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Neues Stadium der Kirchenkrise VI

Quelle: http://fonthip.sportsblog.com/Wie kann es weitergehen?

Fast zwei Wochen lang hatten wir Raum für kaum ein anderes Thema als die dramatisch zugespitzte Kirchenkrise. Wie kann und soll es jetzt weitergehen? Im „Team Bergoglio“, zumindest Teilen davon, stehen die Zeichen auf Konfrontation. Und nicht nur dort. In einem trotz vieler Einwände lesenswerten Beitrag für den Remnant zeichnet Hilary White ein Szenario, das nach dem Ausbleiben einer offiziellen und zufriedenstellenden Antwort auf die dubia nachgerade zwangsläufig zu einem „Amtsenthebung“ des Papst und der Wahl eines glaubenstreuen Nachfolgers führt. Dabei ist ihr durchaus bewusst, daß sich nur eine kleine Minderheit von Bischöfen und Kardinälen an einem solchen Verfahren beteiligen würde und daß der auf diese Weise zum rechtmäßigen Papst Erklärte kaum Anerkennung über seine Wähler und deren unmittelbare Gefolgsleute hinaus finden würde. Ein solches Abtauchen des „kleinen Restes“ der wahren Kirche in den Untergrund der Obskurität erscheint ihr unvermeidlich, um dem Durchmarsch der säkularen Kräfte in der Kirche zu begegnen.

Beim heutigen Stand der Dinge ist eine solche Entwicklung nicht auszuschließen, doch erscheint sie weder wünschenswert noch unvermeidlich. Zwar hört man in der Umgebung von Franziskus Stimmen, die eine Entfernung der vier Dubitanten aus dem Kardinalskollegium fordern, und beim anscheinend grenzenlosen Selbst- und Sendungsbewußtsein des Argentiniers wäre ein solches Vorgehen nicht völlig überraschend. Die Folgen wären schwer absehbar, aber auch dann müssten sie noch nicht zu einer offenen Spaltung führen. Im Übrigen erscheint in Würdigung des bisherigen Vorgehens von „Team Bergoglio“ ein anderer Ablauf wahrscheinlicher. Dieses Vorgehen ist von der ersten Minute des öffentlichen Auftretens Bergoglios als Papst durch die Erzeugung von Grauzonen gekennzeichnet: Alles feste oder für fest gehaltene wird aufgeweicht, jede Verbindlichkeit aufgelöst – Zeit ist wichtiger als Raum, das Leben ist wichtiger als das Gesetz usw. usf.

Die Minderheit, die katholisch bleiben will, wird lernen, sich in diesen Grauzonen einzurichten. Eine offizielle Änderung der Lehre, das haben auch die Bergoglianer inzwischen einsehen müssen, ist nicht zu machen. Also retten sich Häretiker wie Kardinal Kasper in Irrsinsfloskeln wie die, daß zwar die Lehre unverändert bleibe, in der Pastoral und Praxis jedoch alles anders werden könne. Damit muß (und kann) man sich nicht auseinandersetzen, und es gibt auch keinen Weg, die Verantwortlichen in ihrem jeweiligen Machtbereich daran zu hindern, dementsprechend zu verfahren.

Worauf es ankommt, ist die Grenzen des jeweiligen Verantwortungsbereichs präzise zu bestimmen – und das gilt für jeden Einzelnen und für jeden Verantwortungsbereich, und sei er noch so klein. Der kleinste, und der wichtigste, ist das eigene Leben. Um es ganz konkret zu sagen: Niemand wird gezwungen, selbst von Franziskus dem fast allmächtigen nicht, sich scheiden zu lassen, ein paar mal wieder zu heiraten und dabei das unstillbare Bedürfnis zu entwickeln, mit den anderen Besuchern des Sonntagsgottesdienstes „als Zeichen der Gemeinsamkeit“ zum Tisch des Herrn zu gehen.

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Neues Stadium der Kirchenkrise V

Bild:http://pflanzenschutzdienst.rp-giessen.de, CramerDie Wut im Team Bergoglio über die Veröffentlichung der dubia der vier Kardinäle zu zweifelhaften Punkten in Amoris laetitia ist groß. Kaum von Franziskus mit dem Kardinalsbirett in Dienst genommen, haben sich zwei der neuernannten amerikanischen Purpurträger in starken Worten gegen die Verfasser der Bitte um Aufklärung gewandt. Joseph Tobin von Newark sieht in den dubia eine „Belästigung“, bemüht sich aber immerhin noch um eine Wahrung der Form, wenn er ausführt:

Der hl. Vater fasst das Werk zweier Synoden zusammen, und wenn daher vier Kardinäle behaupten, die beiden Synoden seien im Unrecht, oder der hl. Vater gebe nicht das wieder, was auf den Synoden gesagt wurde, so muß man dieses Verhalten in Frage stellen. Das kann man nicht als ein „dubium“ darstellen, das wäre im besten Fall naiv.

Direkter geht Blaise Cupich von Chicago – die „Brechstange Bergoglios“ in den USA – zur Sache:

Ich denke, wenn man damit anfängt, die Zulässigkeit oder den Inhalt eines solchen Dokumentes in Frage zu stellen, dann stellt man alle anderen Dokumente in Frage, die früher von den anderen Päpsten herausgegeben worden sind. Deshalb kann es meiner Meinung nach nicht Sache des Papstes sein, darauf zu antworten, sondern es muß für diejenigen, die Zweifel haben, Anlaß sein, sich darüber Rechenschaft abzulegen, wie sie zu dieser Haltung kommen konnten, geht es doch um ein lehramtliches Dokument der katholischen Kirche.

Doch das ist gar nichts gegen die Tirade, mit der der Vorsitzende der (freilich wenig bedeutenden) katholischen Bischofskonferenz in Griechenland, Frangiskos Papamanolis (81) gegen die Einreicher der dubia vom Leder gezogen hat. In einem offenen Brief an die vier Kardinäle fordert er sie auf, ihre Kardinalswürde abzulegen – das hätten sie schon vor Verfassen des Briefes tun sollen – und wirft ihnen „meine geliebten Brüder“ zunächst vor, Häresie zu verbreiten, da sie nicht an die von zwei Synoden gestützte höchste Autorität des Päpstlichen Lehramtes glaubten. Das bedeute zum zweiten, sich der Erregung öffentlichen Ärgernisses schuldig zu machen – eines Ärgernisses von der Art, von der es bei Matthäus 18 heiße, es sei besser, wenn dem Urheber ein Mühlstein um den Hals gehängt und er im Meer ertränkt werde.

Höhepunkt der Suada im Wortlaut (nach der englischen Übersetzung auf onepeterfive):

Ich fürchte, eure geistige Ausstattung wird spitzfindige Argumente zur Rechtfertigung eurer Tat finden und sie noch nicht einmal als einer Sünde wahrnehmen, die man beichten muß, so daß ihr darin fortfahrt, jeden Tag die hl. Messe zu zelebrieren und sakrilegisch die Eucharistie zu empfangen, während ihr doch Anstoß daran nehmt, daß geschiedene und wiederverheiratete Personen in bestimmten Fällen die Eucharistie empfangen und ihr überdies wagt, den hl. Vater Franziskus der Häresie zu beschuldigen.

Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den zwar in der Wortwahl verschiedenen, in Inhalt und Zielrichtung jedoch gleichlaufenden Ausführungen dieser drei – weitere werden folgen – Würdenträger ist kaum möglich. Die Saat der Zweideutigkeiten und Halblügen, die seit einem Jahrhundert ohne Unterlass unter den guten Samen der Lehre gestreut werden, ist voll aufgegangen, und nur noch der Herr der Ernte wird die Macht haben, dem ein Ende zu setzen.

Neues Stadium der Kirchenkrise IV

Regularisierung der Piusbruderschaft?

Zum Abschluss des „Jahres der Barmherzigkeit“ mehren sich die Gerüchte über eine Rückkehr der Piusbruderschaft in die „Einheit mit Rom“. Wieder ist von einem einseitigen Akt des Papstes die Rede, der alle Sanktionen gegen die Priesterbruderschaft aufheben und ihr den Status einer Personalprälatur gewähren könnte. Wie wäre ein solcher Schritt mit der ansonsten so entschlossen demonstrierten Abwendung des gegenwärtigen Pontifikats von der Tradition zu vereinbaren – und welche Folgen könnte er für die Bruderschaft und die an der überlieferten Lehre und Liturgie festhaltenden Katholiken haben?

Über die Wahrscheinlichkeit ist hier nicht zu spekulieren – vielleicht wissen wir schon morgen mehr. Auszuschließen ist ein solcher Schritt Bergoglios jedenfalls nicht, weder in dieser noch in einer kommenden Woche.. Einheit ist für alle, die sich nicht selbst als Zerstörer der Kirche begreifen, ein hohes Gut, und der überbordende Ökumenismus der letzten Jahrzehnte macht es schwer, den Abgrenzungskurs gegenüber der Bruderschaft zu rechtfertigen. Und jeder Tag, an dem es aus Rom heißt, starre Legalität und Lehrgläubigkeit seien dem Wesen der Kirche fremd, macht es schwerer. Die vom Glaubenspräfekten Müller immer wieder vorgebrachte Mahnung, die Bruderschaft müsse sich zu den auf dem letzten Konzil dargelegten Grundsätzen bekennen, verliert an Gewicht, wo ansonsten alle Unterschiede auch in grundsätzlichen Fragen mit dem Mantel der Barmherzigkeit zugedeckt werden.

Auch strategische Überlegungen könnten es dem gegenwärtigen Pontifikat angeraten erscheinen lassen, die Piusbruderschaft zurückzuholen und damit auf die eine oder andere Weise auch einzubinden. Begleiterscheinung des Ökumenismus und wesentlicher Bestandteil des modernistischen Programms ist eine weitgehende weltanschauliche Pluralisierung und strukturale Kantonisierung der Kirche. Wie es nicht nur die aktuelle Neuordnung der Beziehungen zu China, sondern bereits viele traditionellen Konkordate zeigen, ist Rom auch bezüglich der Wahlen und Bestätigungen von Bischöfen zu viel Entgegenkommen bereit, solange nur eine nominelle Oberhoheit des Papstes anerkannt wird. Wie weit das geht, zeigt auch die bereits von Papst Benedikt vorgenommene Etablierung der von sich aus auf den Katechismus verpflichteten anglikanischen Ordinariate, die freilich gegen den Willen der örtlichen Bischofskonferenzen erfolgt ist und von diesen auch wirksam behindert wird.

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Neues Stadium der Kirchenkrise III

Auf dem Weg in die Despotie?

Unter der weltzugewandten und leutseligen Oberfläche des „Pontifikats der Barmherzigkeit“ steckt ein kompromissloser Wille zur Machtausübung, der jetzt wieder in der Reaktion auf die Dubia der Kardinäle zu Amoris Laetitia in abstoßender Form sichtbar wird. Franziskus „koche vor Zorn“ berichtet der stets bestens informierte Edward Pentin. Der Papst und seine Umgebung – und dabei weiß heute niemand, wer hier treibt oder wer hier getriebener ist – verweigern den Fragestellern nicht nur eine der Form und dem Inhalt ihrer Besorgnisse entsprechend Antwort. Statt dessen versucht Bergoglio, die Kritiker seines Kurses öffentlich lächerlich zu machen: „Einige - denken Sie an gewisse Entgegnungen zu Amoris laetitia - verstehen es einfach nicht“, sagte Franziskus in einem Interview der Mailänder katholischen Tageszeitung Avvenire.(18.11.) Sein Chefratgeber Spadaro S. J. veröffentlicht auf Twitter eine in die gleiche Richtung weisende lehramtliche Kurznachricht, die er mit einem Bild, aus dem Film „Der Herr der Ringe“ dekoriert, das in der Unterschrift einen „hirnlosen Wurm“ anspricht.

Unterdessen erreichen die Säuberungen im Vatikan einen neuen Höhepunkt. Die von Johannes Paul II. errichtete „Päpstliche Akademie für das Leben“ - bisher standhafte Vertreterin der traditionellen Ehelehre der Kirche – wird zum Ende dieses Jahres faktisch aufgelöst: Sämtliche Mitglieder werden entlassen. An die Stelle der Akademie des heiliggesprochenen Papstes tritt eine Neugründung unter dem alten Namen, aber mit neuer Satzung, deren Mitglieder ab Januar neu ernannt werden. Dafür sollen vor allem jüngere, der Zukunft zugewandte Wissenschaftler aus allen Welt- und Denkrichtungen herangezogen werden. Der Kurs ist in der oben angeführten verächtlichen Reaktion auf die Dubia der Kardinäle in Avvenire bereits unmißverständlich vorgegeben: In so komplexen Fragen gebe es nicht nur Schwarz oder Weiß, sondern man müsse „im Fluss des Lebens unterscheiden ... Das hat uns das Zweite Vatikanische Konzil gesagt.“ Es brauche wohl noch etwas Zeit, bis das überall ankomme: „Die Geschichtsschreiber sagen, ein Konzil braucht ein Jahrhundert, um richtig die Kirche zu durchdringen... Wir sind bei der Hälfte.“

Aus dem Munde und im Namen eines Mannes, der sich sonst mit Floskeln von Güte, Offenheit und Barmherzigkeit schmückt, sind das harte Worte und Taten. Sie wären selbst dann als Ausdruck der Haltung eines Papstes gegenüber Zweifeln der Gläubigen, von Kardinälen zumal, gänzlich unpassend, wenn die Rezeption des zweiten Vatikanischen Konzils ohne jedes Problem verlaufen wäre und eine glänzende Erfolgsgeschichte darstellte. Beides ist nicht der Fall, und nichts berechtigt Franziskus zu der Annahme, schon morgen werde eine strahlende Zukunft anbrechen, wenn erst die ewig Gestrigen – darunter auch die begriffststutzigen Anhänger alten Liturgie – zurecht gestutzt oder noch besser endgültig ausgestorben wären.

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Neues Stadium der Kirchenkrise II

Bild: SWR/Bistum Mainz/MatschakDie verheerende Entwicklung, die die Kirche im Pontifikat unter dem Leitspruch des „¡Hagan lío!“ nimmt, wird in Deutschland besonders deutlich. Das „Mutterland der Reformation“ ist in der Tat Heimatland einer besonderen Art von geistigem und geistlichem Hochmut, der mit dem Anspruch auftritt, alles zum Besseren zu wenden – um dann ein religiöses Trümmerfeld zu hinterlassen, wie man es derzeit im Mainstream der EKD in Vollendung bestaunen kann. Offensichtlich entspricht dieser Zustand aber genau dem, was eine Mehrheit der katholischen Bischöfe des Landes als erstrebenswert betrachtet – wie sonst wäre es zu erklären, daß unter Etiketten wie „Ökumene“ und „Überwindung der Spaltung“ ein Kurs propagiert wird, der auf nichts anderes hinausläuft als eine nachträgliche Übernahme der protestantischen Häresien samt ihren kirchenzerstörenden Folgen bis auf den heutigen Tag.

Prominenter Sprecher dieses Kurses ist seit Jahrzehnten Kardinal Lehmann, der Luther gerne zum gemeinsamen Kirchenlehrer erklärt sehen möchte. In Freiburg hat er dieser Tage eine Rede gehalten, die auf katholisch.de folgendermaßen zusammengefasst wird:

Kardinal Karl Lehmann hat die deutschen Bischöfe aufgerufen, die von Papst Franziskus eröffneten Freiheiten für die Kirchen vor Ort zu nutzen. "Franziskus will, dass wir neue Wege erkunden. Manchmal muss man nicht erst darauf warten, bis sich der ganze große Tanker bewegt". Er verwies auf Annäherungen zwischen evangelischer und katholischer Kirche und auf die Debatte um den Sakramentenausschluss von wiederverheirateten Geschiedenen und um den Zölibat.

"Allen Konfessionen steht das Wasser bis zum Hals. Wir haben nicht ewig Zeit", sagte der Kardinal. Er fügte hinzu: "Was hindert uns eigentlich daran, verheiratete Ständige Diakone, die einen großartigen Dienst in der Kirche leisten, auch zu weihen, damit sie auch priesterliche Dienste übernehmen können?"

Das aktuelle Gedenken an 500 Jahre Reformation bezeichnete Lehmann als Chance für die Kirchen und die Ökumene. "Wir haben viel erreicht, in den Gemeinden vor Ort wird sehr viel Gemeinschaft gelebt. Was fehlt, ist eine Verständigung darüber, wie eine Kircheneinheit konkret aussehen soll."

In der Sache ist da wenig Neues – es ist das alte ceterum censeo derer, die die Restbestände der katholische Kirche zusammen mit denen der EKD in eine konfessionslose Staatskirche einbringen wollen. Höchstens der letzte Satz ist bemerkenswert, enthält er doch die Forderung nach der Entwicklung konkreter Formen für die Ausgestaltung einer solchen Staatskirche.

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