Am Rande - Woche 23

Verdrehtes Pontifikat?

(6. 6.)

Bild: Screenshot

 

Andrea Gagliarducci teilt heute in seinem Wochenkommentar eine interessante Wahrnehmung mit: Immer wieder behaupten die Freunde des regierenden Pontifex innerhalb und außerhalb der Kurie lautstark, eine bestimmte seiner Aktionen stelle einen geradezu revolutionären Bruch mit dem bisher üblichen dar - obwohl diese Aktion in Wirklichkeit durchaus in der Kontinuität mit früheren Entscheidungen und seinen Vorgängern steht Anlaß für Gagliarduccis Überlegung ist das neue Gesetz zur Regelung des Vatikanischen Ausschreibungswesens, das im Wesentlichen in der Linie der schon vor Jahren erarbeiteten Vorschläge Kardinal Pells steht und auch bereits von Benedikt XVI. in ähnlicher Weise angestrebt wurde. diese Kontinuitätslinien zeigt Gagliarducci in überzeugender Weise auf.

Allerdings hätte er noch eine weitere Beobachtung machen und beschreiben können: Immer wieder behaupten die Freunde von Franziskus in Kurie und Weltpresse, bestimmte Verlautbarungen oder Aktionen des Papstes stünden doch ganz om Sinne der Tradition - zumindest wenn man diese als „lebendige Tradition“ betrachte - während kritische Beobachter im konkreten Fall einen unübersehbaren Bruch mit altehrwürdigen Traditionen und seit je überlieferten Lehren wahrnehmen.

Offenkundig ist hier ein großangelegtes Verwirrspiel im Gange. In Dingen, die die mehr weltliche Seite des Vatikans betreffen, werden Aktionen Franziskus als "einzigartig zukunftweisend" herausgestellt, selbst wenn schon seine Vorgänger versuchten, hier auf nach den Anforderungen der Zeit zu agieren. Auch Pius XII. verreiste nicht mit der Postkutsche, sondern mit dem Benziner. Doch da, wo es um die Lehre und die sakramentale Substanz der Kirche geht, behaupten die Promotoren radikaler Umbrüche Kontinuität - die Frösche sollen nicht merken, wenn das Badewasser zum Kochwasser wird.

Eine bemerkenswerte Strategie, der nachzugehen für einen Kenner der vatikanischen Interna wie Gagliarducci sicher eine lohnenswerte Aufgabe wäre.

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Nur neoprotestantisch?

(4. 6.)

Bild: Von der Website altemeister.museum-kassel.de/32190

 

Der Neoprotestantismus bricht sich seine Bahn“ hat Peter Winnenmöller seinen Wochenkommentar auf kath.net überschrieben, demn wir in allem zustimmen. Nur gegen die Wahl des Begriffs „Neoprotestatntismus“ haben wir Einwände: So fern, wie das heutige Dreamteam Bedford-Käßmann/Marx-Bätzing dem Glauben und der Lehre Christi steht, standen ihm weder die ursprünglichen Reformatoren des 16. noch die „klassischen Protestanten“ des 19. Jahrhunderts. Derzeit entsteht unter ökonomischen ökumenischen Vorzeichen etwas, das nur noch „neo“ ist, sich aber weder auf Moses und Abraham noch auf Christus und seine Apostel berufen kann. Eher auf den Vater aller Lügen.

Wer immer noch nicht wahrhaben will, wohin der Zug längst abgefahren ist, findet wie so oft wertvollen Aufschluß im Zentralorgan der deutschkatholischen Kirchenverderber „katholisch.de“. Besonders informativ die Auslassungen eines „Theologen“ namens Volgger, der das volle Ehesakrament für Homosexuelle ansteuert – nur Schritt für Schritt will er dabei vorgehen, damit der Frosch nicht vor der Zeit merkt, daß er gekocht wird. Aufschlußreich auch die Verärgerung über den Rückzug von Weihbischof Schwaderlapp aus dem Modern-Sex-Forum des Synodalen Weges, der somit nicht länger als Feigenblatt zur Verfügung steht, und nur noch peinlich die Intervention eines anderen „Theologen“, der in pseudowissenschaftlichem Jargon den Umsturz aller Moralvorstellungen als die einzig vertretbare Form der Traditionswahrung in der Kirche darstellt (hier). Müssen wir für solchen Unfug wirklich Kirchensteuer zahlen?

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Einheit - bedroht oder schon verloren?

(2. 6.)

In Italien ist der Pfingstmontag kein gesetzlicher Feiertag - in Deutschland wohl auch bald nicht mehr, darauf wird zurückzukommen sein - und deshalb ist Andrea Gagliarduccis montägliche Kolumne mit Hintergrundberichten und Analysen aus dem Vatikan auch ganz normal erschienen. Thema wie so oft und hier immer öfter nur mit gelangweiltem Schulterzucken quittiert: Strategie und Taktik im Pontifikat des Mannes aus der jesuitischen Pampas.

In dieser Woche geht Gagliarducci allerdings eine Kernfrage an: Wird dieser Papst, der so gerne links blinkt, rechts redet (oder umgekehrt) und dann in die Richtung losfährt, die ihm gerade passt - wird dieser Papst, die Einheit von Glaube und Kirche wahren können oder mit seinen vielfältigen Zwiespältigkeiten endgültig verspielen? Am nächsten kommt der Kommentator wohl der Wahrheit, wenn er anhand des deutschen Beispiels darüber nachsinnt, daß es vielleicht auf den Papst, zumindest auf diesen Papst, gar nicht mehr so sehr ankommt: Die Regionalfürsten tun, was man sie seit Jahrzehnten unsanktioniert tun läßt: Nämlich das, was sie wollen. Die Einheit ist nur noch eine Fiktion, und ob diese Fiktion hilfrei ist oder den Auflösungsprozess beschleunigt, wird sich früher herausstellen, als vielen lieb ist.

Galliarduccis Text erschien wie jeden Montag auf Monday Vatican, deutsch beim Beiboot Petri.

Am Rande - Woche 22

Das höhere Recht

(28. 5.)

Bild: Screensgot von Youtube

Daß die deutschen Bischöfe (und nicht nur sie) mit ihrer unterwürfigen Folgsamkeit bei Kirchenschließungen und Sakramenten-Lockdown vielfach gegen Pflicht und Auftrag der Kirche verstoßen haben, steht außer Zweifel. Ebenso freilich auch, daß es nicht angegangen wäre, sich unter Pochen auf die Autonomie der Kirche in gottesdienstlichen Angelegenheiten begründbaren staatlichen Regelungen leichtfertig zu widersetzen. Hier müssen alle Beteiligten genau hinsehen: Was kann und muß im Sinne der Eindämmung einer Epidemie hingenommen werden – was kann sich die Kirche gar nicht und unter gar keinen Umständen abhandeln lassen, auch wenn ihre Seelsorger dafür mit öffentlicher Kritik und Bestrafung rechnen müssen. Was erfordert also das Heil der Seelen, höchster Wert und Daseinszweck der Kirche Christi?

Klaus Obenauer hat sich der Mühe unterzogen, das schwierige Feld näher auszuleuchten. Sein heute auf kath.net veröffentlichter Artikel ist lang und nicht ganz leicht zu lesen, und er widersteht erfolgreich der Versuchung, Patentrezepte zu entwickeln.Gerade deshalb sollte ihn jeder zur Kenntnis nehmen, den die Frage nach dem rechten Verhältnis zwischen staatlicher Autorität und kirchlichem Auftrag umtreibt.

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Auf dem synkretistischen Holzweg

(27. 5.)

Bild: Aus dem britischen Satiremagazin https://www.dailysquib.co.uk/

Moderne Theologen verwenden viel Sitzfleisch darauf, sich vom „rächenden und strafenden Gott“ des Alten Bundes abzugrenzen, ohne zu merken, wie sehr das im Widerspruch zu ihrem zu anderer Gelegenheit beschworenen polit-theologischen Philosemitismus steht. Gegenüber dem Islam lassen sie sich dagegen streng von „abrahamitischen“ Phantastereien leiten und übersehen großzügig, welche irrationalen, blutigen und menschenfeindlichen Züge dem Gott des Propheten zu Eigen sind – von den täglichen und stündlichen Martyrien, denen Christen im Reich dieses Propheten unterworfen sind, ganz abgesehen.

Und so haben auch in diesem Jahr wieder deutsche Bischöfe zum Ende des (Tag-)Fastenmonats Glückwünsche abgeliefert, in denen sie aus Naivität oder Opportunismus behaupten: „Gemeinsam bezeugen wir so in unserer je eigenen Weise die heilbringende Gegenwart Gottes in der Welt.“ Michael van Laack hat auf Philosophia Perennis ein paar treffende Worte dazu gesagt – und wo er Recht hat, hat er Recht.

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Koch: Auf lange Sicht keine Koexistenz der Riten

(25. 5.)

Die Herder Korrespndenz hat sich in Ausgabe 6/2020 mit den aktuellen römischen Aktivitäten um die überlieferte Liturgie und die dadurch ausgelösten Reaktionen beschäftig. Interessantester Teil des Beitrags ist ein am Schluß präsentiertes Zitat aus einem Gespräch mit dem in der Sache freilich unzuständigen „Ökumene-Kardinal“ Kurt Koch:

„Auf lange Sicht kann es nicht bei der Koexistenz der beiden Formen bleiben... Die Eucharistiefeier ist die zentrale Feier der Einheit der Kirche. Diese Bedeutung kann sie nicht haben, wenn es Streit und Auseinandersetzungen um sie gibt. ... Es wäre zu wünschen, dass es in Zukunft zu einer Versöhnung der beiden Formen kommt, so dass wir irgendwann statt zwei verschiedener nur noch eine Form als Synthese haben.

Ach ja - was machten wir bloß ohne unseren guten alten Hegel und dessen dialektischen Dreischritt. Welche Erfolgsaussichten das hier wieder mal propagierte Modell hat oder nicht, werden wir in den nächsten Tagen ausführlicher betrachten.

Am Rande - Woche 21

Der neue Kulturkampf

(23. 5.)

Bild: Aus dem zitierten Artikel auf Kath.net.

Der neue Kulturkampf, von dem Michael Hesemann im Zusammenhang mit den erneuten Angriffen auf Pius XII. schreibt, ist so neu eigentlich nicht: Er wid seit 1789, in Deutschland spätestens seit Bismacrk, nur gelegentlich durch Waffenstillstände unterbrochen. Neu ist zum einen das Ausmaß, in dem dieser Kampf auf alle Lebensbereiche ausgedehnt worden ist - Gendersprache und Homoehe nur als Beispiele. Auch Gottesdienstverbote zur Seuchenbekämpfung lassen sie hier einordnen. Vor allem aber neu ist, in welchem Umfang der Kampf gegen Gott und Kirche von innerkirchlichen Akteuren untestützt wird.

In Deutschland tun sich dabei einzelne Bischöfe besonders hervor und haben es geschafft, die ganze Bischofskonferenz auf ihren Kurs zu verpflichten. Und so wundert es einen denn nur begrenzt, daß der Münsteraner Märchenerzähler Kirchenhistoriker Hubert Wolf, der jetzt mit seinen unhaltbaren Fakes durch die Medien gereicht wurde, für seine „Forschungsarbeiten“ auch noch Geld von der Bischofskonferenz erhält - während gleichzeitig seriöse Historiker in ihren Arbeiten und bei Veröffentlichungen behindert werden. Mehr und vor allem viele Fakten dazu sind nachzulesen auf kath.net

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Ritus oder Rituskirche?

(21. 5.)

Bild: CNS/Paul/Harig, aus dem zitierten Artikel auf CWR

Auch wenn der „amazonische Ritus“ im päpstlichen Schlußdokument zur Synode keine große Rolle spielt - die Bemühungen, einen solchen Ritus per Komittee zu schaffen und einzuführen, gehen weiter. Die bloße Tatsache, daß Franziskus sich zu dem Thema nicht speziell geäußert hat, bedeutet noch lange keinen Schlußstrich. Dabei wird es immer offensichtlicher, daß einige Protagonisten der Idee nicht nur auf eine „Bereicherung“ liturgischer Riten durch mehr oder weniger glücklich inkulturierte Elemente der amazonischen Geistes(und Geister-)welt aus sind, sondern eine eigene Rituskirche schaffen wollen. Mit eigener Struktur und eigenem Recht, Frauenweihe und Zölibatsverzicht inklusive. Und natürlich als Vorbild für andere Flußregionen wie etwa das doch ebenfalls höchst missionsbedürftige wilde Rheinland.

Fr. Vincent Twomey SVD, der viele Jahre als Missionar in schriftlosen Gesellschaften mit ähnlichen Fragen zu tun hatte, wie sie jetzt zu Amazonien vorgetragen werden, hat sich auf Catholic World Report zu einigen der sich hier stellenden Problemen geäußert. 

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Doppel ohne Moral

(20. 5.)

Bild: Screenshot bei ebay-canada

Texas – Atheist soll hingerichtet werden. Portugal: Minister fordert Erschießung von Gotteslästerern. Berlin: Ungläubiger Autor für vogelfrei erklärt.

Solche Schlagzeilen klingen nach Fakenews – obwohl einem beim Berliner Beispiel schon Ähnlichkeiten zum einen oder anderen aktuellen Fall durch den Kopf gehen könnten, freilich nicht mit religiösem Hintergrund.

Keine Fakenews wären solche Schlagzeilen, wenn statt der westlichen Ortsnamen solche aus der mohamedanischen Welt  da stünden. Allerdings schaffen es diese ganz und gar realen Nachrichten nur in seltenen Fällen in unsere Nachrichten, in die Schlagzeilen fast nie. Weil wir es eh schon wissen? Oder weil wir es lieber nicht wissen wollen?

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Weltkarte des Martyriums

(18. 5.)

William Kilpatrick hat auf Catholic World Report einige Beispiele zusammengetragen und sich seine Gedanken dazu gemacht.

 

Bild: Screenshot

Ein italienischer Student hat auf der Grundlage aktuieller Materialien (Martyrologium Romanum und vatikanische Akten) eine „Weltkarte der Märtyrer“ erstellt, die die geographische Verteilung der in seinem Material erfassten martyria darstellt. Auf den ersten Blick könnte man denken, daß dabei nur das alte Imperium Romanum eine Rolle spielt - der zweite Blick macht das weltweite Phänomen sichtbar.

Die Karte enthält Ansätze zur Interaktivität: Man kann sich z.B. nur die martyria des 20. Jh. anzeigen lassen - ein bemerkenswerter Eindruck. Weitere Informationen zur Karte bringt messa in latino.

Ein Vorschlag für alle, die die Idee gut finden und an ihrer Weiterentwicklung mitarbeiten wollen: Wie wäre es, wenn die roten Punkte nicht nur einfach rote Punkte wären, sondern Links, die Seiten aufrufen, die den Ort selbst und einzelne Märtyrer dieses Ortes vorstellen? 

Am Rande - Woche 20

Sozial relevant

(15. 5.)

Bild: Christoph Müller, Wikimedia, CC BY-SA

Wolfgang Thierse, früherer Bundestagspräsident und verrenteter SPD-Politiker, hat den Kirchen bescheinigt, sie hätten „auch in Demokratien noch längst nicht ausgedient“. Als Schwerpunkte ihres Dienstes sieht er die „Motivation für soziales Engagement, Sensibilität für Mitleiden und Vergeben, und normative Bindekraft für eine zerklüftete Gesellschaft.“

Die Redakteure von siewissenschonwo sind begeistert und referieren den Flachsinn in byzantinistischer Ausführlichkeit. Uwe C. Lay hat es gelesen, gelacht und etwas dazu aufgeschrieben. Wer mitlachen will - bitte hier.

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Requiescat in Pace

(13. 5.)

Bild: John Sonnen, Orbis Catholicus Secundus

Kardinal Sarah vollendet am kommenden 15. Juni sein 75. Lebensjahr. Seine reguläre Amtszeit als Präfekt der Gottesdienstkongregation wäre bereits im vergangenen November abgelaufen. Allgemein rechnet man in Rom damit, daß Papst Franziskus jetzt im Juni einen Nachfolger für den ungeliebten Afrikaner ernennt.

Der römische Gerüchtemarkt handelt derzeit zwei mögliche Kandidaten. An erster Stelle steht danach der 55-jährige Bischof von Tortona, Vittoria Viola, dem der direkte Bugnini-Schüler und Mitarbeiter Luca Brandolini anläßlich seiner Bischofsweihe den Bischofsring des verehrten Meisters überreichte. Mehr dazu bei katholisches.info

Auf dem zweiten Platz steht – so sehen es die Kollegen von Messainlatino  – der Liturgologe Andrea Grillo, der nicht nur einer der bewährtesten Feinde der überlieferten Liturgie ist, sondern als Laie auch besonders geeignet wäre, die gnadenlose Reformsymbolik dieses Pontifikats zu verkörpern. Für ihn spricht nach einem von Grillo auf seinem Blog nachpublizierten Artikel aus Portugal, daß er, Grillo, „einer der brillantesten und sensibelsten Liturgiker nach dem zweiten Vatikanischen Konzi“ sei und „einer der wenigen, die den Mut haben, die neo-tridentinischen Tendenzen wirksam anzuprangern.“ Das hätten wir aber nicht von ihm gedacht!

Nun ja,  wie das mit Gerüchten so ist. Gut möglich, daß der Papst noch ein anderes Kaninchen aus der Mitra zieht, und fast sicher, daß auch Sarahs Nachfolger nichts tun kann, was Franziskus mißfällt. Und ganz sicher, daß die überlieferte Liturgie auch dann nicht mehr abzuschaffen ist, wenn der Geist Bugninis selbst zurückkehrte. In diesem Sinne: Er ruhe in Frieden.

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Ohne vier, gespielt fünf

(11. 5.)

Bild: aus dem zitierten Artikel von kath.net

Der Theologe Helmut Müller, Autor der gegenwartskritischen Ideensammlung Zeitgerecht statt zeitgemäß, hat bei kath.net einen satirischen Seitenblick auf die Kartentricks des Freiburger „Fundamentaltheologen“ Magnus Striet geworfen:

Magnus Striet liebt in der Theologie offensichtlich die Nullvarianten wie manche Skatspieler im Skat. Das Nullspiel ist bis 23 reizbar, Nullhand bis 35, Null-ouvert bis 46 und wenn das Blatt es hergibt, Revolution bis 96. Für Nichtskatspieler bedeutet das, wie bei Nietzsche die „Umwertung aller Werte“, und zwar Stück für Stück, wie man beim Skatspiel reizt, und wenn man ein günstiges Blatt auf der Hand hat sogar bis 96 reizen kann. Dann spielt man Revolution.

Das Gegenstück zum „Null-Spieler“ Striet sieht Müller im „Farbenspieler“ Ratzinger:

ein Spiel mit vier Buben und nicht mal aus der Hand, kann man bis 120 reizen und damit Revolution überbieten.

Der Vergleich der Theologie mit dem Kartenspiel mag ungewohnt erscheinen – aber so, wie Müller das angeht, hat das was. Am besten in seiner ganzen Hintergründigkeit auf kath.net nachlesen.

Am Rande - Woche 19

Sakrilegisches

(8. 5.)

Bild: Aus dem Bericht auf NLM

Peter Kwasniewski hat heute auf New Liturgical Movement einen niederschmetternden Bericht über die phantasievollen Formen der Kommunionspendung, die derzeit in einigen Gemeinden praktiziert werden. Einige davon dürften im Widerspruch zum Kirchenrecht stehen, anderer jedenfalls zum Inhalt dessen, worum es hier geht: Der Priester verteilt schließlich keine Kekse, sondern reicht den Gläubigen den Leib des Herrn. Die Illustrationen zu dem Artikel hat Kwasniewski übrigens von einer Gläubigen aus Deutschland erhalten - wieder einmal Weltmarktführer?

Nicht unbedingt. Rorate Cæli bringt einen Brief von Fr. John Rao an Freunde des „Roman Forum“, dem zu entnehmen ist, daß es zumindest in den USA ähnlich zugeht. Und Rao hat eine treffliche Erklärung für das sakrilegische Vorgehen vieler Bischöfe und Priester:

Zugegeben – sie sind von einer Art „heiliger Furcht“ erfasst — nämlich der Furcht, daß im Fall, daß sie die Tore ihrer „Kirchen der Erneuerung öffnen – die normalerweise so leer sind, daß „social distancing“ nicht schwer fällt – daß dann jemand behauptet, angesteckt worden zu sein und sie auf Schedenersatz verklagt. Und das wäre dann wirklich eine Katastrophe.

In Deutschland ist es vielleicht weniger die Furcht vor Klagen, sondern vor Presseberichten, die endlich die Kirche als den Schuldigen ausgemacht hätten. 

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Bemerkenswerte Fronten

(7. 5.)

In einem Kommentar der Tagespost nimmt Guido Horst Stellung zu der bemerkenswerten Entwicklung in Italien, wo die Bischöfe energisch eine Freigabe des Gottesdienstbesuchs in Übereinstimmung mit anderen Restriktionsaufhebungen verlangt haben - und dann von Regierungschef Conte und Vatikanchef Franziskus gemeinsam zum Rückzug gezwungen wirden. Horst schließt mit den Worten:

Symbol für die Niederhaltung der Kirche Italiens durch das stillschweigende Bündnis zwischen Vatikan und Staat ist der Petersplatz, der einzige der öffentlichen Plätze des Landes, den man nicht betreten darf. Warum das so ist? Eine Frage, die niemand beantworten kann. Und der Petersdom? Wo im Mai viele vor dem Grab des vor hundert Jahren geborenen Karol Wojtyla beten würden – mit Gesichtsschutzmaske und Sicherheitsabstand. Der Vatikan lässt es nicht zu. Franziskus bleibt vorerst der einzige, den man via Fernsehen und Livestream täglich virtuell erleben kann. 

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Benedikt Bio - erste Reaktionen

(6. 5.)

Bild: Detail aus Luca Signorelli: Die Taten des Antichrist

Die soeben erschienene Ratzinger-Biographie von Peter Seewald enthält auch Material aus Gesprächen, die der Autor in jüngster Zeit (2018 und 2019) mit dem Ex-Papst geführt hat. Diese Teile finden naturgemäß größte Beachtung. Maike Hickson zitiert ausführlich Sätze, in denen Benedikt Erscheinungen der westlichen Gegenwartsgesellschaft – Diktatur des Relativismus, Genderwahn, Kultur des Unfruchtbaren und des Todes, Christenverfolgung – in Zusammenhang mit dem Wirken der Kraft des Antichristen setzt. Auch Antonio Socci ist dieser aktuelle Schwerpunkt aufgefallen. In den wütenden Angriffen der (Pseudo) Liberalen in Staat und Kirche gegen diese Aussagen erblickt er ihre Bestätigung. —

Besonders schwer getroffen sieht sich die Deutschkirche. Redakteur Felix Neumann von Sie-Wissen-Schon-Wo bescheinigt dem Papa Emeritus, wegen seiner Ablehnung der Homo-Ehe in Widerspruch zur Weltoffenheit des 2. Vatikanischen Konzils zu stehen und Menschenrechte zu beschädigen. Und der „Theologe“ Magnus Striet sieht die Chance, durch eine schwindelerregende intellektuelle Pirouette Punkte bei denen zu sammeln, an deren Wohlwollen ihm offenbar besonders gelegen ist. In der praktisch ohne traditionelles Präzedenz erfolgten Form der Abdankung Benedikts, so deutet er an, könne man auch eine von diesem gewollte Berechtigung und Aufforderung dazu erblicken, „Tradition innovativ zu erweitern“. Etwa in Richtung „Diakoninnen und Priesterinnen“, „moraltheologische Akzeptanz homosexueller Lebensgemeinschaften“ sowieso.

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Klare Verhältnisse?

(5. 5.)

Mit einer Verfügung der Glaubenskongregation sind jetzt die Einrichtungen des Belgischen Laienordens „Bruderschaft der Barmherzigkeit“ dazu verpflichtet worden, sich nicht mehr als „katholisch“ zu bezeichnen. Die psychiatrischen und geriatrischen Kliniken der Bruderschaft hatten darauf bestanden, die von der staatlichen Gesetzgebung in Belgien erlaubten, von der Kirche jedoch strikt verbotenen Möglichkeiten zur „Euthanasie“ anwenden zu können. Von daher ist die römische Entscheidung uneingeschränkt zu begrüßen.

Offen bleibt zunächst, welche praktischen Auswirkungen das haben wird. Nicht die Laienbruderschaft, sondern ein gleichnamiger Verein, der überwiegend von nicht der Bruderschaft angehörendem medizinischem Personal geleitet wird, ist rechtlicher Träger der Kliniken. Der Konflikt bestand also weniger zwischen der Bruderschaft insgesamt und Rom als zwischen der mehr geistlichen und der mehr weltlichen Seite innerhalb der Doppel-Bruderschaft. Die „geistliche Seite“ hat nun angekündigt, „schweren Herzens die Einrichtungen aufzugeben“. Seit dem deutschen Verwirrspiel um die Abtreibungsberatung von Donum Vitae weiß man, daß solche Ankündigungen oder Erklärungen nicht immer das bedeuten, was sie zu sagen scheinen.

Ausführlicher Bericht beim National Catholic Register.