufig Gegnerschaft zum Konzil aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts bedeutet, kann man ihm da sicher folgen – schließlich war eine so verstandene „Hermeneutik der Reform in Kontinuität“ auch Grundlage von Papst Benedikts „Summorum Pontificum“. Andererseits scheint des Nachfolgers „Traditionis Custodes“ mit seiner Behauptung, der angeblich exakt dem Willen DES KONZILS entsprungene novus ordo sei einziger Ausdruck der lex credendi und lex orandi der römischen Kirche, geeignet, jeder Hermeneutik der Kontinuität die Grundlage zu entziehen und an deren Stelle eine Hermeneutik des Bruches zu setzen, die es tatsächlich zweifelhaft, ja sogar unmöglich erscheinen läßt, die vorkonziliare Liturgie ohne Widerspruch zum Konzil zu zelebrieren oder an ihr teilzunehmen.
Wir sind damit wieder auf die Frage der korrekten Lesung DES KONZILS zurückgeworfen, die seit inzwischen über 60 Jahren in der Kirche schwelt und schwärt und zu deren Beantwortung sich die nachkonziliaren Päpste bisher nicht im Stande gesehen haben. Da ihre Beantwortung auch unsere Kompetenz weit übersteigt, müssen wir uns darauf beschränken, danach Ausschau zu halten, was denn so gemeinhin als „Geist des Konzils“ verstanden wird. Also gar nicht erst versuchen, zu beurteilen, inwieweit dieser „Geist“ dem in seinen Texten oft unklare und widersprüchliche Konzil entspricht, sondern inwieweit er mit den sehr klaren und eindeutigen Gesten und Worten der überlieferten Liturgie kompatibel ist.
Wie zeichnet man ein zutreffendes Bild eines Geistes, wie soll man eine Geistererscheinung beurteilen?
Advent und das Heil Israels II
- Details
- 02. Dezember 2021
In ersten Beitrag zum Thema war die Rede vom „Doppelcharakter“ des Advents mit seiner Hinwendung zur zweiten Wiederkunft Christi am Ende der Zeit und zur erinnernden Rückwendung an die Erwartung der Geburt des Erlösers in Bethlehem. Wenn man betrachtet, wie stark Rupert von Deutz diese Erinnerung parallel setzt zur messianischen Hoffnung des jüdischen Volkes auf seinen Messias, möchte man von einem dreifachen Charakter dieser Wochen sprechen: Bethlehem setzt keinen Schlusspunkt, sondern für die „ungläubigen“ (denn das ist die korrekte Übersetzung des inkriminierten „perfidis“ aus der traditionellen Karfreitagsfürbitte) Juden dauert der Advent an, wenn auch seit zweitausend Jahren an seinem Ausgang kein Zweifel an seinem Ausgang mehr möglich ist.
Daher zurück zu Ruperts Auslegung der Tagesliturgie vom 1. Adventssonntag:
Die Gnade dieses Mahls bezeichnet das Evangelium (Joh. 6, 1-15) im Offizium dieses Sonntages, das berichtet, der Herr habe mit fünf Broten fünftausend Männer gesättigt. Dann nämlich wird er die 5 Bücher des Mose den Juden erschließen, die jetzt der Knabe, nämlich dieses Volk mit seinem noch kindlichen Verstand, gleichsam wie fünf ganze Brote bringt, „und sie werden essen und sie werden gesättigt werden“ und auch „sie werden den Herrn loben, den sie suchen“ (Ps 22, 27; Vg. Ps 21, 27).
Dann wird sich jene Weissagungdes Propheten Jeremia erfüllen, die diesem Evangelium (in der Lesung Jer 23, 3-8) zu Recht vorausgeht: „Siehe, es werden Tage kommen, spricht der Herr, da man nicht mehr sagen wird: So wahr der Herr lebt, der die Kinder Israels aus dem Lande Ägypten herausgeführt hat, sondern: So wahr der Herr lebt, der die Nachkommenschaft des Hauses Israel aus dem Nordland und aus allen Ländern, in die ich sie verstoßen hatte, herausgeführt und heimgeführt hat, so daß sie wieder in ihrem Lande wohnen werden“ (Jer 23, 7f).