„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
Themen und Meldungen:
Agatha Christie und die alte Messe
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- 09. November 2021
Am 5. November war der 50. Jahrestag des sog. Agatha-Christie-Indults, mit dem Paul VI. im Jahr 1971 die Feier der überlieferten Liturgie (in der Fassung des Ordo von 1965) für England und unter starken Einschränkungen wieder zuließ. Die kirchenpolitische Bedeutung dieses Aktes besteht nicht zuletzt darin, daß unter anderem dieses Indult belegt, daß die überlieferte Liturgie auch von Paul VI nie „abgeschafft“, sondern nur höchst einschränkend reguliert worden ist. Kein Wunder, daß die Entscheidung von 1971 den heutigen Machthabern in Rom höchst unbequem ist, so daß sich der Präfekt der Gottesdienstkongregation Erzbischof Roche in seinem Schreiben an Kardinal Nichols zu der extrem unglubwürdigen Behauptung verstieg, daß es dafür in den Unterlagen seiner Behörde keinen Beleg gebe. Entweder lügt Seine Exzellenz – oder irgend jemand hat die Aktenschränke nach dem Vorbild von Orwells 1984 gesäubert.
Was ausgerechnet Agatha Christie mit der überlieferten Liturgie zu tun hat? Nun, die Bitte um das Indult von 1971 (Einzelheiten dazu hier und hier) kam von einer Gruppe berühmter Künstler und Autoren, die den Papst eindringlich bat, die Welt nicht dieses zentralen Elements ihres kulturellen Erbes zu berauben - und die damit tatsächlich wenn auch begrenzten Erfolg hatte. Die Petition von 1971 war übrigens nicht die erste dieser Art. Schon 1966, als die künftige Entwicklung sich bereits abzeichnete, waren namhafte Künstler und Intellektuelle in Rom vorstellig geworden, um die von Ihnen - wie sich seitdem längst herausgestellt hat, zu Recht - als unheilvoll betrachtete Deformation dieses Ankerpunktes der westlichen Kultur abzuwenden. Joseph Shaw hat auf OnePeterFive an diese Interventionen aus der Frühzeit der Liturgiereform erinnert und ergänzend mitgeteilt, daß der letzte überlebende Unterzeichner der Petition von 1971, der Pianist und Dirigent Vladimir Ashkenazy (84), dafür in diesem Jahr eine Ehrung der internationalen Una-Voce-Konföderation entgegengenommen hat.
Der Umstand, daß sich an den genannten frühen Interventionen auch nicht-katholische oder der Kirche fernstehende Intellektuelle beteiligt haben, könnte als Beleg für den häufig gegen die Anhänger der überlieferten Liturgie erhobenen Ästhetizismus-Vorwurf dienen. Joseph Shaw nutzt daher die Gelegenheit seines Beitrags zum 50. Jahrestag auch dazu, sich mit diesem Vorwurf auf fundierte Weise auseinander zu setzen: Die Wahrheit sucht und findet ihren Ausdruck notwendiger Weise auch im Schönen, und die Gleichgültigkeit gegenüber oder gar Ablehnung der Schönheit führt stets dazu, wesentliche Aspekte des Wahren zu verfehlen.
Zum Briefwechsel Nichols - Roche
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- 08. November 2021
Im Netz gibt es derzeit Diskussionen über einen erstmal auf OnePeterFive veröffentlichten Briefwechsel zwischen Cardinal Nichols und Erzbischof Roche von der Gottesdienstkongregation über Traditionis Custodes. OnePeterFife bringt dazu an gleicher Stelle einen Komentar von Joseph Shaw von der Latin Mass Society of England and Wales. Eine deutsche Übersetzung der beiden Briefe bietet ProMissaTridentina zusammen mit einem Kommentar der Vorsitzenden von PMT-Deutschland, Monika Rheinschmitt, den wir hier dokumentieren.
Kommentar zum Briefwechsel zwischen Kardinal Nichols (Westminster) und Erzbischof Roche (Gottesdienstkongregation)
Hier eine Zusammenfassung der wesentlichen Punkte der beiden Briefe:
Kardinal Vincent Nichols, Erzbischof von Westminster und Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz von England und Wales, stellt in seinem Schreiben vom 28.7.2021 an Erzbischof Arthur Roche, den Präfekten der Gottesdienstkongregation, einige Fragen zur Umsetzung des Motu proprio Traditionis custodes [TC] vom 16.7.2021:
a. Wird es ein weiteres Schreiben, zur Interpretation von TC, geben?
b. Will TC nicht nur die Meßfeier, sondern alle Sakramente im Usus antiquior abschaffen?
c. Wie soll mit den unterschiedlichen liturgischen Kalendern umgegangen werden, nach denen manche Feste (z.B. Fronleichnam) auf unterschiedliche Daten fallen?
d. Woher sollen die Texte für die landessprachlichen Schriftlesungen im Usus antiquior genommen werden? e. Was genau ist mit „Gruppen“ in TC gemeint?
f. Können Gläubige weiterhin (wie seit 1971 mit dem Heenan-Indult erlaubt) in ihrem Testament bestimmen, daß sie mit einen Requiem im Usus antiquior beerdigt werden wollen?
Erzbischof Roche antwortet:
a. [keine Antwort auf die gestellte Frage, sondern:] Die Glaubenskongregation ist zusammen mit der Ordenskongregation ab jetzt für Fragen des Usus antiquior zuständig.
b. [keine Antwort auf die gestellte Frage, sondern:] ungewollter Weise ist die Praxis aller Sakramente im Usus antiquior stark angewachsen. TC verleiht den Ortsbischöfen in dieser Hinsicht wieder mehr Vollmachten für ihr Bistum.
c. [keine Antwort auf die gestellte Frage, sondern:] Weitere Klärungen sind notwendig, vor voreiligen Festlegungen wird gewarnt.
d. Für die Schriftlesungen sollen dieselben Textversionen verwendet werden wie im Novus Ordo – was passieren soll, wenn im Novus Ordo entscheidende Sätze herausgestrichen wurden, bleibt offen.
e. Mit „Gruppen“ sind sowohl Personalpfarreien gemeint als auch Gottesdienstgemeinden.
f. Auch Erzbischof Roche hat keine Unterlagen über das Heenan-Indult von 1971. Seine Bestimmungen sollen jedenfalls durch TC aufgehoben werden.
Cupich und die Hermeneutik des Bruchs
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- 05. November 2021
Wir können Kardinal Blaise Cupich durchaus dankbar sein, daß er in seinem kurzen Beitrag auf PrayTell den Geist und mehr noch den Ungeist von Traditionis Custodes so klar und übersichtlich zum Ausdruck gebracht hat. Das enthebt uns der Mühe, die in vielem gewohnt undeutlichen und widersprüchlichen Formulierungen des Originaltextes des päpstlichen motu proprio zu interpretieren – was immer mit dem Risiko verbunden ist, sich den Vorwurf der Überinterpretation, ja sogar der böswilligen Entstellung eines Textes zuzuziehen.
Cupich, 1998 zum Bischof ernannt von Johannes Paul II, 2010 „befördert“ von Benedikt XVI. und nach 2014 von von Franziskus zum Erzbischof und Kardinal erhoben, ist einer der engsten Vertrauten und Verbündeten des gegenwärtigen Papstes im amerikanischen Episkopat. Seine Lesart von TC kann als voll und ganz dem Willen des Urhebers entsprechend gelten. Wir übersetzen oder referieren daher hier die wichtigsten Absätze seines mit der Überschrift „Das Geschenk von Traditionis Custodes“ versehenen Textes,und schließen dem jeweils unseren Kommentar an.
Ich denke, es ist wichtig, von Anfang an darauf hinzuweisen, daß eine sorgfältige Lektüre des motu proprio die Absichten verdeutlicht, die den heiligen Vater zur Herausgabe dieses Dokuments bewogen haben. Es geht ihm schlicht gesagt darum, in der ganzen Kirche den Römischen Ritus wieder zur einzigen und überall gleichen Weise des Betens zu machen, die ihre Einheit entsprechend den liturgischen Büchern zum Ausdruck bringt, die von den heiligen Päpsten Paul VI. Und Johannes Paul II entsprechend den Dekreten des zweiten Vatikanischen Konzils herausgegeben worden sind. In anderen Worten: Es gibt keine „zwei Formen“ des Römischen Ritus, denn das Wort „Reform“ hat etwas zu bedeuten – nämlich daß wir eine frühere Weise der Feier der Sakramente hinter uns lassen und eine neue Form übernehmen.
Um nur die wichtigsten Fehlkonzeptionen dieses Absatzes zu benennen: Reform bedeutete immer auch, und so verstehen es auch zumindest im Wortlaut die Dokumente des II Vatikanischen Konzils, die Orientierung an, wenn nicht sogar die Rückkehr zu, einem früheren, und dem Ursprung näheren Zustand. „Das Frühere aufgeben und etwas Neues beginnen“ ist eine Entstellung des Reformbegriffs aus dem „Geist des Konzils“, die freilich im aktuellen Pontifikat zur Leitlinie der Politik erhoben worden ist.
Eine Ermutigung in schwierigen Zeiten
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- 03. November 2021
Zum zehnten Mal fand in den letzten Oktobertagen die Wallfahrt der von Abbé Claude Barthe gegründeten Initiative Populus Summorum Pontificum nach Rom statt – in diesem Jahr und nach der Aufhebung von Papst Benedikts Summorum Pontificum durch den Nachfolger Franziskus unter der Überschrift „Peregrinatio ad Petri Sedem“. In den deutschsprachigen Ländern ist die Wallfahrt nach wie vor wenig populär; in Frankreich, Italien und England ist das Interesse größer. Mit über 500 Teilnehmern am feierlichen Hochamt am Samstag im Petersdom wurde sogar eine Rekordmarke gesetzt. Allerdings war es in diesem Jahr nicht möglich, diesen liturgischen Höhepunkt der Wallfahrt als Pontifikalamt zu feiern, nachdem der amerikanische Erzbischof Cordileone sich außer Stande sah, seine ursprüngliche Zusage aufrecht zu erhalten. Wie es aussieht, war dieser Verzicht Bedingung dafür, überhaupt im Petersdom zelebrieren zu können, aus dem die überlieferte Liturgie seit dem Frühjahr ansonsten vollständig verbannt ist.
Einen illustrierten Bericht zur Wallfahrt, dem wir auch das gezeigte Bild entnehmen, veröffentlichte Edward Pentin am 1. 11. im National Catholic Register. Einen kommentierenden Bericht unter der Überschrift „Trotz Repression lebendig“ hat katholisches.info vom 2. 11. Eine ausführliche Bilderserie vom Abschlußhochamt in der Kirche Santissima Trinitá dei Pellegrini am Sonntag zeigt heute Messa in Latino.
Novene zum Christ-Königs-Fest für den Erhalt der Traditionellen Messe
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- 22. Oktober 2021
Anmerkung der Redaktion: Die folgende Novene wird in den USA von einigen Gemeinden mit lateinischer Messe gebetet, damit der alte römische Ritus in ihrer Pfarrei erhalten bleibe. Wir laden die Leser ein, sich dieser Novene anzuschließen, die am Freitag dieser Woche beginnt – im Namen aller unserer Brüder und Schwestern, die um den Erhalt des Ritus unserer Väter kämpfen.
Möglich sind:
- die 9-tägige Novene zu Christkönig, nur das Gebet (ohne Rosenkranz); oder
- die 9-tägige Novene zu Christkönig im Anschluß an den Rosenkranz
DATEN
- Erster Tag: Freitag, 22. Oktober
- Letzter Tag: Samstag, 30. Oktober
- Für das Christkönigsfest am 31. Oktober
Novene
Allmächtiger und barmherziger Gott, du hast die Macht des Bösen gebrochen und in deinem Sohn Jesus Christus, dem König des Universums, alles neu gemacht. Mögen alle im Himmel und auf Erden jubelnd Deine Herrlichkeit verkünden und nie aufhören, dich zu preisen. (hier die Intention einfügen – siehe unten) Darum bitten wir durch unseren Herrn Jesus Christus, deinen Sohn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Ein Vaterunser, ein Ave Maria und ein Ehre sei dem Vater pro Tag, anschließend das Novenengebet:
Herr unser Gott, Du allein bist der hochheilige König und Herrscher über alle Völker.
Wir beten zu Dir, Herr, in der großen Hoffnung, von Dir, göttlicher König, Barmherzigkeit, Frieden, Gerechtigkeit und alles zu empfangen, was uns zum Heile dient.
Beschütze o Herr, unser König, unsere Familien und unsere Heimat.
Behüte uns, treuester Herr.
Schütze uns vor unseren Feinden und vor Deinem gerechten Gericht.
Vergib uns, erhabener König, alles, was wir gegen Dich gesündigt haben.
Jesus, Du bist der König der Barmherzigkeit.
Wir haben Dein gerechtes Urteil verdient.
Hab Erbarmen mit uns, o Herr, und vergib uns.
Wir vertrauen auf Deine große Barmherzigkeit.
O ehrfurchtgebietender König, wir verneigen uns vor Dir und beten:
Möge Dein Reich, Dein Königtum auf Erden anerkannt werden.
Amen.
Intention
(gegebenenfalls reicht es aus, sie am ersten Tag zu beten) Heilige Mutter Gottes, wir bitten dich, trage unsere demütige Bitte deinem Sohn, unserem Herrn Jesus Christus, in diesen Anliegen vor:
Daß jedes Vorgehen der Hochwürdigen Bischöfe im Zusammenhang mit der Tridentinischen Messe vom Heiligen Geist geleitet sei und vor dem Willen der Welt beschirmt bleibe; daß jedem Bischof das wahre Wissen, die Gnade, die Besonnenheit und die Kraft gegeben werden, die not-wendig sind, um richtige und gerechte Entscheidungen hinsichtlich der Bewahrung der Heiligen Messe Deines Sohnes in jeder einzelnen Diözese zu treffen. Wir bitten darum, daß alle Beteiligten eine vollkommene Ergebenheit in Gottes Willen bewahren mögen, und daß Unser Herr bei all ihren Handlungen König der Herzen ist.
Wir bitten darum in der Hoffnung, unser Herr möge alle treuen und fruchtbaren Pfarreien, Orden und Gemeinschaften, in denen die traditionelle lateinische Messe gefeiert wird, beschützen und bewahren. Trotz vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger Verfolgungen bitten wir darum, daß unsere Gebete ein noch größeres Aufblühen und eine noch größere Ausbreitung des traditionellen Ritus bewirken; daß diese Messe aller Zeiten nicht behindert, sondern bekannt und allen zugänglich gemacht wird; daß es ihr erlaubt wird, im Angesicht des Feindes hell zu erstrahlen, während sie die verhärteten Herzen ihrer Verfolger zum Schmelzen bringt und Herz und Geist derer erleuchtet, die sich ihrer Geschichte, Schönheit, Pracht und Majestät nicht bewußt sind.
Wir bitten, ihren Verfolgern möge wahrhaft offenbart werden, daß das Wachstum der Messe aller Zeiten nicht im Widerspruch zu anderen gültigen liturgischen Riten stehen muss, sondern daß sie ihnen vielmehr als Inspiration dienen kann; daß ihr Gedeihen kein Hindernis für den wahren Frieden und die Einheit innerhalb der Kirche sein muss. Wenn die Herzen aber noch immer verhärtet und – wie einst das Herz des Pharao – in den Händen des Widersachers sind, so bitten wir inständig, daß sie in die Schlingen ihres eigenen Plans fallen; daß solche Schlingen nur zu einer weiteren Erhöhung der Herrlichkeit Christi führen werden, und zwar nicht nur im heiligen Opfer des römischen Ritus, sondern in allen gültigen und ehrwürdigen Riten, die in der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche enthalten sind.
Schließlich bitten wir darum, uns möge, wenn irgendetwas davon im Widerspruch zur göttlichen Vorsehung steht, die richtige Einsicht gegeben werden, die notwendig ist, um der Vorsehung gehorsam sein zu können. Wie auch immer der Ausgang sein mag, laß uns alle vom Heiligen Geist zu gerechtem und umsichtigem Handeln geleitet werden, besonders wenn wir mit Entscheidungen der kirchlichen oder weltlichen Obrigkeit konfrontiert werden, die im Widerspruch zu dem stehen, was richtig und wahr ist.
O Unbefleckte Jungfrau, Königin des Himmels, läutere unsere Bitten in deinen Händen, auf daß sie unserem Herrn der Herrlichkeit, Christus dem König, wohlgefällig seien. Amen.
*
Wir schließen uns dem in allen Punkten an und werden uns da wir von einer starken nervösen Erschöpfung geplagt werden, für die Zeit der Novene darauf beschränken, mitzubeten und mitzubitten.
Geistliche Orientierung v. M. Ramm
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- 20. Oktober 2021
Pater Martin Ramm von der Petrusbruderschaft ist in den vergangenen Jahren hauptsächlich als Übersetzer einer Neufassung des Missale Romanum von 1962 hervorgetreten – eine Neuauflage für die allmählich in die Jahre gekommenen deutschen Texte von Schott und Bomm.. Obwohl er derzeit keine leitende Funktion in der Bruderschaft bekleidet, hat e sich nun mit einer geistlichen Orientierung an die Mitglieder der Bruderschaft sowie Priester und Laien darüber hinaus gewandt. Der Text erschint uns wichtig genug, daß wir ihn hier nicht nur zum Erstveröffentlichungsort verlinken, sondern vollständig übernehmen.
„Es gab da ein Ereignis, das hat uns sehr getroffen, und es hat uns sprachlos gemacht. Seither hat es eine Menge von Reaktionen gegeben. Nun möchte auch ich mich äußern, und ich hoffe, damit Orientierung zu geben. Persönlich hat mich sehr bewegt, dass das Motu Proprio Traditionis Custodes genau zwei Tage vor dem dreiunddreißigsten Gründungstag unserer Bruderschaft erschien. Am 18. Juli 1988 wurde die Priesterbruderschaft St. Petrus gegründet, und schon am 18. Oktober 1988 hat Papst Johannes Paul II. sie anerkannt und kanonisch errichtet. Dieser Tag der Anerkennung unserer Bruderschaft jährt sich heute zum dreiunddreißigsten Mal. Wer sollte da nicht an das dreiunddreißigste Jahr unseres Heilands denken? Es war das Jahr seines Opfers und zugleich das Jahr der Erlösung! Das Wappen unserer Priesterbruderschaft St. Petrus ist von drei Tränen geziert. Im Moment erhalten diese Tränen einen neuen Sinn.
Feststeht, dass wir das von Papst Franziskus formulierte Anliegen, der Einheit und dem inneren Zusammenhalt der Kirche zu dienen, unbedingt anerkennen. Um dieser Einheit willen sind unsere Gründer nach Rom gegangen.
Im Jahr 1990, ich war junger Seminarist im Priesterseminar in Wigratzbad, hielt uns einer unserer Gründer einen Vortrag. Jemand hatte spöttelnd zu ihm gesagt: ,Ihr geht nach Rom, und man wird euch kreuzigen.‘ Darin liegt eine Anspielung auf eine berühmte Legende, die berichtet, wie zur Zeit des Kaisers Nero der heilige Apostel Petrus aus Rom floh, wobei ihm auf der Via Appia Christus erschien, und wie Petrus den Heiland fragte: ,Domine, quo vadis? – Herr, wohin gehst Du?‘ Jesus habe ihm geantwortet: ‚Romam venio iterum crucifigi. – Ich komme nach Rom, um wiederum gekreuzigt zu werden.‘ – An die Antwort unseres Gründers erinnere ich mich gut: ,Ja, wir gehen nach Rom, auch wenn man uns kreuzigt!‘ Diese Antwort ist richtig. Sie war richtig zur Zeit des heiligen Petrus. Sie war richtig im Jahr 1988. Sie ist noch immer richtig, auch im Jahr 2021.
Ja, der Papst und die Bischöfe sind ‚Hüter der Tradition‘. Das sollten sie zumindest sein. Sie sind nicht Herren, sondern Diener der Wahrheit. Wie der heilige Apostel Paulus seinem Schüler Timotheus schreibt, stehen sie in der Verantwortung, das ,anvertraute kostbare Gut‘ zu bewahren. Darüber werden sie einst Rechenschaft geben vor dem Herrn.