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"Summorum-Pontificum" vor dem Ende?

(Mit aktuellen Fortschreibungen)

Nach Meldungen, die heute auf Messa in Latino und Paix Liturgique veröffentlicht und von Rorate Caeli aufgegriffen worden sind, hat Papst Franziskus vor Mitgliedern der italienischen Bischofskonferenz mitgeteilt, daß er eine stark einschränkende „Neuinterpretation“ des Motu Proprio von Benedikt XIV veröffentlichen wird. Es gibt bisher weder eine generelle Bestätigung noch Aussagen über Details - es deutet jedoch vieles darauf hin, daß faktisch eine Rückkehr zu den vor Benedikt geltenden Regeln des „Indults“ von 1984 und „Ecclesia Dei“ von 1989 beabsichtigt ist. Danach würden die Priester der Diözesen das Recht zur Zelebration im überlieferten Ritus verlieren und würden von einer bischöflichen Genehmigung oder Beauftragung abhängig gemacht.

Der Papst folge damit den Wünschen vieler Theologen und Bischöfe, so heißt es, die über eine zunehmen konservative Orientierung der jüngeren Priester und Seminaristen besorgt seien und diese als eine Abkehr von, wenn nicht gar als einen Angriff auf DAS KONZIL betrachteten, das der Kirche doch einen so großartigen Neuen Frühling beschert habe. Außerdem werde durch eine Übertragung der Hoheit über die Liturgie an die Diözesanbischöfe der synodale Charakter der Kirche der Zukunft stärker hervorgehoben.

Darüber, ob und wie weit die Rechtsstellung der bisherigen Gemeinschaften zur Pflege der überlieferten Liturgie wie vor allem der Petrusbruderschaft, des Instituts Christus König und Hoher Priester und Bon Pasteur davon beeinträchtigt würden, ist derzeit noch nichts zu erfahren. Die Logik einer Regelung der angedeuteten Art würde es zumindest nahelegen, den Zugang und die zukünftige Entwicklung dieser Gemeinschaften einzuschränken, damit nicht konservativer eingestellte Priester und Seminaristen dorthin ausweichen. Ebenfalls konsequent wäre es, auch den Gläubigen den Zugang zu den Sakramenten in der überlieferten Liturgie, insbesondere den mit Kirchenbuchseintragungen verbundenen Sakramenten der Taufe, der Firmung und der Eheschließung, zu erschweren. Wir werden sehen und darüber berichten.

Hier eine Aufstellung von Artikeln auf Summorum-Pontificum, in denen wir über Anzeichen der bevorstehenden Entwicklung informiert und deren Bedeutung kommentiert haben:

 

St. Peter - nur ein totes Museum? (23. 3. 2021)

Schluß mit der Willkür! (13. 3. 2021)

Eine chinesische Lösung? (15. 4. 2021)  

Nochmal Chinesisches (17. 4. 2021)

Mehr als eine Gefahr - Ein Angriff (24. 4. 2020)

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Zwei Stunden nach Veröffentlichung der Meldung auf Messainlatino erschien dort eine anonyme Zuschrift, die als authentische Stimme der Kräfte gelesen werden kann, die sich für eine Aufhebung von Summorum-Pontificum einetzen. Es lohnt sich, das zur Kenntnis zu nehmen. Hier unsere schnelle und ergen lückenhafter Sprachkenntnisse nur bedingt zuverlässige Übersetzung:

Anonymus:

Sie sollten sich nicht darüber beklagen, daß die Hierarchie das Summorum Pontificum stoppen will, nachdem es gegen das Zweite Vatikanische Konzil und die Messe von Paul VI. verwendet wurde. Benedikt XVI. wollte, daß der Wert des alten Ritus zusammen mit dem neuen Ritus anerkannt wird, und nicht, daß die tridentinische Messe dazu verwendet wird, Verachtung für den Novus Ordo und gegen das gesamten Konzil und das nachkonziliare Lehramt auszudrücken. Die Liebhaber des alten Ritus, obwohl sie (nicht alle) die Gültigkeit der Weihe im Novus Ordo anerkennen, versäumen es nie, Beleidigungen über den Ritus von Paul VI. auszugießen und weigern sich, daran teilzunehmen. Es gibt tatsächlich zwei Kirchen, die der „Tridentiner“, die glauben, die wahre Liturgie und den wahren Glauben zu besitzen, im Gegensatz zur Kirche des Novus Ordo, die eine mehr oder weniger falsche und korrupte Liturgie hat, die eine ebenso falsche wie korrupten Lehre ausdrückt.

Wenn sich die Liebhaber des alten Ritus darauf beschränkt hätten, in diesem Ritus zu feiern und die volle Legitimität des Konzils, des Novus Ordo und des nachkonziliaren Lehramtes zu akzeptieren, wie Ratzinger es wollte, ohne es zu einer Flagge und einem Verein zu machen, die gegen den Ritus der Messe von Paul VI. gewandt werden, dann hätte es auch keine Probleme mit dem nachkonziliaren Lehramt gegeben. Aber so ist ist nur natürlich, dass eine Situation nicht länger hingenommen werden kann, in der die Messe als Vorwand dafür dient, tatsächlich eine „wahre“ Kirche zu schaffen, die der wahren Lehre und der wahren Liturgie treu bleibt, im Gegensatz einer Kirche, die mehr oder weniger als „falsch“ und Propagator korrupter und untreuer Lehren und Liturgien angesehen wird.

Wenn auch die erhobenen Vorwürfe äußerstenfalls auf sehr randständige Gruppen im traditionalistischen Pluriversum zutreffen, ist es doch bezeichnend, wie tief bei Vertretern der „neuen Kirche“ die Vorstellung verankert ist, daß diejenigen, die den Glauben, wie er vor 1965 galt und gelebt wurde, sich damit im Widerspruch zu DEM KONZIL und der sich darauf berufende Kirche positionieren. Sie haben den Gedanken des Bruches, der das Neue grundlegend vom vorhergehenden unterscheidet, so tief verinnerlicht, daß sie gar nicht mehr in der Lage sind, die doch auf der eigenen Seite vertretene These von „Entwicklung in Kontinuität“ nachzuvollziehen. Der Bruch mit der Vergangenheit muß auf der ganzen Linie durchgesetzt werden.

Man wird sich darauf einstellen müssen und sich verstärkt und auch kämpferischer als bisher mit den Argumenten und Dokumenten aus dem 20. Jahrhundert auseinandersetzen müssen, die diesen Bruch vorbereitet und schließlich zum „Superdogma“ überhöht haben.

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Keine zusätzlichen Informationen, aber einige bedenkenswerte Überlegungen bietet Fr. Zuhlsdorf bei seiner Stellungnahme zum Thema. Er hält es für möglich, daß ein eventuell demnächst erscheinendes römisches Dokument keine Änderung geltender Vorschriften von Summorum-Pontificum anordnen könnte, sondern - entsprechend dem Stil dieses Pontifikats - in einem Wust von allgemeinen Ausführungen Signale an die Bischöfe sendet, daß Rom sie nicht zur Beachtung dieser Vorschriften anhalten wird, wenn sie Priester und Gemeinden, die die überlieferte Liturgie feiern, schikanieren und marginalisieren.

Synodale Träume

Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß der nun ausgerufene weltweite „Synodale Prozess“ auch einen Versuch darstellt, die besonders in Deutschland starken Absetzbewegungen von Rom und die nicht nur in USA erkennbaren Spaltungstendenzen im Episkopat abzudämpfen und einzufangen: Es ist kaum möglich, nationale Sonderwege zu begründen und durchzusetzen, wenn gleichzeitig in Rom ein weltkirchlicher Prozess angesetzt ist, dem sich kein Episkopat entziehen kann, ohne in ein offenes Schisma zu geraten. Das werden selbst die aktivsten Spaltungsbetreiber kaum wollen. Und weltkirchlich gesehen schrumpft das Gewicht der hyperaktiven Vereinsfunktionäre aus Neuwied oder Kempten denn doch wieder auf Normalmaß - von den häretisierendenLehrkräften an überflüssigen Fakultäten ganz zu schweigen. 

Andererseits teilt der römische Synodale Prozess, so wie er heute angelegt ist, eine Hauptschwäche gerade des Synodalen Weges, zu dessen Einhegung er gedacht zu sein scheint. Beiden gemeinsam ist, daß ihre Betreiber ihnen eine Form gegeben haben, die so im Recht und im institutionellen Gefüge der Kirche nicht vorgesehen ist. Der „Synodale Weg“ ist eben keine Nationalsynode – er tut nur so. Und der römische Prozess ist auch kein Weltkonzil – er soll jedoch Aufgaben übernehmen, die nur ein Konzil erfüllen könnte, und er wird vermutlich in der Öffentlichkeit auch so dargestellt werden. Beide Veranstaltungen bilden eine „es soll demokratisch aussehen“-Fassade, hinter der mächtige Gruppen um die Durchsetzung ihrer teilweise durchaus partikularen Interessen und Pläne ringen.

Den Platzvorteil dabei hat zunächst einmal Rom – wenn da nicht die ungeheuren Probleme wären, die sich mit der Organisation, Meinungsbildung und Beschlußfassung eines Gremiums verbinden, in dem sich alleine 5000 Bischöfe zu Wort melden könnten, von den Abgesandten der lesbisch-schwulen-Seminaristengruppe aus Pink-Mafia-City und des Deutschen Predigerinnenverbandes ganz zu schweigen. Schwerer wiegt aber noch ein anderes Element: Nach über 7 Jahren dilettantisch-autoritärer Herumreformiererei an buchstäblich allen römischen Behörden und Institutionen ist der Apparat noch nicht einmal dazu in der Lage, sich selbst mit einigem Anstand zu verwalten. Ein Skandal jagt den anderen, und das Betriebsklima, um es einmal so prosaisch auszudrücken, ist unter Null, wie aus einer dieser Tage eingereichten Petition  aus der Belegschaft zu ersehen ist. Ob online oder zumindest teilweise in realen Zusammenkünften – bei diesem Projekt wird kaum mehr herauskommen als das, was heute bereits fix und fertig als erwünschtes Ergebnis hineingesteckt wird. Schon im Oktober solls losgehen.

Abbé Paul Aulagnier R.I.P.

Am vergangenen Donnerstag, den 6. Mai 2021, verstarb im 78. Lebensjahr Abbé Paul Aulagnier, eine der prägenden Personen der katholischen Tradition in Frankreich. In Deutschland wurde P. Aulagnier vor allem als einer der Mitgründer des Instituts vom guten Hirten (2006) bekannt, das in seiner Satzung die Verwendung der überlieferten Liturgie als exklusivern Eigenritus verankert hat. Eine weitere satzungsgemäße Aufgabe des Instituts bildet die konstruktive theologische Kritik der Texte des 2. vatikanischen Konzils, von deren Ergebnissen allerdings bislang zumindest hierzulande wenig bekannt geworden ist.

Einen ausführlichen Nachruf auf Abbé Aulagnier von Clemens Viktor Oldendorf bringt kathnews. Unser Gebet gilt einem Mann der sich während seines ganzen Priesterlebens für die Erhaltung der katholischen Tradition und des darin begründeten Glaubens eingesetzt hat. Der Herr belohne ihn nach seinem Verdienst und gewähre ihm die ewige Gegenwart in der Wahrheit, gegen deren Verdunkelung auf Erden er immer angekämft hat.

Widerstand und Widerspruch

Bild: Aus der verlinkten Twitter-NachrichtUnbeeindruckt von der Anordnung des Staatssekretariats zum Verbot von Einzelmessen in St. Peter hat der polnische Kardinal Krajewski am gestrigen Donnerstag, wie es seit Jahren seine allwöchentliche Gewohnheit ist, am Altar mit dem Grab des h. Johannes Paul II. eine „Einzelmesse“ in polnischer Sprache für die polnische Gemeinde in Rom zelebriert. Zur Erinnerung: Kardinal Krajewski war es auch, der nach der vatikanischen Anordnung zur Schließung sämtlicher Kirchen bei der ersten Covid-Welle im vergangenen Frühjahr seine Titularkirche für die Gläubigen und die Messfeier offen hielt. (Quelle für Nachricht und Bild)

Der deutsche Kardinal Walter Brandmüller hat in der Tagespost einen Artikel veröffentlicht, in dem er sich den Protesten gegen die Neuregelung, wie sie zuvor bereits von den Kardinälen Müller und Burke geäußert worden waren, anschließt. Wie diese erklärt er die Anordnung für rechtswidrig und ungültig und verweist mit Nachdruck auf die Unangemessenheit der Maßnahme auch unter pastoralen Gesichtspunkten:

Darüber hinaus geht es in diesem Fall auch um berechtigte Anliegen der Seelsorge wie der Frömmigkeit, denen Rechnung zu tragen ist. Die Basilika über dem Grab des Apostelfürsten Petrus und den Gräbern vieler Heiliger ist auf dem Erdkreis einzigartig, Zentrum der Weltkirche und von frühesten Zeiten an Wallfahrtsziel der Gläubigen aus aller Welt.

Den vielen Pilgern, namentlich den Priestern, die in großer Zahl aus entfernten Gegenden der Welt nach Rom kommen, die Möglichkeit zur Feier der heiligen Messe gleichsam im Haus des Vaters vorzuenthalten, wäre schlechterdings nicht zu verantworten.

St. Peter - nur ein totes Museum?

Bild: Edward Pentin, aus dem genannten Artikel im NationalCatholicRegisterSeit gestern steht die Peterskirche unter dem Diktat einer rechtswidrigen und ungültigen (so die Kardinäle Müller und Burke) Anordnung, die „Einzelmessen“ verbietet und die überlieferte Liturgie des authentischen römischen Ritus in eine Kapelle mit 8 Plätzen in der Unterkirche verbannt. Zwei amerikanische Vatikan-Journalisten waren am Montag Vormittag vor Ort – Edward Pentin um kurz nach 7 Uhr, Courtney Mares gegen 8 Uhr 30. Beide melden den gleichen Befund: An den nach verbindlichem Zeitplan angesetzten jeweils zwei Konzelebrationen nehmen noch nicht einmal eine handvoll Priester teil, auch so gut wie keine Gläubigen. Leere und bleierne Stille in dem riesigen Gotteshaus, beide Journalisten fühlen sich in ein totes Museum versetzt.

Hoffnungen, durch Briefe und Mails an das Staatsekretariat die Anordnung zurücknehmen lassen zu können, haben sich nicht erfüllt. Der Apparat hat die  Petenten noch nicht einmal einer Antwort gewürdigt. Er nutzte auch nicht die Woche bis zum Inkrafttreten der Anordnung, dieser eine zumindest den formalen Anforderungen eines Rechtsaktes entsprechende Form zu geben: Nach wie vor kommt der Ukas von einer für die Reglung der Liturgie unbefugten Stelle und richtet sich an die Hausmeisterei statt an den Erzpriester der Basilika als den zuständigen Kirchenrektor. Verachtung des Rechtes entwickelt sich zu einem Kennzeichen dieses unglückseligen Pontifikats, seitdem Franziskus nach seiner Amtsübernahme die zeremonielle Fußwaschung am Gründonnerstag einerseits auch für Frauen „aus dem Volk Gottes“ öffnete, andererseits aber selbst auch an moslemischen Gefängnisinsassen und -insassinen vollzog. Doch auch wenn der gegenwärtige Amtsverweser es anders sieht: der Papst steht nicht über dem Gesetz. Er kann Gesetze erlassen oder ändern – aber wenn er sie einfach ignoriert, wie das manche seiner Vorgänger in Renaissance und Barock gewohnt waren, beschädigt er aufs schwerste die Achtung vor dem Recht und das römische Erbe der Kirche - ebenso die Achtung seiner eigenen Person.

Zur Sache Konzelebration selbst haben wir bereits hier das Nötige gesagt. Bleibt uns noch der Verweis auf einen ausgezeichneten Artikel des amerikanischen Publizisten Robert Royal auf „The Catholic Thing“, in dem der Autor eine Passage aus einem Brief des hl. John Henry Newman aus dem Jahr 1846 zitiert – das war ein Jahr nach der Aufnahme Newmans in die katholische Kirche. Newman beschreibt darin, wie er die zahlreichen „Einzelzelebrationen“ an einem frühen Morgen im Dom von Mailand erlebt hat:

Ich habe schon vor Monaten gesagt, daß ich nie wirklich wußte, was Gottesdienst als objektives Geschehen bedeutet, bevor ich zur katholischen Kirche kam und Teilnehmer an ihrem öffentlichen Gottesdienst wurde. Nun sage ich das selbe über ihre Art der Nutzung von Kathedralen. Ich kann mich da nur schlecht ausdrücken und bin unsicher, ob sie mich verstehen, aber eine kaholische Kathedrale ist eine Art von Welt für sich, jeder geht seinen eigenen Geschäften nach , aber diese „Geschäfte“ sind spiritueller Art. Beter, in Gruppen oder einzeln, knien oder stehen an verschiedenen Plätzen, – einige an Schreinen, andere an Altären ­– sie hören die Messe und kommunizieren, Ströme von Gläubigen treffen aufeinander oder gehen aneinander vorbei – ein Altar nach dem anderen wird für die Messe erleuchtet, wie Sterne am Himmel – Glocken teilen mit, was an Stellen geschieht, die man nicht sehen kann – und während alledem singen die Kanoniker in ihrem Chor die Matutin und Laudes, zum feierlichen Abschluß steigen Wolken von Weihrauch vom Hochaltar auf – und so geschieht es in einem der schönsten Gebäude der Welt an jedem einzelnen Tag – und all das ohne Gekünsteltheit und Krampf, sondern jeder wie er es gewohnt ist, jeder kümmert sich um Seines und überläßt den anderen das Ihre.

Die höhere Einheit zum Lobe Gottes, die aus dieser Vielfalt hervorgeht, haben die Kollektivisten des 20. Jahrhunderts nie verstanden, ihre kläglichen Nachfolger und Nachplapperer im 21. Jahrhundert sind dazu offenbar noch weniger in der Lage. Rücksichtslos und ohne jede Achtung vor Tradition und Gesetz zerstören sie, was sie nicht begreifen – und da sie so gut wie nichts wirklich verstanden haben, ist nichts vor ihnen sicher. Die Peterskirche als Museum, mit Online-Ticketverkauf für die Romtouristen und Virenscanner am Einlaß – wer weiß, vielleicht wäre das genau nach ihrem Geschmack.

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