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Hl. Mutter Gottes, bitte für uns

Bild: Bertramz, Wikimedia, CC BY-SA 3.0Die „Kirche der goldköpfigen Allheigen“ (so benannt nach einer reich geschmückten Ikone) in Trapezunt (heute Trabzon/Türkei) war Hauptkirche des eher kleinformatigen Kaiserreichs Trapezunt an der Südostküste des schwarzen Meeres - eines der Nachfolgestaaten von Byzanz in der Zerfallsperiode des Reiches. Bauweise und archäologische Befunde legen ein hohes Alter der Kirche nahe, der heutige Bau geht auf das späte 9. oder frühe 10. Jahrhundert zurück. Im 13. - 15. Jahrhundert war die Panagia Chrysokephalos die Krönungskirche und Grablege der „Kaiser“ von Trapezunt. 

Nach der Einnahme der Stadt durch den Osmanenherrscher Fatih (=Eroberer) Mehmet II. wurde die Kirche sofort zur Moschee des Eroberers (Fatih Camii) umgewandelt. Der Skulpturenschmuck wurde zerstört, die reiche Ausmalung mit Fresken wurde abgeschlagen oder übertüncht, die Grundanlage des Bauwerks blieb jedoch im Wesentlichen erhalten.

Der Eroberer Mehmet II. gehört bis auf den heutigen Tag zu den populärsten Figuren des türkischen Islam. In Berlin sind mindestens zwei Moscheen nach ihm benannt, weiterer ihm gewidmete Eroberer-Moscheen gibt es in 51 deutschen Städten.

Immer wieder Amoris laetitia

Die Debatte über Amoris Laetitia geht weiter. Sie wird uns noch auf Monate und Jahre hin begleiten – derzeit ist noch nicht einmal ein Zwischenstand zu ermitteln und wiederzugeben. Immerhin kann man einzelne Wortmeldungen hervorheben, die besonders bemerkenswert erscheinen. Dazu gehört sicher eine sehr umfangreiche Stellungnahme von Christopher F. Ferrara im Remnant vom 10. Mai, die in die Form eines offenen Briefes an Bischof Athanasius Schneider gekleidet war. Dieser offene Brief enthielt die Bitte, der immer wieder mit klarer Sprache hervortretende Bischof möge doch in geeigneter Weise tätig werden, um der sich erkennbar ausbreitenden Verwirrung entgegenzutreten.

Inzwischen hat Bischof Schneider in einem Schreiben an den Remnant auf diese Bitte geantwortet und dabei einige bemerkenswerte Aussagen gemacht:

In diesen unseren dunklen Zeiten, in denen Unser über alles geliebter Herr im Boot der Heiligen Kirche zu schlafen scheint, müssen alle Katholiken, von den Bischöfen bis zu den einfachen Gläubigen, die ihr Taufversprechen noch ernst nehmen, mit einer Stimme (una voce) ein Treuebekenntnis ablegen, indem sie konkret und mit Klarheit alle jene katholischen Wahrheiten aussprechen, die durch die Zweideutigkeit einiger Formulierungen in AL kompromittiert oder entstellt sind. Das könnte die Form eines „Credo“ des Gottesvolkes annehmen.

AL ist offenkundig ein pastorales Dokument (was bedeutet, daß es von Natur aus einen zeitlich begrenzten Charakter hat) und ohne einen Anspruch auf einen definitiven Charakter. Wir sollten es vermeiden, jedes Wort und jede Geste eines regierenden Papstes „unfehlbar zu machen“. Eine solche Ehrfurcht, eine solche totalitäre Anwendung der päpstlichen Unfehlbarkeit sind nicht katholisch, sondern bei genauer Betrachtung vielmehr weltlich wie unter einer Diktatur; das widerspricht dem Geist des Evangeliums und den Kirchenvätern.

Darüberhinaus regt Bischof Schneider an, es solle von kompetenten Experten der Dogmatik und der Moraltheologie eine solide Analyse aller zweideutigen und objektiv falschen Formulierungen durchgeführt werden, die in AL enthalten sind.

Eine solche wissenschaftliche Analyse sollte sine ira et studio und mit kindlicher Hochachtung gegenüber dem Stellvertreter Christi durchgeführt werden. Ich bin überzeugt, daß die Päpste kommender Jahre dankbar dafür sein werden …

Eine in Australien renommierte Theologien hat sich bereits anläßlich eines Vortrags vor Kollegen mit einer solchen fachkundigen Analyse zu Wort gemeldet – wenn auch nicht gerade „sine ira et studio“. Im Mittelpunkt der Kritik der an einer griechisch-orthodoxen Hochschule in New England lehrende Theologin steht die Diagnose einer gewollten Zweideutigkeit des Textes, deren Ursprünge sie im „Geist des Konzils“ und noch weiter zurückgehend im „Geist der Reformation“ verortet. Der Text, der hier als PDF heruntergeladen werden kann, entzieht unter anderem auch den Versuchen die Grundlage, erhoffte Änderungen im Eheverständnis der Kirche unter Berufung auf die Kirchen der Orthodoxie zu rechtfertigen: So einfach liegen die dinge nicht. Auch hier dienen ökumenische Floskeln nur der notdürftigen Bemäntelung eigener Wünsche.

Der Bann ist gebrochen

„Parrhesia“ - wörtlich „Reden ohne (falsche) Rücksichtnahme/freimütiges Sprechen“ gehört zu den Lieblingsbegriffen von Papst Franziskus und gleichzeitig zu seinen liebsten Aktivitäten. Das scheint ansteckend zu wirken, gerade auch auf die der Tradition verbundenen Katholiken: Noch nie haben sie so offen über die Krisen und Mißstände in der Kirche von der Spitze in Rom bis zur Pfarrei in Hintertupfing gesprochen wie seit vielleicht einem Jahr. Freilich gab es auch in modernen Zeiten soviel Gründe und Anlässe dazu. Tatsache ist jedenfalls, daß immer mehr Denk- und Redeverbote abgeräumt werden – der Bann der „ecclesial correctness“ scheint gebrochen.

Ein wichtiges Beispiel dafür hat dieser Tage Josef Shaw, Vorsitzender der Latin Mass Society von England und Wales geboten, der in einem Blogbeitrag der Frage nachgeht „Welche Messe wollte das 2. Vatikanische Konzil?“. Shaws Lektüre der entsprechenden Dokumente führt zu einem Ergebnis, das wir zwar schon immer geahnt, aber selten so ungeschönt ausgesprochen gehörthaben: Diese Dokumente geben in ihre Widersprüchlichkeit – Shaw führt frappierende Beispiele an – keinerlei verbindliche Richtschnur. Und selbst da, wo sie die Tradition zu bekräftigen scheinen, geben sie keinen Hebel, die in den vergangenen 50 Jahren vorgenommenen umstürzenden Veränderungen deswegen als unzulässig zu kritisieren: In ihrer ganzen Grundanlage lassen die Dokumente und die sie begleitenden Aussagen insbesondere von Papst Paul VI. wenig Zweifel daran, daß nicht die Tradition der Jahrtausende, sondern die (als pastoral behaupteten) Bedürfnisse des Tages Richtschnur der Liturgiereform sein sollen.

Shaws Fazit ist eindeutig:

Ich möchte an die Autoren aus dem „Reform der Reform“-Lager und auch an die Progressisten von Pray Tell und anderswo appellieren: Hört auf, euch gegenseitig widersprüchliche Dokumente und die „wirklichen“ Prinzipien des 2. Vatikanums vorzuhalten. Argumente „aus der Autorität“ bringen uns hier nicht weiter.
Die einzige Möglichkeit, hinsichtlich der Liturgie mit der Kirche zu denken ist der, auf das zu schauen, was die Kirche getan hat – nicht während einiger weniger Jahrzehnte, sondern über die Jahrtausende. Und allein schon dieser Vorschlag steht im Gegensatz zu dem Anspruch, alles, was vor 1965 war, für schlecht zu erklären. Und es ist exakt diese Vorstellung, mehr jedenfalls als eine ehrliche Würdigung der modernen liturgischen Dokumente, die die Lehre, daß die Kirche vor Irrtum geschützt ist, in Frage stellt: Wenn die Kirche sich bis 1965 geirrt hat – warum sollte man sich dann um das scheren, was sie seitdem gesagt hat?“

Die Frage trifft mitten ins Zentrum der aktuellen Auseinandersetzungen. Neu ist sie freilich nicht, - schon 1996 schrieb der damalige Kardinal Joseph Ratzinger:

Eine Gemeinschaft, die das, was ihr bisher das Heiligste und Höchste war, plötzlich als strikt verboten erklärt und das Verlangen danach geradezu als unanständig erscheinen läßt, stellt sich selbst in Frage. Denn was soll man ihr eigentlich noch glauben? Wird sie nicht morgen wieder verbieten, was sie heute vorschreibt?"

Das bezog sich damals zwar „nur“ auf die Liturgie, aber es kann und muß zweifellos auch auf alle anderen Dogmen des Glaubens und Grundaussagen der Sittenlehre übertragen werden. Mit erheblichen Auswirkungen auf das Verständnis von Dokumenten, Interviews oder Gerüchten aus dem aktuellen Pontifikat, in denen Bekäftigungen dessen, was schon immer galt, in bunter Mischung mit Sätzen vorkommen, die dem tatsächlich oder dem Anschein nach widersprechen: Sie können nicht Aussage des Lehramtes sein. Wo es darum geht, Verwirrung zu verringern und nicht noch größer werden zu lassen, ist ihnen, bei allem gebotenen Respekt, mit Freimut zu widersprechen. 

Der Bann der „ecclesial correctness“ ist in der Tat gebrochen - der Parrhesia sei Dank.

Neue Reliquien für Köln

Bild: Cicero, Picture-AllianceIm Zentrum des deutschen Postkatholizismus steht der Kult des Menschen. Seinen prägnanten organisatorischen Höhepunkt fand dieser Kult in der letzten Maiwoche auf dem sog. Katholikentag, der das neutestamentliche „seht, das ist der Mensch“ ganz seines Kontextes entkleidete und als Vehikel zur Vergottung des Menschen, so wie er in seiner Gefallenheit ist, pervertierte. Seinen bisher übelsten liturgischen Ausdruck fand dieser Kult am Fronleichnamstag in Köln, als der dort residierende Kardinal Woelki ein garantiert echtes Original-Flüchtlingsboot aus dem Mittelmeer als Altar für das hl. Messopfer inszenierte und inzensierte, wie man früher die Altäre über den Märtyrergräbern beräucherte.

Nein, wir wissen nicht, ob die Insassen dieses speziellen Bootes schnell einmal ein paar christliche Insassen über Bord warfen, als der viel zu kleine und überladene Kahn in schwere See geriet, aber wir wissen, daß solches immer wieder vorkommt. „Seht, das ist der Mensch“ - von Göttlichkeit ohne die Erlösungsgnade Chrisi keine Spur – tatsächlichkeit noch nicht einmal von etwas, das man ohne rot zu werden als „Menschlichkeit“ bezeichnen könnte.

Da trifft es sich gut, daß einen Tag nach dem Skandal auf der Kölner Domplatte (sie scheint Skandale magisch anzuziehen) in famille chrétienne ein Interview mit dem Präfekten der Gottesdienstkongregation Kardinal Sarah erschien, in dem dieser die Notwendigkeit begründete, Gott wieder ins Zentrum der Liturgie zu rücken, und einige Mittel benannte, die dazu hilfreich sein könnten.

An erster Stelle dabei steht für den Kardinalpräfekten – dessen Wort freilich unter dem gegenwärtigen Regiment wenig Bedeutung hat – die gemeinsame Orientierung von Zelebrant und Gläubigen zum (liturgischen) Osten, hin zu Christus, der wiederkommen wird in Macht und Herrlichkeit. Weder das Konzil noch die Liturgiereform habe vorgeschrieben, die Liturgie quasi im geschlossenen Kreis von Gemeinde und „Vorsteher“ zu feiern, und es bedürfe keinesfalls einer besonderen Genehmigung, die Jahrtausende alte gemeinsame Wendung hin zum Herrn zu praktizieren. Sie sei überaus hilfreich, die Fixierung auf das Menschliche zu überwinden und die Gemeinde auf Christus hin auszurichten, von dem allein das Heil komme.

Schon vor einem Jahr hatte der Kardinal im Osservatore Romao erklärt, es sei „in besonderer Weise angemessen, daß sich während des Bußaktes, dem Gloria, den Gebeten zur Gabenbereitung und dem eucharistischen Hochgebet die ganze Welt, Priester und Gläubige gleichermaßen, sich in Richtung Osten wenden, um damit ihre Absicht zu bekräftigen, an der Kulthandlung und an der von Christus gewirkten Erlösung teilzuhaben“. Das bekräftigte er in diesem Interview erneut und forderte insbesondere die Kathedral- und Bischofskichen dazu auf, in diesem Sinne mit gutem Beispiel voranzugehen.

Wir sind gespannt, wie man in Köln auf diese Aufforderung reagiert. Jedenfalls hat man zunächst einmal das vom Kardinal zur Ehre des Altars erhobene Boot in die Kathedrale geschafft und dort neben den anderen Reliquien, die dort ihren Platz haben, ausgestellt. Es ist schließlich ein großes, ein offenes Haus - da ist Platz für alles und jeden.

„UN-Generalsekretär mit Brustkreuz“

Christus übergibt Petrus den Schlüssel, Fresco in der sixtinischen Kapelle von Pietro PeruginoDie Unruhe in der Kirche über Äußerungen von Franziskus, die jeden Zusammenhang mit der Lehre der Kirche vermissen lassen, nimmt zu. Gleichzeitig steigt auch die Zahl der Veröffentlichungen, die sich kritisch mit den „postkatholischen“ Ansätzen des Bischofs von Rom auseinandersetzen oder das zumindest versuchen. Viele pendeln ratlos zwischen den Extrempositionen hin und her: Die einen sehen in Franziskus einen Mann, der den hohen Ansprüchen seines Amtes nicht gewachsen ist und aufgrund persönlicher Schwächen eine ideale Marionette für Kräfte abgibt, die lieber im Dunkeln bleiben. Andere sehe in ihm den jesuitisch geschulten Meisterdenker, der selbst alle Fäden zieht und einen großen Plan verfolgt, dessen Einzelheiten er noch im dunkeln läßt.

In den vergangenen Tagen sind drei Texte erschienen, die geeignet sind, etwas Licht in das römische Dunkel zu bringen. Als erstes zu nennen ist ein Artikel von Alexander Kissler im Focus, der unter dem Titel „Darum schadet dieser Papst seiner Kirche“ den „redseligen Relativismus“ Franziskus' zum Thema macht.

Ausgangspunkt von Kisslers Überlegungen ist das jüngste Interview des Papste in La croix, in dem er unter – anderem - die anderthalbjahrtausende lange Feuer-und-Schwert-Geschichte des Islam dadurch zu relativieren versucht, daß er sagt man könne auch den Missionsauftrag Christi an seine Jünger so verstehen, als ob er „die gleiche Idee von Eroberung“ propagiere.

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